AOK-Befragung zu Hitzewellen: Menschen in dicht besiedelten Gebieten und Ältere gesundheitlich besonders stark betroffen -Sachsen-Anhalter fühlen sich ausreichend informiert

Die Sorge vor zukünftigen Hitzewellen ist laut der Befragung bei Menschen, die in Gebieten mit sehr hoher Bevölkerungsdichte leben, besonders ausgeprägt: In den Stadtstaaten Berlin (49 Prozent), Bremen (51 Prozent) und Hamburg (50 Prozent) macht sich jeweils etwa die Hälfte der Bevölkerung Sorgen wegen zunehmender Hitze. In Sachsen-Anhalt, das sehr stark ländlich geprägt ist, liegt der Anteil hingegen mit 36 Prozent im Bundesvergleich am niedrigsten.
Außerdem zeigt die Befragung, dass sich vor allem ältere Menschen Sorgen wegen der Zunahmen von Hitzewelle machen, die von Expertinnen und Experten prognostiziert wird: So geben knapp die Hälfte aller bundesweit Befragten in der Altersgruppe über 65 Jahre (49 Prozent) an, sich wegen zunehmender Hitzewellen zu sorgen. „Die Befragungsergebnisse machen deutlich, dass die Sensibilität für das Thema in den städtisch geprägten Regionen und bei älteren Menschen, die durch die gesundheitlichen Folgen langanhaltender Hitze besonders gefährdet sind, stärker ausgeprägt ist“, sagt Anna Mahler, Pressesprecherin der AOK Sachsen-Anhalt.
Menschen im Nordwesten kommen am schlechtesten mit Hitze zurecht, Erschöpfung häufigste gesundheitliche Beschwerde
In der aktuellen Civey-Befragung geben bundesweit mehr als ein Drittel der befragten Menschen (39 Prozent) an, mit langanhaltender Hitze und hohen Temperaturen über 30 Grad schlecht oder eher schlecht zurechtzukommen, während 45 Prozent nach eigenen Angaben gut mit längeren Hitzeperioden umgehen können. Besonders stark leiden die Menschen im Nordwesten Deutschlands unter extremen Temperaturen, allen voran die Schleswig-Holsteiner. Hier sagen 44 Prozent, dass sie eher schlecht oder eindeutig schlecht mit langanhaltenden Temperaturen über 30 Grad zurechtkommen. In Sachsen-Anhalt sind es dagegen nur 33 Prozent.
Auffällig ist auch bei dieser Auswertung, dass Menschen in Ballungsräumen mit hoher Bevölkerungsdichte (43 Prozent) häufiger schlecht mit langanhaltender Hitze zurechtkommen als Menschen in ländlichen Gebieten mit sehr niedriger Bevölkerungsdichte (38 Prozent).
Im Rahmen der Civey-Umfrage wurde auch erhoben, welche konkreten gesundheitlichen Beschwerden die Menschen in Sachsen-Anhalt durch Hitze bekommen: Mit Abstand am häufigsten wird Erschöpfung genannt (42 Prozent), gefolgt von Schwindel/Übelkeit sowie Kopfschmerzen (jeweils rund 15 Prozent).
Als Strategien im Umgang mit Hitzeperioden setzen 71 Prozent der Befragten Sachsen-Anhalter auf eine vermehrte Flüssigkeitsaufnahme, 50 Prozent auf das Verdunkeln der Wohnung oder des Hauses und 39 Prozent auf leichte Mahlzeiten.
Mehr als ein Drittel der Befragten wünscht sich mehr Informationen
Mehr als ein Drittel aller bundesweit Befragten (35 Prozent) wünschen sich mehr Informationen zu den Auswirkungen von längeren Hitzeperioden auf die Gesundheit (Sachsen-Anhalt: 29 Prozent). Bei 58 Prozent der Bevölkerung ist das allerdings nicht der Fall (Sachsen-Anhalt: 64 Prozent). Ein ähnliches Bild zeigt sich beim Thema Hitzeschutz: 61 Prozent (Sachsen-Anhalt: 67 Prozent) fühlen sich gut darüber informiert, wie sie sich bei länger anhaltender Hitze schützen können, immerhin 33 Prozent (Sachsen-Anhalt: 27 Prozent) wünschen sich mehr Informationen. Bei älteren Befragten und bei Menschen, die in Regionen mit hoher Bevölkerungsdichte wohnen, ist der Wunsch nach zusätzlichen Informationen stärker ausgeprägt.
