Sechs neue Stolpersteine in Halle werden kommende Woche verlegt

In Halle (Saale) wird der Künstler Gunter Demnig am 11. März sechs weitere Stolpersteine verlegen. Sie sollen an Opfer des nationalsozialistischen Regimes erinnern.
In der Huttenstraße wird an die Jüdin Darga Brynyck erinnert. Am Riebeckplatz werden Gedenksteine für die jüdische Familie Max, Arthur und Karola Mendel verlegt. Franz Peters lebte in der Willy-Brandt-Straße, der SPD-Reichstagsabgeordnete hatte gegen Hitlers Ermächtigungsgesetz gestimmt. Und Am Kirchtor wird ein Stolperstein für Ernst Thiele verlegt.
Huttenstraße 83: Hier wohnte Darga Brynych geb. Lewin
Darga Brynych kam um 1920 mit ihrer Familie aus Westpreußen nach Nietleben. Die Ehe mit ihrem nichtjüdischen Mann Franz Brynych bot ihr zunächst Schutz vor der Deportation. Als ihr Mann im Januar 1944 nach schwerer Krankheit starb, wurde sie nur wenige Wochen später abgeholt und deportiert. Wohin sie gebracht wurde ist unbekannt. Sie überlebte den Holocaust nicht.
Hier zur ausführlichen Biographie >>>
Riebeckplatz 8: Hier wohnten Max, Arthur und Karola Mendel
Wo heute ein Neubaublock direkt auf den Riebeckplatz schaut, stand einst das Wohnhaus von Familie Mendel.
Max Mendel (*1871) hatte drei Kinder: Karola Mendel entkam 1939 in die USA. Hans Mendel war bereits kurz vor 1933 von Berlin nach Holland verzogen, wo er den Holocaust versteckt mit seiner Frau überlebte. Arthur Mendel wurde in der Reichspogromnacht 1938 verhaftet und in das Konzentrationslager Buchenwald gebracht. Er wurde mit der Auflage entlassen, sofort das Land zu verlassen. Er flüchtete nach Holland. Dort lebte er in verschiedenen Flüchtlingslagern, zuletzt im Lager Westerbork, wo er als Bibliothekar beschäftigt war. Von dort wurde er mit seiner Frau, die er in Westerbork kennengelernt hatte, nach Theresienstadt gebracht und später weiter nach Auschwitz. Er wurde später für tot erklärt. Max Mendel musste seine Wohnung verlassen, zunächst in ein sog. Judenhaus ziehen, später in das offiziell als Alten- und Siechenheim bezeichnete Gebäude auf dem Gelände des Jüdischen Friedhofs in der Dessauer Straße. Von dort wurde er nach Theresienstadt deportiert, wo er 1942 starb.
Hier zur ausführlichen Biographie >>>
Willy-Brandt-Straße 47: Hier wohnte Franz Peters
Franz Peters (*1888) war Reichstagsabgeordneter für die SPD und stimmte am 23.3.1933 gegen das Ermächtigungsgesetz, das quasi die Abschaffung der parlamentarischen Demokratie in Deutschland bedeutete. Als er im Mai 1933 verhaftet wurde, brach Peters, der in den politisch aufreibenden Jahren zuvor ein Herzleiden entwickelt hatte, zusammen und starb im August 1933.
Hier zu ausführlichen Biographie >>>
Am Kirchtor 26: Hier wohnte Ernst Thiele
Ernst Thiele wurde 1908 in Halle-Trotha geboren. Er stammte aus einfachen Verhältnissen und übte verschiedene berufliche Tätigkeiten aus. Immer wieder geriet er wegen kleinerer Vergehen mit dem Gesetz in Konflikt und wurde 1941 zu drei Jahren Zuchthaus mit anschließender Sicherheitsverwahrung verurteilt. Während des Nationalsozialismus wurden Vergehen wie die Thieles härter als zuvor geahndet, er galt nun als „gefährlicher Gewohnheitsverbrecher“ und wurde zur Arbeit in das Konzentrationslager Mauthausen, später nach Auschwitz-Monowitz gebracht, wo er Häftling war und keine Position inne hatte. Thiele überlebte die Lager, wurde jedoch kurz nach der Befreiung, am 15. Mai 1945, erneut festgesetzt und in die Sowjetunion gebracht. Ein Sowjetisches Militärgericht verurteilte ihn 1949 zu 25 Jahren Arbeitsbesserungslager. Vorgeworfen wurde ihm die Beteiligung an Massenverbrechen während des Nationalsozialismus während seiner Zeit als Häftling in Auschwitz. Einen rechtstaatlichen Prozess gab es nie, seine Schuld wurde auch nicht überprüft. 1955 wurde Thiele in die DDR-Haft überstellt, wo er weiter seine Unschuld beteuerte. 1974 wurde Thiele in die Freiheit entlassen. Mehrere tatsächliche Täter, die mit Thiele in sowjetischer Haft waren, sind zu diesem Zeitpunkt schon längst in Freiheit.
Neueste Kommentare