„Trothaer Wäldchen“: Umweltschützer sprechen von Vernichtungsfeldzug

Seit einigen Tagen sind die Abholzungs- und Ringelungsmaßnahmen im sogenannten Trothaer Wäldchen in der Diskussion. Stadt und Deutsche Bahn sprechen von einem ökologischen Waldumbau, Anwohner befürchten einen Kahlschlag. Denn bis die neuen Bäume große sind, dauerte es Jahrzehnte.
Die Initiative „Pro Baum“ und der Arbeitskreis Hallesche Auenwälder zu Halle (Saale) e.V. (AHA) werfen Stadt und Bahn nun einen Vernichtungsfeldzug gegen die vor 400 Jahren von Amerika nach Europa gebrachte Robinie vor. Es handele sich um einen „Schmetterlingsblütler und kann auf Grund seiner Symbiose mit Knöllchenbakterien im Wurzelbereich Stickstoff aus der Luft binden und dem Boden zuführen. Ferner hält ein dichtes und umfassendes Wurzelwerk den Boden fest.“ Das Areal am Karl-Ernst-Weg in Trotha sei als Bergbaufolgelandschaft typischer Standort für die Robinie. Auch die mehrmonatige Trockenheit und starke Sommerhitze im vergangenen Jahr hätten die Bäume recht gut überstanden. „Schon aus dem Grund sind diese massiven Zerstörungen an dem Gehölzbestand inakzeptabel“, heißt es in einer Erklärung.
Der AHA hat auch eine eigene Begehung durchgeführt. Dabei habe man bemerkt, dass auf natürlichem Weg eine umfassende sukzessive Verjüngung des Gehölzbestandes vonstattengeht. Es handele sich um ein sehr wichtiges Rückzugsgebiet für zahlreiche Tier- und Pflanzenarten, der Wald beeinflusse zudem das Stadt- und Landschaftsbild positiv und habe einen sehr positiven Einfluss auf das Klima der Stadt Halle (Saale).
Aus diesem Grund fordern die Initiative „Pro Baum“ und der Arbeitskreis Hallesche Auenwälder zu Halle (Saale) e.V. (AHA), die „sukzessive Verjüngung des Waldgebietes zu befördern und nicht durch die derzeitigen forstwirtschaftlichen Eingriffe im Auftrag der Deutschen Bahn zu gefährden.“ Diese geplanten Arbeiten zudem noch als Teil von sogenannten Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen für den Güterbahnhofes einzuordnen, sei nicht angebracht. Zudem müsse berücksichtigt werden, dass die Dürrezeit in den Monaten April bis Oktober 2018 sowie der sehr heiße Sommer die Fauna und Flora ohnehin schon stark gestresst hätten.
AHA und Pro baum fordern stattdessen die Erstellung einer wissenschaftlich fundierten Schutz- und Entwicklungskonzeption und die sofortige Einstellung aller Ringelungs- und Abholzungsarbeiten.
Die Robinien werden ja nicht von jetzt auf gleich abgeholzt, sondern sterben langsam ab, wenn ich das richtig verstanden habe. In der Zeit können neue, autochtone, Bäume wachsen und es wird keinen „Kahlschlag“ geben.
Ich finde (aus der Ferne kommentiert), man sollte das ganze nicht überdramatisieren. In der Heide wird jedes Jahr viel mehr Kahlschlag betrieben, und zwar aus rein (forst-)wirtschaftlichen Gründen.
„In der Heide wird jedes Jahr viel mehr Kahlschlag betrieben, und zwar aus rein (forst-)wirtschaftlichen Gründen.“
Deshalb muss man nicht an anderer Stelle auch noch Fehler machen.
Wenn im Wäldchen Trotha 8500 von 12000 vorhandenen Bäumen durch Fällen (oder Ringeln und Fällen nach etwa 3 Jahren) verloren gehen, so ist das genau das: ein Kahlschlag. Den Verlust kann man sich in Prozenten ausrechnen, falls es dann besser vorstellbar ist.
Ob tatsächlich Ersatzbäume gepflanzt werden (bisher ist in den Unterlagen nur von „ansäen“ die Rede, also Eicheln in den Boden bringen) und ob die auf diesem Boden überhaupt anwachsen und bei all der Trockenheit dank Klimawandel überleben, das ist so sicher wie ein Sechser im Lotto.
