Vom IT-Experten bei Dell zum eigenen Kaffee: Auszeichnung für hallesche Kaffeerösterei “Hallunken”

Noch vor anderthalb Jahren schien das Leben von Christian Thiede und Wolfgang Schlegel fest in der Welt der Informationstechnologie verankert. Beide waren beim US-Konzern Dell in Halle (Saale) tätig – verantwortlich für internationale IT-Projekte, Kundenbetreuung, Systemlösungen. Doch als Dell im Zuge eines Freiwilligenprogramms seine Belegschaft verschlankte, entschieden sich die beiden für einen mutigen Schritt: Sie nahmen die Abfindung – und begannen, ihren Traum zu verwirklichen. Heute stehen sie hinter der kleinen, aber feinen Kaffeerösterei „Hallunken Kaffeespezialitäten“, gelegen in der Großen Nikolaistraße – schräg gegenüber vom Händelhaus. Und die beiden Hallenser können bereits jetzt einen bemerkenswerten Erfolg feiern.
Ausgezeichnetes Aroma: „Velvet Paw“ holt den Kulinarischen Stern
Beim Wettbewerb „Kulinarisches Sachsen-Anhalt 2025“, der jährlich regionale Spezialitäten aus dem gesamten Bundesland prämiert, überzeugten Thiede und Schlegel mit ihrer Kaffeemischung „Velvet Paw“ – zu Deutsch: „Samtpfote“. Die Mischung, ein hochwertiger Spezialitätenkaffee aus Sumatra, besticht durch eine seidig-weiche Textur und ein komplexes Aromenspektrum mit Noten von Zartbitterschokolade, Zedernholz und Basilikum.
Diese raffinierte Komposition setzte sich in der Kategorie „Kaffee“ gegen eine Vielzahl weiterer Einsendungen durch – und brachte den Hallunken nicht nur eine Urkunde, sondern auch das prestigeträchtige Hofschild „Kulinarischer Stern 2025“ ein. Überreicht wurde es am Montag von Gert Zender, Staatssekretär im Ministerium für Wirtschaft, Tourismus, Landwirtschaft und Forsten. „Guter Kaffee ist ein Stück Lebensqualität – und genau die bringt Hallunken Kaffee aus Halle in die Tassen. Mit dem Hofschild wird diese Qualität sichtbar und zugleich deutlich: Solche Geschichten machen Sachsen-Anhalt zum Genussland, in dem Handwerk und Unternehmergeist eng verbunden sind“, lobte Zender bei der Verleihung.
Was das junge Unternehmen besonders freute: Von drei eingereichten Sorten landeten gleich zwei unter den Nominierten – ein Achtungserfolg für Erstteilnehmer. „Da waren wir erstmal baff“, erinnert sich Christian Thiede.
Vom Digitalexperten zum Röstmeister
Der berufliche Werdegang beider Gründer hätte zunächst kaum weiter vom Kaffeesektor entfernt sein können. Christian Thiede, gebürtig aus Sachsen-Anhalt, absolvierte eine Ausbildung zum Elektrotechniker, studierte anschließend und arbeitete über 14 Jahre in der IT bei Dell. Mit der Geburt seines Sohnes zog er mit seiner Partnerin ins hallesche Giebichensteinviertel – ein Wendepunkt. Dort entdeckte er im charmanten Café Ludwig seine Liebe zum Kaffee. Das wiederholte Erleben von Handwerk, Geschmack und Atmosphäre weckte einen neuen Traum.
Wolfgang Schlegel, geboren in Paderborn, studierte Raumplanung, landete dann aber ebenfalls in der IT. 15 Jahre arbeitete er in Glasgow für Dell – mit klaren Karrierewegen, aber auch wachsendem Wunsch nach Selbstverwirklichung. „Ich hatte damals schon die Idee, mich mit Craftbeer selbständig zu machen“, erzählt er lachend. Doch statt Hopfen wurde es am Ende die Kaffeekirsche.
Ausbildung in der Kaffeeschule – und der Schritt in die Selbständigkeit
Bevor sie losrösteten, investierten beide in Wissen. In Berlin besuchten sie eine renommierte Kaffeeschule, lernten dort das sogenannte Co-Roasting-Konzept kennen – ein gemeinschaftlich genutztes Röstereimodell, bei dem kleinere Kaffeebetriebe auf professionelle Infrastruktur zurückgreifen können.
Sie entwickelten eigene Röstprofile, verfeinerten Rezepturen und begannen, Kontakte zu Rohkaffeehändlern aufzubauen. Ihr Fokus liegt klar auf hochwertigen Arabica-Bohnen, meist aus biologischem Anbau und fair gehandelten Quellen. Die Herkunftsländer reichen von Brasilien, Kolumbien, Äthiopien bis nach Indonesien und Indien. „Wir wollen nicht nur Kaffee verkaufen. Wir wollen Geschichten erzählen – über Herkunft, über Menschen, über Geschmack“, sagt Schlegel.
