Apothekenreform unter Beschuss: Hausärzteverband Sachsen-Anhalt kritisiert Pläne von Ministerin Warken als Gefahr für Patientenversorgung

Mit deutlichen Worten hat sich der Vorsitzende des Hausärzteverbandes Sachsen-Anhalt, Dr. med. Torsten Kudela, in einem offenen Brief an die neue Bundesgesundheitsministerin Nina Warken gewandt. Anlass ist das von ihr vorgelegte Eckpunktepapier zur geplanten Apothekenreform. Der Verband kritisiert insbesondere die angestrebte Ausweitung pharmazeutischer Kompetenzen in Bereiche, die bislang ausschließlich Ärztinnen und Ärzten vorbehalten sind.

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Scharfer Ton gegen Reformpläne

Dr. Kudela wirft der Ministerin vor, mit der Reform genau das Gegenteil einer „unaufgeregten Debatte“ zu befeuern. Die geplante Übertragung ärztlicher Aufgaben an Apotheker sei nicht nur medizinisch fragwürdig, sondern auch juristisch brisant. „Eine Übertragung ärztlicher Aufgaben an Apotheker können Sie als Juristin doch nicht ernsthaft in Erwägung ziehen“, heißt es in dem Schreiben. Dabei stellt er auch haftungsrechtliche Fragen in den Raum und verweist auf den hohen Ausbildungsstandard der Ärzteschaft, der von Apothekern nicht erreicht werde.

„Substitution ärztlicher Leistungen ist keine Lösung“

Der Hausärzteverband lehnt eine Substitution ärztlicher Leistungen kategorisch ab. Die Behauptung, eine niedrigschwellige Versorgung sei nur durch Apotheken erreichbar, wird von Kudela als „absurd“ zurückgewiesen. Die hausärztliche Versorgung sei bereits flächendeckend zugänglich – in seiner eigenen Praxis, so Kudela pointiert, „gänzlich von Schwellen befreit“.

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Statt zusätzlicher Aufgaben fordert der Verband eine strukturelle Entlastung der Apotheken: „Nutzen Sie Ihre Stellung, die Offizien wirklich zu entlasten“, so der Appell an die Ministerin. Gleichzeitig warnt der Brief davor, überlastete Apotheken durch neue Aufgaben weiter unter Druck zu setzen – gerade in Anbetracht der sinkenden Apothekenzahlen, insbesondere in Sachsen-Anhalt.

Auch die finanzielle und bürokratische Lage der Hausärztinnen und Hausärzte wird im Schreiben scharf kritisiert. Kudela fordert eine vollständige Vergütung der erbrachten Leistungen sowie ein Ende der aus seiner Sicht „sinnfreien Bürokratie“ und regressbedingten Risiken bei Verordnungen. Der derzeitige Zustand sei für viele Praxen nicht länger tragbar.

Rückblick mit Ironie – und ein Seitenhieb

In einem fast schon resignativen Ton äußert sich Kudela sogar mit unerwarteter Wehmut über den früheren Gesundheitsminister Karl Lauterbach: „Dass es einmal eine Zeit geben könnte, an dem wir Herrn Lauterbach ein wenig vermissen, habe ich mir bis vor kurzem nicht vorstellen können.“ Trotz Kritik an Lauterbachs Stil erkenne man rückblickend in seiner Krankenhausreform einen ernsthaften Versuch, die Gesundheitsversorgung strukturell zu verbessern.

Der Brief schließt mit einem unmissverständlichen Appell: Die geplanten Leistungen der Apothekenreform gehörten in ärztliche Hände. „Warum? Weil wir es können“, so Kudela abschließend.

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