Seltsam wird es dann beim AHA leider, wenn, der Maxime folgend, jeder verlorene Baum ist Mord an der Natur, dann auch Monostrukturen gepriesen werden.
Auch der AHA bedient sich natürlich immer des Totschlagsarguments „Denn bis die neuen Bäume große sind, dauerte es Jahrzehnte.“ Hat das mal jemand einem Wald gesagt, dass er bitte immer gleich groß zu bleiben hat.
„Seltsam wird es dann beim AHA leider, wenn, der Maxime folgend, jeder verlorene Baum ist Mord an der Natur, dann auch Monostrukturen gepriesen werden.“
Da spricht jemand, der noch nicht selbst vor Ort war. Das Wäldchen besteht nicht nur aus Robinien und Pionierpflanzen sind immer als Übergangsstadium zu verstehen. Sie bereiten durch ihren Stoffwechsel im Laufe von Jahrzehnten den Boden für andere Pflanzen. Der Mensch ist da nicht notwendig, das regelt die Natur ganz allein.
„Hat das mal jemand einem Wald gesagt, dass er bitte immer gleich groß zu bleiben hat.“
Normalerweise ist ein Wald immer „gleich groß“, da es ein gleichzeitiges und ständiges Werden und Vergehen in der Natur gibt. Den Kahlschlag hat der Mensch erfunden.
Und Gott hat den Wald mit einem Fingerschnippsen geschaffen, dass er auf einmal so da war?
Ich meinte, dass in der Vorstellung der Menschen ein Baum immer so groß und schön ist und eigentlich dem Idealbild einer Kinderzeichnung gleicht. Und genau so muss er bleiben, überall. Und wenn ein Baum neu „entstehen“ soll, dann bitte auch gleich so.
Pionierpflanzen würden von alleine entstehen. Die Robinien sind aber teilweise so dicht von Menschenhand gepflanzt, dass da wenig anderes dazu gekommen ist.
Ist nun nicht so schön dort, dass ich da öfter hinkomme, aber scheinbar ist zumindest die undurchdringliche Fichtenwand am Südrand schon verschwunden, hab ich auch keinen Aufschrei mitbekommen.
AHA, die Liste der Leute um Hr. Liste, hat also wieder zugeschlagen. Habe mich schon gefragt, ob die sich inzwischen aufgelöst hätten. Hammse aber nich. Kann ich also weiterpennen – bis zum nächsten AHA-Erlebnis.
Schön vom AHA und seinem alter ego ProBaum…
Warum wachsen eigentlich im Gelände des Arbeitsamtes in der Schopenhauerstraße so wenig Bäume? Hat Liste da das Aufforsten vergessen?
Die Wortwahl von Andreas Liste ist nicht die meine, aber er weist darauf hin, das die Robinie regelrecht verteufelt wird. Das Gelände ist eine Bergbaufolgelandschaft, in der alle Bodenarten durcheinander geworfen wurden. Die Robinien sind als Vorwald gesetzt worden, der seine Zeit noch nicht hinter sich hat. Sie haben den Boden dort biologisch aktiviert und gedüngt, so das sich die Standortbedingungen verbessert haben. Ob sie schon gut für Eichen sind, würde ich einem Standortgutachten entnehmen wollen. Ich hoffe, das es erstellt wurde. Sonst haben wir noch ein Risiko mehr.
Das eine der übermäßigen Verlichtung des Wäldchens als Folge des Ringeln der Robinien ist bereits ein erhebliches. Wenn wir wettertechnisch Pech haben, ist es erstmal für lange Zeit vorbei mit Wald an dieser Stelle. Was die Bahn dort macht, sind aber keine forstwirtschaftlichen Eingriffe. Es ist die Übertragung von naturschutzfachlichen Ansprüchen auf einen Erholungswald, der durch den Betreuungsförster augenscheinlich sträflich vernachlässigt wurde. Mich würde sehr interessieren, was im gültigen Forsteinrichtungswerk dafür an Maßnahmen vorgesehen war. Gemacht wird eher das Gegenteil von guter Forstwirtschaft, wie so oft in Halle. Wer sich ansehen möchte, wie ein Wald nach übermäßiger Verlichtung, einem Sturmschaden (Friederike) und einem Dürrejahr aussieht, dem sei ein Spaziergang am Krankenberg in der Dölauer Heide empfohlen …
Ach, nur der Herr Liste.
Klingt immer mehr, als würden sich die Menschen jedes Jahr eine Dürre herbei wünschen.