„Schweigen ist keine Option“ – 80. Gedenktag für die Opfer des Faschismus auf dem Gertraudenfriedhof in Halle mahnt zur Verantwortung gegen Rechtsextremismus, Hass und Geschichtsvergessenheit

Mahnung gegen das Vergessen, Warnung vor dem Rechtsruck und ein eindringlicher Appell an die heutige Generation: Der internationale „Tag der Erinnerung, Mahnung und Begegnung“ jährte sich in diesem Jahr zum 80. Mal. Auf dem Gertraudenfriedhof in Halle (Saale) fand dazu am Sonntagmittag eine feierliche und zugleich tief bewegende Gedenkveranstaltung statt.
Organisiert wurde die Veranstaltung vom Landesverband der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes – Bund der Antifaschistinnen und Antifaschisten (VVN-BdA). Zahlreiche Bürgerinnen und Bürger, darunter auch Vertreterinnen aus Politik und Gesellschaft, gedachten der Opfer der NS-Diktatur – insbesondere derjenigen, die im berüchtigten halleschen Gefängnis „Roter Ochse“ zwischen 1933 und 1945 ermordet wurden.
80 Jahre Erinnerung und Mahnung
Der „Tag der Opfer des Faschismus“, wie der Gedenktag in der DDR offiziell hieß, geht zurück auf Initiativen von Überlebenden der Konzentrationslager. Er wurde 1945 ins Leben gerufen, kurz nach der Befreiung Deutschlands vom Nationalsozialismus, und versteht sich seitdem nicht nur als stiller Gedenktag, sondern auch als politisches Zeichen gegen das Wiedererstarken rechter Ideologien – damals wie heute.
Am Mahnmal für die „679 vom nationalsozialistischen Staat Gemordeten“ auf dem Gertraudenfriedhof, deren Ermordung im Roten Ochsen dokumentiert ist, wurden Kränze und Blumen niedergelegt. Vertreter*innen aus unterschiedlichen gesellschaftlichen Bereichen nahmen an der Zeremonie teil, darunter auch Katharina Brederlow, Sozialdezernentin der Stadt Halle, die die Stadt offiziell vertrat.
Gisela Döring: „Der Rechtsruck begann mit dem Verschweigen“
In einer eindrucksvollen Rede erinnerte Gisela Döring, Landesvorsitzende der VVN-BdA, an das Wirken des KZ-Überlebenden Robert Siewert, der nach seiner Befreiung aus Buchenwald nach Halle kam. Dort wurde er später Vizepräsident und Innenminister im neu gegründeten Bundesland Sachsen-Anhalt.
„Er leitete mit Engagement erste existenzielle Maßnahmen zum Überleben der Menschen ein“, so Döring. Zugleich habe er sich um die „Beseitigung der geistigen Trümmer“ bemüht. Siewert sei es gelungen, besonders Jugendliche mit seinem Charisma für demokratische Werte und Menschlichkeit zu begeistern. Er berichtete ihnen von seinen Erlebnissen im Konzentrationslager, warnte vor Gleichgültigkeit und zeigte zugleich Zukunftsperspektiven auf.
Besonders scharf kritisierte Döring die Entnazifizierungsprozesse im Nachkriegswesten: Während Siewert konsequente Aufarbeitung forderte, seien im Westen viele ehemalige NSDAP-Mitglieder wieder in Amt und Würden gekommen. „Damals wurde der Grundstein für den heutigen Rechtsruck gelegt“, sagte Döring deutlich. Dieser habe sich nach 1990 zunehmend auch im Osten verbreitet.
In diesem Zusammenhang sprach sich Döring erneut klar für ein Verbot der AfD aus. Ebenso wandte sie sich gegen die zunehmende Militarisierung der Gesellschaft. „Wir fordern nicht Kriegstüchtigkeit, sondern Friedensfähigkeit. Wenden wir uns entschieden gegen die Aufrüstungsspirale“, erklärte sie.
