„Schluss mit der großstädtischen Wolfsromantik“: CDU, AfD und FDP versus Wolf
In der Landespolitik gibt es mal wieder Streit um den Wolf. Im vergangenen Jahr gab es in Sachsen-Anhalt 247 Nutztierschäden, was etwa einem Zehntel der bundesweiten Vorkommen entspricht. Doch von den 2,38 Millionen Euro, die bundesweit zur Prävention ausgegeben wurden, gibt das Land Sachsen-Anhalt nur einen Bruchteil von 67.000 € aus.
Die Arbeitsgruppe Ernährung, Landwirtschaft und Forsten der CDU-Landtagsfraktion hat zum Thema Wolf ein Fachgespräch mit Vertretern der Rinderallianz und der Schafzüchter, sowie dem Wolfbeauftragten des Jagdverbandes Zerbst geführt. Dabei sei deutlich geworden, „dass die Problematik Wolf im urbanen Raum kaum und wenn, nur stark ideologisiert wahrgenommen wird. Im ländlichen Raum wird ein Anstieg der Nutztierrisse um 39 Prozent vermeldet – Tierhalter umtreibt jeden Morgen erneut der Gedanke, in welchem Zustand die Herde aufgefunden wird. „, sagt Andreas Schumann, umweltpolitischer Sprecher der CDU-Landtagsfraktion von Sachsen-Anhalt.
„Langfristig führt uns diese Art des Wolfsmanagements in einen Zielkonflikt zwischen Weidetierhaltung und Wolfsansiedlung. Die Verbandsvertreter berichteten von einer bürokratisch überhöhten Beantragung der Entschädigungsleistung und Bearbeitungszeiten von bis zu 6 Monaten nach einem Nutztierriss.“ Er fordert ein Ende der „ideologisierten Wolfsromantik“, stattdessen sei ein „wissenschaftsbasiertes Wolfsmanagement“ nötig. „Deutschland gehört zu den dicht besiedelten Ländern Europas. Wenn wir so weiter machen, droht Kontroll- und Akzeptanzverlust. Wir dürfen den ländlichen Raum nicht allein lassen“, sagt Detlef Gürth, Mitglied der Arbeitsgruppe Umwelt der CDU-Fraktion im Landtag von Sachsen-Anhalt und federführend mit der Thematik Wolf befasst.
„Sachsen-Anhalt ist eines der Bundesländer, das am stärksten vom Wolf betroffen ist – Tendenz steigend! Allein im Jahr 2019 wurden 247 Tiere gerissen.“, beklagt der FDP-Bundestagsabgeordnete Dr. Marcus Faber, der stellvertretendes Mitglied im zuständigen Landwirtschaftsausschuss ist. „Andere Bundesländer, die ebenfalls einen großen Bestand an Wölfen vorweisen, haben das Problem erkannt und in Prävention investiert. Sachsen-Anhalt muss dringend nachziehen.“ Er ergänzt: „Hobbytierhalter und Kleinsttierhalter haben es genauso wie andere verdient, dass ihre Tiere vor dem Wolf geschützt werden. Die Bagatellgrenze von 500€ in Sachsen-Anhalt für Präventionsmaßnahmen muss daher dringend vollständig aufgehoben werden, damit endlich alle Tiere nachhaltig vor Wolfsangriffen sicher sind.“ „Herdenschutzhunde und immer höhere und damit teurere Elektrozäune allein können das Wolfsproblem in Sachsen-Anhalt jedoch nicht lösen. Jägern sollte es ermöglicht werden, Problemwölfe auch zu entnehmen. Die betroffenen Tierhalter sollten zudem zeitnah und in voller Höhe entschädigt werden.“
Die AfD-Fraktion im Landtag fordert die CDU mit einer parlamentarischen Initiative für Ordnung im „Wolfsland Sachsen-Anhalt“ zu sorgen. „Dass ausgerechnet die CDU nach jahrelanger politischer Untätigkeit jetzt einen Zielkonflikt zwischen Weidetierhaltung und Wolfsmanagement thematisiert, ist unerhört. Die CDU hat weder unseren Anträgen für die Einführung der Weidetierprämie zugestimmt, noch auf ihren Koalitionspartner in Person der grünen Landwirtschaftsministerin eingewirkt, um den von der Opposition trotzdem erreichten Beschluss zu ratifizieren“, sagt der landwirtschaftspolitische Sprecher der AfD-Landtagsfraktion, Hannes Loth. „Zudem hatte die AfD-Fraktion in der Vergangenheit klare Forderungen zum Wolfsmanagement, zur Aufnahme des Wolfes in das Jagdrecht und vor allem für den Umgang mit Problemwölfen gestellt. Bei unserem letzten Antrag zur Abwahl der grünen Landwirtschaftsministerin haben wir auch die unerhörten bürokratischen Hürden bei den Entschädigungen für Tierhalter nach Wolfsübergriffen aufgeführt, die einen klaren Bruch der Versprechungen gegenüber dem Parlament darstellen. Alle vier genannten Anträge wurden seitens der CDU abgelehnt; und zu eigenen Anträgen reicht es – aus Angst vor dem grünen Koalitionspartner oder aufgrund mangelnder Ideen – offenbar auch nicht aus.“
Daniel Roi, kommunalpolitischer Sprecher der AfD-Landtagsfraktion, ergänzte: „Das ist Wolf-Populismus in Reinform. Die CDU hat zum Umgang mit dem Wolf bislang weder in Land, Bund und vor allem nicht in der EU für eine klare Rechtsgrundlage gesorgt, um eine aktive Entnahme von Wölfen durchführen zu können. Die Aktivität der CDU ist bis heute geprägt durch Worte, Wolfsfeuer und Versprechungen. Bei Gefahr in Verzug können Problem-Wölfe bereits heute entnommen werden, die Grundlagen dafür hatte die AfD mehrmals eingefordert. Vor allem dem CDU-Abgeordneten Gürth sind diese Zusammenhänge bestens bekannt, denn bereits bei einer Fachtagung der Landesregierung in Brüssel wurde ihm dies seitens der zuständigen EU-Kommission und dem Bundesamt für Naturschutz ausgiebig und detailliert erklärt. Seine aktuellen Aussagen lassen hier allerdings wieder jegliche Handlungsaktivitäten vermissen. Wenn ein Schäfer für 41 tote Schafe, die in der gesellschaftlich überaus notwendigen Deichpflege eingesetzt waren, keine Entschädigung bekommt, weil die untere Elektrolitze des Zaunes höher als normativ angeordnet war, dann droht kein Kontroll- und Akzeptanzverlust, Herr Gürth, dieser ist bereits eingetreten!“











Neueste Kommentare