„High Reliability Organizations (HRO)-Award“ für das Bergmannstrost: Schockraumteam leistet hervorragende Arbeit
Für höchste Zuverlässigkeit in der Schockraumbehandlung von Patientinnen und Patienten erhielt das BG Klinikum Bergmannstrost Halle (Saale) den erstmals verliehenen „High Reliability Organizations (HRO)-Award“. Ausgezeichnet werden Routineprozesse im Notfallzentrum Bergmannstrost, die nachweislich eine extrem niedrige Fehler- und Komplikationsrate haben, obwohl gerade bei der Versorgung von Notfallpatienten ein hohes Gefährdungs- und Risikopotenzial bestehen. Der Preis wird von dem Verein Gesundheitsstadt Berlin e.V. sowie dem Versicherungsmakler-Unternehmen Ecclesia Gruppe verliehen.
Direkt zu Beginn des heutigen Termins ging es dorthin, wo die im wahrsten Sinne des Wortes ausgezeichnete Arbeit verrichtet wird: in den Schockraum. In diesen Räumen werden schwerstverletzte Patienten vom Rettungsdienst eingeliefert und direkt im Anschluss von einem interdisziplinären Team erstversorgt. Bei dieser Erstversorgung werden zeitgleich verschiedene Diagnoseverfahren angewandt, um Entscheidungsgrundlagen für die weitere Behandlung zu haben. Für diese Vorgehensweise braucht es ein eingespieltes Team und Routine. Denn im Ernstfall kann es schon einmal sein, dass bis zu elf Medizinerinnen und Mediziner sowie Pflegerinnen und Pfleger um den Patienten versammelt sind – Hier wäre Chaos tödlich.
Dr. Peter Gausmann, Ehrenprofessor der Donau-Universität Krems und Geschäftsführer der Ecclesias Gruppe, erklärte, mit dem Preis werde die vorbildliche Umsetzung des Global Patient Safety Action Plan 2021-2030 der WHO in Gesundheitsorganisationen ausgezeichnet. Es habe 18 ernstzunehmende Bewerber aus Deutschland und einen aus Graz gegeben. Um unterschiedliche Einrichtungen auszeichnen zu können entschied man sich für die Vergabe von drei Preisen. Neben dem Bergmannstrost werden so in Pinneberg ein Rettungsdienst und in Graz eine Klinik für die Akutversorgung schwerer Lungenverletzungen geehrt. Auswahlkriterien waren die Qualifikation der Mitarbeitenden, die Strukturiertheit der Organisation, eine hohe Sensibilität für Fehler und kontinuierliches Training. Vor allem das kontinuierliche Training sei ein wichtiger Punkt, denn hohe Qualität lasse sich nur hierdurch erreichen. „Es reicht nicht, wenn man so etwas einmal macht.“, so Gausmann.
Das Kernteam besteht aus 34 Pflegerinnen und Pflegern. „Vier Notfallfachpflegende sind immer vor Ort, in einem Großschadensfall können wir aber auch aus anderen Abteilungen Personal abziehen.“, so Schwester Kristin Pierau, Pflegerische Abteilungsleitung Interdisziplinäres Notfallzentrum. Das ausschließlich für die Notfallversorgung zuständige Ärzteteam umfasst acht Personen, was aber nicht für die 24/7 Abdeckung ausreicht. Daher arbeite man sehr eng mit allen Fachabteilungen im ganzen Haus zusammen. Dr. med. Christian Dumpies, Leitender Arzt im interdisziplinären Notfallzentrum, sagte, die Auszeichnung sei eine Würdigung des gesamten Klinikums. „Es ist in der heutigen Zeit unglaublich schwer 24/7 eine hochwertige Notfallversorgung sicherzustellen. Sowohl personell als auch apparativ und prozessual.“, so Dumpies. Man sei zum Glück sehr eng mit dem Qualitätsmanagement verbunden, denn nicht nur gesetzliche Neuerungen, sondern auch die Entwicklung einer Sicherheitskultur im Krankenhaus fordere den engen Austausch. Auch er sprach das immer wieder notwendige Training der Mitarbeitenden als einen Kernaspekt an, um eine hohe Performance zu erreichen und zu halten. „Es ist eine sehr schöne Würdigung für unser Team und gleichzeitig auch eine Herausforderung das Niveau zu halten und stetig zu verbessern.“
Ein Teil des so wichtigen Trainings findet zum Beispiel gemeinsam mit der Lufthansa statt. Jeweils ein chefärztlicher Kollege und ein Pilot gestalten das zweitägige Training gemeinsam. Schwester Kristin, die bereits 22 Jahre Berufserfahrung hat, erzählt, dass sie von einer Aussage eines Piloten beeindruckt war: „Wenn wir da oben in zehn Kilometer Höhe ein Problem haben, haben wir erst einmal ganz viel Zeit.“ Es sei für sie zuerst eine abstruse Vorstellung gewesen, doch was dahintersteckte, konnte sie und das gesamte Team mitnehmen: „Wenn ich ein Problem habe, muss ich mir die Zeit nehmen und das Problem zu analysieren, damit nicht noch mehr Fehler entstehen.“ Das Training bei der Lufthansa ziele sehr stark von einem Wechsel von einer Fehlerkultur hin zu einer Sicherheitskultur ab. Man müsse aus jeder Perspektive auf einen beinahe Fehler schauen und daraus Sicherheitsaspekte ableiten. Die Übernahme eines Checklisten-Systems sei ein weiterer Aspekt, welches man aus der Luftfahrt übernommen habe. Wenn gewisse Checklisten vor dem Flug nicht abgearbeitet sind, dann hebt das Flugzeug einfach nicht ab. So müsse es auch im Krankenhaus laufen: Ist das der richtige Patient? Sind es die richtigen Medikamente? Viele dieser Fragen würden schon in sehr vielen Bereichen abgearbeitet, aber leider noch nicht in allen.
