Innovatives Energiemanagement: Sachsen-Anhalts Umweltminister wirbt für E-Autos als Stromspeicher – bislang 33.000 Elektroautos angemeldet

Sachsen-Anhalt zählt bundesweit zu den Vorreitern beim Ausbau erneuerbarer Energien. Bereits heute wird hier viel Strom mit Windkraft und Photovoltaik erzeugt, manchmal sogar zu viel. Denn der Ausbau der Stromnetze hat erst in den vergangenen drei Jahren richtig Fahrt aufgenommen. Um grünen Strom besser einzusetzen und einen Beitrag zur klimaneutralen Transformation zu leisten, wirbt Sachsen-Anhalts Energieminister Prof. Dr. Armin Willingmann dafür, Elektroautos in den kommenden Jahren verstärkt als Stromspeicher zu nutzen.
„An wind- und sonnenreichen Tagen müssen wir immer häufiger Windräder und PV-Anlagen herunterregeln, weil sonst die Netze überlastet werden. Neben dem weiteren Ausbau der Stromnetze, dem Bau von Großspeichern und Power-to-Heat-Anlagen könnten in den kommenden Jahren auch Elektroautos verstärkt als Energiespeicher genutzt werden“, erklärte Willingmann am heutigen Freitag. Denn mit einer durchschnittlichen Batterie eines Elektroautos könnte schon heute ein Vier-Personen-Haushalt gut zwei Tage mit Strom versorgt werden.
Die Bundesregierung hatte im vergangenen Jahr bereits ein entsprechendes Gesetz auf den Weg gebracht, mit dem der Weg für das so genannte bidirektionale Laden regulatorisch und steuerlich geebnet werden sollte. Durch den Bruch der Berliner Regierungskoalition wurde das Gesetz zur Modernisierung und zum Bürokratieabbau im Strom- und Energiesteuerrecht im Bundestag jedoch nicht mehr verabschiedet.
Willingmann hofft, dass die nächste Bundesregierung das Thema wieder aufgreifen wird. „Wir werden die Energiewende vor allem dann erfolgreich gestalten, wenn wir innovative Lösungen wie das bidirektionale Laden fördern“, so der Minister. „Wer eine PV-Anlage auf dem Dach hat, könnte den produzierten Strom gleich selbst im Auto speichern und nutzen. Darüber hinaus würden Stromverbraucher grundsätzlich profitieren, weil künftig weniger Erzeugungsanlagen kostenintensiv abgeregelt werden müssten.“
Nach Angaben der Bundesnetzagentur stieg die abgeregelte Leistung in Sachsen-Anhalt von 253 Gigawattstunden im Jahr 2020 auf 665 Gigawattstunden im Jahr 2023. Die Kosten für die Abregelung beliefen sich 2023 bundesweit auf 3,2 Milliarden Euro.
Die Zahl der Elektroautos ist in Sachsen-Anhalt zuletzt beständig gestiegen. Zum 1. Oktober 2024 waren insgesamt 33.300 Fahrzeuge gemeldet, davon 18.676 reine Elektroautos und 14.041 Fahrzeuge mit Plug-In-Hybrid-Antrieb. Der Marktanteil belief sich auf 2,6 Prozent. Zum Vergleich: 2020 waren lediglich 2.589 Fahrzeuge gemeldet (Marktanteil: 0,2 Prozent).
Die wenigsten aktuellen E-Autos unterstützen bidirektionales Laden. Ich glaube auch nicht, dass sich diese Funktion nachträglich per Software freischalten lässt; ich vermute eher, dass dafür notwendige Bauteile fehlen und auch kein Hersteller Lust dazu hätte, für schon verkaufte Autos so eine Funktion nachträglich zu homologisieren (man müsste den Wechselrichter, der sonst den Motor versorgt, zum 50Hz-Generator machen und die Leistung auch an die Ladebuchse durchschalten).
Aber ja, natürlich wäre es gut, wenn endlich mal die rechtlichen Rahmenbedingungen für bidirektionales Laden geklärt würden, sonst hat erst recht kein Hersteller einen Grund, sowas überhaupt einzubauen. Bisher müsste man als E-Auto-Besitzer ja gleich 2x Steuer bezahlen, 1x beim Laden und 1x beim Leistung liefern.
