Kammern fordern zukunftsgerichtete Wirtschaftspolitik

Der Reigen der Neujahrsempfänge beginnt. Den Auftakt haben am Dienstag in der Händelhalle in Halle die Handwerkskammer Halle (Saale) und die Industrie- und Handelskammer Halle-Dessau (IHK) gemacht, die im zweiten Jahr in Folge einen gemeinsamen Empfang ausgerichtet haben. Dabei forderten die Kammern eine zukunftsgerichtete Wirtschaftspolitik.
Sachsen-Anhalt solle seinen Anspruch, das Land der Moderne zu sein, auch über das Bauhaus-Jubiläum 2019 hinaus durch konkrete Politik spürbar werden lassen. Die beiden Präsidenten – Thomas Keindorf für die Handwerkskammer und Prof. Dr.-Ing. Steffen Keitel für die IHK – sehen hier Handlungsbedarf: „Es gilt, nicht nur modern zu denken, sondern auch modern zu handeln!“
Für Keitel ist es der erste offizielle Auftritt als IHK-Präsident nach seiner Wahl Ende Dezember. Er fordert: Die Politik solle unter anderem mit einer ausgewogeneren Umwelt- und Energiepolitik dafür sorgen, dass die sachsen-anhaltische Industrie stark bleibe. Keindorf mahnt mehr Stabilität, Planungssicherheit und Fairness für die Wirtschaft an. Die Diskussion um Dieselfahrverbote etwa habe den Mittelstand stark verunsichert.
„Sachsen-Anhalt ist ein Industrieland und muss es bleiben!“
IHK-Präsident Keitel kritisiert: „Die deutsche Klima-, Umwelt- und Energiepolitik stellt nicht gerade ein Förderprogramm für die industrielle Entwicklung dar.“ Dies treffe die Chemie- und die Lebensmittelindustrie –wichtige wirtschaftliche Lebensadern der Region – besonders hart. Denn diese Sparten seien technisch bedingt besonders energieintensiv. Zudem sei die heimische Wirtschaft stark verflochten, erklärt Keitel und ergänzt: „Die über Jahrzehnte gewachsenen wettbewerbsfähigen Strukturen dürfen nicht gefährdet werden – etwa durch einen übereilten Kohleausstieg!“
Keitel spricht sich für ein universitäres ingenieurtechnisches Zentrum im Landessüden aus: „Erfolgreichen Strukturwandel ohne ingenieurwissenschaftliche Kompetenz kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen.“
Mehr politische Unterstützung fordert der IHK-Präsident außerdem bei der Digitalisierung ein: einen schnellen Breitbandausbau mit Glasfaser- und modernen 5G-Mobilfunknetzen. Sachsen-Anhalt hinke hier trotz mancher Anstrengung noch immer hinterher, bemängelt er. Die Förderbedingungen im Land seien denen des Bundes anzupassen, Verfahren zu vereinheitlichen und zu beschleunigen. „Dann wird Sachsen-Anhalt auch infrastrukturell modern“, betont Keitel.
„Unternehmertum zum Stoff in Lehrplänen machen!“
Der Präsident der Handwerkskammer Halle (Saale), Thomas Keindorf, benennt als wesentliche Herausforderung für die Wirtschaft des Landes, die anstehenden Betriebsnachfolgen zu bewältigen. Wenn jeder zweite Unternehmer älter als fünfzig, jeder dritte sogar älter als sechzig Jahre sei, drohe dem Land kurz- und mittelfristig eine Ausdünnung der Unternehmenslandschaft. Keindorf fordert daher, Unternehmertum zum verpflichtenden Lehrplanstoff in allen Schulformen zu machen. „Unternehmerinnen und Unternehmer sind nun einmal der tragende Teil der klein- und mittelständischen Wirtschaft im Land.“
Mehr Realismus mahnt er zudem bei der Diskussion rund um die Umweltbelastung durch Abgase, Feinstaub und um Grenzwerte an. „Ökologie geht nur mit Ökonomie. Wirtschaft und Umwelt können sich durchaus beflügeln“, so der Handwerkskammerpräsident. Jahrzehntelang seien von Deutschland richtungsweisende Impulse in die Welt gegangen. ‚Made in Germany‘ habe nicht nur für Wertarbeit, sondern vor allem auch für Innovation gestanden. „Daher müssen die großen Herausforderungen, vor denen Umwelt und die Wirtschaft stehen, als Chancen verstanden werden“, so Keindorf.
