Vertrag kündigen? Konsequenzen wegen Abellio-Ausfällen gefordert
Der private Bahnbetreiber Abellio bekommt derzeit sein Problem der Zugausfälle nicht in den Griff. 40 Lokführer fehlen, auf manchen Strecken gibt es bis März Schienersatzverkehr.
Ersten Politikern platzt der Kragen. Der SPD-Landtagsabgeordnete Rüdiger Erben hatte bereits eine Kündigung des Vertrags gefordert. Er frage sich, wie lange sich das Land Sachsen-Anhalt von dem Unternehmen auf der Nase herumtanzen lassen wolle. „abellio hatte über zwei Jahre Vorbereitungszeit gehabt und hat dabei völlig versagt“, meint Erben auf seiner Facebook-Seite. Die landeseigene NASA habe sich bei der Vergabe zudem überhaut nicht dafür interessiert, ob der Bieter abellio überhaupt in der Lage ist, den Betrieb personell abzusichern, was man das Ministerium für Landesentwicklung und Verkehr bereits kleinlaut einräumen musste.
Linken-Landeschef Andreas Höppner meint bei Twitter: „Lokführer fehlen übrigens auch, weil Abellio schlechtere Arbeitsbedingungen als andere Anbieter hat.“
Von kurzfristigen Vertragskündigungen halt Cornelia Lüddemann, verkehrspolitische Sprecherin der Landtagsfraktion von Bündnis 90/Die Grüne, nichts: „Das würde die Gefahr bergen, weite Strecken des Landes über lange Zeit nicht bedienen zu können, denn es steht kein anderer Bahnanbieter zur Verfügung. Richtig ist, mittels Abmahnung zu zeigen, dass wir als Land auf die Einhaltung von Verträgen drängen.“ Um solche Probleme in Zukunft zu vermeiden, möchte Lüddemann die Vergabepraxis auf den Prüfstand stellen: „Das heißt Qualität und Zuverlässigkeit müssen Vorrang haben, nicht das billigste Angebot. Nachhaltiger Konsum ist nicht nur im privaten Bereich erstrebenswert, wenn ich für gutes Fleisch oder fairen Kaffee mehr Geld bezahle. Auch als Land sollten wir nicht dem Slogan ‚Geiz ist geil‘ folgen. Auf Qualität zu setzen ist im Übrigen auch wirtschaftlich nachhaltig, da Folgekosten dadurch gesenkt werden.“ „Grundsätzlich zeigen die Vorgänge, dass Privatisierung und Vernachlässigung von Infrastruktur nicht folgenlos bleiben. Eine zukunftsfeste öffentliche Daseinsvorsorge gehört in öffentliche Hand. Das ist seit je her die Grüne Prämisse, die sich jetzt wieder bestätigt. Eine wirkliche Mobilitätswende mit belastbarem ÖPNV und Anbindung ländlicher Gebiete über den Deutschlandtakt wird nur funktionieren, wenn nicht einseitig Gewinnmaximierung im Mittelpunkt steht,“ stellt Lüddemann abschließend fest.
„Die Situation ist sehr unbefriedigend. Jedoch rate ich hier von vorschnellen Entschlüssen ab. Eine Kündigung von Verträgen würde die Situation keineswegs verbessern“, meint der Naumburger Landtagsabgeordnete und raumordnungspolitische Sprecher der CDU-Fraktion im Landtag von Sachsen-Anhalt, Daniel Sturm. „Bis bereits abgeschlossene Arbeitsverträge bei Abellio wirksam werden, muss die bestehende Zusammenarbeit mit der DB Regio, gerade beim Personal, im Rahmen des Möglichen forciert werden.“
Der verkehrspolitische Sprecher der CDU-Fraktion im Landtag von Sachsen-Anhalt, Frank Scheurell, ergänzt: „Schienenersatzverkehr ist immer noch besser als Stillstand. Eine Kündigung von Verträgen würde nämlich genau das bewirken. Denn so kurzfristig würde kein anderes Verkehrsunternehmen parat stehen. Zudem erinnere ich daran, dass es bei der Einführung des Mitteldeutschen S-Bahn-Netzes II (DB Regio) ebenfalls Startschwierigkeiten gegeben hat. Heute nutzen rund 25.000 Fahrgäste die S-Bahn Mitteldeutschland. Wir sollten Abellio ein wenig Zeit geben und auf die fachliche Zusammenarbeit mit der Nahverkehrsservice Sachsen-Anhalt GmbH vertrauen.“
Matthias Büttner, Sprecher für Landesentwicklung und Verkehr der AfD-Landtagsfraktion, erklärte: „Die Bilanz von Abellio seit Übernahme des neuen Streckennetzes sieht verheerend aus und deutet daraufhin, dass bei den Ausschreibungsverfahren etwas grundlegend falsch läuft. Offensichtlich hat sich Abellio mit Leistungen beworben, die sie gar nicht imstande sind umzusetzen und das sollte Konsequenzen haben! Auch in Thüringen hat das Unternehmen vorgetäuscht das Personalproblem im Griff zu haben, nur um kurz danach erneute Einschränkungen anzukündigen. Die Vortäuschung falscher Tatsachen und die mangelhafte Leistungserbringung erscheint systematisch und muss daher schnellstmöglich durch die NASA (Nahverkehrsservice Sachsen-Anhalt) sanktioniert werden bzw. bei fortlaufenden Versäumnissen auch zu einer Kündigung der Verträge mit Abellio führen.“
So sieht es aus. Kündigen & Neuausschreiben.
