Großübung der Freiwilligen Feuerwehren im Salzatal
In der Gemeinde Salzatal im Saalekreis fand am Samstag eine Großübung der Freiwilligen Feuerwehren statt. Im Szenario brannte eine Scheune im Ortsteil Gödewitz, vor Ort war keine ausreichende Wasserversorgung zur Brandbekämpfung vorhanden. Für die Versorgung mit Löschwasser mussten daher erst zwei Schlauchleitungen von der Saale zu einem Zwischenspeicher und von dort aus weiter zum Brandort gelegt werden.
Wie Einsatzleiter Hendrik Walter, Ortswehrleiter der Freiwilligen Feuerwehr Pfützthal, sagte, sei bereits am Freitag ein theoretischer Teil vorausgegangen. Dieser diente insbesondere auch als Fortbildungsmöglichkeit für Maschinisten und Führungskräfte, welche in jedem Jahr eine bestimmte Anzahl an derartigen Stunden vorweisen müssen. „Wir haben die Strecke geplant, die Höhenunterschiede berechnet, die Pumpenstandorte festgelegt und somit den heutigen Praxistag schon gestern zu Papier gebracht.“, so Walter.
Denn es ist nicht einfach nur damit getan, Schläuche von der Saale zur Einsatzstelle zu legen. Über längere Strecken sinkt der Druck in der Schlauchleitung, unter anderem durch Reibungsverluste und Steigungen, und muss daher immer wieder aufgebaut werden. Hierzu hatte man mithilfe von digitalen Karten acht Pumpenstandorte festgelegt, um den Druck über die gesamte Strecke und die 75 Meter Höhenunterschied zwischen Saale und dem Brandort in Gödewitz aufrecht erhalten zu können.
„Wir haben zwei Entnahmestellen eingerichtet, eine am Yachthafen in Salzmünde und eine an der Anlegestelle in Pfützthal. Die beiden von dort kommenden Schlauchleitungen laufen dann hier in der Ortslage Pfützthal in einem großen Faltbehälter zusammen.“, erläutert Walter. Man könne sich das wie ein großes Wasserfass vorstellen, in welches von zwei Seiten Wasser zugeführt wird und eine Leitung zum Brandort führt.
Rund 75 Einsatzkräfte, darunter auch fünf Frauen, waren beschäftigt. Insgesamt 27 Fahrzeuge aus 24 Wehren waren im Einsatz. Neben den bekannten Mannschaftstransportwagen und den Hilfeleistungslöschfahrzeugen (HLF) waren auch zwei Schlauchwagen an der Übung beteiligt, ein Fahrzeug führt 2.000 Meter Schlauch mit, das andere 1.200 Meter. Diese dienen ausschließlich dazu, die somit insgesamt mitgeführten 3,2 Kilometer Schläuche zu verlegen. In diesen Fahrzeugen sind die einzelnen Schläuche schon vorgekuppelt und werden während langsamer Fahrt aus dem Heck des Fahrzeuges heraus verlegt. Während des Verlegens der Schlauchleitungen mussten diese nach den vorher berechneten Abständen getrennt werden, um die für die Aufrechterhaltung des Druckes notwendigen Pumpen einzubinden.
Zum Vergleich: Ein normales HLF verfügt „nur“ über 14 Schlaucheinheiten à 20 Meter. Die müssen dann noch einzeln verlegt und gekuppelt werden und reichen daher für die nötige Distanz zwischen Wasserentnahmestelle und Brandort im heutigen Szenario nicht aus.
Weiter waren auch zwei Kameraden auf Motorrädern unterwegs, die die kompletten Schlauchleitungen immer wieder abgefahren sind, um etwaige Lecks zu finden und gleich abdichten oder ersetzen zu lassen. Und tatsächlich war an einer Stelle ein Schlauch defekt und Wasser trat aus. Um diesen Wasser- und Druckverlust zu beheben, wurde auf dieser einen Schlauchleitung kurzzeitig die Wasserversorgung unterbrochen und der betreffende Schlauch wurde ausgetauscht. Zu diesem Zweck lagen an allen Strecken in bestimmten Abständen Reserveschläuche. Dieser Zwischenfall machte deutlich, wie wichtig zum einen zwei aufgebaute Wasserversorgungen sind, zum anderen zeigte sich der Nutzen des Zwischenspeichers am Zusammentreffen der beiden Förderleitungen.
Auch das Szenario einer ausgefallenen Pumpe hatten die Übungsleiter mit eingebaut. Während eines Gespräches mit Kameraden an einer Wasserentnahmestelle kam über Funk die Mitteilung, dass eine Pumpe nun ausgefallen sei. Als Laie bei der Brandbekämpfung wäre man jetzt leicht in Panik verfallen, nicht so die Kameraden vor Ort. Mit wenigen Kommandos und Funksprüchen wurde offensichtlich zigfach Geübtes umgesetzt; ein beruhigendes Erlebnis. „Hektik bringt in solchen Situationen niemanden weiter.“, so ein Kamerad.
