Schweintor Campus: Ordnung ist das halbe Leben – Der Steintor Campus scheint auf der anderen Hälfte zu liegen
Eines vorweg: Ja, ich war auch einmal jung und ebenfalls ja, ich kann mich noch sehr gut an diese Zeit in den 90er Jahren des letzten Jahrhunderts erinnern. Und nein, mit der Überschrift beziehe ich mich nicht auf das dort befindliche „Museum der Haustierkunde“.
Seitdem der Campus am Steintor einen großen Platz mit Sitzgelegenheiten bietet, wird dieser auch genutzt. So weit, so gut, denn genau dafür ist ein solcher Platz: Um sich an der frischen Luft mit Freunden und Bekannten zu treffen, um ein paar gemütliche Stunden miteinander zu verbringen.
Doch immer wieder kommt es zu unschönen Szenen. Vor allem nach lauen Sommerabenden findet man dort am darauffolgenden Morgen Unmengen von Unrat, zerbrochene Flaschen und weitere Hinterlassenschaften von Feiernden. Anwohner traten vielfach an uns heran, beschwerten sich und sandten uns Bilder des Platzes zu. Auch an die Stadt habe man sich gewandt, doch von dort könne man keine Unterstützung erwarten, hieß es unisono.
Ich habe mich in den vergangenen knapp drei Wochen fast jeden Abend dort für ein paar Stunden aufgehalten, um das Geschehen einmal selbst beurteilen zu können. Es war ein ernüchternder Einblick.
Ganze zwei Mal kamen Mitarbeiter des Ordnungsamtes vorbei. Beim ersten Mal schlenderte man, unbeeindruckt von den mit Bierkästen und hartem Alkohol ausgestatteten Jugendlichen, vorbei. Beim zweiten Mal, am vergangenen Mittwoch, um kurz nach 19 Uhr, wurden nicht etwa die anwesenden Jugendlichen angesprochen, sondern eine junge Frau mit zwei nicht angeleinten Hunden. Tobias Teschner, Fachbereichsleiter Sicherheit der Stadt Halle, antwortete auf eine daraufhin gestellte Anfrage: „Das ist falsch. Eine Gefährderansprache an die Jugendlichen war bereits durchgeführt worden. Anschließend wurde der Vorgang Anleinpflicht von Hunden bearbeitet.“
Da frage ich mich salopp: ernsthaft? Selbst wenn vor meinem Erscheinen eine Gefährderansprache stattgefunden haben sollte, was durchaus möglich ist, welche Konsequenzen hatte diese? Die Jugendlichen waren an dem betreffenden Abend weiterhin vor Ort und konsumierten auch harten Alkohol.
Liebes Ordnungsamt: Wie habe ich mir bitte eine solche Gefährderansprache von augenscheinlich Minderjährigen, die harten Alkohol konsumieren, vorzustellen?
Es geht mir nicht darum die Jugend pauschal zu verurteilen. Ich möchte mir gar nicht vorstellen, wie gehetzt die Heranwachsenden von heute leben, unter welchem mannigfaltigen Druck sie stehen. Dazu noch die momentan außergewöhnliche Situation.
Doch ist es von den Betroffenen zu viel verlangt, seinen Müll einfach mitzunehmen? Ist es zu viel verlangt, wenn denn mal eine Flasche zu Bruch geht, die Scherben nicht noch über eine weite Fläche zu verteilen? Ich meine: nein!
Und hier schließt sich der Kreis. Auch wir haben früher gefeiert, auch bei uns ist es mal ausgeartet. Doch, dies kann glauben wer will, wir haben es auch noch auf allen Vieren kriechend geschafft, unseren Müll einzusammeln.
Schweintor Campus – ist das erstrebenswert?
– Ein Kommentar von D. Baumann
Danke für die deutlichen Worte….. Ob sie wohl von Seiten der Stadt gehör finden.
Sehr guter Kommentar, danke dafür! Die geschilderte Situation lässt sich auch auf die Feiernden auf dem Galgenberg, am Riveufer und an zahlreichen anderen Orten übertragen. Leider.
Zum Glück war es am Landesmuseum immer ruhig.
Es ist nicht nett, unter falschem Nickname zu posten….aber sei’s drum.
