Aus für “Traditionsgemeinschaft Bw Halle P” im Bahnmuseum: Kooperation wird nach 28 Jahren beendet
Für die “Traditionsgemeinschaft Bw Halle P” im Bahnmuseum Halle (Saale) ist nach 28 Jahren im Lokschuppen an der Steintorbrücke Schluss. Die Deutsche Bahn-Stiftung habe überraschend die Kooperation mit dem Bahn-Sozial-Werk zu Ende April gekündigt.
Die Deutsche Bahn will mit einem neuen Konzept durchstarten. Betriebsfähige Lokomotiven wird es es nicht mehr geben. Dadurch ist an eine erneute betriebsfähige Aufarbeitung der Dampflok 03 1010 nicht zu denken. Trotzdem sollen Besucherzahlen und Einnahmen verdoppelt werden, beispielsweise durch Kletter- und Kriechstrecken, Familienrutsche, Holzeisenbahn, Veranstaltungsbereich und einen neuen Verkaufsshop. Man zweifele daran, dass das mit diesen vorgesehenen Maßnahmen gelingen kann und das Museum so eine Zukunft haben wird.
Künftig will das Bahnmuseum die Zusammenarbeit nur noch mit einzelvertraglich gebundenen Ehrenamtlichen fortzuführen. Die Traditionsgemeinschaft muss sich nun ein neues Domizil suchen. Dort ist man auch sauer auf das BSW. “Die erhoffte Rückendeckung durch das Bahn-Sozialwerk haben wir leider nicht erhalten, obwohl wir als größte Freizeit- und Spendergruppe in der Region gelten.”
Erklärung der Traditionsgemeinschaft:
Anfang der 1990er Jahre hatte sich der Personalbestand, welcher die im Bw Halle P beheimateten und betriebsfähig vorgehaltenen Dampflokomotiven 18 201 und 03 1010 sowie die historische Schnellzuglokomotive E18 31 pflegte und bediente, infolge „Pensionierung“ derart reduziert, dass ein weiterer Einsatz der Museumslokomotiven für die Zukunft in Frage stand.
Es war unumgänglich, Nachwuchskräfte auszubilden und alle Initiativen zu bündeln! Nach einiger Vorbereitung erfolgte im März 1994 die Gründung der Bahn-Sozialwerk – Freizeitgruppe „Traditionsgemeinschaft Bw Halle P“ mit 32 Gründungsmitgliedern. Ein Statut wurde erarbeitet und beschlossen, sowie die Funktionen innerhalb der Gruppe geregelt und ein Arbeitsplan aufgestellt. Domizil unserer Gruppe wurde der Lokschuppen IV – hier hatte man bereits alle in Halle als Museumslokomotiven deklarierten Fahrzeuge konzentriert.
Zielstellung sind seitdem die Pflege und (i.d.R. samstägliche) Präsentation der Fahrzeugsammlung einschließlich der notwendigen Abstell- und Behandlungsanlagen, die Führung der betriebsfähigen Fahrzeuge bei Sonderfahrten, die Aufbereitung und Ausstellung von Bauteilen wie Stromabnehmern, Hauptschaltern, Luftpumpen usw., sowie die Aufarbeitung der Standort- und Bw- Geschichte. Zum Zeitpunkt der Vereinsgründung gehörten folgende Fahrzeuge zum Bestand: 18 201 mit Reserve-Öltender, 03 1010, 52 4900, E18 31, E11 001, E44 108, E95 02 und ein Mannschaftswagen.
Es zeigte sich recht schnell, dass (um rechtlich handlungsfähig zu sein und Verträge abschließen zu können) ein Eintrag in das Vereinsregister notwendig ist. Dies erfolgte im Januar 1998, so dass unsere BSW-Gruppe nun zugleich auch ein „e.V.“ war.
Im Laufe der Jahre ist unser Verein in jeder Hinsicht gewachsen. Obwohl so mancher Eisenbahnfreund „das Handtuch warf“, sei es nun altersbedingt oder aus schwindender Begeisterung, hat sich unsere Mitgliederzahl kontinuierlich erhöht und nach und nach bei einer Anzahl von ca. 100 Eisenbahnfreunden eingependelt. Die Zahl der betreuten Exponate ist auf über 20 Fahrzeuge angewachsen.
