Alter Bahn-Trafoturm zwischen Halle und Schkopau wird Vogelparadies
Ein einsamer alter Trafoturm steht südlich von Halle (Saale) in der weitläufigen Auenlandschaft bei Kollenbey. Keine Leitung führt mehr zu ihm. Ab heute erhält er eine neue Bestimmung, beginnt sein Umbau zur Heimat für Turmfalke, Schleiereule und Mehlschwalbe. Fachleute montieren dafür u.a. spezielle Nistkästen. Das ist nur die jüngste von dutzenden Maßnahmen, die – gesetzlich vorgeschrieben – im Zuge des Bahnbaus in und um Halle (Saale) ökologisch wertvolle Lebensräume für die Natur schaffen.
Vor 20 Jahren pflanzten erstmals im Auftrag der Bahn Landschaftsgärtner tausende Sträucher und Heister auf einem Altbergbaugebiet in der Äußeren Kasseler Straße. Die ersten 16 Hektar Ausgleichsfläche für den Bahnbau wurden gestaltet. Jetzt, nach fast einer Generation, dient das Areal bereits als erfolgreiches Umsiedlungsziel für Eidechsen. Über 1.000 Hektar so genannte Ausgleichs- und Ersatzmaßnahmen entstanden und entstehen als Kompensation für den Eingriff in die Natur durch den Bau der Neubaustrecke Erfurt–Leipzig/Halle, des Bahn-Knotens und der Zugbildungsanlage in Halle (Saale) und Umgebung. Insgesamt werden dafür etwa 10 Millionen Euro über die Bahn-Großprojekte investiert. Wie Helge Dreher, zuständiger der zuständige Landschafts-Planer für DB AG betont, ist das fachliche Spektrum genau auf die Örtlichkeit zugeschnitten: So wurden Gehölzflächen gezielt als Baumreihen, Baumgruppen, größere Aufforstungen und Streuostwiesen angelegt. Allein diese umfassen bisher etwa 120 Hektar. Jetzt kommen acht Hektar ökologisch aufgewerteter Wald in Halle-Trotha hinzu. 80 Hektar Ackerland wurden in artenreiches, extensiv genutztes Grünland umgewandelt. Die örtlichen Bewirtschafter pflegen diese Flächen nachhaltig und dauerhaft. So steht es in den langfristig abgeschlossenen Verträgen. Fachlich hervorzuheben ist die Umgestaltung der Flüsschen Steinlache und Markgraben in naturnahe Fließgewässer auf mehreren Kilometer Länge in der Saale-Elster-Aue. Zahlreiche neu angelegte Kleingewässer übernehmen hier Naturschutz-Funktionen und wirken günstig auf Rückhalteräume in einem der größten natürlichen Überschwemmungsgebiete Sachsen-Anhalts. Speziell im Stadtgebiet, so im Bereich der Rabeninsel und in der Silberhöhe werden bisher versiegelte Flächen aufgebrochen und wieder durchlässig gemacht. Auch das zahlt ein auf das Ökokonto der Deutschen Bahn AG.
„Jetzt kommen acht Hektar ökologisch aufgewerteter Wald in Halle-Trotha hinzu.“
Bis jetzt hat man vor Ort lediglich abgeholzt und geringelt (was einer Abholzung mit Zeitverzug entspricht). Geplant war, etwa 8500 vorhandene Bäume zu vernichten und anschließend ein paar Eicheln in den Abraumboden zu verteilen. Das alles ohne wissenschaftliche Begleitung, ob Eichen in solchem Bergbaurestdreck überhaupt überleben können (selbst angesiedelt hat sich dort seit Jahrzehnten zumindest keine einzige), vom Klimawandel mit fehlenden Niederschlägen ganz zu schweigen. Das ist unterm Strich in der Realität eine Vernichtung eines vorhandenen Waldstücks mit abenteuerlichen Schnapsidee-Plänen für die Zukunft. Das ist weder ein Ausgleich für irgendwas noch eine Aufwertung.