Auch von mir Glückwunsch zu diesem sehr guten Kommentar, der im Kern das Versagen der Stadt genau beschreibt. Wenn tatsächlich eine Gefährderansprache der Jugendlichen stattgefunden hat, dann sollten die im Einsatz gewesenen Mitarbeiter des Ordnungsamtes wegen Arbeitsverweigerung abgemahnt werden. Offensichtlich minderjährige Jugendliche, die öffentlich harten Alkohol trinken gehören kontrolliert, der Alkohol konfisziert und es müssen umgehend die Eltern informiert werden. Weiterhin sollte gegen den Verkäufer vorgegangen werden, bei dem die Jugendlichen den Alkohol ohne Altersprüfung kaufen konnten.
Die Stadt macht es sich hier wieder viel zu einfach und Herr Teschner sind Probleme oder das Fehlverhalten seiner Mitarbeiter wie immer nicht bekannt. Aber wehe es wird mal falsch geparkt, da sind sie schnell zur Stelle….
Nur weil du das K klein schreibst, ist es eine anderer Nickname? Nein, das ist trollen und kein sehr creatives.
Das Ordnungsamt („Herr Teschner“) kann und soll nur tätig werden, wenn es tatsächlich Verstöße gegen die Ordnung gibt. Leider werden viel zu viele ausgedachte (um nicht zu sagen erstunken und erlogene) Vorfälle gemeldet bzw. wird davon eigentlich nur im Internet berichtet, um der Stadt und der Polizei Untätigkeit vorzuwerfen.
Wer den Steintor Campus als Schweintor Campus bezeichnet und die Verderbtheit der Jugend beklagt, war noch nie am Steintor (ehem. Marx-Engels- Platz), wenn dort die „Freitrinker“ ihr Unwesen treiben. Hektoliter an Urin werden dort im Gras verklappt, besonders ästhetisch von den weiblichen Saufkumpanen. Immerhin in der Nähe der dortigen Toilettenanlage, leider nicht in dieser. Kronkoren gehören da zum harmloseren Müll. Da lob ich mir die Ruhe und Sauberkeit am Landesmuseum.
Ordnungsamt: 1 (eine!) gefährderansprache reicht dann wohl nicht! Da sollten es gern auch mal zwei sein und bei der 3. gleich mal die Personalien aufnehmen und bei Renitenz die Streife hinzuziehen. So geht Ordnung!
Und ja, auch Fotobeweise sichern!
EInfache Lösung: Für Zerbrochene Flaschen (= Gesundheitsgefährdung + weitere mögliche Kosten wie zerschnittene Reifen von Fahrrädern oder Kinderwagen) gibt es eine Geldstrafe von mindestens 100 EUR + Meldung in der örtlichen Postille zwecks Abschreckung. Das immer wieder von der Stadt gebrachte Argument „Wir können nicht alle erwischen“ ist Schwachsinn, es werden auch nicht alle Mörder, Diebe und Falschparker gefasst.
FFF Flaschen für Faulenzer, die anderen 6 Tage müssen doch auch gefüllt werden.
Es ist leider Schade, dass die Stadt sich nicht dazu bekennt, nicht mehr Herr der Lage zu sein.
Es ist leider genauso wie geschildert. Besonders nach den Wochenenden liegt überall Unrat. Einmal hatten sich einige Leute Spass daraus gemacht, Polystyrol in tausende kleine Fetzen zu zerlegen und über die ganze Wiese zu verstreuen. Die Universität Halle beschäftigt einen syrischen Hausmeister, der mit Engelsgeduld den Dreck der Jugendlichen täglich wegräumt – immer wieder aufs Neue. Ich möchte mir gar nicht vorstellen, was er über die Deutschen und ihre Jugendlichen denkt. Jetzt in der Corona-Krise wurden überdies viele Türen beschmiert. Will die Stadt eigentlich so lange warten, bis die Uni den Platz schließt, weil sie den Aufwand nicht mehr betreiben will oder kann? Es ist ein ähnliches Trauerspiel wie offenbar am August-Bebel-Platz.
Es wird nun Zeit, dass die Halle-Neustädter den Campus Heide-Süd besiedeln.
Am Steintor ist wenigstens das Ordnungsamt…oder am Bebel…oder am Landesmuseum. Anwohner der Neustadt, Heide Nord und der Silberhöhe sehen das Ordnungsamt nur, wenn die irgendwelche Bescheide der Stadt zustellen. Leinenkontrollen, Kontrolle (und Vertreibung) von Alkoholikern…davon träumen wir schon am Tage. Nach 16 Uhr gibts hier draussen dann kaum Polizei, das Ordnungsamt kommt gar nicht. Aber seien wir ehrlich, es ist für die Stadt natürlich viel einträglicher, Parksünder in der Innenstadt abzukassieren.