Einzelschicksal: Hildegard Trusch – ermordet, weil sie überleben wollte
Einen besonders emotionalen Moment der Gedenkveranstaltung bildete die Erinnerung an das Schicksal der 23-jährigen Hildegard Trusch, deren Leben auf tragische Weise im „Roten Ochsen“ endete. Während eines Bombenangriffs hatte Trusch aus einem brennenden Haus eine Hose und einige Haarklemmen an sich genommen – ein Vergehen, das das Sondergericht beim Landgericht Magdeburg mit dem Tod bestrafte. Beim Versuch, die Gegenstände zu verkaufen, geriet sie an einen Polizeispitzel und wurde verhaftet. Was kaum auszuhalten ist: Trusch war zum Zeitpunkt ihrer Hinrichtung schwanger. Ihr Grabstein befindet sich heute auf dem Gertraudenfriedhof. Jugendliche aus dem Projekt „Tagebuch der Gefühle“ legten dort Rosen nieder – ein stilles, aber kraftvolles Zeichen der Anteilnahme.
Nicole Anger: „Schweigen ist keine Option“
Auch Nicole Anger, Landtagsabgeordnete der Linken, fand klare Worte in ihrer Ansprache. Sie erinnerte an die zahllosen Männer und Frauen, die „verfolgt, entrechtet, gefoltert und ermordet“ wurden – und an jene, die trotz aller Gefahr Widerstand leisteten.
Beispielhaft nannte sie den Magdeburger Kommunisten Hubert Materlik, der zweimal verhaftet, schwer gefoltert und 1944 tot in seiner Gefängniszelle aufgefunden wurde – mutmaßlich durch Suizid. Zuvor hatte er ausländischen Zwangsarbeitern geholfen und Flugblätter verteilt. „Engagement für Gerechtigkeit und Menschlichkeit hinterlässt Spuren, die auch Jahrzehnte später noch nachhallen“, sagte Anger. Materliks Handeln sei heute aktueller denn je.
In ihrer Rede warnte sie eindringlich vor den zunehmenden Bedrohungen durch Rechtsextremismus, Antisemitismus, Queerfeindlichkeit, Rassismus und andere Formen der Menschenverachtung. Diese seien heute wieder spürbar – in Hassparolen, tätlichen Angriffen, der Verrohung der Sprache und einem zunehmenden Verlust demokratischer Werte.
„Die rechtsextreme, faschistische AfD propagiert eine Politik der Ausgrenzung, der Hetze und des Hasses. Sie stellt die demokratische Ordnung unseres Landes infrage. Wir dürfen dem nicht tatenlos zusehen.“ Ihr Appell war eindeutig: „Schweigen ist keine Option. Jede und jeder muss Haltung zeigen.“
Jugend spricht Klartext: „Erinnerung ist ein Auftrag“
Eine der eindrucksvollsten Wortmeldungen kam von einem Jugendlichen des Projekts „Tagebuch der Gefühle“. Er berichtete davon, dass in seiner Familie und unter Lehrkräften kaum noch persönliche Erinnerungen an den Nationalsozialismus vorhanden seien.
Gerade deshalb sei es wichtig, sich als junge Generation aktiv mit der Geschichte auseinanderzusetzen: „Wir erinnern nicht nur, wir übernehmen auch Verantwortung. Erinnern bedeutet, Vergangenheit und Gegenwart abzugleichen, um Fehler nicht zu wiederholen.“
Er machte deutlich, dass Erinnerung kein Selbstzweck sei, sondern Grundlage für Zivilcourage und Haltung. Er wolle sich einsetzen für eine demokratische, respektvolle und menschliche Gesellschaft.
