Wohn- und Geschäftsquartier auf dem ehemaligen RAW-Gelände: Planungsausschuss fasst Aufstellungsbeschluss – müssen Gärten für die Erschließungsstraße weichen?
Seit mehr als einem Vierteljahrhundert steht das ehemalige Reichsbahnausbesserungswerk (RAW) in Bahnhofsnähe in Halle (Saale) leer. Die Gebäude verfallen, immer wieder kommt es auch zu Brandstiftungen. Seit Jahren ist im Gespräch, das Areal zu einem attraktiven Wohn- und Geschäftsquartier zu entwickeln. Am Dienstag hat der Planungsausschuss einstimmig die Aufstellung eines Bebauungsplans beschlossen. Das ist der erste Schritt zur Entwicklung des Gebiets.
Es handele sich “um eines der wichtigsten Projekte aus dem Strukturwandel”, sagte René Rebenstorf, Beigeordneter für Stadtentwicklung und Umwelt.Ganz am Ende des Verfahrens steht dann der Satzungsbeschluss. Bis dahin wird es noch Jahre dauern. Gefasst werden kann der ohnehin erst, wenn das Gelände seine Widmung als Bahnanlage verliert und der Stadt gehört – sie will das etwa 20 Hektar große Gebiet über ihre Tochterfirma EVG von der Bahn erwerben. Man wolle aber die Zeit bis dahin schon nutzen, so Rebenstorf. Und zu klären gibt es einiges, zum Beispiel die Altlastensanierung, diese sei laut Rebenstorf der “Casus Knacksus”. Die Kosten sind noch unklar. Oder auch der Umgang mit den Baudenkmalen auf dem Gelände. “Was ist erhaltenswert, was wünschenswert.” Überhaupt ist die Gestaltung noch völlig unklar. Rebenstorf appellierte deshalb daran, kürzlich in der Zeitung erschienene Visualisierungen zu vergessen. Für die Gestaltung werde es ein Werkstattverfahren oder möglicherweise sogar einen städtebaulichen Wettbewerb geben. Aus diesem Grund sei es noch zu früh, eine Grundfläche anzugeben, sagte Rebenstorf auf Nachfrage der MitBürger-Stadträtin Yvonne Winkler.
Warum der nördliche Teil der Karl-von-Thielen-Straße mit diesem Bebauungsplan nicht erfasst wird, wollte Bodo Meerheim (Die LINKE) wissen. Das liegt laut Rebenstorf daran, dass dieses Gelände teilweise in Privatbesitz ist und zudem nicht zu dem Kohleausstiegsprojekt gehört. Allerdings plant die Stadt auch für dieses Gebiet einen separaten Bebauungsplan. Auch befindet sich in diesem Bereich das Stellwerk, was auch weiterhin benötigt wird.
Meerheim hegt aber auch Ideen für eine neue Straßenbahnstrecke über das RAW-Gelände und dann weiter in Richtung Bruckdorf. Die Stadtverwaltung will zwar diese Idee prüfen, macht aber wenig Hoffnung mit Blick auf die parallel verlaufende S-Bahn-Strecke.
“Es darf Abends und am Wochenende kein Quartier sein, das tot ist”, sagte Rebenstorf zur Belebung des Areals. Es sollen also nicht nur Firmen vorrangig aus dem IT-Bereich angesiedelt werden, sondern denkbar sind auch Wohnungen und Restaurants. Und auch bezüglich einer Kita werde man sich im weiteren Verfahren Gedanken machen, sagte Rebenstorf zu Meerheim. “Für ein modernes Arbeitsplatzangebot gehört eine Kita dazu.”
Doch könnte man das Areal nicht auch dafür nutzen, hier ein ICE-Werk einzurichten, fragte Martin Sehrndt (AfD). Dabei ging er auch Cottbus ein, wo ja ein solches Werk gebaut werden soll, obwohl die Stadt keinen ICE-Anschluss im Gegensatz zu Halle hat. Das Werk in Cottbus sei ein Kniff, um einen Grund zu haben, ICE in die dünnbesiedelte Region zu schicken, sagte Rebenstorf. Ein solches Werk mache zudem nur an Start- und Zielpunkten Sinn. Die Züge werden nach ihrem Einsatz durchgecheckt und gehen am nächsten Tag wieder auf die Reise. Dies habe die Bahn der Stadt auch auf Nachfrage mitgeteilt, sagte EVG-Chef Robert Weber. Zudem sei die Länge des RAW-Geländes für die langen ICE-Züge nicht geeignet.
Über einen Punkt in der grafischen Darstellung stolperte Thomas Schied (Die PARTEI). Denn neben dem RAW-Gelände umfasst der Bebauungsplan auch zwei kleine Gebiete auf der anderen Seite der Bahntrasse an der Raffineriestraße – in einem Fall im Bereich des Regenrückhaltebeckens neben Dell, im anderen Fall im Bereich der jetzigen Kleingartenanlage “Im Gleisdreieck”. Dort wurden ja schon für einen Brücken-Neubau und die Verlegung der Raffinieriestraße Gärten beseitigt. Laut Rebenstorf werden die beiden Areal für eine mögliche Erschließung des Areals mit Brücken freigehalten. Denn bislang gibt es nur eine ebenerdige Zufahrt von der Delitzscher Straße aus.
Hoffentlich dauert der Baustart nicht bis 2030
Hagen wo bist du???
Da wäre doch das Gelände des Waggonbaus Ammendorf (ehem. Gottfried Lindner AG) – jetzt MSG Ammendorf viel besser geeignet? Wieso das Rad neu erfinden und Parallelstrukturen aufbauen?
Dieses verdammte Privateigentum immer…
Das RAW-Gelände bliebe dann allerdings so, wie es ist. Das soll es aber gerade nicht.
Du denkst zu kurz! Immer den großen Zeithorizont im Auge behalten, sonst wird das nichts. Wurde das verstanden?
Ja. Aber hast du auch was zum Thema? Also inhaltlich?