Fünf Abende zu Antisemitismus im Film und Filme gegen Antisemitismus in Halle

Filme transportieren wie kaum ein anderes Medium Weltbilder in unsere Alltagskultur. Sie haben das Potential, uns über den Horizont schauen zu lassen und uns unbekannte Welten oder Denkweisen zu zeigen. Andererseits können sie aber auch Vorurteile reproduzieren, die wir doch eigentlich überwinden wollen.
Eines der lebensbedrohlichsten Vorurteile und Welterklärungsmodelle ist Antisemitismus, dem Glauben an eine jüdische Weltverschwörung. Filme haben über Jahrzehnte hinweg antisemitische Vorstellungen mitgeprägt und tun es bis heute, teils offen, teils in Form scheinbar harmloser Stereotype – oder sie brechen bewusst mit ihnen. Die Filmreihe „Tacheles – Antisemitismus im Blick“ nimmt genau diesen Zusammenhang in den Fokus. In einem niedrigschwelligen Format bringt sie Lang- und Kurzfilme mit Vorträgen und moderierten Gesprächen zusammen. Thematisiert werden antisemitische Kontinuitäten in Gesellschaft und Film vom 20. Jahrhundert bis in die Gegenwart. Sei es das Aufkeimen des Antisemitismus zu Beginn des 20. Jahrhunderts, das in der Vernichtung des europäischen Judentums mündete, die verschiedenen Wege der Aufarbeitung danach oder das Leben der Überlebenden und Rückkehrer:innen, die auch in den Nachkriegsgesellschaften erneut staatlichem und strukturellem Antisemitismus ausgesetzt waren, bis hin zu aktuellen Formen, mit denen heute nach Deutschland eingewanderte Jüdinnen und Juden konfrontiert sind, zuletzt verstärkt durch die islamistische Gewalt des 7. Oktober 2023.
Wir laden dazu ein, Antisemitismus aus unterschiedlichen historischen und aktuellen Perspektiven kritisch zu betrachten, genau hinzuschauen und zu hinterfragen.
Das Projekt wird vom Format Flimkunst e.V. in Kooperation mit Echo Halle ausgeführt und von Hallianz für Vielfalt und vom Land Sachsen-Anhalt gefördert.
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- Di 21.10. / 18 Uhr / Format Filmkunstverleih – Antisemitismus im Film Zwischen Unsichtbarkeit und Tabuisierung
Vortrag mit Filmausschnitten. Viele denken bei diesem Thema vor allem an nationalsozialistische Propagandafilme. Aber Antisemitismus spielt im filmischen Erzählen auch heute noch eine Rolle, wenn auch vielfach implizit, subtil und mitunter widersprüchlich.
Die Film- und Medienwissenschaftlerin Lea Wohl von Haselberg schärft den Blick auf die filmische Reproduktion antisemitischer Bildern. - Di 28. Okt 25 / 18 Uhr / Format Filmkunstverleih – Juden in Halle Filmabend & Gespräch zur Geiststraße 21
Der Film »Juden in Halle« gibt anhand von Archivmaterial und Interviews einen Überblick über die fast 1000-jährige Geschichte jüdischen Lebens in Halle.
Prof. Max Schwab und Josef Kahlberg gehören zu den Wenigen, die der mörderischen Verfolgung der Nationalsozialisten entgingen. Sie berichten in dem Film über die Vertreibung und Ermordung hallescher Juden, aber auch von der Hilfsbereitschaft einzelner Hallenser. Gudrun Goeseke verhinderte in der DDR die Vernichtung des Archivs der JüdischenGemeinde und unterstützt heute die Recherchen zu den Stolpersteinen für Halle. - Mo 3.11. / 17.30 Uhr / Puschkino – Professor Mamlock und Juden in der DDR Zwischen Antifaschismus und Realität
„Professor Mamlock“ von 1961 (Regie: Konrad Wolf) mit anschließendem Filmgespräch.
Der Spielfilm „Professor Mamlock“ schaffte es zu einiger Bekanntheit, als wichtiges DEFA-Filmerbe der 1960er Jahre mit vielen markanten Drehorten im Halleschen Stadtbild. Sein Regisseur, Konrad Wolf, war der bedeutendste Filmemacher der DDR – Und es lohnt sich, den Film auch als sprechendes Zeitzeugnis zu betrachten: denn er erzählte einem DDR-Publikum von der Ausgrenzung und Verfolgung von Jüdinnen und Juden im Nationalsozialismus. Professor Mamlock ist die markante Hauptfigur im Kampf gegen die alltägliche Stigmatisierung der Juden, die Gewalt auf den Straßen einer ungenannten Stadt und eine dazu schweigende Gesellschaft. Dabei wurde die jüdische Identität der Opfer des Holocaust in der antifaschistischen Erinnerungskultur und staatlichen Gesellschaftspolitik der DDR nach 1949 marginalisiert. Überlebende des Holocaust und ihre Nachkommen führten ein prekäres Dasein zwischen ihrer jüdischen Identität und dem Bekenntnis zur sozialistischen Staatsideologie. Doch welche Wege der Selbstbehauptung zeigt der Film auf? Welche Wege schlugen Jüdinnen und Juden im ostdeutschen Nachkriegsstaat ein? Wie sah das jüdische Leben in der DDR in Halle aus? Im anschließenden Filmgespräch gehen wir dem gemeinsam nach.
Die Veranstaltung findet in Kooperation mit dem Projekt ECHO Halle Stadt. - So 9.11. / 14 Uhr / Puschkino – Die Stadt ohne Juden Stummfilm mit Livemusik
Anlässlich des Jahrestags der Reichspogromnacht zeigt der Format Filmkunst e.V. ein frühes und eindringliches filmisches Zeugnis gegen Antisemitismus – erschreckend vorrausschauend und historisch bedeutsam: der österreichische Stummfilm Die Stadt ohne Juden aus dem Jahr 1924. Die Vorführung wird live von Musikern des Jazzkollektiv Halle e.V. begleitet. - Mo 17.11. / 18 Uhr / Format Filmkunstverleih – Kurzfilme gegen Antisemitismus
Geschüttelt oder gerührt? Dieser filmische Cocktail lässt keinen Platz für Klischees.
Die Kurzfilme dieses Abends zeichnen eine Linie durch die Geschichte antisemitischer Erfahrungen: von der Shoah über den staatlich geförderten Antisemitismus in der Sowjetunion bis in die Gegenwart. Sie erzählen von fehlender Aufarbeitung nach 1945, vom Alltag sowjetischer Jüdinnen und Juden und von der heutigen Situation jüdischer Immigrantinnen – auch aus der ehemaligen Sowjetunion – in Deutschland. Ein filmischer Abend über historische Kontinuitäten, erinnerungspolitische Brüche und über junge Stimmen, die sich dem Vergessen widersetzen.
Wieder mal werden Mini-Probleme groß aufgebauscht.
Dein Kommentar hätte hier
https://dubisthalle.de/auseinandersetzung-zwischen-mehreren-personen-an-der-magistrale
besser gepasst.
Du bist es doch, den Filme im Puschkino triggern. Warum nur? 🤔
Die ständig lauten und um die Menschen in Gaza besorgten Antisemiten, waren ja letzte Woche nicht hörbar, bei den Massenerschießungen von Palästinensern durch die Terroristen der Hamas.
„Massenerschießungen von Palästinensern durch die Terroristen der Hamas“
Das hast du wohl geträumt.