Geburtenrückgang führt zu Kita-Krise in Halle (Saale) – werden Kitas teilweise zu Mehrgenerationenhäusern, um Standorte zu erhalten?

Wie viele andere Kommunen in Deutschland steht auch die Stadt Halle vor einer wachsenden demografischen Herausforderung: Die Geburtenzahlen sinken, und das hat spürbare Auswirkungen auf die Infrastruktur für Kinderbetreuung. Aktuellen Prognosen zufolge werden in Halle bis zum Jahr 2030 rund 3.000 Kita-Plätze unbesetzt bleiben. Was zunächst die Kindertagesstätten betrifft, wird in den Folgejahren auch das Schulsystem betreffen – zuerst die Grundschulen, später auch weiterführende Schulen.

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Insgesamt betreibt Halle derzeit 117 Kindertagesstätten, verteilt über das gesamte Stadtgebiet. Doch diese Zahl dürfte sich in den kommenden Jahren deutlich verringern. Klar ist bereits jetzt: Die Stadt muss ihre Kita-Landschaft anpassen. Weniger Kinder bedeuten weniger Bedarf – und das wiederum hat Auswirkungen auf Personal, Gebäude und langfristige Investitionen.

Klarer Auftrag vom Land – aber wenig Spielraum

Die Reduktion betrifft nicht nur die Anzahl der Kita-Plätze, sondern auch die Zahl der Beschäftigten, denn der Personalschlüssel – also das Verhältnis von Betreuenden zu betreuten Kindern – ist vom Land Sachsen-Anhalt klar vorgegeben. Daran orientieren sich auch die Zuschüsse auf dem Kinderförderungsgesetz (Kifög).

Dennoch will die Stadt nicht einfach Kitas schließen und Standorte aufgeben. Stattdessen denkt man inzwischen in kreativen Alternativen – mit dem Ziel, zumindest einen Teil der Einrichtungen flexibel zu nutzen und zu erhalten.

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Neue Konzepte: Untervermietung und Mehrgenerationenhäuser

Eine Idee, die Katharina Brederlow kürzlich im Eigenbetriebsausschuss Kita zur Diskussion stellte, könnte Vorbildcharakter haben: Räumlichkeiten, die nicht mehr vollständig für die Kita-Betreuung benötigt werden, sollen künftig anderweitig genutzt werden können. Möglich sei etwa eine Untervermietung an Vereine, soziale Träger oder kulturelle Projekte.

Besonders vielversprechend ist das Konzept sogenannter Mehrgenerationenprojekte, bei denen verschiedene Altersgruppen unter einem Dach zusammenkommen. Brederlow dazu: „So dass Kita nicht nur allein für die Betreuung zuständig ist, sondern Teil eines größeren sozialen Netzwerks wird.“ Denkbar wären zum Beispiel Kooperationen mit Senioreneinrichtungen, Familienzentren oder Bildungsangeboten für Eltern.

Beteiligung der Einrichtungen geplant

Bevor konkrete Entscheidungen getroffen werden, will die Stadt die Träger, Leitungen und Mitarbeitenden der Kitas intensiv einbinden. Auch die städtischen Beauftragten wie der Kinder- und Jugendbeauftragte sollen einbezogen werden. Ziel ist es, nicht über die Köpfe der Betroffenen hinweg zu entscheiden, sondern gemeinsam tragfähige Modelle für die Zukunft zu entwickeln.

Ein entsprechender Beschlussvorschlag soll dem Stadtrat bis Ende des Jahres vorgelegt werden. Dieser könnte dann den Weg für eine strukturelle Neuausrichtung der Hallenser Kita-Landschaft ebnen – eine, die sich an den realen Bedarfen orientiert und gleichzeitig Raum für innovative Ansätze lässt.

Was das für Eltern bedeutet

Für viele Eltern in Halle stellt sich nun die Frage: Was bedeutet das für mein Kind? Die Stadt betont, dass trotz der Reduzierung der Gesamtplätze jedes Kind auch weiterhin einen Betreuungsplatz erhalten wird. Die Versorgung sei durch die zurückgehenden Geburten gesichert – es werde lediglich keine Überkapazitäten mehr geben.