Super Artikel. Aber leider wird sich nix ändern. Couragierte Menschen gibt es zu wenig. Und für die sogenannten “Ordnungshüter“ ist es viel einfacher, Konfrontationen aus dem Weg zu gehen, unter dem Motto: “Nix hören, nix sehen……..“
Erinnere mich dabei an die drei Affen, indische Weisheit oder so ähnlich
Für mich ist das die logische Konsequenz aus dem, was wir als ganze Gesellschaft den Jugendlichen vorleben. Eine Gesellschaft, in der sich jeder selbst der Nächste ist, alles irgendwie wegdelegiert wird, 1000x täglich die Botschaft vermittelt wird: wenn jemand reich ist, liegt es an seiner eigenen Hände Arbeit, und wer Arm ist, hat es nur nicht richtig versucht. Jedes Problem wird individualisiert. Schaut euch an, was einige JuLis (nicht aus Halle!) so auf Twitter veranstalten – pure Abwertung aller, die sich mit 19 noch keinen eigenen Porsche „“erarbeitet““ hat (also in die richtige Familie hineingeboren wurden).
Warum auf der Peißnitz nichtmal in den Sommermonaten geschafft wurde, irgendwas hinzubekommen, wo man halbwegs sicher und zivilisiert zusammenkommen kann, ist ein ewiges Rätsel.
Was das bessere „Früher“ angeht: 1990 haben Idioten ihre Altautos in irgendwelche Seen oder Kanäle geschmissen, Wildbaden am Kanal sah Mitte der 1990er aus wie in einer Außenstelle der Mülldeponie Lochau und wer am Rand irgend einer Fernverkehrsstraße mal langläuft, der zweifelt ernsthaft am Label „Zivilisation“, das wir uns geben. Dieses „soll sich doch irgendne Putzfrau drum kümmern“ ist offenbar tief in unserer neoliberalen, Menschen abwertenden Gesellschaft verankert.
Schade, dass so sinnlose Konflikte aufbrechen und immer mehr Plätze nicht mehr allgemein nutzbar sind. Privatparties in geschlossenen Räumen wäre das letzte, was wir jetzt verstärken sollten.
Eine Lösung hab ich aber auch nicht, außer generell wieder grob gesellschaftsfeindliches Fehlverhalten konsequenter zu ahnden.
Oh erleuchteter.. Welch schönen Worte und Gedanken zur Nacht.
Deine jünger hängen an deinen Lippen und saugen jedes deiner Worte begierig auf.
Da spricht die reine Weisheit und die Offenbarung komme über uns.
„Für mich ist das die logische Konsequenz aus dem, was wir als ganze Gesellschaft den Jugendlichen vorleben. Eine Gesellschaft, in der sich jeder selbst der Nächste ist, alles irgendwie wegdelegiert wird, 1000x täglich die Botschaft vermittelt wird: wenn jemand reich ist, liegt es an seiner eigenen Hände Arbeit, und wer Arm ist, hat es nur nicht richtig versucht. Jedes Problem wird individualisiert.“
Tja so ist es leider. Der Zerfall schreitet voran. Kaum einer übernimmt mehr wirklich Verantwortung, höchstens als Fassade, solange es der eigene Job verlangt (und nicht mal das, wenn man an das hallesche Ordnungsamt denkt), aber ansonsten? Wenn jeder nur an sich denkt, ist eben an keinen gedacht. Dazu das totgesparte Bildungssystem in der Breite, Lehrermangel, der zu 30% Unterrichtsausfällen führt, bröckelnde Schulgebäude, befristete Arbeitsverträge, die immer pünktlich zu Beginn der Sommerferien enden, immer mehr Quereinsteiger ohne fundierte pädagogische Ausbildung in der Lehrerschaft – welche Motivation sollen Lehrer und Schüler so bekommen, welche destruktiven Botschaften werden an die junge Generation vermittelt?
„…außer generell wieder grob gesellschaftsfeindliches Fehlverhalten konsequenter zu ahnden.“
Die konsequenteste Ahndung wäre eine Abkehr vom neoliberalen kapitalistischen System.
