Jahreskonzert der Halleschen Carillonneure am heutigen Sonntag – 30 Jahre Glockenspiel Roter Turm in Halle
Anlässlich des Jubiläums lädt der Förderverein Stadtmuseum Halle e.V. auf den Marktplatz vor dem Roten Turm am 15.10. 2023 ab 15.30 Uhr zum Jahreskonzert der Halleschen Carillonneure ein. Bürgermeister Egbert Geier ernennt die Musiker – 4 Männer und eine Frau – zu Stadtcarilloneuren. Zum Konzert erklingen mit den Südbläsern auch Töne von den Hausmannstürmen. Davor finden Führungen in den Roten Turm statt.
Geschichte des Glockenspiels
Als zu den Händel-Festspielen 1993 erstmals das Carillon im Roten Turm erklang, wurde für unsere Stadt eine neue musikalische Ära eingeläutet. Eines der größten Musikinstrumente der Welt konnte von nun an Einheimische und Gäste mit seinen Tönen begeistern.
Das hallische Carillon ist mit seinen 76 Glocken und 6 Oktaven das Größte in Europa. Es wird weltweit nur von zwei Glockenspielen mit jeweils 77 Glocken übertroffen: (Michigan, USA/ Daejon, Südkorea).
Die Idee für ein Glockenspiel im Roten Turm in seiner Funktion als freistehender Glockenturm bestand schon lange. Die Bemühungen vor dem Ersten Weltkrieg und in den 1930er Jahren scheiterten jedoch. Die Zerstörung des Roten Turmes im Jahr 1945 ließ die Hoffnung auf die Umsetzung sinken. Erst die Restaurierung des Roten Turmes 1975/76 hatte konkrete Entwicklungen in Form der Zusammenarbeit mit der Glockengießerei Schilling aus Apolda zur Folge. Obwohl die Firma die Produktion 1986 einstellte und nur ein Teil der Glocken fertig war, gelang erfolgreicher Abschluss der Arbeiten. Nach der Rückübereignung der Firma an die Familie Schilling und durch die Ausführung bei der Carl Metz GmbH in Karlsruhe wurde das Glockenspiel bis 1993 fertiggestellt. Die logistische Meisterleistung die Glocken mithilfe eines Krans in das Oktogon des Roten Turmes einzubringen, verfolgten viele Hallenserinnen und Hallenser.
Die halleschen Carilloneure
In den letzten Jahren hat das Carillon als Konzertinstrument durch das Stadtmuseum Halle und den Förderverein Stadtmuseum Halle e.V. eine Renaissance erlebt. Der Rote Turm wurde wieder für die Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Das Carillon wurde jedoch bis 2017 ausschließlich von Gastmusikern oder mittels Automatik gespielt. Es fehlte an halleschen Musikern, die das Instrument beherrschten. Interessenten gab es, doch das Üben als öffentliche Beschallung vom Turm herab erwies sich als Hindernis. Mit der Anschaffung eines spendenfinanzierten Übungsmanuals und der Zusage des Kasseler Carillonneurs Wilhelm Ritter als Dozenten stand der Ausbildung hallescher Carillonneure nichts mehr im Weg. Um die Einwerbung von Spenden kümmerten sich damals neben dem Förderverein der Lions-Club und die City-Gemeinschaft.
Der Übungsspieltisch mit den typischen runden Holzstäben, die mit den Fäusten angeschlagen werden, steht im Verwaltungsgebäude der Ulrichskirche. Dank dessen spielen seit sechs Jahren vor allem in Halle ausgebildete Carillonneure auf dem Glockenspiel im Roten Turm. Auf den 2018 verstorbenen Wilhelm Ritter folgte als Ausbilder der Erfurter Stadtcarillonneur Ulrich Seidel nach. Gemeinsam eröffnen und beenden nun hallesche Musiker die Glockenspielsaison im April und Oktober mit einem großen Konzert. Dazwischen liegen die jeden Sonntag stattfindenden Carillonanspiele. Mehrmals jährlich bringen Musiker und Musikerinnen aus verschiedenen Ländern Europas und der Welt das Glockenspiel zum Klingen.
Die erste Generation der in Halle ausgebildeten Carilloneure erhält nun für das jahrelange Ehrenamt am Glockenspiel ihre Ernennung als Stadtcarilloneure. Geehrt werden Maik Gruchenberg, Johannes Langenhagen, Davit Drambyan, Maximilian Metz und Uta Gräber. Die Urkunden überreicht Bürgermeister Egbert Geier.
Außerdem wird die neue Glockenspielergeneration vorgestellt, die sich derzeit in Ausbildung befindet. Im nächsten Jahr sind Caroline Krauße, Henrike Ritz und Phillipp Steinau vom Turm zu hören.
Zum Konzert spielen die vier Musiker selbst gewählte Titel. Diese zeigen die Vielseitigkeit, die verschiedenen künstlerischen Handschriften und kulturellen Hintergründe der Carilloneure. Das Publikum kann sich auf Stücke von Händel ebenso freuen wie auf bekannte Herbstlieder, armenische Volkslieder sowie Gospels und Heavy-Metall-Songs.
Programm
14:00 Uhr u. 14.30 Uhr: Führung durch den Roten Turm zum Carillon (6,00 € /erm. 4,50 €)
15.30 Uhr: Grußworte
15.40 Uhr: Ernennung der Stadtcarillonneure durch Bürgermeister Egbert Geier
16.00 – 17.00 Uhr: Jahreskonzert mit Carillonneuren Maik Gruchenberg, Johannes Langenhagen, Davit Drambyan, Maximilian Metz und den Südbläsern der Pfarrei Sankt Franziskus Halle
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