Angehörige jederzeit willkommen: Universitätsmedizin Halle für angehörigenfreundliche Kinderintensivmedizin ausgezeichnet

Ein enger Kontakt zu Angehörigen hat große Auswirkungen auf die positive Entwicklung von Früh- und Neugeborenen sowie schwer erkrankten größeren Kindern. Um Mitarbeitende von Intensivstationen zu bestärken, Familienmitglieder stärker in das therapeutische Konzept zu integrieren, rief Pflege e.V. das Projekt Angehörigenfreundliche Intensivstation ins Leben. Für ihr Engagement zeichnete der Verein zur nachhaltigen Förderung der Pflege in Deutschland, die Abteilung für Neonatologie und Pädiatrische Intensivmedizin der Universitätsmedizin Halle mit dem Zertifikat „Angehörige jederzeit willkommen“ aus.
„Wir arbeiten nach dem Konzept der entwicklungsfördernden Pflege und setzen neueste Erkenntnisse aus der Pflegewissenschaft schnellstmöglich in die Praxis um“, sagt Kathrin Cyris, Pflegerische Klinikleitung im Department für operative und konservative Kinder- und Jugendmedizin der Universitätsmedizin Halle. Besonders wichtig ist eine stressarme Umgebung mit wenig Licht und Lärm. Durch eine im Behandlungsteam abgestimmte koordinierte Versorgung wird die medizinische und pflegerische Versorgung an den individuellen Rhythmus jedes Kindes angepasst.
Insbesondere der enge Kontakt zu den Eltern und Angehörigen ist von großer Bedeutung. „Das Einbeziehen der Eltern wirkt sich positiv auf die Gehirnentwicklung der jungen Patient:innen aus und kann Spätfolgen vorbeugen“, erklärt Prof. Dr. Roland Haase, Direktor der Universitätsklinik und Poliklinik für Pädiatrie II und Leiter der Abteilung für Neonatologie und pädiatrische Intensivmedizin der Universitätsmedizin Halle. „Deshalb ermöglichen wir Eltern den Besuch ihrer Kinder zu jeder Tages- und Nachtzeit. Unser Team steht rund um die Uhr für ärztliche und pflegerische Auskünfte und Beratung zur Verfügung.“
Um Eltern und Angehörige bestmöglich in die Therapie ihrer Kinder einbeziehen zu können, sind viel Vorbereitung und Aufklärungsarbeit notwendig. Das gesamte pflegerische und ärztliche Behandlungsteam unterstützt die Angehörigen mit Informationen. Auch eine psychologische Betreuung steht zur Verfügung. Eine Elternberatung schult die Angehörigen individuell und unterstützt bei der Klärung sozialer Herausforderungen.
Eltern können in stationsangrenzenden Elternzimmern übernachten. Seit Sommer 2023 verfügt die Kinderintensivstation zusätzlich über ein Rooming-In-Zimmer, das einem Elternteil und seinem Kind rund um die Uhr zur Verfügung steht. Ein zweites Rooming-In-Zimmer wird in Kürze fertiggestellt. „Es ist uns wichtig, dass sich Eltern und Angehörige bei uns im Haus bestens versorgt, gut informiert und willkommen fühlen. Daher freuen wir uns besonders über das verliehene Zertifikat und die uns damit entgegengebrachte Wertschätzung unserer Arbeit“, sagt Kathrin Cyris.
Es könnte der Eindruck entstehen, dass der Hinweis von Frau Kathrin Cyris (Pflegerische Klinikleitung) „Wir arbeiten nach dem Konzept der entwicklungsfördernden Pflege und setzen neueste Erkenntnisse aus der Pflegewissenschaft schnellstmöglich in die Praxis um. “ explizit nur in dieser Abteilung umgesetzt wird. Es ist eine Selbstverständlichkeit für Pflegefachkräfte nach dieser Philosophie zu arbeiten. Ob Krankenhaus, Pflegeheim oder ambulante Pflege, neuste pflegewissenschaftlichen Erkenntnissen zu implementieren. Ebenso ist der enge Kontakt zu Angehörigen ein Bestandteil einer jeden Therapie die den betreffenden Menschen hilfreich zielführend unterstützen kann incl Aufklärung und Schulung z. B. über das Krankheitsbild oder spezielle Maßnahmen zum Positionswechsel oder Transfer. Da spielt das Alter des Patienten zunächst keine Rolle, dies kommt dann erst in den unterschiedlichen Bereichen zur Geltung. Auch gibt es in anderen Einrichtungen die Möglichkeit für Angehörige dort den stationären Aufenthalt zu begleiten und direkt in den Tagesablauf der Therapie integriert zu werden.
Eigentlich traurig, dass u. a. diese Philosophie durch ein Zertifikat bescheinigt werden muss.