Knapp 10 Jahre später – im Juli 2003 – wurde unser Lokschuppen als Standort Halle des DB Museum Nürnberg eröffnet – basierend auf einen Vertrag zwischen Bahn-Sozialwerk und dem DB Museum. Einige wichtige Sanierungsarbeiten am Schuppendach sowie den sanitären Einrichtungen folgten; auch in der Folgezeit gab es noch einige bauliche Veränderungen, die sicherlich sehr notwendig waren. Die Sammlung (bestehend aus Lokomotiven, zusammengetragenen Exponaten aus aufgelösten Lehrwerkstätten und Dienststellen, ausgemusterten Signaltafeln u.v.m.) existierte bereits. Das Museum war nun offiziell Mieter des Lokschuppens und Eigentümer der Lokomotiven, die schon zu Zeiten der Deutschen Reichsbahn in Halle stationiert waren. Unsere Traditionsgemeinschaft hat wie in den Vorjahren an den Öffnungstagen den Museumsbetrieb personell abgesichert.
Höhepunkte eines jeden Jahres war (neben anderen Veranstaltungen) unser großes Sommerfest mit Gastlokomotiven, Lokpräsentationen auf der Drehscheibe, Mitfahrten auf den Lokomotiven, leckerer Verpflegung und fachkundigen Erklärungen sowie Anekdoten aus früherer Zeit – häufig mit Besucherrekord (vgl. u.g. Link).
In den Anfangsjahren unterstützte das DB Museum sogar Überführungsfahrten zu anderen Ausstellungen – so konnten wir die Sammlung einem noch größeren Publikum präsentieren.
Zeitgleich hat unsere Traditionsgemeinschaft über viele Jahre den Betrieb der deutschlandweit bekannten und vor Sonderzügen eingesetzten Lokomotive 03 1010 finanziert und personell gesichert. Das DB Museum nutzt diese Bilder auch gern, um sich als ein lebendiges Museum zu zeigen, wo sich Räder drehen, es nach Kohle und Dampf riecht und die Kraft der Lokomotiven zu spüren ist (vgl. u.g. Link).
In den letzten Jahren ist es schwieriger geworden. Das DB Museum sieht es aus eisenbahnrechtlichen Gründen als definitiv nicht möglich an, den Lokschuppen Halle als einen Standort mit betriebs- bzw. rollfähigen Lokomotiven zu erhalten und hat daher sämtliche Fahrzeugbewegungen untersagt. Für uns als Traditionsgemeinschaft bedeutet das, dass an eine erneute betriebsfähige Aufarbeitung der Dampflok 03 1010 nicht zu denken ist. Highlights, wie sie auf der Internetseite des DB Museums präsentiert werden, wird es demnach nur noch auf Fotos geben – nicht mehr auch nur einen Meter außerhalb des Lokschuppens (vgl. u.g. Link).
Das DB Museum hat in den letzten beiden Jahren ein neues Konzept für den Standort Halle erarbeitet. Ziel ist (trotz nicht mehr stattfindender Fahrzeugbewegungen) die Besucherzahlen und Einnahmen zu verdoppeln. Als Traditionsgemeinschaft unterstützen wir gern, zweifeln aber daran, dass das mit den darin vorgesehenen Maßnahmen (Kletter- und Kriechstrecken, Familienrutsche, Holzeisenbahn, Veranstaltungsbereich und neuer Verkaufsshop; im Haupthaus Nürnberg sogar mit bewirtschaftetem Gemüsegarten) gelingen kann und das Museum so eine Zukunft haben wird. Vermutlich sind wir auch etwas hartnäckig in der Lösungsfindung und hinterfragen ungleiche Möglichkeiten in den beiden Außenstellen des DB Museums (vgl. u.g. Link).
Letztlich hat sich das DB Museum nun entschlossen, den Vertrag mit dem Bahn-Sozialwerk zu kündigen und die Zusammenarbeit nur noch mit einzelvertraglich gebundenen Ehrenamtlichen fortzuführen. Uns hat man unmittelbar vor Herausgabe entsprechender Pressemeldungen informiert – schwer für die Ehrenamtlichen, die schon seit fast 30 Jahren (lange vor dem DB Museum) hier am Standort tätig waren. Wir erkennen an, dass die zentral entwickelten Konzepte so besser umgesetzt werden können, weil nun das sicherlich mühsame Abstimmen mit einer Gruppe von vor Ort heimatlich verwurzelter Ehrenamtlichen entfallen kann.