„Die Information der Menschen über Hitzeschutz ist in erster Linie eine Aufgabe der Länder und Kommunen, die in Hitzeaktionsplänen verbindlich verankert werden sollte. Denn Studien zeigen, dass das eigene Hitzerisiko von den Menschen oft unterschätzt wird, auch wenn Risikofaktoren vorliegen. Das mangelnde Problembewusstsein bei vielen Menschen spiegelt sich auch in den Befragungsergebnissen. Mit unseren neuen Informationsangeboten wie dem medizinischen Hitzetelefon von AOK-Clarimedis wollen auch wir einen Beitrag dazu leisten, gerade vulnerable Gruppen wie Ältere und chronisch Kranke niedrigschwellig zu erreichen und zu informieren“, betont Mahler. „Denn Hitze ist das größte durch den Klimawandel in Deutschland verursachte Gesundheitsrisiko, und das Problem wird in den kommenden Jahren noch weiter zunehmen. So gab es laut einer Analyse der Fachzeitschrift Nature seit 2000 Jahren noch keinen heißeren Sommer auf der Nordhalbkugel als den Sommer 2023.“
Allein 2022 insgesamt 9.100 hitzeassoziierte Sterbefälle
Die zunehmende Relevanz des Themas untermauern auch Daten zu Sterblichkeit und Krankenhauseinweisungen aufgrund von Hitzewellen: Nach einer aktuellen Auswertung des IBE-Lehrstuhls für Epidemiologie am Helmholtz Zentrum München waren in Deutschland allein im Sommer 2022 insgesamt 9.100 hitzeassoziierte Sterbefälle zu verzeichnen. In Sommern mit extremen Hitze-Episoden wie 2015, 2018, 2019 und zuletzt 2022 habe es jeweils eine erhebliche Übersterblichkeit in der Größenordnung von neun- bis zehntausend hitzeassoziierten Sterbefällen gegeben. Der Versorgungs-Report „Klima und Gesundheit“ des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO) hatte bereits 2021 gezeigt, dass es an Hitzetagen mit über 30 Grad Celsius drei Prozent mehr Krankenhauseinweisungen in der Altersgruppe über 65 Jahren gibt.
„Da Hitze vor allem für Ältere und chronisch kranke Menschen schnell gefährlich werden kann, müssen wir diese Gruppen besonders für das Thema sensibilisieren. Aufmerksamkeitsstarke und konzertierte Informationskampagnen, wie jetzt im Rahmen des bundesweiten Hitzeaktionstages, sind ein wichtiger Schritt hin zu mehr Bewusstsein und Prävention“, sagt Mahler. Der Hitzeaktionstag ist erstmals 2023 von der Bundesärztekammer und der Deutschen Allianz Klimawandel und Gesundheit (KLUG) e.V. initiiert worden und findet in diesem Jahr mit vielen regionalen und bundesweiten Aktionen und Veranstaltungen am 5. Juni statt. Beteiligt sind zahlreiche Organisationen und Verbände, die den Aktionstag unterstützen.
Online-Angebot und medizinische Hotline von AOK-Clarimedis ab 5. Juni
Experten-Tipps zum Thema Hitzeschutz stellt die AOK ab dem 5. Juni auf einer Aktions-Webseite unter der Adresse www.aok.de/pk/hitzeschutz frei zugänglich zur Verfügung. Die Seite informiert auch über die oftmals unterschätzten Gesundheitsgefahren durch Hitze. In einem Video gibt der Arzt und Youtuber „Doc Felix“ konkrete Tipps und Informationen zum Umgang mit Hitzeperioden. Individuelle Fragen von AOK-Versicherten zum Thema beantwortet ab dem Hitzeaktionstag am 5. Juni das medizinische Hitzetelefon von AOK-Clarimedis unter der Telefonnummer 0800 1 265 265. Das Hitzetelefon ist ab 5. Juni täglich und rund um die Uhr erreichbar. AOK-Clarimedis beantwortet mit einem Team aus Fachärzten und medizinischen Experten alle Fragen zu Diagnosen, Therapien und Symptomen. Gesundheitliche Beschwerden bei Hitze werden von den Medizinern eingeordnet; darüber hinaus erläutern sie Möglichkeiten, um der Hitze entgegenzuwirken.
