Sachsen-Anhalt rutscht unter die 2-Millionen-Einwohner-Marke
Bis zum Jahr 2035 gehen die Vereinten Nationen in ihren World Population Prospects 2019 von einem anhaltenden, aber sich verlangsamenden Anstieg der Weltbevölkerung von 7,7 auf 8,9 Milliarden Menschen aus. Wie das Statistische Landesamt anlässlich des Weltbevölkerungstags am 11. Juli mitteilt, wird die Bevölkerung Sachsen-Anhalts im Vergleich zum 31.12.2019 bis ins Jahr 2035 um weitere 13 % auf 1 901 254 Einwohnerinnen und Einwohner zurückgehen. Damit würde das Bundesland voraussichtlich 2030 unter die Grenze von 2 Mill. Einwohnerinnen und Einwohnern fallen.
Das Statistische Landesamt hat in verschiedenen Szenarien durchgerechnet, welche Bedingungen erfüllt sein müssten, damit Sachsen-Anhalt auch 2035 noch 2 Mill. Einwohnerinnen und Einwohner zählen würde. Hierfür gibt es verschiedene Möglichkeiten, denn die zukünftige Einwohnerzahl wird neben der aktuellen Altersstruktur maßgeblich von den künftigen Geburten, Sterbefällen und Wanderungsströmen definiert.
Dabei lässt sich die Altersstruktur als gegebene Ausgangsgröße für die zukünftige Entwicklung nicht verändern. Auch die Anzahl der Sterbefälle ist als Resultat aus Altersstruktur und Lebenserwartung kaum beeinflussbar. Es bleiben als mögliche beeinflussbare Größen nur die Geburten und die Wanderungsströme.
In einem 1. Szenario wurde entsprechend angenommen, dass der Zielwert 2 Mill. Einwohnerinnen und Einwohnern im Jahr 2035 ausschließlich durch die Erhöhung der Anzahl der Lebendgeborenen erreicht werden sollte. Dazu wäre eine Gesamtanzahl von 412 700 Lebendgeborenen in den Jahren 2020 – 2035 notwendig. Im Vergleich zum derzeit prognostizierten Geburtenvolumen 2020 – 2035 in Höhe von 235 800 Lebendgeborenen wären dies rund 176 900 Geborene mehr. Jährlich müssten bis 2035 konstant 11 100 Kinder mehr geboren werden als derzeit prognostiziert. Insgesamt entspräche diese notwendige Anzahl an Lebendgeborenen einem durchschnittlichen jährlichen Volumen in Höhe von 25 800 Geborenen. In den vergangenen Jahren seit 2010 gab es in Sachsen-Anhalt durchschnittlich 17 200 Lebendgeborene pro Jahr. Im Basisjahr der Rechnung 2019 waren es 16 618; in der 7. Regionalisierten Bevölkerungsprognose wird von einem Fortgang des jüngsten Absinkens und somit durchschnittlich 14 700 Lebendgeborenen pro Jahr bis 2035 ausgegangen.
Die Zielerreichung einer Einwohnerzahl von 2 Mill. Personen 2035 über Geburten wäre nur bei einer so starken Erhöhung der Anzahl der Lebendgeborenen möglich, dass dies als unrealistisch eingeschätzt werden muss. Es würde bedeuten, dass die Geburtenziffer vom aktuellen Niveau bei 1,6 Kindern pro Frau auf 4,0 Kinder pro Frau ansteigen müsste.
In einem 2. Szenario wurde entsprechend modelliert, dass der Zielwert 2 Mill. Einwohnerinnen und Einwohner im Jahr 2035 über eine Erhöhung der Nettozuwanderung über die Landesgrenze generiert werden sollte. Im Ergebnis wäre ein Zuzugsvolumen von 1 134 700 Zuzügen in den Jahren 2020 bis 2035 notwendig. Das wären 252 200 Zuzüge mehr als die 882 500 Zuzüge, die in der 7. Regionalisierten Bevölkerungsprognose erwartet werden. Jährlich müssten bis 2035 konstant 70 900 Zuzüge über die Landesgrenze verbucht werden. Im Basisjahr der Bevölkerungsprognose 2019 lag das Zuwanderungsvolumen bei 57 900 Zuzügen; in der 7. Regionalisierten Bevölkerungsprognose wird ein Wert von rund 55 200 pro Jahr prognostiziert.
