75 Jahre Poli Reil in Halle: 80.000 Patienten nutzen jährlich die Angebote, Erbbaupacht bis 2096 verlängert
Mit einem feierlichen Festakt im Mutterhaussaal des Diakoniewerks in Halle hat die Poli Reil am Freitag ihr 75-jähriges Bestehen begangen. Die Einrichtung, die heute als Medizinisches Versorgungszentrum (MVZ) zum Unternehmensverbund des Diakonissenhauses Teltow gehört, blickt auf eine ebenso lange wie wechselvolle Geschichte zurück. Aus der 1950 gegründeten Poliklinik Nord hervorgegangen, hat sich die Poli Reil über Jahrzehnte zu einem zentralen Bestandteil der ambulanten medizinischen Versorgung in Halle und der Region entwickelt.
Jahr für Jahr nutzen zwischen 70.000 und 80.000 Patientinnen und Patienten die Sprechstunden an dem traditionsreichen Standort. Geschäftsführer Tobias Bruckhaus beschreibt dies als Ausdruck tiefen Vertrauens: „Die 70.000 bis 80.000 Patienten sind ein Ausdruck des Vertrauens.“ Auch Gesundheitsministerin Petra Grimm-Benne würdigte den hohen Stellenwert der Einrichtung: Die Poli Reil sei „eine gute Adresse, um ambulant versorgt zu werden“.
Die besondere Bedeutung der Einrichtung für die Stadt Halle hob auch die Beigeordnete Judith Marquardt hervor. Die Poli Reil sei ein „zuverlässiger Partner der Gesundheitsversorgung“ und für viele Menschen ein „Ort der Zuversicht, Hilfe und Heilung“.

Von der Poliklinik Nord zum modernen MVZ
Älteren Hallenserinnen und Hallensern ist die Einrichtung noch als Poliklinik Nord bekannt. 1950 gegründet, fand sie zunächst ihren Sitz in der Schopenhauerstraße, bevor 1961 der charakteristische Bau am Reileck eröffnet wurde. Seit 26 Jahren trägt sie den heutigen Namen Poli Reil. Beide Epochen, Poliklinik und MVZ, ergeben gemeinsam die nun gefeierten 75 Jahre.
Der Standort, zentral gelegen und per Straßenbahn bestens erreichbar, folgt bis heute der ursprünglichen Idee einer wohnortnahen Versorgung mit breitem medizinischem Angebot. „Wir bieten ein breitgefächertes medizinisches Angebot, zentral gelegen und gut erreichbar, die Straßenbahn hält direkt vor der Haustür“, so Geschäftsführer Bruckhaus. Das Konzept der Polikliniken wurde, wie Gesundheitsministerin Grimm-Benne betonte, zu einem Modell für heutige Medizinische Versorgungszentren.
Die Poli Reil beschäftigt heute 39 Ärztinnen und Ärzte in 13 Fachrichtungen, unterstützt von rund 50 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Inklusive aller Beschäftigten sind es insgesamt 89 Personen, die zum funktionierenden Alltag des Hauses beitragen. Die Ärztliche Leiterin Simone Fritzsching beschreibt das Team als Mischung aus „erfahrenen und jungen Kollegen, die Impulse und frische Energie mitbringen“.

Medizin mit Herz und interdisziplinärer Ausrichtung
Die Arbeitsweise der Poli Reil folgt einem interdisziplinären Ansatz, der bereits bei ihrer Gründung als fortschrittlich galt. „Es ist interdisziplinär, teamorientiert, wohnortnah,“ sagte Marquardt über das medizinische Konzept, das nach ihrer Einschätzung gerade „in Zeiten zunehmender Spezialisierung und fragmentierter Strukturen einen besonderen Wert hat, weil es ganzheitlich ist.“
Auch Ärztliche Leiterin Fritzsching betonte die Vorteile dieser Struktur. Man betreue „vom Neugeborenen bis zum älteren Menschen das komplette Spektrum“, viele Familien kämen seit Generationen. Besonders wichtig sei ihr die gute Zusammenarbeit über Berufsgruppen und Generationen hinweg: „Wir alle profitieren von unserer Zusammenarbeit.“ Sie hob zudem „kurze Wege, eine hohe interdisziplinäre Betreuung und medizinische Versorgung mit Herz am Reileck“ hervor.
Die menschliche Komponente spiele dabei eine große Rolle. Dankbarkeit sei ein wesentlicher Motor ihrer täglichen Arbeit, erläuterte Fritzsching: „Ich bin dankbar für die Menschen, mit denen ich zum Teil viele Jahre zusammenarbeite. Menschen, die motiviert sind, die verlässlich sind, die sich auch bei scheinbar ausweglosen Situationen mitnehmen lassen.“