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19 Antworten

  1. PaulusHallenser sagt:

    Die Überkapazitäten müssen schnellstens abgebaut werden, um Kosten für die Stadt zu vermeiden.

    Alternativ könnte man natürlich auch versuchen, mehr junge Migranten nach Halle zu locken, so könnte man die Überkapazitäten wieder auslasten und die Kitas müssten nicht geschlossen werden.

    • Einwohner sagt:

      @PaulusHallenser: Wenn mehr Migranten in die Stadt kommen sollen, um die KITAs auszulasten, dann bist Du der erste „gelbe Hansel“, der wieder schreit, weil die Stadt für die Kita-Gebühr aufkommen muss! Also erst denken, dann schreiben! Denk an Deine BAFA subventionierte Klimaanlage, die die Allgemeinheit finanziert hat.

      • Grüne Schulversager sagt:

        Einwohner: Die Stadt sollte außer zur Basisfinanzierung ( Gebäude) garnicht für die Kitas aufkommen, sondern die Nutzer, und zwar mit jedem Kind mehr zahlend. Das wäre logisch.

  2. Lichterfee sagt:

    Wenn pro Kind in allen Kitas 10 qm zugrunde gelegt werden, so wie das bisher in den Neubauten bereits der Fall ist, wäre schon mal viel gewonnen. Und in den Horten perspektivisch weg von der Doppelnutzung von Klassenräumen und hin zu 5 qm pro Kind. Horterzieher*innen im Ganztag vormittags iergänzend n den Schulen einsetzen … Mehr Heilpädagog*innen ausbilden und pauschal in Einrichtungen als zusätzliche Kraft einsetzen …

  3. Tino sagt:

    Da hat ver.di so hart für die Lohnerhöhung gekämpft und gewonnen. Jetzt werden so viele entlassen, weil durch Wahrsagen ein Rückgang der Geburtenrate prognostizieren wurde, zufall?
    Fakt ist, unsere Bundesregierung ist Kinderfeindlich.
    Angefangen mit den vielen Menschen die Abtreibung okay finden, weil das Kind nicht in die Lebensplanung passt.
    Aber selbst wenn das Kind auf die Welt kommt, bekommt wenig Elterngeld.
    Arbeit nach der Geburt geht auch nicht so einfach, die Kitas sind nicht in der Lage auf so kleine Baby aufzupassen.
    Für den Arbeitgeber ist es auch eine Belastung, die Planbarkeit des Mitarbeiters ist sehr eingeschränkt, weil man nie weiß ob das Kind Krank wird.

    Das ganze System sollte überdacht werden.

    • Vorschlag sagt:

      Vor allem das System der Anti-Choice-Befürworter.
      Kinder sind ein Armutsrisiko, wenn man kein Vermögen hat von dessen Zinsen man leben kann. Wenn du dann in Bürgergeld rutscht, ommst du gleich in mehrere untere Schubladen in den Kommentarspalten.

      Alternativ könnte die Anti-Choice-Bewegung vielleicht Unterkünfte einrichten, wo sie die Kinder groß ziehen?

      • wtf sagt:

        „in mehrere untere Schubladen in den Kommentarspalten.“

        Wenn das dein Maßstab ist, hast du gaaanz andere Probleme.

      • Heiner sagt:

        Korrekt. Und komischerweise kommt die Kritik an Abtreibung immer von Menschen OHNE Uterus. Bezeichnend.

        • Keiner sagt:

          Inkorrekt. Die Haltungen pro/kontra Abtreibung unterscheiden sich nicht so stark nach Geschlecht, wie du glaubst oder behauptest.

      • Nachschlag sagt:

        Wenn das so wäre, müssten die wohlhabenderen Schichten besonders viele Kinder haben.