Wanderungsströme sind deutlich volatiler als die Geburten und Sterbefälle. Sie lassen sich entsprechend schwerer prognostizieren. Allerdings ist gerade durch die Volatilität ein konstant hohes, jährliches Zuzugsvolumen in Höhe von 70 900 Zuzügen in den kommenden Jahren unrealistisch. Seit 2010 schwankten die Zuzugsvolumina über die Landesgrenze zwischen 37 000 Personen im Jahr 2010 und 74 400 im Jahr 2015, dem Höhepunkt der Zuwanderung Schutzsuchender aus dem Ausland. Es müssten also in den kommenden Jahren konstant jedes Jahr annähernd so viele Personen zuziehen wie 2015, damit 2035 über die Zuwanderungen eine Einwohnerzahl in Höhe von 2 Mill. Einwohnerinnen und Einwohnern erreicht werden würde.
Dies erscheint unrealistisch, da die Zuzüge von Deutschen aus dem restlichen Bundesgebiet eher rückläufig sind. So zogen 2010 noch 26 700 Deutsche aus anderen Bundesländern nach Sachsen-Anhalt, 2019 waren es nur noch 24 900. Denn auch im restlichen Bundesgebiet gibt es einen demographischen Wandel mit einer Verringerung der Anzahl hochmobiler junger Altersgruppen. Gleichzeitig reduzierten sich auch die Zuzüge von Ausländerinnen und Ausländern aus dem restlichen Bundesgebiet nach dem Höhepunkt 2016 von 5 700 auf 5 100 im Jahr 2019. Angesichts der derzeitigen Trends der Binnenzuwanderung aus dem restlichen Bundesgebiet könnte das notwendige Zuwanderungsvolumen nur durch eine drastische Erhöhung der Zuwanderung aus dem Ausland auf jährlich rund 41 000 Personen gelingen. In den Jahren 2017 – 2019 lag das Zuzugsvolumen aus dem Ausland mit durchschnittlich 26 800 Personen lediglich bei zwei Dritteln dieses notwendigen Volumens.
Beide Szenariorechnungen verdeutlichen, dass in Sachsen-Anhalt in der nahen Zukunft kein Ende der Schrumpfung und Alterung in greifbarer Nähe sind. Eine Stabilisierung der Einwohnerzahl ist im Zeitraum bis 2035 nicht erreichbar.
Der World Population Prospects 2019 der Vereinten Nationen ist hier einsehbar https://population.un.org/wpp/DataQuery/.
Ich denke wenn Herr Lukaschenko seine Drohung der Grenzöffnung zum Durchfluss der Flüchtlingsströme wahr macht ist Zuwanderung unser kleinstes Problem.
Genau, weil Belarus das Flüchtlingsland schlechthin ist.
„Durchfluss“ von Flüchtlingsströmen. Informieren.
Er spricht von Syrern, Afghanen usw..
Die verlassen ihr Heimatland nicht alle sofort in Richtung Westeuropa, sondern reisen auch über Drittstaaten ein.
Wen wundert das denn bei der Politik
Wen wundert es?
Sachsen-Anhalt ist eines der, wenn nicht sogar das unattraktivste Bundesland von allen.
Perspektivlosigkeit für junge Menschen/Eltern, Städte mit einer niedrigen Lebensqualität und aufs Land will erst recht keiner.
Einzig die paar touristischen Highlights bleiben – zumindest vorerst. Denn wenn der Harz dann mal in ein paar Jahrzehnten zum Großteil durch den Borkenkäfer und Waldbränden zerstört wurde, bleibt nicht mal das.
Das Bildungsniveau der Bevölkerung ist unterdurchschnittlich und manchmal fragt man sich, ob das von der CDU auch so gewollt ist.