Dann gibt es mehr Lokführer? Bei wem? Die Deutsche Bahn fährt jetzt schon an der Grenze! Wollen wir gleich Thailänder als Lokführer ausbilden? Wie soll das gehen?
Also nur weil es zu wenig Polizisten gibt, kann man jetzt einbrechen? Selbe dumme Logik.
Ja, das wäre sogar ein zwingender Schluss, wenn sich a) nicht mehr Anwärter finden lassen und b) diese die Ausbildung erfolgreich durchlaufen.
Alternativ gingen auch keine thailändischen Polizisten, da diese keine Beamten sein können.
P.S. Bei der Ausbildungs zumn Triebfahrzeugführer fallen Kandidaten reihenweise durch, da schon ein falsche bahnbetriebsgefährende Antwort reicht, um nicht zu bestehen. Jeder „Ochse“ besteht die Theorie nicht.
Hier ist deutlich zu sehen, dass sich einige der Politiker nicht wirklich mit dem Thema auseinandersetzen. Eine Kündigung würde absolut nichts verbessern. Alle EVU kämpfen aktuell um jeden verfügbaren Tf. Man muss Abellio hier einfach etwas Zeit geben. Ich will nichts schön reden. Aber eine Kündigung ist bestimmt keine Lösung. Noch dazu, müsste der neue Betreiber selber Fahrzeuge beschaffen (dauert ca. 3 Jahre) oder die Fahrzeuge von Abellio abkaufen. Hier könnten in Zukunft ein landeseigene Fahrzeugpool der bessere Weg sein.
Zitat: ,,Hier ist deutlich zu sehen, dass sich einige der Politiker nicht wirklich mit dem Thema auseinandersetzen. Eine Kündigung würde absolut nichts verbessern.“
Ich will hier mal zu bedenken geben, daß der Herr Erben kein Verkehrsfachmann ist. Er ist ein Fachmann für die Polizei und deren Strukturen in seiner Fraktion. Er meldet sich nur, weil in seinem Wahlkreis( Burgenlandkreis) Schienenersatzverkehr auf der Burgenlandbahn herrscht.
Na und? Was tut das hier zur Sache, wenn er mit seiner Aussage Recht hat?
Landeseigener Fahrzeugpool? Dann kannste ja gleich wieder eine staatliche Eisenbahngesellschaft gründen.
Schau’s dir in Niedersachsen mit dem Beispiel der ersten Metronom-Strecken an. Ist nichts anderes und funktioniert seit Jahren super.
Was spricht dagegen? Es gibt Dinge, die gehören einfach nicht in private Hand. Neben Energie- und Wasserversorgung gehört u.a. auch die Eisenbahn dazu. Die ordentliche Versorgung der Bürger sollte im Vordergrund stehen, statt der Profitmaximierung.
Kündigen muß nicht sein; die sollen sich gefälligst anstrengen. Aber einschneidende Kürzungen oder Zurückhaltungen der Lizenzgebühren wär doch schon mal ein Anfang. Wobei ich mich immer noch frage, auf welcher Basis die Personalbedarfsermittlung gemacht wurde.Vielleicht liegt es auch an den Dienst- und Verdienstbedingungen. Sollte man auch mal hinterfragen.
Scheint aber bei der nasa ein Lernprozess zu sein, der sich auch mal bis zur Geschäftsführung durchreichen sollte. Oder eben Gehaltseinbehalt…