Handwerkskammer und IHK stehen für insgesamt rund 70.000 Unternehmen im südlichen Sachsen-Anhalt mit zusammen mehr als 350.000 Beschäftigten: heimische Handwerker ebenso wie die Firmen aus Industrie, Handel, Gastgewerbe, Bau-, Verkehrs- und Dienstleistungswirtschaft.
Wunschträume, einen Ansatz für die Realisierung sehe ich nicht. In den letzten Jahrzehnten wurde die Bais für eine Verteufelung der Industrie geschaffen. Von Leuten, denen die Industrie die zeitlichen Freiräume dafür geschaffen hat.
Sprechblasen helfen auf keinen Fall.
Wenn alle Böden verseucht, alle Flüsse verschmutzt,die Umwelt kaputt ist werden auch diese beiden Knallköppe von IHK und Handwerkskammer das man Geld/Arbeitsplätze nicht essen kann. MAL DARÜBER NACHDENKEN
Wird die Wirtschaft abgewürgt, sind bald die Dächer weider weiß, die Flüsse stinken, die Böden sind vergiftet. Umweltschutz muss man sich leisten können. 1989 ist nicht so lange her, dass man den Anblick in Schkopau, Leune, etc. vegessen könnte.
MAL DARÜBER NACHDENKEN
Schwachsinn! Umweltschutz passiert von ganz alleine (wenn man vor einer strategischen Entscheidung mal ein bisschen nachdenkt), man muss es nur wollen – bzw. man muss schlechte Gewohnheiten wie Gier und kurzsichtiges Denken aufgeben.
Ein Großteil der Probleme kommt überhaupt erst von Leuten, die denken, sie kämen irgendwie zu kurz, wenn sie nicht möglichst schnell und ohne Rücksicht auch das bekommen, was irgendwer anderes hat (und im schlimmsten Fall noch, obwohl sie es sich gar nicht leisten können).
Die IHK und Konsorten sind immer die ersten, die „hier“ schreien, wenn’s z. B. um neue Autobahnen geht. Wo ist da der Umweltschutz? Man zerstört erstmal Umwelt, um sie dann mit aufwändigen (und teuren) Mitteln wieder zu „schützen“? Und dann kommen so dumme Sprüche wie „Umweltschutz muss man sich leisten können“ – verquere Logik.
Nicht nur in der ehemaligen DDR, sondern auch in vielen Ländern in der Welt: Funktioniert die Wirtschaft nicht, wird auch wenig für den Umweltschutz getan. Ist nun mal so. Logik und Analytik bringen nicht immer angenehme Wahrheiten zum Vorschein.
Jaja, deine Logik ist wie immer bestechend. Vergleiche mal den ökologischen Fußabruck eines Durchschnittseuropäers mit dem eines Durchschnittsafrikaners. Wer lebt nun umweltfreundlicher bei welcher Wirtschaftskraft?
Deine Argumentation erinnert mich so ein bisschen an das Prinzip „Supersparmenü bei McDonald’s“: für nur 50 Cent mehr bekommst du zu Burger und Pommes noch ein Getränk dazu. Auf alle Komponenten verteilt bedeutet das, dass du für jede einzelne Komponente weniger zahlst, aber absolut hast du trotzdem mehr Geld ausgegeben.
Wir leben auf großem Fuß und können es uns leisten, mehr für Umweltschutz zu tun als arme Länder, aber insgesamt schaden wir der Umwelt trotzdem mehr als diese.
Im Dreck von Lagos oder Nairobi wollen auch Sie nicht leben. Ökologischer Fußabdruck eine schöne theoretische Zahl.
Wenn die reichen Industrieländer in Afrika nicht in Klimaschutz- und Umweltprojekte investieren, wird der ökologische Fußabdruck durch den Transformationsprozess in diesen Ländern zum Elefantenpfad. Auch die Afrikaner wollen mehr Wohlstand. Die reichen Volkswirtschaften müssen sich diesen Umweltschutz leisten (können).
Die drei alten Herren wollen also mit Konzepten von gestern die Zukunft gestalten, und Umweltschutz ist ein Luxusproblem. Hört! Hört!
