Über 200 Jahre altes Francke-Denkmal rückt wieder in den Mittelpunkt
Ganz versteckt am äußersten Rand der Franckeschen Stiftungen zu Halle an der Saale, hinter einem Hügel des Thälmann-Denkmal, befindet sich das älteste Denkmals für August Hermann Francke. Es wurde im Jahr 1788 auf dem damaligen “Ballonplatz” errichtet, also 61 Jahre nach dem Tod des Stiftungsgründers. Schüler und Lehrer hatten das Sandsteindenkmal initiiert.
Doch zu DDR-Zeiten geriet das Denkmal in Vergessenheit. Irgendwann fiel auch die Amphore von ihrem Sockel. Nach der Wende wurde das Denkmal gesichert. Mit Hilfe des Fördervereins konnte es nun durch eine Steinmetzin instand gesetzt werden. Der Sockel ist nun gegen aufsteigendes Wasser gesichert.
Wie Stiftungsdirektor Thomas Müller-Bahlke sagte, wurde das Denkmal 1997 “kopiert”. Ein Nachbau steht im sogenannten “Urnengarten”. Den Namen hat diese unter anderem wegen des Aussehens des Denkmals. Denn es sieht aus wie eine Urne. Und so gab es zu damaliger Zeit Gerüchte, die Asche Franckes befinde sich darin – begraben ist es übrigens auf dem Stadtgottesacker. Das Aussehen ist auch der Witterung geschuldet, denn die Henkel der Amphore sind im Laufe der Zeit verloren gegangen. Nur ein Detail fehlt: der “ewige Flamme”. Denn die wurde für den Denkmals-Nachbau verwendet.
Die Initiative für die Errichtung des Denkmals geht auf das 75. Jubiläum des Königlichen Pädagogiums zurück. Der damalige Direktor und Urenkel Franckes, August Hermann Niemeyer (1754 – 1828), sammelte aus diesem Anlass bei Schülern und Lehrern Spenden dafür. Eine Amphore aus Sandstein auf einem Sockel sollten Francke und sein Werk würdigen. Das Denkmal konnte noch im selben Jahr errichtet und in dem weitläufigen Park zwischen den Königlichen Pädagogium und der Waisenhausapotheke aufgestellt werden. Viele Hallenserinnen und Hallenser haben es bis in die 1970er Jahre von Schulabschluss- oder sogar Hochzeitsfotos noch in Erinnerung.
Für das originale Denkmalensemble kam die Rettung durch Spenden im Gedenken an Uwe Nebert (1930 – 2021), selbst ehemals Stiftungsschüler und langjähriges Mitglied des Freundeskreises der Franckeschen Stiftungen, erlaubten die fachmännische Sicherung, Reinigung und Aufstellung von Sockel und Amphore am historischen Ort. Die neue Präsentation mag erstaunen. Grundlage ist ein Foto aus dem Jahr 1990, das den Sockel und die davor im Gras liegende, in ihrem Erhaltungszustand stark angegriffene Amphore zeigt. Die Momentaufnahme dokumentiert mehr als einen Zustand. Sie führt vielmehr die bewegte Geschichte des Denkmals und dessen eigene Vergänglichkeit vor Augen. Die neue Sehenswürdigkeit in den Franckeschen Stiftungen greift diesen Impuls auf. Ein Kiesbett um das Ensemble erlaubt einen uneingeschränkten Zugang und damit die direkte Begegnung mit dem Denkmal und seiner Geschichte. Das aktuelle Arrangement ist so auch ein Denkmal für die Vergänglichkeit von Denkmälern. Im Rahmen von Führungen sollen Besucher zu dem Denkmal geführt werden, zudem wird die Umzäunung zum benachbarten Haus der Begegnungen umgestaltet.
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