Miete ist Erpressung: Freiraumdemo zog durch Halle

Eine Freiraumdemo gegen Gentrifizierung, mehr Soziokulturelle Zentren, weniger Luxusappartements und mehr Freiräume zog am Samstag durch Halle.
Protestiert wurde unter anderem gegen den auslaufenden Nutzungsvertrag in der Hafenstraße (Hasi), deshalb war einer der Kundgebungspunkte auch der Joliot-Curie-Platz, wo sich der Firmensitz des Vermieters HWG befindet. Am Labim wurde gegen den drohenden Abriss protestiert. Denn die Stadt hat die umliegenden Flächen an einen Investor verkauft. Im Laufe der Demo gab es auch Redebeiträge, in denen Polizeigewalt bei den G20-Protesten thematisiert wurde. Auch das Haus der Identitären Bewegung am Steintor-Campus war kurz Thema. Gerufen wurden Sprüche wie „Staat, Nation, Kapital, Scheiße“, „Es gibt kein Recht auf Mieterhöhung“, „Kein Gott, kein Staat, kein Mietvertrag“ oder „Wir machen Rabatz für mehr Platz“.
Anliegen sei es, der „totalen Verwaltung“ zu entgehen, sagte ein Redner zu Beginn. Das vor einem Jahr besetzte Haus in der Hafenstraße sei für ihn ein wichtiger Ort geworden, an dem man angenehmde Leute treffe. „Auch wenn man am Sonntag verkatert ist kann man hier Leute treffen, denen es ähnlich geht.“ Die Hasi sei Punkrock, „auch, aber nicht nur im musikalischen Sinn. Der Ort strahlt eine Art von anarchistischer Energie aus, die sich gegen eine Domestizierung sträubt.“ Zudem sei die Hafenstraße 7 „Hyppieesk, häufig politisch naiv, dafür angenehm unverkrampft im Vergleich zu anderen linken Hausprojekten, in denen allzuoft Dresscodes und Sprachregelungen über den Zugang entscheiden.“ Das nutzende Milieu sei angenehm heterogen zusammengesetzt bezüglich Alter und Herkunft. Die Hasi könne einen Beitrag zu Stadtentwicklung leisten, wo kulturelle und soziale Angebote fehlen, stelle Räume für Vereine bereit. Es gehe nicht um Eigeninteresse, sondern ein allgemeines Interesse. „Das Viertel, die Stadt, die Allgemeinheit, sie sind die, die etwas von der Hausbesetzung in der Hafenstraße haben.“ Dies sei der Charakter bürgerlicher Politik, das Absehen von eigenen Interessen, um zur Formulierung eines Allgemeininteresses zu kommen. Doch jene Voraussetzungen würden in der Politik nicht zur Verhandlung stehen. „Im Namen des Allgemeininteresses lassen sich vorzugsweise Diejenigen Interessen verwirklichen, die vom Standpunkt der kapitalistischen Privatwirtschaft ausgehen.“ Eine Hausbesetzung sei eine praktische Kritik des Mietverhältnisses. „Die Miete ist Ausdruck dessen, dass in unserer Gesellschaft des Grundbedürfnis des Wohnens ein Mittel zur Verwertung ist. Nicht weil Leute wohnen müssen werden Häuser zur Verfügung ist, sondern weil diese eine probate Möglichkeit ist, aus Geld noch mehr Geld zu machen. Das Geld ist gleichzeitig das einzige Mittel, das einen Zugang zum Wohnen verschafft. Weil das so ist, muss jeder der wohnen will, Lohnarbeiten, um das notwendige Geld zu beschaffen.“ Die Miete verzehre dabei einen erheblichen Teil des Geldes, welches man sich monatlich erarbeite. „Das Mietverhältnis ist eine Erpressung, die uns lebenslang zur Lohnarbeit zwingt“, so der Redner. „Entweder wir malochen, oder wir wohnen nicht.“
Im Demo-Aufruf hieß es: „Wir haben Bock laut und bunt zu demonstrieren, damit die Stadt sich für den Erhalt der bestehenden Projekte einsetzt! Wir haben Bock entschlossen und wild zu demonstrieren, um klar zu machen das Subkultur und Engagement außerhalb von kapitalistischer Verwertungslogik funktionieren kann.“
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