Campushaus für 16 Millionen Euro: Halle-Neustadt erhält Zentrum für MINT, Handwerk und berufliche Orientierung
Halle-Neustadt steht vor einer der größten Investitionen der letzten Jahrzehnte: An der Kastanienallee entsteht das „Campushaus Neustadt“ – ein ambitioniertes Projekt, das weit über die Grenzen des Stadtteils hinausstrahlen soll. Mit einer geplanten Investitionssumme von 16 Millionen Euro, finanziert durch die Europäische Union (Just Transition Fund, JTF), das Land Sachsen-Anhalt und die Stadt Halle (die 10 Prozent der Summe beisteuert), wird ein innovativer, außerschulischer Lern- und Begegnungsort geschaffen.
Auf einer Fläche von 1.700 Quadratmetern entsteht bis zur geplanten Fertigstellung im Jahr 2028 ein Zentrum für Kompetenzentwicklung, das sich an Kinder, Jugendliche und Erwachsene richtet – unabhängig von Bildungsbiografien und kulturellen Hintergründen.
Am vergangenen Montag wurde die Realisierung des Projekts offiziell bekräftigt, als Sachsen-Anhalts Sozialministerin Petra Grimm-Benne den Förderbescheid an Halles Bildungsdezernentin Katharina Brederlow übergab.
Die Bedeutung des Vorhabens für die Stadtgesellschaft hob Katharina Brederlow hervor: „Die Bedeutung des Projekts für die Stadt Halle (Saale) ist herausragend und ganz besonders. Mit einer der größten Investitionen in Neustadt der vergangenen Jahrzehnte schaffen wir einen Hotspot der Bildungs- und Jugend-Kultur in einer ganz neuen Dimension, der in die gesamte Stadt wirkt.“ Das Projekt sei „ein ganz wichtiges Projekt für die ganze Stadt“.
Übergang in den Beruf erleichtern: Niedrigschwellige Angebote für alle Altersgruppen
Das zentrale Ziel des Campushauses ist es, den Übergang in das Ausbildungs- und Berufsleben zu erleichtern. Die wohnortnahen und bewusst niedrigschwelligen Angebote sollen insbesondere Menschen ansprechen, die Schwierigkeiten haben, einen Anschluss an den Arbeitsmarkt zu finden.
Das Zentrum bildet eine vielseitig nutzbare große Werkhalle, konzipiert als „Makerspace“, sowie diverse kleine Werkstätten. Hier können Jugendliche und junge Erwachsene eigenverantwortlich an Projekten arbeiten und sich praxisbezogen orientieren. Geplant sind Werkstätten für Holz, Metall, Töpferei, Nähen und Fahrradreparatur.
Petra Grimm-Benne betonte die Notwendigkeit dieses praktischen Ansatzes: „Campus hilft ganz gut zu netzwerken.“ Weiter erklärte sie: „Die Werkhalle und die angrenzenden Werkstätten bieten einen kreativen Raum, der den jungen Menschen hilft, ihre eigenen Ideen und Projekte zu entwickeln. Es geht darum, Eigenverantwortung zu übernehmen und aktiv an der Gestaltung der eigenen Zukunft zu arbeiten.“
Ein Ort der Begegnung
Doch das Campushaus soll mehr sein als nur ein Lernort. Katharina Brederlow beschrieb es als eine Antwort auf eine Initiative der Schulleitungen, die sagten, es fehle „was wo man sich begegnen kann.“ Die Dezernentin betonte: „Wichtig ist, dass es ein Ort der Begegnung wird.“ Angesprochen sind Familien mit Kindern; es gibt keine Altersgrenze. Auch Wünsche von Schülern, beispielsweise nach einem Ort zum gemeinsamen Kochen, sollen berücksichtigt werden.
Die Architektin Angie Müller-Puch beschrieb das Campushaus als ein „niederschwellig und einladend“ gestaltetes Gebäude, dessen großes, gemeinsames Foyer als zentraler Treffpunkt dienen soll.

Vom Plattenbau zum modernen Lernzentrum: Nachhaltiges Baukonzept und Imagekorrektur
Der Standort des Campushauses in der Richard-Paulick-Straße, direkt neben der Gemeinschaftsschule Kastanienallee, ist bewusst gewählt. Er soll städtebaulich zusammen mit den Schulen einen geschützten Ort entstehen lassen.
