„Hört uns endlich zu!“ – Migrantenorganisationen zum Terrorprozess
Am Dienstag hat der Prozess gegen den rechtsextremen Attentäter von Halle begonnen. Sachsen-Anhalts Migrantenorganisationen wollen aus diesem Anlass ihre Stimme künftig noch lauter, noch öfter erheben, bis man ihnen zuhört.
Verschwörungstheorien, Antisemitismus, Muslimfeindlichkeit, Frauenfeindlichkeit, wie sie der Attentäter äußert, hören die Vertreter der Organisationen täglich, seit vielen Jahren, von vielen Menschen an vielen Orten in Sachsen-Anhalt. Der Attentäter stehe mit seinen Einstellungen nicht allein da.
„Allein aufgrund der unwiderlegbaren Gewalttaten, die er öffentlich zur Schau stellt, kann niemand die Straftat klein reden“, so Mamad Mohamad, Geschäftsführer des Landenetzwerks Migrantenorganisationen Sachsen-Anhalt (LAMSA).
Viele stille Helfer aus Familie und sozialem Umfeld, die mindestens stillschweigend Rassismus, Antisemitismus und weitere Phänomene im Alltag dulden, heimlich zustimmen oder ignorieren, wenn jemand solchem Gedankengut folgt, machen den potenziellen Opfern und Betroffenen gegenwärtig mehr Sorgen als ein Straftäter, der zumindest hinter Gittern ist. Die Tatsache ist, dass offenbar kein Vater, keine Mutter, keine Geschwister, kein Lehrer, keine Sozialpädagogen, keine Vorgesetzten bei der Bundeswehr, keine Nachbarn, keine Bekannten gemerkt haben wollen, dass solche Anschauungen jede Menschenwürde vermissen ließen und dass er eine derart menschverachtende Tat plante.
„Wir können diesen Prozess nicht schweigend an uns vorüberziehen lassen“ konstatiert Mohamad besorgt: „Wieder einmal denken viele Migrant*innen darüber nach, Sachsen-Anhalt zu verlassen.“
LAMSA fordert daher Sofortmaßnahmen der Landesregierung gegen Rassismus sowie die Einsetzung einer Enquête–Kommission unter Einbeziehung der von Rassismus und Antisemitismus Betroffenen.










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