Hauptsache Halle gegen Genscher-Denkmal auf dem Marktplatz

Die Stadtratsfraktion FDP/FREIE WÄHLER will ein Denkmal für Hans-Dietrich Genscher auf dem Marktplatz in Halle (Saale). Ein entsprechender Antrag für den Stadtrat wurde gestellt. Finanziert werden soll es aus Spenden. Die Fraktion Hauptsache Halle spricht sich klar gegen eine Aufstellung an diesem zentralen Ort aus – auch bei privater Finanzierung.
„Hans-Dietrich Genscher war zweifellos eine bedeutende politische Persönlichkeit und eine Stimme des Ausgleichs in schwierigen Zeiten“, betont Fraktionsvorsitzender Andreas Wels. „Aber nicht jede Form der Anerkennung rechtfertigt automatisch die Platzierung auf dem zentralsten Ort unserer Stadt.“
Wels verweist auf mehrere Gründe, die gegen eine Statue oder ein Denkmal auf dem Marktplatz sprechen:
„Der Marktplatz ist bereits durch das Händel-Denkmal, die Marktkirche und den Roten Turm geprägt. Ein weiteres Denkmal, noch dazu mit politischem Bezug, würde das klare Stadtbild überfrachten und eine neue Richtung in der Gestaltung des öffentlichen Raumes einleiten.“
Hinzu kommt: Die prominente Platzierung eines Genscher-Denkmals mitten auf dem Marktplatz könnte implizieren, dass Genscher als *die* prägende Figur Halles gilt – und damit andere bedeutende Persönlichkeiten wie Georg Friedrich Händel, August Hermann Francke oder die Geschichte der Bürgerstadt Halle in den Hintergrund geraten lassen. Eine solche Gewichtung würde dem historischen und kulturellen Facettenreichtum der Stadt nicht gerecht.
Zudem, so Wels weiter, bestehe keine direkte biografische Verbindung Genschers zu diesem konkreten Ort. „Wenn man Genscher wirklich ehren möchte, dann dort, wo seine persönliche Geschichte in Halle sichtbar ist – etwa in Reideburg, in der Nähe seines Geburtshauses oder an einem Ort des Dialogs wie dem Universitätscampus.“
Auch ein weiteres Argument ist der Fraktion wichtig: Öffentlicher Raum müsse offen, frei nutzbar und nicht durch neue Objekte funktional eingeschränkt sein. „Auf dem Marktplatz finden Kundgebungen, Märkte, Bühnenaufbauten und Begegnungen statt. Eine feste Skulptur schränkt diese Flexibilität ein – und ist ein politisches Statement, das nicht alle mittragen werden.“
Gleichzeitig warnt Wels vor einem Präzedenzfall: „Wenn wir jetzt – selbst bei privater Finanzierung – einer Statue auf dem Marktplatz zustimmen, öffnen wir Türen für künftige Persönlichkeitskulturen. Wo ziehen wir dann die Grenze?“
Die Fraktion Hauptsache Halle spricht sich daher für eine alternative Form der Erinnerung aus: Eine digital-interaktive Erinnerungsstele, eine thematische Genscher-Ausstellung im Stadtmuseum oder eine Gedenktafel am Geburtshaus könnten würdig, nachhaltig und platzsensibel sein.
„Wertschätzung ist wichtig – aber sie braucht Maß, Kontext und den richtigen Ort“, so Wels abschließend.
Da kann man Herrn Wels nur zustimmen. 👍
Dem kann ich voll zustimmen. Ich hoffe, die Mehrzahl der Stadträte sieht das auch so.
Einer der seltenen Momente, wo Wels vernünftige Argumente bringt, denen ich auch noch zustimmen kann.
Oh Gott. Wels hat das erste Mal recht. Was passiert hier?
Die Argumentation finde ich richtig. Der Marktplatz gehört Händel.
Wie wäre es mit einem Denkmal neben das Fahnenmonument? Es wären dann genau die Gegensätze und auch bei Stadtführungen gut erklärbar wofür Genscher sich eingesetzt hat.
Am Hansering sind ja auch die erfolgreichen Sportler verewigt. Also ein zentraler Ort der Würdigung Hallescher Bürger.
Fahnenmonument?
Du meinst die Flamme?
Warum auch
Sicher hat Genscher Verdienste aber auch Schattenseiten. Er war 1982 mit verantwortlich für den Sturz von Helmut Schmidt. Alle um ihn herum waren Wendehälse für Helmut Kohl. Auch das ist Genscher.
Absolut richtig. Es gibt in Halle einige Genscher-Orte. Man muss sich mal die Mühe machen, etwas in seinem Leben zu recherchieren. Z.B. die Latina, die Lindenstraße, das Händelhaus usw. …
Das ich das noch erleben darf. 100 Prozent Zustimmung von meiner Seite zu einem Statement aus dieser Fraktion. 🙂
Ja, ich bin auch mehr als erstaunt. Sogar die Argumentation ist stringent.
Ich würde Lindner ein Denkmal verpassen. Er hat die FDP zu Fall gebracht. Das ist doch eine Meisterleistung.
Man kann Andreas Wels nur zustimmen.
Reideburg als eigentlicher Geburtsort wäre auch nicht verkehrt. Am besten neben dem ehemaligen BfW (zukünftigem Kinderheim). Mal sehen, ob dann immer noch gegen UmA demonstriert wird. Schließlich ist seine Ansprache in der Prager Botschaft so ziemlich jedem noch im Gedächtnis.
Wofür ein Denkmal??? Was hat dieser Mensch für Halle getan nichts Null!!!
Null getan – stimmt nicht. U.a. geht die Förderung und Bewahrung der Frankeschen Stiftungen mit auf sein Konto. Aber ein Denkmal auf dem Markt braucht es nun wirklich nicht!
aber Händel hat mit 18 der Stadt Halle den Rücken gekehrt.
Am Zukunftszentrum wäre doch ein guter Ort dafür. Das passt zum Thema
Die Idee finde ich gut!
Ein Denkmal zur Ehrung von Roy Black wäre besser.Im Jahr 1977 übernahm der (west-)deutsche Schlagersänger Roy Black das Amt des Stadtführers in Halle, auch wenn es nur für den halbstündigen Film „Halle, meine Liebe – ein musikalischer Stadtbummel“ war
Ja da war Halle Saale noch schön. Heutzutage passt der Song „in the Ghetto“ besser
Und du bist Teil davon. Korrelation oder Kausalität? 🤔
Weder noch.
Wenn wir Ostdeutschen nun über jedes „Stöckchen“ springen, dass man uns hinhält, geht auch die eigene Identität verloren. Bleibt bitte im historischen Bereich der Hallenser Geschichte und klammert die Widersprüchlichkeit der jüngeren Zeit aus.
Absolute Zustimmung.
Am neuen Zukunftszentrum am Riebeckplatz wäre mein Vorschlag.
Die Argumente, die Herr Wels und die Fraktion hervorbringt, sind nachvollziehbar und ich finde ein Denkmal auf dem Markt passt nicht dahin. Andere Orte in Halle sind sicherlich denkbar.
Da hat der Wels wohl recht. Jetzt habe ich alles erlebt. Eine Genscher-Plakette irgendwo in Marktnähe würde doch auch reichen, oder?!?