Eine Einrichtung mit Zukunft und starken Wurzeln
Neben der Rückschau prägte bei der Jubiläumsfeier vor allem der Blick nach vorn die Reden. Gerade wurde der Erbbaurechtsvertrag mit der Stadt bis 2096 verlängert – ein wichtiges Signal, das die langfristige Bedeutung des Standorts unterstreicht. Bruckhaus zeigte sich stolz über diese Perspektive und lud bereits schmunzelnd zum 100-jährigen Jubiläum ein.
Für die Stadt Halle ist die Poli Reil ein unverzichtbarer Teil der Gesundheitslandschaft. „Wir als Stadt können da sehr stolz und dankbar sein“, betonte Marquardt. Hier werde „moderne Medizin mit menschlichem Maß“ betrieben – eine Formulierung, die bereits in früheren Würdigungen Verwendung fand und die Philosophie des Hauses treffend beschreibt.
Auch Gesundheitsministerin Grimm-Benne hob hervor, dass die Poli Reil nicht nur ein medizinischer, sondern auch ein sozialer Ort sei: nicht nur Gesundheitszentrum, „sondern Ort der Begegnung, wo Menschen mit ihren Bedürfnissen auch Gehör finden“. Die Einrichtung habe sich stets mit den Herausforderungen des Gesundheitswesens auseinandergesetzt und sich weiterentwickelt.
Zwischen Kontinuität und Wandel: Die Bedeutung für Halle
Der Alltag der Poli Reil zeigt, wie wichtig wohnortnahe ambulante Versorgung für eine wachsende Stadt ist. Mit jährlich bis zu 80.000 Patientinnen und Patienten ist das MVZ ein stark frequentierter Anlaufpunkt. Für Bruckhaus ist dies vor allem ein Zeichen dafür, dass das Konzept aufgeht: „Unsere Aufgabe ist es, Menschen in Halle zuverlässig, kompetent und menschlich ambulant zu versorgen.“ Die hohe Anzahl der Behandlungen sei Ausdruck des Vertrauens.
Die moderne Versorgung folgt dabei immer noch den Leitlinien, die 1950 den Ausschlag zur Gründung der Poliklinik gaben: ein breites Angebot, zentral gebündelt, mit kurzen Wegen und schneller fachübergreifender Kommunikation. „An zentraler Stelle ein breites medizinisches Angebot zu unterbreiten, dazu sind wir bis heute verpflichtet“, sagte Bruckhaus.
Für viele Bewohnerinnen und Bewohner Halles ist die Poli Reil nicht nur eine Adresse für medizinische Hilfe, sondern ein vertrauter Ort, an dem man sich gut aufgehoben fühlt. Marquardt betonte dies: „Viele Hallenserinnen und Hallenser fühlen sich gut aufgehoben, weil es ein Ort der Zuversicht, Hilfe und Heilung ist.“
Ein Blick auf 75 Jahre: Tradition, Wandel und der Auftrag für die Zukunft
Dreiviertel eines Jahrhunderts liegen zwischen der Poliklinik Nord und der heutigen Poli Reil – Jahrzehnte, die geprägt waren von gesellschaftlichen Umbrüchen, Wandel im Gesundheitswesen und stetiger Weiterentwicklung. Aus einer Poliklinik mit zentraler Bedeutung in der DDR wurde ein modernes Medizinisches Versorgungszentrum, das sich in einem zunehmend komplexen Gesundheitssystem behauptet.
Die Unterstützung durch den Unternehmensverbund Diakonissenhaus Teltow seit 1991 gab dem Standort zusätzliche Stabilität und Perspektive. Heute ist die Poli Reil ein Leuchtturm der ambulanten Medizin in Halle, wie es die Stadt deutlich formulierte.
Die Vision der Gründer – medizinische Versorgung nah an den Menschen, interdisziplinär organisiert, effizient und zugleich menschlich – scheint nach 75 Jahren aktueller denn je. Grimm-Benne stellte fest, dass sich die Poli Reil mit den Herausforderungen des Gesundheitswesens auseinandergesetzt und sich weiterentwickelt habe, ohne ihre Grundidee zu verlieren.
Mit dem verlängerten Erbbaurechtsvertrag, einem engagierten Team und einer starken Verwurzelung in der Stadt Halle blickt die Poli Reil zuversichtlich in die kommenden Jahrzehnte. Die Weichen sind gestellt – und das nächste Jubiläum ist schon im Blick.












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