Impflücke bei Gürtelrose in Sachsen-Anhalt
In Sachsen-Anhalt sind rund 70 Prozent der anspruchsberechtigten Menschen nicht oder nicht vollständig gegen Herpes zoster, auch als Gürtelrose bekannt, geimpft. Das geht aus dem BARMER-Arzneimittelreport 2025 hervor. Demnach haben rund 560.000 Sachsen-Anhalterinnen und Sachsen-Anhalter ab 60 Jahren keinen ausreichenden Impfschutz, obwohl für sie die Impfung von der Ständigen Impfkommission (Stiko) empfohlen und von den Krankenkassen übernommen wird. „Die Herpes-zoster-Impfung verringert das Erkrankungsrisiko einer Gürtelrose erheblich. Angesichts der oft schweren Verläufe und Komplikationen ist die Impfquote hierzulande zwar im bundesweiten Vergleich hoch, aber faktisch viel zu niedrig“, sagt Birgit Dziuk, Landesgeschäftsführerin der BARMER in Sachsen-Anhalt.
Impfraten deutschlandweit unzureichend
Dem Arzneimittelreport zufolge gibt es regionale Unterschiede bei der Inanspruchnahme der Herpes-zoster-Impfung. In Sachsen-Anhalt liegt die Impfquote bei 29,3 Prozent und damit bundesweit am höchsten. Zum Vergleich: In Baden-Württemberg sind lediglich 15,2 Prozent der Anspruchsberechtigten gegen Herpes zoster geimpft. „Diese regionalen Unterschiede haben wir zuvor bereits bei Kinderimpfungen erkannt. Sie zeigen, dass auch in Sachsen-Anhalt die Impfquote mit Informations- und Aufklärungskampagnen weiter gesteigert werden kann“, so Dziuk.
Erkrankungsrate steigt mit dem Alter deutlich an
Der Arzneimittelreport zeigt, dass vor allem ältere Menschen in Sachsen-Anhalt an Gürtelrose erkranken. Demnach sind die Über-60-Jährigen um 58 Prozent häufiger betroffen als jene zwischen 18 und 59 Jahren. Mit steigendem Alter treten auch häufiger Folgeerkrankungen auf. So erleiden die Über-60-Jährigen mehr als doppelt so häufig Gürtelrose mit Beteiligung des Auges und 1,7-mal häufiger andauernde Nervenschmerzen. „Gürtelrose kann mit schwerwiegenden Komplikationen einhergehen. Wird beispielsweise der Sehnerv in Mitleidenschaft gezogen, kann das zu Erblindung führen. Auch neurologische Komplikationen können entstehen. Mit einer Impfung kann hier ganz einfach vorgebeugt werden“, sagt Prof. Dr. Thomas Frese, Direktor des Instituts für Allgemeinmedizin an der Universitätsmedizin Halle (Saale) und niedergelassener Hausarzt. Laut BARMER-Report sinkt das Erkrankungsrisiko bei vollständiger Impfung um 64 Prozent. Auch Komplikationen treten durch die Impfung seltener auf.
Impfquoten in Hausarztpraxen zwischen 0 und 88 Prozent
Dem Arzneimittelreport zufolge gibt es bei der Herpes-zoster-Impfquote enorme Unterschiede zwischen den Hausarztpraxen in Sachsen-Anhalt. Demnach impfen einige wenige Praxen gar nicht, andere dagegen impfen bis zu 88 Prozent ihrer impfberechtigten Patientinnen und Patienten. Das ergibt eine Analyse auf Basis der Impfquoten bei anspruchsberechtigten BARMER-Versicherten. „Stark variierende Impfquoten legen die Vermutung nah, dass nicht in allen hausärztlichen Praxen die Herpes-zoster-Impfung erfolgreich angeboten wird. Impfschutz darf kein Zufall sein. Die Versicherten sollten sich dringend über die Herpes-zoster-Impfung informieren und ärztlichen Rat einholen“, sagt BARMER-Landeschefin Dziuk. Es sei zu diskutieren, ob das Gesundheitsziel „Impfen“ in Sachsen-Anhalt um die Zielgruppe der Erwachsenen erweitert werden solle. Des Weiteren könne die Gesundheitsberichterstattung des Landes eine Basis für tiefergehende Analysen sein.











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