Unsere Traditionsgemeinschaft bleibt damit außen vor und wird ein neues Domizil beziehen. Bis 30.04.2022 haben wir mit unseren Sachen auszuziehen. Die erhoffte Rückendeckung durch das Bahn-Sozialwerk haben wir leider nicht erhalten, obwohl wir als größte Freizeit- und Spendergruppe in der Region gelten.
Wir möchten uns ganz herzlich bei allen Besuchern bedanken, die uns in den letzten 28 Jahren im Bahnbetriebswerk Halle P an einem der vielen Samstage oder zu den Sonderveranstaltungen besucht haben und mit uns viel Freude und Spaß hatten. Ein besonderer Dank gilt auch den vielen befreundeten Eisenbahnvereinen und -verkehrsunternehmen, die zu Veranstaltungen mit ihren Gastfahzeugen die heimische Sammlung sehr bereichert und die Abende lustiger gemacht haben.
Unseren Satzungszielen bleiben wir aber treu. Auch wenn wir nun weniger Fahrzeuge in Pflege haben, präsentieren wir diese gern betriebsfähig zu Sonderfahrten und Ausstellungen einer breiten Öffentlichkeit. Großes Ziel ist auch, nach dem letzten Eisenbahn-Sommerfest im Jahr 2019 möglichst bald wieder eine solche Veranstaltung auf die Beine zu stellen.
Unsere Kontaktdaten bleiben unverändert:
Traditionsgemeinschaft Bw Halle P e.V.
Volkmannstr. 39, 06112 Halle Saale
Internet www.bw-halle-p.de
E-Mail: info@bw-halle-p.de
Meldung DB Museum zu Besucherrekord
https://www.deutschebahnstiftung.de/details/besucherrekord-beim-sommerfest-in-halle.html
Kleine Fotostrecke ganz unten auf der Seite des DB Museums – als ein lebendiges Museum
https://dbmuseum.de/halle/neuigkeiten/hinweise
Highlight-Tour – so nicht mehr möglich
https://dbmuseum.de/halle/highlight-tour
Pressemeldung zum neuen Museumskonzept
https://www.deutschebahnstiftung.de/pressemeldung/db-museum-setzt-auf-events-im-freien-und-die-weiterentwicklung-des-aussengelaendes.html
„Holzeisenbahn“ – gute Idee, echt nah am Original.
Die nächste BR 03 wird bitte aus _einem_ Stück gefeilt, ja?
So ist das, wenn man von einem großen Gönner, der es nicht nötig hat, irgendwas zu tun, abhängig ist. 🙁
Schade, sehr schade. Aber nach den Entwicklungen der letzten Jahre war es zu erwarten. Das Konzept eines „lebendigen“ Museums ohne betriebsfähige Exponate, dafür aber mit Kinderrutsche, ist schon sehr speziell.
An die bisherigen Aktiven: Ich bin immer gern mit euch gefahren, sei es nach Meiningen, Binz oder zur HanseSail und habe auch immer versucht, im Rahmen meiner Möglickeiten zu unterstützen, durch Ticketerwerb, Spenden oder den Kauf des Kalender, der auch jetzt über meinem Schreibtisch hängt. Es bleiben unvergessene Erinnerungen. Vielen Dank dafür.
DB = Drecks Bahn Konzern !!! Es gab Leute die hatten davor gewarnt, aber das waren ja die bösen Schwarzseher. Man sollte sich halt nicht mit so einer Verbrecherbande einlassen. Das Gleiche wird dem SVT Görlitz passieren.
Das wars wokl. Mit dem neuen Konzept wird es sich nicht mehr rechnen, also das Museum schließen und das geände meistbietend an eine „Investor“ verkaufen. Ruinen schaffen ohne waffen (s.exDB-Immobilienbestand)
Wir haben bald viel Platz nur einige Meter weiter auf der anderen Seite der Brücke…vllt. kann man sich ja die Nebenkosten teilen 😉
Das wars für das Bahnmuseum in Halle. Wehe wenn Designer und Controller , deren einzige Erfahrung mit Museumstechnik in Form irgendwelcher Verwaltungsakte von Kostenstellen in irgendeinem Kassenbuch besteht.