In einem besonders bewegenden Moment erinnerte er zum Abschluss seiner Rede an das Schicksal der kleinen Chana Baer, die mit nur 16 Monaten zusammen mit ihren Eltern von der halleschen Forsterstraße aus in das Vernichtungslager Sobibor deportiert wurde – wo sie am 3. Juni 1942 ermordet wurde.„Aber ihr Name bleibt. Gegen das Vergessen.“





Wo sind Belege dafür, dass die AfD „faschistisch“ wäre? Wieso soll umgekehrt die Partei der „Nationalen Sozialisten“ rechts gewesen sein? Eine Partei, die nichts Konservatives an sich hatte, sondern alle gewachsenen Strukturen innerhalb kürzester Zeit zerstörte. Hier wäre eine komplexe Betrachtung von Nöten. Wer heute den politischen Gegner als Nazi oder Faschist entmenschlicht, gibt ihn zum Abschuss frei. Das Resultat ist gerade am tödlichen Attentat auf Charly Kirk in den USA zu besichtigen. Diejenigen, die sich gegen Hass und Hetze verwahren, mögen einmal selbstkritisch in den Spiegel schauen. Eine Demokratie lebt von Fairness und Diskussion, nicht aber von der Verteufelung anderer Meinungen oder politischer Gegner. Wer die AfD verbietet, schließt Millionen von Wählern aus dem Diskurs aus, die die Politik der anderen Parteien als gegen ihre Interessen gerichtet wahrnehmen. Das Resultat einer solchen Entwicklung mag man sich nicht ausmalen.
Nun lieber Wennemann, es ist auch Deine geliebte AfD, (und übrigens auch Du) die keine andere Meinung zulässt. Ich führe hier jetzt nicht auf, wie ihr Andersdenkende betitelt.
Ich gebe Dir aber einen Rat. Tu, was Du von anderen verlangst, nutze Deinen Kopf und betrachte alles, auch die AfD, kritisch!
Ach Wahnfried, deine gefilterten Umkehrungen aus der unteren Schublade sind doch sowas von veraltet.Lass dir was neues einfallen!
Die Umkehrungen sind bei Wennemann.
Mach’s die Augen auf, dann siehst Du die Belege. Hundertfach, Tag für Tag!
Noch so einer, der tagtäglich nickend vor der Tagesschau sitzt! Und das nennt man dann Insiderwissen.
@ Opa gegen links:
Ach, ich wusste gar nicht, dass die Tagesschau sich Sachen ausdenkt und Trickfilme als Nachricht verkauft …. Oder waren z.B. auch die Auftritte der AfD-Kandidaten zur Bundestagswahl oder auf deren Parteitagen nicht echt?
Nur bist du der, der sich der komplexen Betrachtung, wie sie bereits tausende Mal unternommen wurde, verweigert.
Und diesmal liegt es nicht mal an den bösen Medien oder Wissenschaftlern, auch im eigenen Millieu besteht Konsens zu Kaiser, Führer, Volk.
Steh doch endlich auch mal dazu.
Die Realität sieht anders!
Hast du eigentlich auch irgendwelche sachlichen Argumente? Alle Kommentare hier diffamieren nur, ohne auch nur einen Hauch des Beweises, dass sie etwas dran ist. Auf der anderen Seite wundert das nicht. Ist es schließlich genau eine der Taktiken, welche die AfD anwendet. Nachweislich. Gerüchte und Zweifel säen ohne Fakten.
verzerrt und verschwommen?
Vielleicht mal zum Optiker?!
Charlie Kirk war nicht gerade ein Waisenknabe, er hat massiv zur Verrohung der US-amerikanischen Gesellschaft beigetragen. Nichts desto trotz sehe ich das Erstarken der AfD als Symptom einer grundlegenden Fehlentwicklung der Gesellschaft, was man auch an der immer größer werdenden Zahl der „Sonstige“-Wähler sieht (bei der Bundestagswahl 2021 ca. 8,8%), die wegen der Fünf-Prozent-Hürde keinerlei Berücksichtigung finden. Die AfD kommt ja nicht aus dem Nichts, sondern sie wird von Mitgliedern der Gesellschaft gewählt, und die muss man erreichen, wenn man die AfD verhindern will.
„Fehlentwicklung der Gesellschaft, was man auch an der immer größer werdenden Zahl der „Sonstige“-Wähler sieht (bei der Bundestagswahl 2021 ca. 8,8%)“
Ah ja.
2025: 13,78%
1994: 8,0%
1990: 11,6%
Prozentrechnung ist nicht so deins. Na gut.
Warum willst du die AfD überhaupt verhindern? Nenn mal drei Punkte, mit denen du nicht übereinstimmst.
Und jetzt denken wir noch mal scharf nach, wie es 1990 zur Wahl vieler kleiner Parteien kommen konnte.
durch Abgabe des Wahlzettels
1990 konnten 24 Parteien gewählt werden
2021 waren es 47 von 54 zugelassenen Parteien
Dann lag es also nicht an der Anzahl der Parteien.