Vom Verkehrswandel wollen wir erst gar nicht sprechen. Da hängt Sachsen-Anhalt soweit hinterher, dass es schon nicht mehr lustig ist.
Also wer bleibt hier hauptsächlich in dem Land?
– die Älteren, die hier sesshaft geworden sind
– Menschen mit niedrigem Einkommen oder Sozialhilfeempfänger, die hier wenigstens günstig wohnen können
– Schutzsuchende Menschen, die aber auch größtenteils zur zweiten Gruppe gehören
Das Land hätte Potential. Aber durch eine Politik des Stillstandes, die vom Großteil der Bevölkerung („Das bleibt alles so wie es ist!!“) anscheinend auch gewollt ist, wird sich da Lage bloß noch verschlimmern.
Emil, schön, dass du dir Gedanken machst. Aber die Dinge stehen in nahezu jedem Punkt etwas anders. Zumindest aus meiner Sicht.
Eine Fusion mit Thüringen und Sachsen ist alternativlos.
Und deine Sicht ist entscheidend, weil … ?
Inwiefern stehen die Dinge denn aus deiner Sicht anders?
Eine Fusion zu einem Mitteldeutschland wäre natürlich sehr zu begrüßen, wobei Sachsen-Anhalt dann so etwas wie das kleine, nervige Anhängsel wäre, mit dem sich die anderen nur abgeben, weil sie es müssen. Selbst in Thüringen und Sachsen hat Sachsen-Anhalt kein besonders gutes Standing. Aber vielleicht habe ich bisher auch nur mit den falschen Leuten gesprochen.
Aber um Sachsen-Anhalt zu retten wäre es wohl eine unausweichliche Maßnahme. Wird aber trotzdem nicht passieren, weil dann zu viele Beamtenjobs überflüssig wären.
@Emil: Sachsen-Anhalt ist das flächengrößte Bundesland des MDR-Gebietes, das mit den meisten Weltkulturerbestätten und auch das mit der vielfältigsten geschichtlichen und kulturellen Tradition. Immerhin kommen sogar die Vorfahren von Queen Elizabeth 2 und des belgischen Königs aus Wettin (Sachsen-Anhalt). Die Geschichte Sachsens beschränkt sich größtenteils auf die Barockzeit und die von Thüringen auf das Mittelalter.
Für eine Fusion ist der Zug abgefahren, dass hätte man 1990 so machen müssen. Heute wird keiner der Provinzfürsten mehr seine Rolle aufgeben wollen, z.B. in Erfurt oder Magdeburg. Hamburg zeigt auch, dass man als kleines Bundesland gut wirtschaften kann.
Was ist daran schlimm? Schneller, mehr, höher, weiter also unendliches Wachstum muss bzw kann es m.E. auch nicht sein. Für mich ist „Weniger mehr“
Gut so, weniger Menschen ist das Beste für die Zukunft des Planeten und unsere ( hoffentlich wenigen) Kinder.
Der Planet besteht aber (zum Glück) nicht nur aus Sachsen-Anhalt.
Was für ein dummer Kommentar. Bitte bring dich um. Wäre wieder einer weniger und Platz für ein Kind.
Ach Daniel, Humanistenreflex bitte ausschalten, denk nach und lies etwas Club of Rome. Weniger heißt nicht töten, sondern noch weniger Kinder bekommen, am liebsten keine Kinder von Leuten Deines IQ.
Halle wird am wenigsten davon betroffen sein. Dank der jüngeren Bevölkerung, sehr guten Verkehrsanbindung, großen Wohnungsangebotes und der Nähe zur Großstadt Leipzig wird Halle das ganz gut abfedern können. Für Magdeburg sieht es schon düsterer aus – schlechte Verkehrsanbindung und in der Umgebung gibt es nur Feld und Wiese. Der Beamtenbonus von Magdeburg ist mittlerweile auch aufgebraucht, viel mehr Beamte kann sich das Land Sachsen-Anhalt nicht leisten. Dessau hat eh schon verloren. Wittenberg wird sich auch ganz gut halten können dank der guten ICE-Anbindung und Nähe zu Berlin.