Elisabeth-Krankenhaus übernimmt Martha-Maria Dölau – was heißt das für Mitarbeitende und Patienten? Was sind die Gründe?

In der Krankenhauslandschaft in Halle (Saale) steht ein weiterer enormer Umbruch an. Nachdem kürzlich bereits das Universitätsklinikum das Diakoniekrankenhaus teilweise übernommen hat, wird nun das Krankenhaus Martha-Maria in Dölau vom Krankenhaus St. Elisabeth und St. Barbara übernommen. Bereits im Sommer 2023 haben die beiden Träger – der Elisabeth Vinzenz Verbund und das Diakoniewerk Martha-Maria – die Gespräche zur Zukunft aufgenommen. Schon in Kürze soll ein Prozess zu einem neuen Namen für den Gesamtverbund starten. Zunächst werden alle drei Standorte weiterbetrieben. Perspektivisch soll aber die Einrichtung in der Barbarastraße geschlossen werden.

Werbung

Die Kliniken haben zusammen rund 2.700 Mitarbeitende. Diese wurden heute in Personalversammlungen informiert. Dort habe man eine positive Reaktion erlebt, sagte Martha-Maria-Chef Markus Füssel. „Die Mitarbeiter haben auch verstanden, warum die Maßnahme für die Zukunft der Krankenhäuser wichtig ist.“ Die Mitarbeiterzahl wird sich nicht verringern, „jeder wird gebraucht“, sagte Peter Pfeiffer, Geschäftsführer des Krankenhauses St. St. Elisabeth und St. Barabara, vielleicht sogar einen kleinen Aufwuchs.

1.200 Betten haben die Krankenhäuser derzeit zusammen, künftig sollen es 800 sein. Dieser Abbau soll über einen Zeitraum von 10 Jahren erfolgen.

Die Partner verfolgen damit vier Ziele: die Patientenversorgung auf noch höherem Niveau in optimalen Größenordnungen zu gewährleisten, den Mitarbeitenden attraktive und sichere Arbeitsplätze anbieten zu können, die Tradition einer aus christlicher Nächstenliebe motivierten Gesundheitsfürsorge weiterzuführen und den strategischen und wirtschaftlichen Herausforderungen für die Krankenhäuser in Deutschland aktiv und vorausschauend zu begegnen.

Das Medizin- und Standortkonzept zielt darauf ab, die Notfallversorgung in der Stadtmitte zu stärken, während elektive medizinische Leistungen, also geplante oder nicht dringende Behandlungen, überwiegend am Standort Halle-Dölau verortet werden. Die vereinbarte Zielstruktur sieht im Zuge des gesellschaftsrechtlichen Zusammenschlusses ein Krankenhaus mit drei Standorten in Halle (Saale) vor.

Werbung

Gesundheitsministerin begrüßt Vorhaben

Petra Grimm-Benne, Gesundheitsministerin des Landes Sachsen-Anhalt, begrüßte die Grundsatzentscheidung nach einem rund zwei Jahre andauernden Prüfprozess: „Der beabsichtigte Zusammenschluss der beiden halleschen Krankenhäuser bedeutet eine sinnvolle Bündelung von Kompetenzen und begegnet den aktuellen Herausforderungen, vor denen die Gesundheitsversorgung steht. Starke freigemeinnützige Einrichtungen sind unverzichtbare Bestandteile einer zukunftsfähigen Krankenhauslandschaft in SachsenAnhalt und bundesweit. Das Beispiel aus Halle (Saale) zeigt, wie Versorgung im Sinne der Patientinnen und Patienten neu gedacht werden kann und wie leistungsfähige medizinische Strukturen über Stadtgrenzen hinaus in den ländlichen Raum wirken sollten.“

Mit der Entscheidung einher geht auch die Überlegung, bereits bestehende regionale Schwerpunkte auszubauen. Mit seinen Krankenhäusern in Halle (Saale), Dresden und Magdeburg gehört der Elisabeth Vinzenz Verbund zu den größten freigemeinnützigen Trägern in Mitteldeutschland. Das Diakoniewerk Martha-Maria — mit führenden Einrichtungen unter anderem in Nürnberg und München – wird die gesellschaftsrechtlichen Verantwortung für das hallesche Krankenhaus übergeben und den Fusionsprozess in Halle über die nächsten Jahre begleiten:

Die von christlichen Schwesternschaften gegründeten Einrichtungen, so die Beteiligten, fühlen sich als christliche Dienstgemeinschaft auch in Zukunft vor allem den individuellen Bedürfnissen der Patientinnen und Patienten verpflichtet. Gleiches gilt für die Arbeitsplatzsicherheit: Alle Mitarbeitenden werden gebraucht und zu gleichen Konditionen wie bisher für das neu entstehende Krankenhaus in Halle (Saale) tätig sein.

