“Lützi bleibt:“ Kundgebung auf dem Markt in Halle

Die bevorstehende Abbaggerung des Dorfes Lützerath in Nordrhein-Westfalen war am Freitag Thema einer Kundgebung auf dem Marktplatz in Halle (Saale). Dabei ging es auch um die Geschehnisse im Umfeld der Demo im NRW-Dorf am vergangenen Wochenende. Dort hatten rund 35.000 Menschen demonstriert. Auch etwa 200 Hallenser waren mit dabei. Allein Fridays for Future hatte drei Busse organisiert.

In Reden ging es unter anderem um “Polizeigewalt”. “Represionen und polizeiliche Gewalt, die täglich ausgeübt werden, sparen auch die Klimagerechtigkeitsbewegung nicht aus”, sagte eine Rednerin von „Ende Gelände“. “Unser Protest gegen das kapitalistische Wirtschaftssystem, welches die Profitinteressen von Großkonzernen über die Lebensgrundlage aller Menschen stellt, hat die staatliche Ordnung auf den Plan gerufen.” Die Polizei schütze seit ihrer Erfindung die herrschende Klasse, der kapitalistische Staat Privatbesitz. “Gemeinsam bekämpfen sie alle, die dieses ausbeuterische System abschaffen wollen.”

Aktuelle Studien würden zeigen, dass die Kohle in Lützerath gar nicht für die sogenannte Versorgungssicherheit nötig wäre, sagte Max von der Gruppierung “End Fossils Occupy”, die vergangene Woche die Uni besetzt hatte. Er kritisierte in diesem Zusammenhang eine Studie der NRW-Landesregierung, die zu anderen Ergebnisse kommt – mit Daten des Energiekonzerns RWE. Es sei dreist von der Partei Bündnis 90 / Die Grünen zu behaupten, dass Lützerath unbedingt weichen müsse. “Das lassen wir uns nicht gefallen. Wir stehen weiter für den Erhalt aller Dörfer. RWE muss enteignet werden”, sagte er. “Die Grünen Partei sollte ihren Werten gerecht werden und endlich echten Klimaschutz betreiben und dafür sorgen, dass die Kohle unter Lützerath im Boden bleibt.” Klimaschutz sei nicht nur das vorziehen von messbaren Daten, “Klimaschutz ist der reale Rückgang von Emissionen.” Man fordere “Klimaschutz, der die Menschen schützt, und nicht die Milliardengewinne riesiger Konzerne.” Es brauche “kapitalismuskritische, nachhaltige und klassenbewusste Bildung und ein insgesamtes Hinterfragen der Systeme unsere Wirtschaft und Gesellschaft.”

Das Pariser Klimaabkommen sei ein völkerrechtlich bindender Vertrag, sagte eine Vertreterin von Greenpeace. Darin sei das 1,5 Grad-Ziel versprochen worden. Also, dass die Erderwärmung nicht größer wird. “Also lasst uns dafür kämpfen. Denn wenn wir für den Kohlestopp kämpfen, dann kämpfen wir für die Menschen, die schon heute unter der Klimakrise leiden.” Man kämpfe an der Seite derer, “die für die verschlafene Energiepolitik der Regierung zahlen müssen.” Nicht nur die Länder im globalen Süden seien betroffen, auch Deutschland – beispielsweise mit den Dürresommern oder der Flutkatastrophe im Ahrtal. “Es lohnt sich, weiter verdammt unbequem zu sein und der Regierung zu zeigen, dass wir uns nicht mit halbherzigen Klimaversprechen abspeisen lassen.”