Wiederbelebt und neu gedacht – Schwemme in Halle (Saale) gewinnt STADTUMBAU AWARD 2025
Am 6. November 2025 wurde im Kulturhaus Gröningen – der Stadt des Vorjahressiegers – der STADTUMBAU AWARD Sachsen-Anhalt 2025 verliehen. Zum zweiten Mal in der Geschichte des Wettbewerbs entschied sich die Jury für zwei gleichrangige Preisträger. Unter dem Motto „Städte gestalten – Verloren geglaubte Orte wiederbeleben“ würdigte das Land herausragende Beispiele für Umbaukultur und bürgerschaftliches Engagement. Neben dem „Theater im Alten Schlachthof“ in Naumburg überzeugte vor allem das Hallenser Projekt LEHM-BAU-KULTUR in der Schwemme. Mitten in der Altstadt gelegen, verbindet die historische Schwemme mehr als nur die Ufer der Saale – sie steht sinnbildlich für eine neue Haltung zum Bauen, Bewahren und gemeinsamen Gestalten.

Die Schwemme: Wo Baukultur auf Bürgerengagement trifft
Die Schwemme ist ein Ort mit Geschichte – und mit Zukunft. Das 300 Jahre alte Brauereigebäude, einst verfallen und vom Abriss bedroht, wurde durch das Engagement des Vereins Schwemme e. V. zu einem Symbol gelebter Stadterneuerung. Denkmalpflege, Baukultur und gesellschaftliches Miteinander greifen hier ineinander. Die Jury würdigte die Hallenser Initiative als beispielhaft: „Stadtumbau als gesellschaftliche Aufgabe lässt sich nirgends besser erläutern als anhand der Schwemme,“ erklärte Jurymitglied Ulrich Brinkmann, Architekturjournalist bei der Fachzeitschrift Bauwelt. Mit dem Konzept LEHM-BAU-KULTUR setzt der Verein zudem auf Nachhaltigkeit und regionale Bautradition. Lehm als Baustoff steht hier nicht nur für ökologische Bauweise, sondern auch für den respektvollen Umgang mit vorhandener Substanz. Damit werde, so das Urteil der Jury, eine „Richtungsänderung im nachhaltigen Bauen“ vorgeschlagen – ein Ansatz, der dem Substanzerhalt und der Kreislaufwirtschaft Rechnung trägt.
Zwei Preisträger, ein gemeinsamer Gedanke
Neben der Hallenser Schwemme wurde auch das „Theater im Alten Schlachthof“ in Naumburg (Saale) ausgezeichnet. Dort gelang es, einen über 20 Jahre leerstehenden Industriebau zu einem lebendigen Kulturort zu transformieren. Mit vergleichsweise geringem Mitteleinsatz entstand ein multifunktionaler Veranstaltungsort, der Kunst, Stadtgesellschaft und Geschichte miteinander verbindet. Dr. Mario Kremling, Geschäftsführer des auslobenden Kompetenzzentrums Stadtumbau, lobte die Idee als wegweisend: „Hier wurde mit einem relativ geringen Finanzaufwand ein neuer Standort für Kunst und Kultur in einem ehrwürdigen Denkmal geschaffen.“ Beide Projekte zeigen, dass Stadtumbau mehr sein kann als bloße Sanierung – nämlich ein Prozess, der Menschen, Orte und Ideen zusammenführt.
Halles Beitrag zur Umbaukultur
Für Halle ist die Auszeichnung weit mehr als ein Preis. Sie unterstreicht den Ruf der Stadt als Labor für Baukultur und Bürgerinitiativen. Die Schwemme steht exemplarisch für einen neuen Typ von Stadtentwicklung: nicht top-down geplant, sondern getragen von engagierten Bürgerinnen und Bürgern. Gerade in Zeiten, in denen viele Innenstädte vor großen Herausforderungen stehen – Leerstand, Strukturwandel, Klimaanpassung – zeigt Halle, dass gemeinschaftliches Handeln Räume schaffen kann, die Identität stiften.
Ministerin Dr. Lydia Hüskens, die gemeinsam mit Dr. Kremling die Preise überreichte, betonte in Gröningen: „Lange aufgegebenen Gebäudebestand zu revitalisieren und in neue Nutzung zu bringen, ob zum Wohnen, Arbeiten, für die Kultur oder den sozialen Zusammenhalt als ‚Dritte Orte‘, ist Umbaukultur im besten Sinn.“ Auch wenn der Preis nicht dotiert ist, ist seine Bedeutung hoch – denn er schafft Öffentlichkeit, Vernetzung und Anerkennung für jene, die vor Ort Verantwortung übernehmen. Zum Abschluss der Veranstaltung erhielt Ministerin Hüskens das erste Exemplar des frisch erschienenen Buches „STADTUMBAU 35“, einer crossmedialen Publikation anlässlich des 35-jährigen Landesjubiläums. QR-Codes führen zu Filmen, Plakaten und einer digitalen Ausstellung – ein zeitgemäßer Zugang zu Baukultur, der die Brücke zwischen analoger und digitaler Stadtgeschichte schlägt.
Hintergrund: Ein Preis mit Profil
Der STADTUMBAU AWARD Sachsen-Anhalt wird seit 2018 jährlich ausgelobt. Er richtet sich an Kommunen, Initiativen und Vereine, die durch Stadtumbauprojekte das Leben in ihren Städten verbessern. Auslober ist das Kompetenzzentrum Stadtumbau Sachsen-Anhalt, das in der SALEG Sachsen-Anhaltinischen Landesentwicklungsgesellschaft mbH angesiedelt ist und das Ministerium für Infrastruktur und Digitales fachlich berät.Seit seinem Bestehen hat sich der Award weit über die Landesgrenzen hinaus einen Namen gemacht. „Einen STADTUMBAU AWARD gibt es tatsächlich nur in Sachsen-Anhalt“, hob Hüskens hervor. Durch wechselnde Themen und den Fokus auf Best-Practice-Beispiele sei der Preis inzwischen ein Aushängeschild des Landes geworden. Seit den 1990er-Jahren flossen rund 3,8 Milliarden Euro von Bund und Land in die Städtebauförderung Sachsen-Anhalts – Gelder, die sichtbare Spuren hinterlassen haben. Von der Altstadtsanierung bis zu innovativen Nachnutzungsprojekten reicht die Bandbreite.











Glückwunsch und gut so! Jetzt sollte die Stadt mal bei der Brüderstraße 7 Dampf machen und den Eigentümer zum sofortigen Wiederaufbau verdonnern. Es ist möglich, solche alten Gebäude zu erhalten, wenn man will.
Toll, Gratulation!