Corona und der Immobilienmarkt in Halle: Nachfrage nach Büroflächen ungebrochen, Fluktuation beim Einzelhandel
Die Corona-Krise hat in diesem Jahr das Leben bestimmt. Läden, Hotel und Restaurants waren über Wochen geschlossen, Touristen bleiben aus, beim Einkaufen gilt die Maskenpflicht, durch Kurzarbeit ist stellenweise das Geld knapp.
Und auch der Immobilienmarkt in Halle bekommt die Krise zu spüren. Denn Unternehmen mit Büroflächen, der Einzelhandel mit seinen Läden oder Restaurants und Bars – sie alle sind in der Regel Mieter. Mieter, die mit erheblichen Umsatzeinbußen zu kämpfen haben. Welche Auswirkungen hat das auf den Markt der Gewerbeimmobilien in Halle?
“Alle waren froh, als die erste Welle vorbei war und die Maßnahmen wieder gelockert werden konnten”, sagt Martin Stutzer, Makler und Experte für Gewerbeimmobilien bei 3A Immobilien aus Halle (Saale). “Das ging an die eisernen Reserven. Die sind jetzt bei vielen aufgebraucht”, befürchtet Stutzer angesichts der zweiten Welle und der damit verbundenen Kontakt- und Berufseinschränkungen. Die Sorgen sind größer als im Frühjahr.
Dennoch sind die Auswirkungen noch nicht unmittelbar auf dem Immobilienmarkt spürbar. “Die langfristigen Folgen können wir noch nicht abschätzen, aber derzeit halten alle durch. Das wird auch durch die angekündigte Wirtschaftshilfe ermöglicht”, sagt der Makler von 3A-Immobilien. Das zum Teil drastisch eingeschränkte Weihnachtsgeschäft werde jedoch noch einmal ein kritischer Zeitpunkt. Hier ist auch Zusammenhalt gefragt: Wer nur bei Amazon oder Zalando online einkauft, muss sich über sterbende Läden in der Stadt nicht wundern.
Auf dem Markt für Büroflächen sind derzeit keinerlei Auswirkungen spürbar. “Die Nachfrage ist ungebrochen hoch”, so Stutzer. Größere Unternehmen und Gesellschaften sind weiterhin auf der Suche nach großen Büroflächen in Stadtlage. Da derzeit mehr MitarbeiterInnen als sonst im Home Office arbeiten wird spekuliert, wie sich diese Arbeitsweise in Zukunft etabliert und damit auf den Büromarkt auswirkt. Wenn mehr Menschen von zuhause arbeiten, so die naheliegende Vermutung, benötigen Unternehmen kleinere Büroflächen. “Die zahlreichen Gespräche mit meinen Kunden zeigen, dass trotz Home Office der Bedarf hoch ist. Home Office wird das Zusammenarbeiten von Menschen im Büro nicht ersetzen”, so Martin Stutzer.
Die größten Auswirkungen der Krise sind im Einzelhandel spürbar. Die Umsätze brechen weg, die Mieten bleiben. Das führe zu einer steigenden Fluktuation und Mieterwechseln in den klassischen Einkaufsstraßen der Stadt. Die Ursache allein bei Corona zu suchen, ist jedoch zu kurz gegriffen. “Corona hat einen Prozess beschleunigt, den es so schon seit vielen Jahren gibt”, meint Stutzer. Das Konsumverhalten der Menschen ändere sich, es wird mehr online eingekauft.
Städte und der Einzelhandel haben damit schon lange zu kämpfen. “In den zentralen Lagen gibt es viele nationale und globale Marken, die sich mit diesem Thema intensiv auseinandersetzen. Für viele Flächen wird es langfristig neue Nutzungskonzepte geben, um weiterhin eine Innenstadt mit Anziehungskraft zu garantieren”, so Stutzer, “Einkaufsstraßen wird es immer geben, aber das Gesicht wird sich ändern.”
„Hier ist auch Zusammenhalt gefragt: Wer nur bei Amazon oder Zalando online einkauft, muss sich über sterbende Läden in der Stadt nicht wundern.“
Wer nur zu absurd hohen Preisen vermieten will, weil sich in Deutschland Leerstand immer noch mehr lohnt als den Preis der Nachfrage anzupassen, darf sich über sterbende Läden in der Stadt nicht wundern.
