„Abschied & Willkommen“: Staffelstab-Übergabe beim Kinderchor

Am Samstag sagen Sabine Bauer und Manfred Wipler „Tschüss“. Die beiden Gründer und Chorleiter vom „Kinderchor Halle (Saale) – das Original seit 1978“ machen nach 220 Chorlagern sowie 60 Konzertreisen in 16 Länder Platz für Nachfolgerin Inge Feye. Die Belgierin wird künftig den Chor leiten.
Doch vorher verabschieden sich Bauer und Wipler mit dem Konzert „Abschied & Willkommen“ am 17. September um 16 Uhr in der Ulrichskirche. Dort treten der Kinderchor, der Jugendchor, der Lehrerchor und Pfeifferstuhl Music auf. Tickets kosten 10 Euro, Kinder, Schüler und Studenten zahlen 8 Euro. Sie können per Mail unter karten@singschule-halle.de bestellt werden. Zudem gibt es sie im Büro der Singschule im Künstlerhaus 188 im Böllberger Weg sowie an der Abendkasse.
Etwa zwei Stunden dauert das Konzert. Darin wolle man keine Sentimentalität aufkommen lassen, sagte die scheidende Chorleiterin Sabine Bauer. Ganz oft würden Freude, Frohsinn und ähnliche Worte vorkommen. Allein das erste Lied enthalte zehnmal das Wort „Freude“. Bauer verspricht ein „Musikalisches Chaos“. Titel aus 42 Jahren Chorgeschichte wird zu hören sein. Das darf auch das „Lied vom Räuchermännchen“ nicht fehlen. „Da muss eben mal kurz Weihnachten werden“, scherzte Bauer. Ein Themenkomplex wird sich den Höhen und Tiefen widmen. „Höhen hatten wir viele“, so Bauer. „Tiefen hatten wir auch, die waren aber nicht so schlimm.“ Musikalisch werden auch die Reisen des Chors thematisiert, beim Schwerpunkt „Chor in Bewegung“ geht es um angedeutete Tänze. Und auch Lieder für Ehemalige sollen erklingen. Mitsingen ist ausdrücklich erwünscht. Erwartet wird der belgische Komponist Kurt Bikkembergs. Und die scheidende Chorleiter Bauer und Wipler haben auch einen Dankesbrief verfasst. Den wolle man auf dem Festkonzert verteilen. „Und wer ihn lesen will, macht ihn auf. Und wer nicht, der nicht.“
„Jetzt geht’s auf zu neuen Ufern“, freut sich Singschulen-Vorstand Sylvia Welzig über die Verpflichtung der neuen Leiterin. Vorausgegangen sei ein langwieriges Auswahlverfahren. Lange habe sich der Verein über das Ehrenamt über Wasser gehalten. „Wir sind froh, dass es uns noch gibt“, umschreibt Welzig die schwierigen Zeiten nach der Trennung von der Jugendwerkstatt Frohe Zukunft. Doch die institutionelle Förderung, der Verein bekommt von der Stadt 40.000 Euro pro Jahr, mache es nun möglich, einen Chorleiter zu bezahlen. Erstaunlich viele Bewerber habe man gehabt. „Wir freuen uns, dass wir endlich den Staffelstab übergeben können“, sagte Welzig. Es werde nun eine einmonatige Übergangsphase geben.
Die „Neue“ hat in Belgien Musik studiert, ihren Master für Orgel und Direktion gemacht. Sie habe dann in Belgien viel mit Musikschulen gearbeitet und eine eigene Singschule gehabt, zudem in den Niederlanden gearbeitet, so Inge Feye. Irgendwann habe sie dann die Ausschreibung für Halle gesehen, sich beworben und kam dann letztendlich im März erstmals in die Saalestadt. Die scheidende Chorleiterin Sabine Bauer sagte, die Kinder seien beim Auswahlverfahren dabei gewesen, dort habe Feye eine hohe Punktzahl bekommen. Zwar habe die endgültige Entscheidung eine zwölfköpfige Jury gefällt. Doch die Kinder wollte man nicht Außen vor lassen. „Chor ist mehr als Singen“, sagt Sabine Bauer. „Wir wollen die Kinder als Persönlichkeit begreifen, nicht als Stimmvieh.“ Der neuen Chorleiterin wolle man aus den Erfahrungen gute Ratschläge geben, um Gefahren begegnen können. Auch die Mentalität der Kinder wolle man erklären. Am Wochenende hatte der Kinderchor im Zoo bereits seinen ersten Auftritt mit Inge Feye. Ganz aus der Welt verschwunden sein werden Sabine Bauer und Manfred Wipler aber nicht. „Wir werden wie beim Staffellauf ein bisschen mitlaufen“, so Sabine Bauer. „Ich kann arbeiten, ich muss nicht.“ Feye als Belgierin kam deshalb nach Halle, weil in ihrer Heimat eine solche Kinderchor-Arbeit nicht möglich ist, dort mangelt es an der nötigen Förderung. Das macht sich durchaus in der Qualität der Chöre bemerkbar, was auch Sabine Bauer bereits festgestellt hat. Immerhin war der hallesche Kinderchor der erste und einzige DDR-Chor, der in Belgien aufgetreten ist. „Die Leistung fehlt“, so Bauer über die belgischen Chöre. „Aber das Interesse ist da.“
Zum Einstand bekam die neue Chorleiterin gleich etwas aus ihrer Heimat. Schließlich ist Sabine Bauer für ihre Hartnäckigkeit und spontanen Ideen bekannt. Und so hatte sie beim Sommerfest der Bundespräsidenten Joachim Gauck am vergangenen Freitag auch den belgischen Premierminister Charles Michel getroffen. Ihm luchste sie gleich ein Autogramm ab. Auch belgisches Duvel-Bier und belgische Pralinen hatte Bauer am belgischen Stand zum Sommerfest organisiert.
Eine Zäsur für den Kinderchor war die Trennung von der Jugendwerkstatt. Denn mit einmal war das Domizil weg. Nach einem „Kirchenasyl“ in der Kirchgemeinde Beesen hat der Verein nun seit einem halben Jahr seinen Sitz im Künstlerhaus 188. Vorstandsmitglied Sylvia Welzig freut sich, dass es in all der Zeit keinen Mitgliederschwund gab. Derzeit sei noch die Baustelle vor der Tür problematisch. „Wir hoffen, dass die Bauerei bald zu Ende ist.“ Welzig lobte den guten Kontakt zu Hausleitung und Künstlern. Doch einiges ist noch zu tun. „Uns fehlen noch Räume“, sagt Manfred Wipler. In Lochau und Leuna seien noch Dinge des Vereins untergebracht. Und Sabine Bauer hofft auf eine zunehmende Akzeptanz der Politik. Man sei ein Repräsentationschor. „Wir wollen die Stadt Halle repräsentieren“, so Bauer, „dafür brauchen wir große Qualität.“
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