    • Emmi sagt:

      @Tino, “
      „Angefangen mit den vielen Menschen die Abtreibung okay finden, weil das Kind nicht in die Lebensplanung passt“
      Vielen Menschen? Es sind Frauen und deren Körper gehört ihnen selbst. Keine Frau macht sich solch eine Entscheidung leicht! Außerdem gehört auch immer ein Mann dazu, der ist ebenfalls verantwortlich und kann Verhüten.
      Aber auch diese Fälle retten keine Kita.
      Fakt ist, werdende Mütter sind immer älter, wenn sie Kinder gebären.

    • Alles böse zu Tino sagt:

      Fang als erstes am besten damit an, dass man weiß, ob das Kind krank wird.
      Wenn das nicht hilft, mach doch diesen Plan für alle Eltern, damit endlich alles klar und geregelt ist.

    • 10010110 sagt:

      Der Geburtenrückgang hat eher damit zu tun, dass es den Deutschen viel zu gut geht. Party machen bis in die 40er und ständig in den Urlaub fahren, um irgendwelche Instagram-Lifestyle-Fotos für seinen Freundes- und Followerkreis zu machen, ist heutzutage wichtiger als verantwortungsvolle Eltern zu sein. Außerdem haben wir ein Wohlstandsniveau erreicht, dass es sinnlos erscheinen lässt, noch nach irgendwas zu streben, was man seinen Kindern mitgeben könnte – Stichwort: „Du sollst es mal besser haben als wir.“ Es gibt einfach nichts „besseres“ mehr, wir haben schon alles.

      • stark Nulli sagt:

        Du hast keine Kinder, weil es dir „zu gut“ geht. Schon klar. 😜

      • alles nicht sehr logisch sagt:

        Wir haben eine der niedrigsten Wohneigentumsquoten in Europa. Ein ziemlich deutlicher Indikator für den tatsächlichen Wohlstand in Deutschland. Wer nicht schon ein Haus hat, wird auch seinen Kindern keines mitgeben können.

        Zweimal im Jahr irgendeine Bettenburg anzufliegen verschwendet zwar Ressourcen, ist aber immer noch billiger als ein Kind aufzuziehen.

        Dass einige Leute dem Ernst des Lebens nach Kräften entfliehen, ist nicht neu und eher Symptom als Ursache der Misere. Sich darüber zu mokieren lenkt nur vom Kernproblem ab, der zunehmend ungleichen Verteilung von Vermögen.

        In armen Ländern hat man viele Kinder als Altersvorsorge. Man erwartet etwas von ihnen und kann ihnen nichts mitgeben. Sollte es doch ein Erbe zu verteilen geben, dann bedeuten viele Kinder, dass man jedem von ihnen relativ wenig mitgeben kann.

      • PaulusHallenser sagt:

        „Der Geburtenrückgang hat eher damit zu tun, dass es den Deutschen viel zu gut geht. Party machen bis in die 40er und ständig in den Urlaub fahren“

        10010110,

        wie viele Kinder haben Sie eigentlich? Ach ja, keine. Liegt wohl am Party machen bis in 60er. 🙂

        „Es gibt einfach nichts „besseres“ mehr, wir haben schon alles.“

        Wen meinen Sie eigentlich mit Ihrem „wir“? Für wen sprechen Sie und mit welcher Legitimation?

    • ewiges Gejammer sagt:

      Du Jammerlappen solltest wahrlich keine Kinder in die Welt setzen.
      Wieviel Geld willst du denn dafür haben? Schau dich in der Welt um, da gibt es keine Kindergeld, Elterngeld, kostenlose Krankenversicherung für Kinder….was wollt ihr denn noch alles?

  4. Fragjanur sagt:

    Verstehe ich das richtig: Senioren sollen in die Kita gehen?

  5. so einfach sagt:

    weniger Kinder = weniger KITAs
    Was ist daran so schwer? Man muss doch nicht auf Krampf die Kosten hochhalten.
    Müssen sich die ganzen Teilzeit Erzieher eben einen anderen Job suchen. Zumal das absehbar war.