War vielleicht 1990 noch irgendetwas besonders, speziell in der DDR bzw. im Beitrittsgebiet?
Wenn jetzt Millionen in Deutschland eine neo-kommunistische russische Diktatur-Partei wählen würden, du wärst einer der ersten, die Nach Verbot rufen würden. Die Anzahl der Wähler ist kein Argument. Paulushallenser wird mir beipflichten.
Um Ihre Frage zu beantworten und eine Rückfrage zu stellen: Es gibt verschiedene Gründe und Belege. Für mich ist der völkische Begriff von Volk einer davon. Er bietet die Grundlage dafür, andere herabzusetzen und auszugrenzen. Er ist der Anknüpfungspunkt für Rassismus. Dabei bezieht sich die AFD auf Autoren, die der Neuen Rechten zugeordnet werden, oder auch auf Autoren, die von einer „konservativen Revolution“ reden. Sie bedient sich auch oft einer Sprache, die mit NS Slogans zumindest kokettiert. Ein weiterer Punkt ist, dass die AFD Demokratie nicht als pluralistischen Streit versteht, sondern als Umsetzung des imaginierten, angeblich einheitlichen Willens des eingebildeten homogenen Volkes. Aus dieser Perspektive verraten die anderen Parteien „den“ Willen „des“ Volkes. Das schlägt sich dann in entsprechenden Parolen nieder. Dabei wischt die AFD auch das Prinzip der Gewaltenteilung beiseite, da für sie auch die Gerichte „dem“ Willen „des“ Volkes folgen sollen. Auch damit knüpft sie an faschistische Staatsvorstellungen an. Und ja, wer das Buch von Bernd Höcke gelesen hat, weiss, dass er sich in einem Gewalt in Kauf nehmenden Prozess auch von Teilen des Volkes verabschieden, d.h. sie rausschmeißen will (wahrscheinlich auch mich). Ohne das Wort zu verwenden, heißt das faktisch: Deportationen auch von Staatsbürgern. Dankenswerter Weise stellt beispielsweise Herr Kubitschek Videos von seinen Veranstaltungen ins Netz, so dass man sich da ganz gut informieren kann. Es ist da auch hilfreich, die Reden von Herrn Tillschneider anzuhören, oder sich den Antrag „deutsch denken“ der AFD Fraktion anzusehen, um dieses verquaste völkische Denken mitzukriegen. Oder auch das Streitgespräch zwischen Herrn Kubitschek und Herrn Krah. Dafür braucht man keinen Verfassungsschutzbericht. Wer Texte der IB, etwas von Herrn Sellner, gelesen hat, weiss, was „Remigration“ in diesem Kontext bedeutet. Diese Dinge zu ibenennen, heißt nicht, zu entmenschlichen, sondern sie und auch die handelnden Personen ernst zu nehmen. Es heißt auch nicht, eine andere Meinung zu verteufeln, sondern ihr gebührend Rechnung zu tragen.
Aber hier nun die Rückfrage: Wenn Sie eine komplexe Betrachtung für nötig halten, warum fangen Sie dann nicht einfach mit einer komplexen Betrachtung an und tragen dazu bei? Haben Sie vielleicht gar kein Interesse an einer komplexen Betrachtung?
Die Ewiggestrigen zelebrieren ihre Show. Dabei ist das Land heute antisemitischer, als noch vor 90 Jahren. Woran das wohl liegt.
An den Nazis. Die fühlen sich wohler als noch vor 30 oder 40 Jahren.
Ach ja, die antifaschistischen Baseballschlägerjahre, wer erinnert sich nicht.
Das Land ist heute nicht antisemitischer als 1935.
„Vor 90 Jahren“, das wäre 1935. Das wäre das Jahr der Nürnberger Gesetze. Sie wollen wirklich sagen, „dass das Land heute antisemitischer“ sei? Erstaunlich. Wie begründen Sie Ihre Einschätzung? Oder ist das nur unverantwortliches Rumgequatsche? Oder haben Sie sich vertippt?