Gutachten von Wirtschaftsforschern aus Halle: Ostdeutsche Wirtschaft stagniert 2025 – Hoffnung auf moderaten Aufschwung ab 2026

Die ostdeutsche Wirtschaft kommt im Jahr 2025 kaum vom Fleck. Nach Einschätzung des Leibniz-Instituts für Wirtschaftsforschung Halle (IWH) wird die Wirtschaftsleistung lediglich um 0,3 Prozent zulegen – und damit nur minimal stärker als im bundesweiten Durchschnitt (0,2 Prozent). Erst ab 2026 zeichnen sich spürbarere Wachstumsimpulse ab, wobei der Osten weiter leicht hinter dem Westen zurückbleibt.
Die Prognosen beruhen auf dem aktuellen Herbstgutachten der Projektgruppe Gemeinschaftsdiagnose, in dem ein insgesamt verhaltenes Konjunkturbild für Deutschland gezeichnet wird. Finanzpolitische Maßnahmen sollen die Wirtschaft zwar anschieben, die Effekte bleiben jedoch begrenzt – besonders in Ostdeutschland. Hier fällt die Erholung im Verarbeitenden Gewerbe und am Bau schwächer aus als im Westen.
„Insgesamt unterscheidet sich die Wachstumsdynamik zwischen Ost und West aber kaum“, erklärt Prof. Oliver Holtemöller, Leiter der Abteilung Makroökonomik und Vizepräsident am IWH. Die etwas höhere Expansionsrate im Osten sei vor allem auf das Wachstum in Berlin zurückzuführen – hier verzeichnet der Dienstleistungssektor weiterhin starke Zuwächse.
Dienstleistungen treiben Wachstum – Industrie schwächelt
Tatsächlich zeigt sich im ersten Halbjahr 2025 ein differenziertes Bild: Während die Wirtschaftsleistung in Deutschland insgesamt stagnierte, konnte Ostdeutschland um 0,5 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum zulegen – vor allem dank der Hauptstadtregion. In klassischen industriellen Bereichen jedoch – etwa dem Maschinenbau oder der Automobilzulieferung – bleibt die Erholung schwach. Grund dafür ist die geringere Bedeutung des Verarbeitenden Gewerbes im Osten im Vergleich zum Westen.
Auch die Bauwirtschaft, die in Ostdeutschland einen etwas größeren Anteil an der Bruttowertschöpfung einnimmt, kann derzeit keine starken Wachstumsimpulse liefern. Die gestiegenen Zinsen und hohen Baukosten bremsen die Branche weiterhin aus.
Demografie bremst den Aufschwung
Ein zusätzliches Hemmnis bleibt der demografische Wandel. Der Rückgang der erwerbsfähigen Bevölkerung wirkt sich zunehmend negativ auf die wirtschaftliche Dynamik aus. So lag die sozialversicherungspflichtige Beschäftigung im Juni 2025 in Ostdeutschland 0,4 Prozent unter dem Vorjahreswert, während im Westen ein leichtes Plus von 0,2 Prozent verzeichnet wurde.
Blick nach vorn: Moderate Erholung bis 2027
Für die kommenden Jahre gibt sich das IWH vorsichtig optimistisch: Die Wachstumsrate der ostdeutschen Wirtschaft soll 2026 auf 1,1 Prozent und 2027 auf 1,2 Prozent steigen – allerdings etwas schwächer als im Westen, wo stärkere Impulse aus der Industrie erwartet werden.
Parallel dazu dürfte sich auch die Arbeitsmarktlage leicht verbessern: Die Arbeitslosenquote, die 2025 noch bei 7,8 Prozent liegt, könnte bis 2027 auf 7,1 Prozent sinken. Dennoch bleibt der Abstand zur westdeutschen Quote bestehen.
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