Würden die Vermieter von ihren Wucherpreisen weggehen und die Miete auf ein der Kaufkraft angemessenes Niveau reduzieren, wäre die Innenstadt wesentlich lebendiger.
Zunächst ist es gut, dass der Büroimmomarkt noch funktioniert. Im Gegensatz zu dem was viele hier glauben, sind günstige Immos ein Warnsignal für eine Stadt, meist ist es dann schon zu spät, die Wirtschaft kaputt. Online wird weiter zunehmen, kein Laden kann soviel Varianten z. B. Klamotten für Anorektiker ( s.u.) bis zu dicken Riesen etc. vorhalten. Läden müssen umstellen auf Spezialitäten, auf Besonderes, auf Erlebnis, mehr Gastronomie, weniger Ketten. Letztere zahlen dem Ladenvermieter natürlich mehr, helfen dem Wandrl und einem originellen Innenstadtbereich aber nichts, da sich das nicht von Nova Eventis oder Stadt XY unterscheidet.
Mit Büros, Ärzten, Gastronomie, Dienstleistern (Frisör etc.), Ereignissen wie Weihnachtsmarkt, Blumenmarkt etc. werden die Leute in die Innenstadt gezogen. Nicht wegen der Läden ala Kaufhof und Zara selbst – die Zeiten sind vorbei.
Irgenwas läuft hier in Deutschland gewaltig schief mit dem Einzelhandel. Auch ohne Corona ist in vielen Städte Leerstand bereits die regel. es ist nur komisch, kommt man in andere Länder, da gibt es sogar noch die kleinen „Tante Emma“- Läden Leerstand Fehlanzeige. Woran das wohl liegt ? Lockere Ladenöffnungszeiten? Weniger dominante Handelsketten ?
Für mich als junge Person ist der Einzelhandel in Halle gestorben. Allerdings liegt die Ursache in den Geschäften selbst: Hosen gibt es z.B.nur in Bundweite 30 oder größer, leider passt mir dementsprechend keine. Laktosefreie Schokolade für meine Familienangehörigen gibt es ebensowenig im Fachladen wie ich im Saturn beraten werde, die Verkäufer stürzen sich hingegen auf Personen ab 35+, die wohl zahlkräftiger wirken. Mal abgesehen von der Qualität der Mode, online gibt es Kleidung für 30 Euro aus der Türkei, in den üblichen Läden zahle ich 60 Euro für Mist aus Bangladesh. Nach Corona fahre ich sicher wieder öfter nach Leipzig, dort ist das Angebot deutlich besser
Unter 30 inch?- zeigen da nicht schon „Hungerödeme“ 😉
Schwachsinn, alle „gehobenen Modeketten“ lassen dort billig produzieren udn drehen es uns hier teuer an.
Erinnere nur an den „Engpaß“ in der Modewelt (Herbstcollection) als die Auslieferung der Container in den Häfen festgesetzt wurde.
https://www.wiwo.de/unternehmen/industrie/textilindustrie-die-modeluege-wie-deutsche-firmen-produzieren-lassen/7162224.html
Genauso ist es mit Technikerzeugnissen, einfach mal hinten auf die Aufkleber schauen. Made in ……….
Ursprünglich gehörten die Läden den Betreibern. (Ja, schon lange her).
Der Laden wurde vererbt, und die Altbetreiber hatten damit ihre Altersversorgung. Das ging viele Generationen lang mit Läden von Versorgung (Tante Emma Läden) über Service (Schuhmacher, Frisör) bis zur Gastronomie prima, bis irgendwelche Erben nicht den Laden übernehmen und arbeiten wollten, sondern lieber vermieten und nix tun, aber auf möglichst großem Fuß leben. Der Mieter muss nun also mindestens für 2 Familien arbeiten u.s.w.
Es gibt wohl keinen Weg zurück, ab stopp wird man irgendwo noch sagen dürfen. Amazon bezahlt übrigens auch keine Kundentoiletten. . .