Altes Jugendamt: Stadtrat will Bäume retten
Für den Verkauf des Jugendamts in der Schopenhauerstraße werden erneut die Verkaufsbedingungen geändert. Der Stadtrat hat am Mittwoch mehrheitlich einem Antrag der Fraktion Bündnis 90 / Die Grünen zugestimmt. Anlass dafür war das neue Verkaufsexposé der Stadt, nachdem eine erste Verkaufsausschreibung nach Protesten der Stadträte gestoppt wurde.
Fraktionsvorsitzende Dr. Inés Brock erklärt dazu „Mir ist vollkommen unverständlich, dass die Verwaltung ohne große Not solche Vorschläge in das Verkaufsexposé gepackt hat – in der Schopenhauerstraße sind auch angepasste Parklösungen denkbar. Wir sollten uns grundsätzlich vielmehr Gedanken darüber machen, wie wir das Wohnen ohne eigenes Auto erleichtern und so auch den Parkdruck vermindern können. Viele Innenhöfe hier im Viertel sind schon zu Parkplätzen degradiert worden – damit muss endlich Schluss sein.“
Das aktuelle Exposé sieht eine neue Hofzufahrt vor. Diese soll demnach künftig über die Schopenhauerstraße und nicht wie bisher über die Schleiermacherstraße erfolgen. Dies hätte Baumfällungen zur Folge und würde die bisher bestehende Sandspielplatzfläche beeinträchtigen, kritisiert die Fraktionsvorsitzende Inés Brock. Zudem weist die Stadt im Exposé darauf hin, dass im Hof 26 Stellflächen entstehen könnten. Dazu müsste allerdings fast der gesamte Großbaumbestand im Hof gefällt werden.
Aus diesem Grund soll in den Verkaufsbedingungen auch der „Fortbestand des erhaltenswerten alten Baumbestandes auf dem Grundstück und eine Grundstückszufahrt wie bisher über die Schleiermacher Straße“ festgezurrt werden, so die Grünen in ihrem Antrag für den Stadtrat. „PKW-Stellplätze könnten so in reduzierter Form ebenso im Hofbereich integriert werden, Interessen der Nutzer der Anrainergrundstücke werden berücksichtigt und die weiterhin als öffentliche Spielplatz vorgesehene Grünfläche westlich des Jugendamtes könnte im bestehenden Umfang erhalten bleiben.“
Die Debatten um den Verkauf des Jugendamts schwelen schon länger. Die Stadt wollte das Gebäude ursprünglich an die HWG verkaufen, damit der städtische Vermieter dort Wohnungen einrichtet. Die HWG warf aber wegen des hohen Verkaufspreises das Handtuch. Anschließend erfolgte im Juni ein Stopp der Verkaufsausschreibung nach Protesten des Stadtrates, weil die Stadt entgegen Forderungen der Kommunalpolitiker auch eine Grünfläche mit zum Verkauf anbieten wollte, damit der Investor hier Parkplätze einrichten kann. Die Mitarbeiter des Jugendamts bekommen ihre Büros künftig im ehemaligen Kreiswehrersatzamt. Es wurde am Dienstag eingeweiht.
Eigentlich ist es ja in Halle eine liebgewordene und gerngeübte Tradition, bei Bauvorhaben möglichst viele Bäume zu Fall zubringen.
Als letzte unrühmliche Beispiele seien hier nur das Steintor und der Umbau der landwirtschaftlichen Fakultät in das Geisteswissenschaftliche Zentrum genannt.
Ein Vergleich von Luftbildern mit nur wenigen Jahren Zeitabstand zeigt das Ausmaß des Verlustes an stadtbildprägenden, auch alten und wertvollen Bäumen.
Die Bedeutung von Gehölzen für die Lebensqualität und das Stadtklima scheint bei Planungen – so auch auf dem Gelände des ehemaligen Kinderheimes Adelheidsruh“ nie eine planungsrelevante Rolle zu spielen.
Angesichts der Diskussion um die gesundheitsschädigende Wirkung von Feinstaub und die Situation Halles ist der Gedanke sehr verwunderlich, ohne Not die besten Filter für die Luftreinigung der Option auf ein paar Parkplätze zu opfern.
Das eine derartige Überplanung des Baumbestandes überhaupt Eingang in eine ernst gemeinte Beschlußvorlage gefunden hatte, ist skandalös.
Gerade in der Innenstadt sind Bäume für unsere Lebensqualität unverzichtbar.
Ich frag mich, wie Stellplätze im Innenhof im Interesse der Anrainer sein sollen, die dann Verkehr auf beiden Seiten vom Haus haben
Was bitte ist bei Dir „Verkehr“?
Motorengeräusche, Türenzuschlagen
Da ist kein Verkehr, das sind Geräusche… Also nochmal auf Anfang.
(Kleiner Hinweis als Hilfe: Hier fährt kein Auto, es gibt Motorengesäusche und Türenschlagen…)
..die Autos werden ja nicht getragen….
Fahren also direkt neben den, dann noch verbleibenden Spielplatz (spielenden Kindern) vorbei.
Aber so wie ich den Bürgermeister kenne, ist dieser Spielplatz bald sowieso eine BAULÜCKE.
Und irgendwann alle Bäume weg. Hier 3 , dort 6, dann noch 17 jeder „Einzelfall“ ist ja nicht so wild.
Zum Thema Unterbringung der Verwaltung: Wie ist eigentlich der Status Sozialrathaus und Scheibe in Halle-Neustadt? In das schwarze Sommerloch gefallen und entschwunden?
Sprich es nicht an, das ploppt sonst an einem neuen Standort wieder auf.
Ich tippe auf den Südpark, so zur Belebung.
Es gibt genug Leute, die kein Auto haben weil sie nicht permanent eins brauchen. Und es gibt genug Leute, die noch ein Auto haben, es aber abschaffen würden, wenn sie davon Vorteile hätten.
Von den genannten Leuten suchen sicher genug eine altersgerechte, behindertennfreundliche Wohnung, die ruhig auch deutlich größer sein darf als das, was man Behinderten und Alten sonst so zutraut. Solche Wohnungen fehlen. Der Vorteil dieser Wohnungen ohne eigens Auto wäre die ruhige grüne Rückseite bei moderatem Verkehr vorne raus. Alle Anrainer hätten was davon: das Grün bleibt und spendet frische Luft, die Ruhe bleibt, der Familiengarten könnte bleiben. Warum also im ehemaligen Kinderheim / Jugendamt nicht Wohnungen für diese Leute bauen?
Das Paulusviertel ist durch den Papenburgklotz sowas von verdichtet und malträtiert. Ich verstehe nach wie vor nicht, warum die Stadt sich ohne Not dieses Viertel derart kaputt macht.
War es nicht schon vorher sehr verdichtet und malträtiert?
Dicht bebaut war es von Anfang an. Nach der Wende wurde kräftig nachverdichtet: jede Menge Dachgeschosse wurden ausgebaut und die Hinterhäuser ebenso.Außerdem wurden viele frei Flächen bebaut ( z. B. Albert-Schweitzer-Straße) Der Gipfel ist der Papenklotz. Guckt Euch das ruhig mal genau an. Und ein Ende ist nicht in Sicht, s.o.