Kooperation, Kreativität und Kaffee-Kultur
Aktuell rösten die Hallunken nicht in eigenen Räumen, sondern einmal wöchentlich in der Rösterei „Kaffeemänner“ in Aschersleben – eine Kooperation, die für beide Seiten funktioniert. „Dort gibt’s noch freie Kapazitäten, und wir können uns voll aufs Handwerk konzentrieren“, erklärt Thiede. Auch sonst setzt das Unternehmen auf Partnerschaften: Mit dem Café und Confiserie „Petit Gâteau – Schokolädchen“ wurden exklusive Produkte entwickelt – etwa Cookies und Zimtschnecken mit einem Hauch Kaffee.
Ein besonderes Augenmerk liegt auch auf der Gestaltung der Kaffeeverpackungen. Die Etiketten stammen von einem halleschen Designer, jedes Motiv symbolisiert die Herkunft oder das Aroma der jeweiligen Mischung. „Jede Sorte ist eine kleine Komposition“, so Thiede. „Wir wollen, dass unsere Kunden die Geschichte schmecken – und sehen.“
Caféerlebnis mit Stil: Kaffee aus der Schale
Mit der kürzlich erteilten Genehmigung als Kleingastronomie hat sich auch das Angebot in der Großen Nikolaistraße erweitert. Was zuvor reiner Verkaufsraum für Bohnen, Zubehör und Beratung war, ist nun auch ein kleiner, feiner Cafébetrieb – allerdings mit einem besonderen Twist: Der Kaffee wird nicht in klassischen Tassen, sondern in gläsernen Schälchen serviert. „Das verändert die Wahrnehmung. Der Kaffee wirkt dadurch feiner, transparenter – man achtet mehr auf Aroma und Temperatur“, erklärt Thiede.
20 Sorten – und jedes Jahr ein Besuch auf der Plantage?
Das Sortiment umfasst derzeit rund 20 unterschiedliche Sorten – von klassischen Filterkaffees über Espressoröstungen bis hin zu Spezialmischungen für die French Press oder den Handaufguss. Dabei soll es nicht um Vielfalt um jeden Preis gehen, betonen die Gründer. „Wenn eine Sorte nicht mehr verfügbar ist oder die Qualität nachlässt, nehmen wir sie raus. Punkt“, sagt Schlegel. Ziel ist langfristig, auch direkten Kontakt zu den Kaffeefarmen aufzubauen. Ein Besuch pro Jahr sei geplant. „Wir wollen sehen, wo unsere Bohnen wachsen. Wer sie pflückt. Wie sie verarbeitet werden. Das ist Teil unserer Philosophie.“
Zukunftsvisionen: Weihnachtskaffee, Likör und mehr
Zum einjährigen Jubiläum am 3. November wird gefeiert – im kleinen Kreis, aber mit großen Ideen. Schon jetzt arbeiten die Hallunken an neuen Produkten. Eine Weihnachtsmischung ist ebenso in Planung wie ein Kaffee-Likör – eine Fusion aus Barista-Kunst und Spirituosenhandwerk. Die Weihnachtsmischung vom Vorjahr war übrigens so beliebt, dass sie ins Dauersortiment aufgenommen wurde – unter neuem Namen: „Sinfonie Nummer 1“. Ein Wortspiel mit dem Standort nahe dem Geburtshaus von Georg Friedrich Händel. „Wir komponieren auch – aber nicht mit Noten, sondern mit Aromen“, sagt Thiede.







Mit Kaffee kennen sich IT-Experten ja auch aus!
Ach, darf jemand immer nur auf einem Gebiet Kenntnis haben?
PS: Du musst da nichts kaufen, darfst trotzdem Unsinn darüber äußern…
Aber nur Firmenintern, denn dort gibt es auch Vorschriften….meen Jong 🦀
„Vom IT-Experten bei Dell zum eigenen Kaffee“
Ich bin eigentlich ein großer Fan von Unternehmensgründungen, nur diese hier finde ich nicht sonderlich prickelnd. Warum? Kaffee rösten kann so ziemlich jeder, das ist keine große Kunst mehr. Von daher wäre es besser gewesen, wenn die beiden IT-Experten ein eigenes IT-Startup in Halle gegründet hätten, denn hier ist im Vergleich zu einer Kaffeerösterei das deutlich größere Entwicklungspotential.
Welchen Wettbewerb hast du schon mal gewonnen?
Einen Hochschulwettbewerb im Rahmen meines Studiums an der MLU.
Darauf bin ich heute noch sehr stolz. 🙂
War das ein Ausmalwettbewerb, ähnlich „malen nach Zahlen“?
Also noch keinen Wettstreit in der Privatwirtschaft.
Wirklich tragisch, Menschen machen einen Job den sie mögen, das geht natürlich nicht, wenn PaulusHallenser schon jeden Tag bis zur Rente unzufrieden ist, dann soll es auch jeder andere sein oder? Was will man denn in Halle mit der x-ten IT Bude?
