In den Franckeschen Stiftungen geht es um Steine
Unter dem Titel „Im Steinbruch der Zeit. Erdgeschichten und die Anfänge der Geologie“ hat am Sonntag die neue Jahresausstellung der Franckeschen Stiftungen in Halle eröffnet. Die Schau beschäftigt sich mit der Frühgeschichte der Geologie. „Steine umgeben uns wo wir hinblicken“, sagt Stiftungs-Direktor Thomas Müller-Bahlke. „Steine sind das Fundament unserer Existenz.“
Unter anderem widmet sich die Schau Christian Keferstein. Er gilt als Wegbereiter der modernen Geologie und war Schüler der Franckeschen Stiftungen. So wird auch die erste geologische Karte Deutschlands zu sehen sein, die Keferstein gestaltet hat und durch Goethe farblich illustriert wurde. Symbolisch wurde auch sein Arbeitszimmer nachgebaut. Interaktiv gibt kann hier im damaligen „Netzwerk“ Kefersteins geforscht werden. Gezeigt werden dabei diverse Briefwechsel.
Auch die „Mansfelder Heringe“ sind zu sehen, beim Kupferabbau im Mansfelder Land entdeckte Fische. Zur damaligen Zeit waren diese Fossilien ein begehrtes Tauschobjekt. Und auch der Mineralienschrank der Kunst- und Naturalienkammer ist Teil der Ausstellung.
Rund 250 Ausstellungsobjekte, darunter Leihgaben aus den hallischen Sammlungen, der Kustodie der Bergakademie in Freiberg, dem Naturkundemuseum in Berlin oder der eindrucksvollen Gesteinssammlung des Zentralmagazins naturwissenschaftlicher Sammlungen der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, werden in der Schau in Szene gesetzt. Sie fokussieren das sinnliche und emotionale Erleben.
Objekttexte finden sich nur im kostenlosen Begleitheft zum Rundgang. Filme von Murat Haschu und Sounds von Dominik Eulberg, dem »Natur-DJ aus dem Westerwald« (ARD), lassen in die Erdgeschichten eintauchen. Nachdenklich machen die Fotografien des Kanadiers Edward Burtynsky. Mit seinen Arbeiten zu Industrielandschaften dokumentiert er, wie die Umwelt durch ungezügelte globalisierte Finanz- und Wirtschaftsinteressen verändert wird. Der Ausstellungsrundgang endet mit einer Auswahl seiner beeindruckenden Fotografien zu Bergwerken und Tagebauen auf der ganzen Welt.
Ausstellungskatalog
Zur Ausstellung erscheint ein reich bebilderter wissenschaftlicher Katalog mit Beiträgen herausragender Autoren, der das Ringen um Ordnung und Wissen auf dem Weg zur Entdeckung der Erdzeit im 18. Jahrhundert detailliert vorstellt. Der Katalog bleibt nicht in der Geschichte stehen. Im letzten Kapitel gibt er dem Wissenschaftsjournalisten Christian Schwägerl (GEO, ZEIT Wissen, FAZ) und dem Paläontologen und Geobiologen Reinhold Leinfelder (Professor an der Freien Universität Berlin) das Wort, die mit wissenschaftlichen Fakten den Blick auf das Anthropozän öffnen. In einem Exkurs kommt der Biologiehistoriker, Sachbuchautor und Publizist Thomas Junker zum andauernden Diskurs über Evolution und Schöpfung zu Wort, der vor allem durch die Kreationisten befeuert wird.
Im Steinbruch der Zeit. Erdgeschichten und die Anfänge der Geologie. Hrsg. im Auftrag der Franckeschen Stiftungen von Tom Gärtig und Claus Veltmann. Halle 2020 (Kataloge der Franckeschen Stiftungen, 37).
264 S., 187 Abb., € 28,00; ISBN 978-3-447-11383-0
Neueste Kommentare