Kommunikation ist ein weiterer wichtiger Aspekt in der Schockraumbehandlung. Zwar gibt es einen sogenannten Traumaleader, der letztendlich die zentralen Entscheidungen trifft, doch die Entscheidungsfindung läuft im Team ab. So kann auch eine Pflegekraft einem Chefarzt einen Vorschlag machen, man arbeitet auf Augenhöhe. Und auch hier kommen wieder ständige Teamtrainings ins Spiel, denn nicht jede fachlich sehr gute Ärztin oder jeder fachlich sehr gute Arzt ist auch für die Position des Traumaleaders geeignet. So werden Teamtrainings aufgezeichnet und im Nachgang ausgewertet, um das Zusammenspiel des Teams zu analysieren.
Thomas Hagdorn, Geschäftsführer BG Klinikum Bergmannstrost Halle, spricht von der klassischen deutschen „Chefarztphilosophie“ in der von oben hierarchisch Entscheidungen getroffen wurden. Diese habe man im Bergmannstrost zum Glück schon hinter sich gelassen. Es gehe immer mehr um Teams, die Prozesse aus der Praxis heraus entwickeln. Jan Richter, Leiter Ressort Strategische Unternehmensentwicklung und Corporate Governance Bergmannstrost, ergänzt: „Diese Menschen entwickeln die Prozesse, die geben wir aus der Geschäftsführung nicht vor. Wir optimieren die Prozesse mit ihnen gemeinsam.“ Im Qualitätsmanagement würden die Prozesse dann verankert, aber sie entstünden bei den Menschen, die Ihren Bereich so organisieren, dass er jeden Tag funktioniert. „Wir sind stolz auf diese Auszeichnung. Wir sind stolz darauf, was Christian Dumpies und Kristin Pielau mit ihrem Team leisten. Das sind nicht die Leute am Schreibtisch, die hier ausgezeichnet werden, sondern die, die 24/7 den Job machen, und den machen sie hervorragend!“, so Hagdorn abschließend.
Zitat: Thomas Hagdorn, Geschäftsführer BG Klinikum Bergmannstrost Halle, spricht von der klassischen deutschen „Chefarztphilosophie“ in der von oben hierarchisch Entscheidungen getroffen wurden. Diese habe man im Bergmannstrost zum Glück schon hinter sich gelassen.
Ich komme vor „Lachen“ nicht in den Schlaf! Er sagt dies, und lässt es dabei komplett unter den Tisch fallen, daß seit seinem Eintritt als Chef des „Bergmannstrost“ sich genau diese Führungsart wieder profiliert hat! Davor, unter Frau H. konnte man wirklich auf Augenhöhe arbeiten. Zu ihr konnte jeder, wirklich jeder, ohne Angst gehen und sein Anliegen vorbringen. Bei ihm ist dies noch nie so gewesen. Die ganze Riege der Belegschaft der oberen Verwaltung ist komplett praxisfern und schafft nur immer weiter neue, hochdotierte Stellen für ihr Resort, während die arbeitenden Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen nicht mehr wissen, wo ihnen der Kopf steht, ob der immensen Arbeitsbelastung. Aber da kommt keine neue Stelle hinzu. Weitergehend werden offene Stellen erst einmal nicht neu besetzt. Einstellungsstop nennen sie das…