Beides hat seine Daseinsberechtigung. Das natürlich viele Ewiggestrige der IT nicht viel abgewinnen können, zeigt die Rückständigkeit im Denken. Hauptsache alles beim Analogen belassen, sich aber beklagen, wenn nicht Alles so fix läuft wie in anderen Ländern.
Müssten Sie das nicht eigentlich einfach dem Markt überlassen, wenn Sie konsequent wären? Der „weiß “ es doch angeblich besten. Und als angeblich Liberaler müsste es Sie doch freuen, wenn es Leuten gelingt, ihre Lebenspläne, die sie frei wählen dürfen, zu realisieren. Oder sind sie gar nicht an Freiheit und Individualität sondern nur an Arbeitsmoral und Profit interessiert?
Ganz genau 👍 KaffeeClown kann jeder spielen, aber es gibt nur einen PausenClown, der ein Malwettbwerb gewonnen hat 🥰
Weder Name noch Geschäftsidee sind sonderlich originell – aber ist das wirklich notwendig? Wenn sie gute Qualität liefern und sich am Markt behaupten können, was hast du da noch zu meckern?
Vom IT-Experten zum Kaffee-Kocher, eine nicht unlogische Tragödie, nicht unpassend für Halle.
„Guter Kaffee ist ein Stück Lebensqualität“ aber offenbar unbezahlbar … und Kaffee aus glasschälchen .. das ist widerlich .
ich werde trotzdem mal hingehen und ein „Schälchen heeßen“ trinken.
Vom Klamottenladen, zum Musiker, zu Dell. Wie hoch war die Abfindung?
Herzlichen Glückwunsch an die beiden!
Eigene Firma gegründet, Kundenpoool aufgebaut, prämiertes Produkt…. Alles richtig gemacht
PS bitte alle negativen, missgünstigen Kommentare ausblenden
Aus dem Bekanntenkreis weiss ich, dass DELL vor einem reichlichem Jahr massiv Personal abgebaut hat.
Eigentlich auf „freiwilliger Basis“, indirekt blieb diesen Angestellten nur ein Auflösungsvertrag mit der Firma.
–
Alle mussten sich neu orientieren und diese Existenzgründung ist ein mutiger Schritt.
–
Ich wünschen den beiden mit ihrem Cafe viel Erfolg und Spass in ihrem neuen Job.
„Aus dem Bekanntenkreis weiss ich…“
Das kann man auch aus dem Artikel erfahren (erster Absatz). Oder aus der Berichterstattung von vor einem reichlichen Jahr…
Nein, ich habe die Ängste und Zweifel des Betroffenen persönlich miterlebt.
Und auf einmal sind über 15 Jahre im IT-Bereich bei DELL völlig bedeutungslos …
Auch ER hat seinen Weg gefunden – solche Jobabbaus sind dennoch mies, im osteuropäischen Ausland sind Arbeitskräfte billiger…
„Und auf einmal sind über 15 Jahre im IT-Bereich bei DELL völlig bedeutungslos …“
Das ist schlicht gelogen. Was das für eine Abfindung gab, verdienen andere ihren Lebtag nicht.
„Auch ER hat seinen Weg gefunden“
Was soll dann das Gejammer von Ängsten und Zweifeln?
Mal abgesehen davon, dass hier im Bericht von FREIWILLIGER Beendigung die Rede ist. Nicht jeder Arbeitsplatz besteht 50 Jahre. Das war schon immer eine Ausnahme.
Roh-Kaffee ist enorm teurer geworden, der weitere Preisanstieg ist auch nicht abzusehen. Also wird auch das Tässchen Kaffee teurer. Oder kleiner, also nur Schälchen.
Aber vielleicht schlägt der Klimawandel noch stärker zu, Typen wie PaulusHallenser sorgen doch dafür. Dann kann Kaffee vielleicht auch in Deutschland angebaut werden. Bis dahin kann den Gästen auch mal Grusinischer Tee schmackhaft gemacht werden!
Ihr Lieben,
es ist spannend, welche Dynamik ein Beitrag über unseren Werdegang und unsere Motivation zur Gründung unseres Unternehmens im Rahmen dieses Chats angenommen hat. Tatsächlich sind nicht alle Angaben im Beitrag korrekt. Da zur feierlichen Hofschildübergabe anlässlich des Kulinarischen Sterns 2025 in der Kategorie Kaffee mehrere Pressevertreter und Pressevertreterinnen anwesend waren und die Geräuschkulisse vergleichsweise unruhig war, sind vermutlich einige Informationen etwas durcheinander geraten. Korrekturen hier vorzunehmen, erscheint uns nicht passend bzw. zu umfangreich. Deshalb laden wir Interessierte gern dazu ein, auf unserer Website in der Rubrik „Über uns“ die von uns selbst formulierten Worte nachzulesen: https://www.hallunken.coffee/info/Kaffeeroesterei-Kaffee-Halle-Ueber-Uns.html
Wir heißen euch zudem herzlich in unserem Werksverkauf gegenüber vom Händelhaus willkommen!
Aromatische Grüße,
Christian