Tatsächlich ist es bei vielen Autos vom Hersteller unbeabsichtigt möglich, Bi-Di zu laden per DC. Bei AC sind es bisher wenige, da haben Sie recht.
Zu den Steuern: Deshalb ist es wichtig, dass sich die neue Bundesregierung des Themas annimmt. Auch interessant für eine Preisstabilisierung oder zum Lastmanagement wären dynamische Tarife an den Ladesäulen wie sie bisher nur Tesla hat.
Wie läuft das dann ab? E-Auto-Besitzer Mustermann steckt sein Auto dann an ein Mehrfamilienhaus, damit 2 Wohnparteien mit dem Strom von Ihm dann Kaffee kochen? Die Leselampe anschmeißen oder gemütlich fernsehen? Und er kommt dann nach 3 Tagen nicht mehr weg?
Nein, es bleibt ja ein Verbundnetz und eine statistische Verteilung. D.h. Es gibt sehr viele Mustermanns und einige machen das so, andere halb so lang und die meisten eben nur kurz während der Strom am teuersten ist. Die meisten Autos stehen >95% ihres Daseins. Und wenn sie länger stehen und klar ist, dass niemand sie in naher Zukunft braucht, können sie auch einge kWh zurück ins Netz liefern, so die Hersteller mit ihren Garantiebedingungen denn mitspielen oder Kunden bereit sind, das auf eigenes Risiko zu nutzen.
Wenn das Auto auf Arbeit steht, während die PV-Anlage auf dem Dach zu Hause maximal produziert und der Arbeitgeber (öffentlicher Dienst) keine Ladeinfrastruktur zur Verfügung stellt, sieht es leider schlecht aus mit der Speicherung.
Ich kenne nicht viele Arbeitgeber des öffentlichen Dienstes, die entweder selbst oder über Dritte ein AC-Ladeangebot bieten. Ein AC-Lader ist nicht wahnsinnig teuer.
Weil selbst auf Nachfrage und finanziellen Zugeständnissen nicht abzusehen war, dass es Lader geben würde, haben wir uns einen sehr teuren großen Heimspeicher hingestellt.
Die (überwiegend sehr alten und deshalb allwissenden) Kollegen sind ohnehin der Meinung, mit der E-Mobilität, das würde sich nicht durchsetzen. Da bleibt einem ja nur jedem frustriert seine Insel auszubauen.
Auf das Gesetz zum Bi-Di-Laden hoffen wir trotzdem. Wir gehen auch bald in Rente und dann können wir die Autos als Zusatz-Akku nutzen.
Vor allem steigt die Zahl der Ladezyklen des Auto-Akkus dann stark an, letztlich ist das der Parameter, der einen großen Einfluss auf die Lebensdauer des Akkus hat. Wer soll da ins Risiko gehen? Und welcher Autohersteller wird dafür Gewährleistung bieten, wenn der Akku unabhängig von der Nutzung als Fahrzeug genutzt wird?
Laden und Entladen im mittleren Bereich belastet den Akku viel weniger als volles Laden oder Entladen. Die Hersteller können das bidirektionale Laden durchaus nur innerhalb spezifizierter Ladezustände zulassen, welche enger bemessen sind als bei der Nutzung fürs Autofahren.
Dennoch wird der Akku natürlich etwas stärker strapaziert, was man durch angemessene Preise fürs Einspeisen und Entnehmen von Netzstrom berücksichtigen kann.
Wenn es gesetzlich möglich und von den Kunden gewünscht ist, werden Hersteller passende Produkte entwickeln.
Jeder Lade- und Entladevorgang verkürzt die Lebensdauer der Autoakkus. Autos sind zum Fahren da und nicht zum Reparieren der Folgen einer ideologielastigen, unüberlegten Energiepolitik.
Moderate Lade- und Entladezyklen belasten den Akku weitaus weniger als Voll“gas“ und Schnellladen. Und ewig herumstehende E-Autos sterben eher den Akkutod als welche, die regelmäßig in „Bewegung“ sind.