Umgang mit dem Bestand
Der Neubau integriert den Bestand eines alten Studentenwohnheims (Plattenbau) auf nachhaltige Weise. Während der Großteil des 14-stöckigen Gebäudes abgerissen wird, bleiben das Erdgeschoss und drei Etagen erhalten. Die Architektin Angie Müller-Puch hob hervor, dass dies als ökologischer Fußabdruck dient. Darüber hinaus werden die Platten teilweise auch als Zwischenwände wiederverwendet, was das Prinzip des nachhaltigen Bauens unterstreicht. Die Bagger rollen Anfang kommenden Jahres, aktuell wird das alte Wohnheim entkernt.
Die Wahl des Standortes zielt auch auf eine Imageveränderung des Quartiers. Die Kastanienallee war in der Vergangenheit häufig wegen Gewalt und dem hohen Migrantenanteil in den Schlagzeilen. Ein Schüler, der früher die benachbarte Grundschule besuchte, berichtete zwar, dass es „früher war es ganz schlimm“ gewesen sei, betonte aber, dass sich die Situation grundlegend geändert habe und alles mittlerweile friedlich sei.
Ministerin Grimm-Benne unterstrich die Bedeutung des Umfelds: „Gute Sozialpolitik und Armutsprävention kann man nur machen wenn das städtebauliche Umfeld stimmt.“ Die Umgestaltung soll zu einer Imageveränderung als „liebenswerter Ort“ beitragen.
Neben den handwerklichen Werkstätten wird das Campushaus ein wichtiges Zentrum für naturwissenschaftlich-technische Bildung sein.

Zukunftsthemen im Fokus
In der oberen Etage entstehen moderne Labore für Experimente und Forschungsprojekte. Dazu gehört ein Großlabor für Biologie, Chemie und Physik. Gefördert werden insbesondere die Themen MINKT (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Kunst/Kommunikation, Technik).
Durch die enge Zusammenarbeit mit regionalen Unternehmen, Bildungseinrichtungen und Institutionen wie dem Fraunhofer Institut IMWS, dem Saline Technikum Halle und der Universität Halle wird der Weg zu praxisnaher Wissenschaft geebnet.
Fachkräfteressource Migration
Das Campushaus sieht in der vielfältigen Bevölkerung Halle-Neustadts eine ungenutzte „Fachkräfteressource“. Annika Seidel-Jähnig, Referentin von Bildungsdezernentin Brederlow, verwies auf die große Konzentration von Armut und Migranten in Neustadt, die nicht immer die Chance hätten, ins Berufsleben zu starten. Ziel ist es, vorhandene Fähigkeiten auszubauen, um so „Migration positiv zu sehen.“
Ministerin Grimm-Benne erklärte dazu: „Das Campushaus wird dabei zu einem Motor für wirtschaftliche Entwicklung und gesellschaftlichen Zusammenhalt. Wir stärken die Ausbildungsfähigkeit der jungen Menschen und sichern so die Fachkräfte von morgen. Es ist entscheidend, frühzeitig in die Ausbildung von Fachkräften zu investieren und den Jugendlichen Perspektiven zu bieten.“
Das Campushaus ist strategisch so konzipiert, dass es eine breite soziale und gesellschaftliche Wirkung entfaltet, die über Halle-Neustadt hinausgeht

Umfassende Beratungsangebote
Ein zentrales Modul ist die berufsbezogene Beratung für alle Altersgruppen. Hier wird Unterstützung bei der beruflichen Orientierung, Weiterbildung und Karriereplanung angeboten – insbesondere für Menschen mit Migrationshintergrund. Auch für Eltern und Familien sind Angebote vorgesehen, um diesen den Zugang zu beruflicher und sozialer Teilhabe zu erleichtern. Damit soll das Campushaus zu einem Ort der Begegnung im Quartier werden, an dem Unterstützung „ganz niedrigschwellig und individuell angeboten“ wird.
Das Projekt wird von rund 30 Kooperationspartnern unterstützt. Diese breite Zusammenarbeit ist nach Ansicht von Ministerin Grimm-Benne ein wichtiger Faktor: „Wenn etwas gemeinsam gemacht wird, ist die Wertschätzung höher, wird weniger kaputt gemacht.“
Altstadt und Neustadt rücken näher zusammen
Für Bildungsdezernentin Katharina Brederlow, die jahrelang den Sozialraum Neustadt für die Stadt geleitet hat, ist das Campushaus ein Herzensprojekt, das sie „seit gefühlt zehn Jahren“ begleitet. Ihr liegt sehr daran, „Neustadt und Altstadt näher zusammen zubringen.“ Sie hofft, dass viele auch aus der Altstadt herkommen, die merken, dass es in Neustadt „gar nicht so schlimm hier“ ist.
