Kulturhauptstadt-Bewerbung: „Die Zeit drängt, konkret zu werden“

Ein Fazit des gestrigen Bürgergesprächs zum Thema „Ein Land – Zwei Bewerber“ könnte sein, dass Magdeburg im Rennen um den Titel „Europäische Kulturhauptstadt 2015“ momentan die Nase vorn hat.
Doch zurück auf Anfang. Denn da stand erst einmal die Einladung, die kam von der Stadtratsfraktion MitBürger – NEUES FORUM und ins Podium waren ausschließlich Vertreter aus der Landeshauptstadt Magdeburg geladen. Staatssekretär Schellenberger, der seine Teilnahme erst zusagte und dann wieder absagte, um dann Dr. Wolfgang Schneiß vom Kulturministerium zu entsenden. Tamás Szalay (Leiter des Organisationbüros Magdeburg 2025) und Norbert Pohlmann (Geschäftsführer Forum Gestaltung e.V. in Magdeburg) kamen als Vertreter der Bewerberstadt. Tom Wolter (Vorsitzender der einladenden Fraktion und selbst engagierter Kulturarbeiter) moderierte die Veranstaltung. „Weil wir überrascht wurden mit einer Initiative des Oberbürgermeisters, sich doch um den Titel ‚Kulturhauptstadt‘ zu bewerben“, gab Wolter einleitend zu. Doch wolle man auch für die Stadt Halle die Chancen solch einer Bewerbung ausloten, so der Stadtrat und Theaterregisseur ergänzend.
Einleitend berichtete Tamás Szalay über den organisatorischen Stand in Magdeburg. So habe man jetzt seit November das „Organsitationsbüro 2025“ mit fünf Beiräten und zwei Mitarbeitern eingerichtet. 2018 sollen noch weitere Mitarbeiter hinzu kommen. Für Mai ist eine erste interne Auswertung vorgesehen, bei der alle bisher erarbeiteten Projektideen für die Kulturhauptstadt-Bewerbung auf den Prüfstand kommen. Erst in der zweiten Jahreshälfte wolle man mit konkreten Ideen an die Öffentlichkeit gehen.
Magdeburg hat sich mit Tamás Szalay einen Mann an die Spitze des Organisationsbüros geholt, der bereits beste Erfahrungen mit einer erfolgreichen Bewerbung um den Titel „Europäische Kulturhauptstadt“ gemacht hat. Doch seine Erfahrungen wurden auch erheblich getrübt, durch die politischen Umstände in Ungarn. Er war an der Bewerbung beteiligt und später dann 2010 auch kultureller Direktor in der Kulturhauptstadtzentrale von Pècs.
Magdeburg plant 2,9 Millionen Euro für die Bewerbungsphase
Bereits seit 2012 beschäftigt sich das Forum Design e.V. in Magdeburg mit dem Thema Kulturhauptstadt. So habe man u.a. Gespräche in Seniorentreffs, bei Kleingartenvereinen und selbstverständlich auch mit den Kulturschaffenden der Stadt geführt, um Ideen für eine Bewerbung zu sammeln, so Pohlmann. Auch sei in Magdeburg die Initiative für die Bewerbung aus den Reihen des Stadtrats gekommen. „Fraktionsübergreifend“, betonte der Geschäftsführer des Forums Design.
Man habe bereits einen animierten Trailer mit der Magdeburger Independent-Band „Verfolgte vom Orchester“ produziert. Auch sei der Dok-Film „Magdeburg sein!“ erfolgreich, berichtete Pohlmann weiter. Ohnehin habe man nicht das Stadtmarketing im Blick, denn die Bewerbung müsse auf breite Füße gestellt sein, um eine hohe Akzeptanz in der Bevölkerung zu erreichen.
Und im Stadtrat wurde 2015 beschlossen, für die Bewerbung 2,9 Millionen Euro zur Verfügung zu stellen.
Auch wenn sich Schneiß vom Kulturministerium betont diplomatisch gab, so war in seinen Redebeiträgen deutlich geworden, dass Magdeburg durch seine fünfjährige Vorlaufzeit die Nase vorn hat. Auch beobachte man im Ministerium sehr genau, welche Anträge gestellt werden. Und diese würden erkennen lassen, dass Magdeburg längst Fahrt aufgenommen hat, im Wettbewerb um den Titel Kulturhauptstadt Europas.
Wohl auch mit Blick auf Halle meinte Schneiß: „Die Zeit drängt konkret zu werden, sich breit aufzustellen.“
„Das wird uns schwer fallen, zwei Bewerbungen.“
Es gab auch Publikumsfragen, die immer wieder auf die Rolle, die Chancen von Halle abzielten. So wollte der Musiker Matthias Erben wissen, ob es überhaupt aus einem Bundesland zwei Bewerber geben dürfe. Was bejat wurde. Schneiß erinnerte sich jedoch auch an eine Äußerung von Staatsminister Robra: „Das wird uns schwer fallen, zwei Bewerbungen.“
Eine weitere Frage zielte darauf ab, ob Halle und Magdeburg sich gemeinsam bewerben könnten. Dies wurde ausgeschlossen. Zwar könne die eine Stadt die andere unterstützen, jedoch erhält nur eine Stadt den Titel.
Stadträtin Katja Müller wollte in Erfahrung bringen, ob der Oberbürgermeister sich zum Thema Kulturhauptstadt bereits an das Kulturministerium gewandt hat. Davon hatte Schneiß jedoch keine Kenntnis.
Auffällig an der Veranstaltung war das verhaltene Interese. Die Sitzplätze waren nur zur Hälfte belegt. Und Mitarbeiter aus der Stadtverwaltung sind auch nicht erschienen. Relevanz zur anvisierten Kulturhauptstadt-Bewerbung gab es reichlich.
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