Halles Müllautos dürfen nicht mehr rückwärts fahren

Die Stadt Halle muss möglicherweise ihre Müllabfuhr komplett reorganisieren. Das liegt an rechtlichen Vorschriften, wonach Müllautos nicht rückwärts fahren dürfen. Vor allem für Anwohner kleiner Stichstraßen und Sackgassen hat das Auswirkungen. Sie müssen ihre Tonnen künftig selbst bis zur nächsten Hauptstraße rollen. Die ursprüngliche Vorschrift stammt aus dem Jahr 1979, doch erst jetzt pochen die Unfallkassen in ganz Deutschland darauf, obwohl es an den Fahrzeugen inzwischen viel mehr Sicherungssysteme gibt.
Am Mittwoch hat die Thematik auch den Stadtrat erreicht. Denn die ersten Straßen sind bereits von der Neuregelung betroffen. Beispielsweise der Burgberg in Reideburg, wo Martina Staude wohnt. Dort wohnen auch viele ältere und gehbehinderte Menschen, klagte sie in der Sitzung. Für die sei es nicht zumutbar, die Mülltonnen teilweise 200 Meter weit bis zur Paul-Singer-Straße zu schleppen. „Das sind Zustände wie im 16. Jahrhundert“, klagte Staude. Auch ein Vor-Ort-Termin mit der Halleschen Wasser- und Stadtwirtschaft habe keine Lösung gebracht. Die HWS habe stattdessen empfohlen, einen privaten Hausmeisterservice zu engagieren, der die Tonnen bis zur Hauptstraße rollt.
Wie Andreas Scholtyssek (CDU) sagte, seien ihm ähnliche Probleme vom Dautzsch bekannt. Er wollte wissen, wieviele Straßen in Halle insgesamt betroffen sind. Dazu kann die HWS noch keine Aussagen treffen, sie prüft noch. Geschätzt wird aber, dass es in etwa jeder dritten Straße Einschränkungen geben könnte.
Unverständnis an den Auflagen der Unfallkassen äußerte Oberbürgermeister Bernd Wiegand. Er sprach von einem „Verwaltungsirrsinn“ und „Versicherungsirrsinn“. „Das ist nicht organisierbar, dass die Bürger ihre Tonnen irgendwo hin ziehen müssen.“
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