Ihr lest also auch nichts „zukunftsgerichtetes“?
Die letzten 5 Jahre waren für Halle die Periode der verpassten Chancen: Arbeitlosigkeit, Gewerbesteuereinnahmen, Ansiedlung von High Tech. … Nur bei der Anhäufung von Schulden ist der Wirtschaftsboom mitten durch die städtischen Haushalte gerast.
Arbeitslosigkeit: 11,5% (2013), 8,0% (2018)
Gewerbesteuer: 45,5 Mio € (2012), 57,7 Mio € (2017)
Welche High-Tech-Ansiedlung wurde denn verpasst?
Im Kriechgang Magdeburg und dem Saalekreis hinterher.
Gegen den High-Tech-Standort Saalekreis kommt natürlich niemand an.
@Seb Gorka , ja welche Zukunft – Technologie könnte das wohl sein ????
https://www.welt.de/newsticker/dpa_nt/infoline_nt/brennpunkte_nt/article152329290/Deutschland-ist-im-Zukunftsmarkt-Robotereinsatz-spaet-dran.html
Welcher Dienstleistungsroboterhersteller wollte sich denn in Halle ansiedeln?
vermutlich wird sich die Nachfrage der Presse verfolgend in Grenzen gehalten haben, genaue Auskunft erhalten Sie aber sicherlich im DLZ der Stadt.
http://www.halle.de/de/Wirtschaft/Zentrale-Ansprechpartner/
Voraussetzungen für Ansiedlungen dieser Zukunft Technologien sind aber der oben genannten und bereits aus dem Jahr 2016 stammende EFI Studie zu Folge, gezielte öffentliche Investitionen in universitäre Einrichtungen und in Start UP Unternehmen für diesen Zukunftsmarkt.
Daher schließe ich mich im Bezug auf diesen Artikel der Forderung des Herrn Keitel an, Halle liegt im Süden unseres Landes und bietet mit den bereits vorhandenen Universitäten und Technologie Clusterverbund einen idealen Standort für das geforderte Zentrum! Künstliche Intelligenz und Robotik muss auch in Sachsen Anhalt mehr gefördert werden, dann muss man auch keine Angst vor der Zukunft haben wenn man sie selbst gestaltet!
,,Keitel spricht sich für ein universitäres ingenieurtechnisches Zentrum im Landessüden aus: „Erfolgreichen Strukturwandel ohne ingenieurwissenschaftliche Kompetenz kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen.“
@Seb Gorka und vielleicht kommen dann solche Start Up Unternehmen dann bald auch aus unserem Bundesland!
https://www.gruenderszene.de/technologie/wandelbots-finanzierungsrunde
Wieso nur die letzten 5 Jahre?
Das fing doch schon mit der Wende an.Anfangs durch reichfließende Fördermittel kaschiert, wurde doch der Grundstein schon damals gelegt. Dem Niedergang der Industrie konnte und wurde nichts entgegengestellt. Die Investoren sind doch getreu dem Marxschen Motto, dass das Kapital dahin geht, wo es die höchste Rendite erzielt, durch Ostdeutschland durch in den Ostblock gezogen.
Paradebeispiel die Teebude: Fördergelder eingesackt, Maschinen abmontiert und ab nach Polen.
Erst in den letzten Jahren gab es doch nennenswerte Ansiedlungen im Starpark. Welchen Grund sollte es geben, High-Tech in Halle anzusiedeln, wo es nicht mal Lokführer gibt.Das Ausbluten ist doch seit der Wende ein kontinuierlicher Vorgang.
Schade, dass man die vorhandenen Kompetenzen und Flächen nicht besser nutzt. Ich seh da zum Beispiel großes Potential im Akkurecycling, Leuna hat die Infrastruktur, Halle-Merseburg-Köthen ein paar Hochschulen für die Forschung, und ein paar Leute mit Ahnung von Chemie und Verfahrenstechnik sollten sich auch noch finden lassen.
Oder Bio-Tech: Algen, die besonders effektiv Biomasse produzieren mit möglichst billigen Rohstoffen. Zur CO2 Reduktion.
Aber alles auf eine Braunkohle zu setzen ist natürlich einfacher. Und dann nach 60 Quadrifantastizilliarden Ablösesumme zu rufen.