Das Sozialministerium begleitet die Realisierung des Projekts über die EU-Fördermittel (JTF), deren Schwerpunkt Haltefaktoren für Fachkräfte und Familien beinhaltet, um so eine positive Wirkung auf das gesamte Mitteldeutsche Revier zu erzielen.
Einbindung in den Sozialraum: Von der Grünen Villa zum Campushaus
Das Campushaus baut auf positiven Erfahrungen im Sozialraum auf, die das Potential des Standortes verdeutlichen. Seit 2015 existiert in der Nähe des zukünftigen Campushauses bereits das Projekt „Grüne Villa“. Das anfängliche Projekt, das eine alte DDR-Toilette und einen Hausmeister-Abstellraum zu einem Begegnungsort umwandelte, wurde zunächst ohne Fördermittel ausgebaut und wird seit 2018 von der Stadt gefördert. Es bietet Nachhilfe und gemeinsame Freizeitgestaltung, und die Beteiligten haben vieles selbst gebaut.
Dieses Beispiel zeigt, dass in Neustadt die Bereitschaft zu Eigenverantwortung und Engagement vorhanden ist – Werte, die das neue Campushaus auf eine neue, größere Ebene heben wird.
Ein Meilenstein für die Stadt
Katharina Brederlow dankte abschließend allen Beteiligten: „Ich danke allen Partnern, die mit viel Enthusiasmus und Energie das Projektziel trotz einiger Hürden nicht aus den Augen verloren, sondern konsequent verfolgt haben. Dank an das Land Sachsen-Anhalt für die erhebliche Unterstützung.“
Das „Campushaus Neustadt“ wird, mit seinen modernen Laboren, vielseitigen Werkstätten und umfassenden Beratungsangeboten, nicht nur einen „Hotspot der Bildungs- und Jugend-Kultur“ schaffen, sondern auch ein wichtiges Signal für den sozialen Zusammenhalt und die wirtschaftliche Zukunft der gesamten Stadt Halle setzen.













16 Millionen für ein Campushaus – echt jetzt?
Der Artikel klingt erstmal toll: Ein neues Zentrum für MINT und Handwerk in Halle-Neustadt. Aber mal ehrlich, wer soll das glauben?
Seit 30 Jahren verfällt hier alles: Straßen, Brücken, Jugendclubs. Der Soziale Zusammenhalt bröckelt, die Probleme wachsen. Und jetzt soll eine Investition von 16 Millionen Euro die Lösung sein? Für ein einziges Gebäude?
Das fatale Ergebnis:
Es entstehen nur wenige, gut bezahlte Jobs – und die sind fast ausschließlich für die Angestellten in diesem Prestigebau.
Die breite Masse der Bürger, die seit Jahren unter den Missständen leidet, hat nichts davon.
Bezahlen dürfen wir das alle trotzdem – mit unseren Steuern.
Während uns Politik und Verwaltung seit Jahrzehnten im Stich lassen, wird jetzt ein teures „Leuchtturmprojekt“ gebaut, das die wirklichen Probleme vor Ort nicht löst. Das fühlt sich nicht wie eine Investition in unsere Zukunft an, sondern wie eine Mogelpackung.
Was wir wirklich brauchen, ist kein weiteres „Ungetüm“ für die Vitrine, sondern:
Investitionen, die ALLE spüren: Sanierte Straßen, funktionierende Schwimmbäder, bezahlbarer Wohnraum.
Echte Perspektiven für die Jugend, die über ein einzelnes Gebäude hinausgehen.
Entlastung für die Bürger, nicht noch mehr Geldverschwendung.
Die Bürger sollten sich wirklich nicht weiter für dumm verkaufen lassen. Diese Investition ist der falsche Weg.
„Seit 30 Jahren verfällt hier alles: Straßen, Brücken, Jugendclubs.“
Vor 30 Jahren war alles top in Schuss. Straßen, Brücken, Jugendclubs … Wohnhäuser, Fabriken, Luft, Wasser…
Wie alt bist du? 12? 😅
Jugendclubs 🤣
„Sie hofft, dass viele auch aus der Altstadt herkommen, die merken, dass es in Neustadt „gar nicht so schlimm hier“ ist.“
Katharina Brederlows Aussage ist regelrecht Kunst, vor allem dieses „gar nicht so schlimm hier“.
Das Campushaus wird, wenn überhaupt, gewisse Probleme nur überdecken, aber sie nicht grundsätzlich beseitigen.