Es ist die Ohnmacht des Staates gegenüber der Entwicklung. Manchmal kommt mir diese Ohnmacht hausgemacht vor. Ich bin richtig froh darüber, wie ich meine Jugendzeit verbracht habe. Es war die Aufbruchstimmung der 68er. Es war ja nur ein Fernsehsender, der dies verbreitete, aber es gab damals sowieso nur zwei. Nicht vergessen, die 68er beseitigten den Nazi-Altkader-Staat. Fällt mir angesichts der Nonstop-Stasi-Filme ein. So viele Filme gibt es nicht über den Nazi-Altkader-Staat.
DDR II ging erst 1972 in Betrieb. Es waren noch bis 1989 Nazi-Kader in Führungsämtern der Partei, du Geschichtenerzähler.
Hier in der Mediathek:
https://www.mdr.de/zeitreise/nazis-in-der-ddr-100.html
Zum lesen:
https://www.welt.de/geschichte/zweiter-weltkrieg/article148413890/Im-DDR-Innenministerium-waren-20-Prozent-Nazis.html
https://www.spiegel.de/kultur/erst-braun-dann-rot-a-00000000-0002-0001-0000-000135112065
https://www.deutschlandfunkkultur.de/geschichte-praesenz-von-alten-nazis-in-der-ddr-kaum.1278.de.html?dram:article_id=334187
Zum Lesen:
„Nach den ersten Zwischenergebnissen hatte bei der Gründung des BMI ungefähr jeder zweite leitende Mitarbeiter (ab Referatsleiter aufwärts) eine persönliche Vergangenheit als NSDAP-Mitglied. Bis Anfang der 60er-Jahre stieg diese Quote bis auf 66 Prozent an, um dann bis 1970 wieder auf 50 Prozent zu sinken. Dieser hohe Anteil kann kaum erstaunen, denn bekanntermaßen war der Anteil von NSDAP-Mitgliedern in Ministerien, allgemeiner Verwaltung und Polizei ab 1933 überdurchschnittlich hoch – und genau aus diesem Reservoir stammte das Personal, mit dem ab 1949 das Bundesinnenministerium aufgebaut wurde.“
https://www.welt.de/geschichte/zweiter-weltkrieg/article148413890/Im-DDR-Innenministerium-waren-20-Prozent-Nazis.html
Bundeskanzler Kiesinger:
“ Kiesinger hatte sich Ende Februar 1933 als Mitglied der NSDAP eintragen lassen und war seit 1940 im Außenministerium zum stellvertretenden Leiter der rundfunkpolitischen Abteilung aufgestiegen, die für die Beeinflussung des ausländischen Rundfunks verantwortlich war. Kiesinger war hier für die Verbindung zum Reichspropagandaministerium zuständig. Klarsfeld warf Kiesinger vor, Mitglied im Verwaltungsrat der Interradio AG gewesen zu sein, die ausländische Radiosender zu Propagandazwecken aufkaufte. Darüber hinaus sei er ein Hauptverantwortlicher für die Inhalte des deutschen Auslandsrundfunks gewesen, welche antisemitische Propaganda und Kriegspropaganda umfassten, und habe eng mit den SS-Funktionären Gerhard Rühle und Franz Alfred Six, der direkt für Massenmorde in Osteuropa verantwortlich war, zusammengearbeitet. Kiesinger habe die antisemitische Propaganda auch dann noch fortgesetzt, nachdem er von den Morden an Juden wusste.[7] Diese Vorwürfe stützten sich zum Teil auf Dokumente, die das für die Aufarbeitung der Kriegs- und Naziverbrechen und Agitation zuständige Mitglied im SED-Politbüro, Albert Norden, veröffentlicht hatte.[8] (wikipedia)
Jaja, Tobias Teschner und sein Ordnungsamt.
Die sind anscheinend nach eigenem Verständnis ausschliesslich dazu da, Autofahrer zu schikanieren.
Ordnung und Sicherheit in Halle geht denen meilenweit am A…. vorbei.
Wie lügt doch unser Tobias immer so schön? „Der Stadt sind keine Probleme bekannt…“
Die reaktion von Herrn Teschner (Leiter des Ordnungsamtes) ist typisch für überforderte/unfähige Verantwortliche in Kommunen und der Politik. Beschwerden und Mißstände werden negiert und/oder schön geredet.