Für traumatisierte Kinder: „Mattisburg“ in Halle eröffnet
Nach einem Jahr Bauzeit ist am Freitag die „Mattisburg“ in Halle eröffnet worden. Acht Kinder im Alter zwischen vier und zwölf Jahren, bei denen der Verdacht auf sexuellen Missbrauch, Gewalt und massive Vernachlässigung besteht, finden in der Mattisburg Schutz, Hilfe und viel Verständnis. Die Stiftung „Ein Platz für Kinder“ hatte den Bau ermöglicht. Betreiber der Einrichtung ist ab sofort der Caritas Regionalverband Halle e.V. Als medizinischer Kooperationspartner konnte das Hallenser Krankenhaus St. Elisabeth und St. Barbara gewonnen werden.
Mit der Übergabe des 423 Quadratmeter großen Hauses beginnt nun die intensive Schulung der Mitarbeiter vor Ort. Ab Mitte Februar werden die ersten Kinder in das Haus einziehen. „Wir sind froh und stolz zugleich, dass wir unser drittes Schutzhaus fertigstellen konnten. Damit können wir ab sofort noch mehr Kindern helfen. Das ist für uns Motivation und unser Antrieb weiterzumachen. Wer einmal in die Augen eines Mattisburg-Kindes geschaut hat, versteht, warum wir bundesweit für noch mehr Schutzhäuser dieser Art kämpfen müssen“, bergründete Johanna Ruoff im Rahmen der Eröffnungsfeierlichkeiten.
Die Gäste des Eröffnungsfeierlichkeiten konnten sich vor Ort ein Bild von den Besonderheiten des Baus auf dem rund 1.008 qm großen Grundstück machen: Denn aufgrund der schwerwiegenden Ereignisse fallen die Mattisburg-Kinder durch besonderes Verhalten auf: Gewalt, Traurigkeit, Selbstzerstörung oder Essstörungen. Die Gründe dafür liegen tief: Vernachlässigung, destruktive, gewalterfüllte Strukturen oder auch jahrelanger sexuellen Missbrauch. Immer dann, wenn die Geschichte der Kinder unklar ist, kann das Jugendamt die vier- bis zwölfjährigen Jungen und Mädchen in die Mattisburg verweisen. Diese besonderen Kinder brauchen ein besonderes Umfeld: beruhigende Farben, unkaputtbare Möbel, verletzungsarme Gestaltung der Räume, durchdachte Strukturen für den täglichen Ablauf und Kinderzimmer, die die Jungen und Mädchen je nach Geschmack ausgestalten können. Im Anschluss an die Feierlichkeiten wurde das Kinderschutzhaus von Propst Reinhard Hentschel gesegnet.
„Mit der Mattisburg in Halle (Saale) können Kinder eine neue Lebensperspektive geben, die ohne diese Einrichtung durch das Raster der Jugendhilfe gefallen wären“, erläutert Caritas Vorstand Susanne Willers. Mit diesem Kinderschutzhaus komplettieren wir unser breites Angebot im der Kinder- und Jugendhilfe um einen wichtigen Baustein. Wir freuen uns auf ‚unsere‘ ersten Mattisburg-Kinder“, so die engagierte Kinderschützerin weiter.
Dorothea Urban zeigte sich zufrieden, dass eine weitere Mattisburg fertiggestellt werden konnte: „Meinem verstorbenen Mann und mir war es wichtig, Kindern in Notsituationen Schutz zu geben. Das Mattisburgen-Konzept ist hervorragend geeignet, Kindern nachhaltig zu helfen.“
Thomas Jansing, Initiator und Geschäftsführer des Sternstunden e.V., begründet das Engagement des Vereins wie folgt: „Für uns ist die Mattisburg in Halle (Saale) ein Leuchtturmprojekt. Kindern, die so viel schlimmes erleben mussten, helfen zu können, war für uns eine Herzensangelegenheit. Das ist auch der Grund, warum wir die Stiftung „Ein Platz für Kinder“ außerhalb der Landesgrenzen Bayerns bei dem Bau des Schutzhauses unterstützt haben.
Der Geschäftsführer des St. Elisabeth und St. Barbara Krankenhauses in Halle (Saale), Thomas Wüstner, weiß um die Bedeutung der Mattisburg: „Unsere Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, -psychosomatik und -psychotherapie verfügt über großes Know-how. Doch ein Aufenthalt in unserem Haus ist in der Regel zeitlich begrenzt. Die Möglichkeit, mit der Mattisburg Halle (Saale) zusammenarbeiten zu können, ist auch für unsere Patienten eine hervorragende Perspektive.“
Es schnürt einem die Kehle zu, wenn man liest, was den schwächsten einer Gesellschaft widerfährt. Umso bedeutender ist es, dass es Menschen gibt, die diesen Kindern ein Gefühl von Geborgenheit vermitteln wollen. Ich ziehe den Hut vor solchen Leuten.