Tipps bei Hitze für chronisch Kranke bietet die AOK Sachsen-Anhalt unter Tipps bei Hitze für chronisch Erkrankte | AOK Sachsen-Anhalt (deine-gesundheitswelt.de).
Zur Methodik der repräsentativen Befragung:
Das Meinungsforschungsinstitut Civey hat im Auftrag des AOK-Bundesverbandes vom 22. April bis zum 26. April 2024 online 10.000 Bundes-bürgerinnen und Bundesbürger ab 18 Jahren befragt. Der statistische Fehler für die bundesweiten Auswertungen liegt bei 2,5 Prozentpunkten, im Falle der regionalen Auswertungen nach Bundesländern bei 3,0 bis 3,7 Prozentpunkten (Gesamtergebnis). Die regionalen Ergebnisse sind repräsentativ auf Basis einer modellbasierten, statistischen Methode für kleine Datenräume.
Und wenn der Sommer mal nicht so warm wird, wird sich auch beschwert. Jedes Jahr das gleiche…
Du bist der, der jammert. Jedesmal…
Warum legen sich die Menschen, die besonders vulnerabel gegenüber starker Hitze sind, nicht einfach eine Klimaanlage zu? Meine Wohnung verfügt seit einiger Zeit eine Klimaanlage, die nach dem Wärmepumpenprinzip funktioniert. Gerade in den sogenannten Tropennächten ist diese Anlage regelrecht Gold wert, da ich nachts sehr gut schlafen kann, und so der im Artikel genannte Erschöpfungszustand erst gar nicht auftreten kann.
Wieso fressen die Leute nicht einfach Kuchen, wenn sie sich kein Brot leisten können? 🤦♀️
10010110,
die durch den Klimawandel verursachten Tropennächte im Sommer sind nun einmal da und werden für lange Zeit nicht wieder verschwinden.
Dieser Tatsache muss man sich einfach stellen. Da ist die Nutzung einer Klimaanlage eben ein probates Mittel, statt unter Umständen an den wärmebedingten Folgen möglicherweise zu sterben.
Die Anschaffung und der Betrieb einer Klimaanlage nach dem Wärmepumpenprinzip sind gar nicht mal so teuer und können finanziell von jedem gestemmt werden, der es auch wirklich will. Außerdem sind Klimaanlagen nach dem Wärmepumpenprinzip finanziell förderfähig im Rahmen der BAFA. So habe ich es gemacht und so können das auch andere.
Genau. Jeder Wohnblock in Neustadt & Silberhöhe kriegt sofort eine Klimaanlage in jeder Wohnung. Träum weiter.
HäuptlingGP,
bei großen Wohnblöcken ist eine zentrale Klimaanlage die bessere und ökologischere Lösung.
In Paris gibt es zum Beispiel ein zentrales Kältekraftwerk (Kein Witz, so etwas gibt es wirklich.), das große Gebäude mit Kälte über ein Rohrleitungsnetz beliefert. So etwas wäre mit Sicherheit für Neustadt und die Silberhöhe geeignet.
Gibt keine Wohnblöcke in anderen Ländern die schon seit Jahrzehnten Klimaanlage haben?
Wenn alle so ein Kleingeist wie du wären, würden die Menschen noch in Höhlen leben.
Die Wirkung von Medikamenten kann sich bei großer Hitze deutlich verändern bzw. diese können die Wahrnehmung von Hitze, Durst usw. verändern. Unser Gesundheitssystem ist in diesem Bereich bisher weitgehend ignorant, d.h. selbst Ärzte wissen darüber bisher oft kaum Bescheid. Laien schon mal gar nicht, auch wenn die sich gut informiert fühlen (Dunning-Kruger-Effekt 😉
Der Dunning-Kruger-Effekt und HäuptlingGP. Geil! Schau mal in den Spiegel Boy!
Nein, ich bin nicht ausreichend informiert. Das Extremwetter die Gesundheit gefährdet, habe ich erst 1538 Mal gehört. Und selbst draufkommen tue ich auch nicht. Ich will es noch 2543 mal hören. Es sollten noch mindestens 3 Studien dazu finanziert werden.