Damit sich die einzelnen Standorte nicht gegenseitig “reinfunken”, wurden 17 verschiedene Sprechgruppen auf unterschiedlichen Kanälen eingerichtet. Der gesamte Einsatz wurde in vier Abschnitte unterteilt, darunter ein Bereich, der rein für die Logistik zuständig war. Ebenfalls vor Ort war der Einsatzleitwagen (ELW), der bei der Berufsfeuerwehr Halle stationiert ist. Doch die Berufsfeuerwehrleute aus der Saalestadt waren rein für den Aufbau und den technischen Betrieb, also die Unterstützung bei der Bedienung des ELW vor Ort. Der komplette Einsatz – vom Einsatzleiter bis hin zu den Löschtrupps – wurde von Ehrenamtlichen durchgeführt.
Und natürlich macht so ein Einsatz, auch wenn es nur eine Übung war, hungrig. Im Gerätehaus der Pfützthaler wurde deshalb unter anderem selbstgemachter Nudelsalat gereicht. Um auch die Moral an diesem verregneten Samstagvormittag hochzuhalten, hatte sich Einsatzleiter Walter dazu entschieden, die Kameraden von Ihren Einsatzorten abholen und ins Gerätehaus bringen zu lassen. „Wenn man zwei Stunden allein oder zu zweit im Regen neben einer lauten und manchmal stinkenden Pumpe steht, freut man sich auf ein warmes Essen, ein ordentliches Gespräch und die Möglichkeit sich zu setzen.“, so Walter. Doch beide Alternativen, die Versorgung an den Einsatzorten und das Einsammeln der Einsatzkräfte waren ebenfalls Teil der Übungsplanung. Bei gutem Wetter wäre also auch eine vor Ort Versorgung möglich gewesen.
Für die Planung der Großübung zeichnen sich die Kreisausbilder von der Freiwilligen Feuerwehr Landsberg und von der Freiwilligen Feuerwehr Zappendorf verantwortlich. Sie hatten sich bereits im Januar erste Gedanken gemacht, denn es musste ein Standort mit Übungsobjekt gefunden werden, welcher auch Herausforderungen bietet. Durch die Vorgaben der Übung sei man recht schnell auf das heutige Szenario gekommen. Die heiße Phase der Planung begann dann in den vergangenen drei Wochen.
Bei der Planung habe natürlich auch der Lerneffekt und die Aus- und Fortbildung eine Rolle gespielt, sagt Unterstützer Christian Klose. „Auf der einen Seite haben wir ja die Maschinisten, die im handwerklichen Teil ausgebildet wurden. Auf der anderen Seite haben wir die Führungskräfte, bei denen es vor allem um Organisation und Disposition geht.“, so Klose. Ein wichtiger Teil der Übung sei aber auch der Austausch der Kameradinnen und Kameraden untereinander, das Berichten von eigenen Einsätzen. Klose zeigte sich am Samstagmittag zufrieden: „Das Geübte funktioniert. Den Kameradinnen und Kameraden ist ihr Einsatz an diesen zwei Tagen hoch anzurechnen. Es gibt eine gute Führung und alle sind hochmotiviert und geben ihr Bestes. Der reine Aufbau aller Schlauchleitungen und die Bereitstellung des Löschwassers nach weniger als zwei Stunden, ist eine realistische und leistungsfähige Zeit.“
Laut Walter habe es in den vergangenen Jahren zwei größere Brände in Gödewitz gegeben. Bei diesen sei die Wasserversorgung durch die im Ort liegenden Entnahmestellen zwar gesichert gewesen, dennoch habe sich gezeigt, dass eine Versorgung mit mehr Wasser ein Thema sei. Dies zeige, wie wichtig solche Übungen sind.
Das so eine Übung, neben dem eigentlichen Training am Übungstag, auch für die Zukunft von Nutzen sein kann, ist ein kleiner, aber nicht zu unterschätzender Nebeneffekt. „Als Mitglied der Ortsfeuerwehr Pfützthal bin ich in der glücklichen Lage, die Ergebnisse der Übung für uns nutzen zu können. Der Einsatzplan für uns würde stehen und fertig in der Schublade liegen, sollte eine solche Situation hier einmal eintreffen.“, so Walter.
Auch Anpassungen an etwas anders gelagerte Einsatzlagen seien mithilfe des hier Gelernten schnell möglich, auch die Skalierbarkeit für größere Wassermengen sei gegeben. Darüber hinaus sei es ja auch das Ziel der Fortbildung, den beteiligten Führungskräften Mittel an die Hand zu geben, solche Einsatzplanungen durchzuführen. Somit seien die Beteiligten Ortsfeuerwehren nun noch besser in der Lage, entsprechende Planungen und Berechnungen für Ihre Ortslagen anzustellen.
An der Übung beteiligt waren die folgenden Freiwilligen Feuerwehren: Albersroda, Bad Lauchstädt, Beuna, Brachstedt, Braschwitz, Ermlitz, Gröbers, Günthersdorf, Gütz, Kloschwitz, Leuna, Mücheln, Nauendorf, Niederschmon, Niemberg, Ostrau, Peißen, Pfützthal, Schafstädt, Schwoitsch, Teutschenthal, Beesenstedt, Zappendorf
Video-Eindrücke:
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