Die glauben doch wohl nicht ernsthaft dass ne Holzeisenbahn oder ne Rutsche auch nur Ansatzweise den Charme einer unter Dampf stehenden Lok auf der Drehscheibe ersetzt? Oder den Anblick eines Dampfrosses auf Fahrt? Beim Tanken im Bahnhof?
Das unvergleichliche „Wuff Wuff“ wenn sie losschnaufen? Das knacken des erhitzten Metalls, der Geruch….die Dampfwolken des „Eisendrachen“ um mal meinen Sohn zu zitieren, der schwer gerade von eben jener „Lebendigkeit“ der Dampflok fasziniert war.
Da kann ich auch nach Sinsheim oder Speyer fahren wenn ich mir ausschließluch kaltes Alteisen anschauen will. Das hat für ihn aber nicht ansatzweise so viel Erlebnisfaktor.
Bleibt zu hoffen dass die Havag mit ihrem Straßenbahnmuseum schlauer ist und so viele Fahrzeuge wie möglich betriebsbereit im Stadtgebiet fahren lässt. Ein technisches Museum lebt von der ausgestellten Technik. Es lebt vom Herzblut der ehrenamtlichen, die selbige erhalten und den Besuchern die in eben jene zeitlichen Epochen eintauchen wollen.
Die kommen bestimmt nicht wegen ner Rutsche…
Ohne HVAG würde ja auch der Peißnitzexpress nicht mehr fahren. der war früher auch mal in Obhut der DR und dann DB.
Alles geht mal zu Ende
Toll, mit der Holzeisenbahn zur HanseSail? Eine Arrogante Entscheidung zum Standortnachteil. Viele Freiwillige haben mit den Sonderfahrten und Veranstaltungen auch ein Stück Bahn präsentiert. Und das wird nun mit Füßen getreten. Kann man nur hoffen, dass die Entscheider unter ihre eigenen Räder geraten.
Gottseidank befindet sich 18 201 nicht mehr im Besitz der DB. Es gibt berechtigten Grund zur Hoffnung, daß sie dieses Jahr wieder unter Dampf stehen wird. Leider fehlt dann hier vor Ort der Verein, der die Züge organisiert und vermarktet.
Tja die Herren haben gesprochen. Ihr neues ,, Konzept,, müsste so grandios Baden gehen…. Hat schon ein bissel was von Gutsherrenmentalität oder Kolonialherren Gehabe was die da abziehen.
Wo hab ich denn das Letztens gelesen, die Ossis hatten zweimal Pech mit ihren Besatzern, erst die Russen und nun die .. ach egal! Ah ja, war wegen der Buchmesse.
Traurig, wo in Halle kann man noch live Technik Ursprung erleben? Auch für die Kids ist es ein Highlight wenn sich etwas mit Wasserdampf und viel zischen bewegt! Holz Eisenbahn kann man zuhause oder bei Ikea spielen dafür muss man kein Eintritt zahlen! Schade und Traurig zugleich!
Die brauchen nur Geld. Also wenn du wirklich wollen würdest…..
Extrem schade! Und immer schön Steuern für DB bezahlen! Geiler Konzern: Gewinn an Privatmenschen, Verlust und Wartung durch Gemeinschaft.
Ich bin mit meinen Kindern und Enkeln gern aus Wittenberg hingekommen, gerade wegen der Maschinen und weil unsere eigenen „Bahnaktionstage“ immer öder, langweiliger wurden, wenn ein und dieselbe Dampflok seit 1992 kalt aus dem Schuppen geschoben wird und der gleiche Rest immer wieder herumsteht. Karussel und Hüpfburg bringen Kinderspaß aber keine Beziehung zur Eisenbahn.Und 03 1010 herumstehen zu lassen können nur Planer, die gar keine Bahn-Ahnung haben.Sorry DB , das war es mit sämtlichen Besuchen, die Leute und Kinder wollen die Technik sehen.