Beide Träger sind davon überzeugt, dass die gefundene Lösung die Wirtschaftlichkeit und die Angebote im halleschen Gesundheitsmarkt entscheidend stärkt. Zudem entstehen hochspezialisierte Arbeitsplätze, die das Krankenhaus attraktiver für Fachkräfte machen und zusätzliche Entwicklungsmöglichkeiten für die Mitarbeitenden bieten.

Peter Pfeiffer, Geschäftsführer Krankenhaus St. Elisabeth und St. Barbara Halle (Saale) GmbH: „Die Einigung bietet aus meiner Sicht enorme Chancen. Die Partner übernehmen aktiv Verantwortung für die Patientenversorgung in Halle (Saale) und in Sachsen-Anhalt, indem sie eine an den Patientinnen und Patienten orientierte Spitzenmedizin mit christlichen Wurzeln konsequent weiterdenken. Kräfte zu bündeln, heißt auch, Ressourcen zu schonen. Wir wollen unsere medizinischen Leuchttürme ausbauen, neue Stärken entwickeln und die medizinische Versorgung in unserer Stadt und in der Region gemeinsam noch besser machen. Für unsere Mitarbeitenden möchten wir zudem als attraktive Arbeitgeber neue Perspektiven schaffen.“ 

Das sagen die Träger

Dr. Sven U. Langner, Geschäftsführer Elisabeth Vinzenz Verbund GmbH: „Die geplante Verschmelzung des Krankenhauses Martha-Maria Halle-Dölau mit dem Krankenhaus St. Elisabeth und St. Barbara setzt ein starkes Zeichen für die Zukunft der stationären und ambulanten Gesundheitsversorgung in Halle (Saale) und Region. Als Träger freuen wir uns ausdrücklich über neue Möglichkeiten, die Anforderungen der Krankenhausreform aktiv aufzugreifen und zu gestalten. Im Fokus des Projekts steht die langfristige Verbesserung der Versorgungsqualität durch die Weiterentwicklung der medizinischen Schwerpunkte und Schaffung von Synergien – ganz im Sinne der Patientinnen und Patienten. Unser besonderer Dank gilt allen Beteiligten, die in den vergangenen Monaten intensiv an dieser richtungsweisenden Entwicklung gearbeitet haben. Mit diesem Zusammenschluss bekennen wir uns klar zu unserer Verantwortung für eine zukunftsfeste Krankenhausversorgung.“ 

Dr. Hans-Martin Niethammer, Vorstandsvorsitzender Diakoniewerk Martha-Maria e.V., Aufsichtsratsvorsitzender der Martha-Maria Krankenhaus Halle-Dölau gGmbH: „Unser vorrangiges Ziel war und ist der Erhalt und Ausbau einer Gesundheitsversorgung mit christlicher Prägung auf höchstem Niveau in Halle – dafür schaffen wir mit der neuen Konstellation eine sichere Basis. In den vergangenen Verhandlungen ist deutlich geworden, dass wir in diesem Ziel einig sind, und es ist Vertrauen gewachsen, dass der Elisabeth-Vinzenz Verbund das Haus in diesem Sinne weiterführen wird. Viele Gründe, die zumeist in den Rahmenbedingungen liegen, sprechen dafür, das Krankenhaus aus einer Hand zu führen. Dafür ist das Diakoniewerk Martha-Maria bereit, einen Schritt zurück zu treten – auch wenn damit eine mehr als 110-jährige Geschichte von Martha-Maria in Halle unterbrochen wird. Dies gibt uns auf der anderen Seite die Möglichkeit, uns verstärkt auf neue Aufgaben im süddeutschen Raum zu konzentrieren.“

Markus Füssel, Geschäftsführer Martha-Maria Krankenhaus Halle-Dölau gemeinnützige GmbH:  „Die gemeinsame Entscheidung zum Zusammenschluss beider Krankenhäuser basiert auf der intensiven monatelangen Arbeit. Vertreter aus beiden Krankenhäusern und Trägergesellschaften waren und sind in diesen Prozess eingebunden und werden auch weiterhin die nächsten Schritte zusammen konzipieren. Wir sind überzeugt, dass die gefundene Lösung die Wirtschaftlichkeit und damit die Angebote im halleschen Gesundheitsmarkt entscheidend stärken wird. Ein Zusammenschluss unserer Häuser ist deshalb gut für unsere Patientinnen und Patienten. Für alle Mitarbeitenden bietet er zudem bessere Arbeitsbedingungen und Entwicklungsmöglichkeiten in einem leistungsstarken Krankenhaus.“

Artikel Teilen:
Werbung

Für dich vielleicht ebenfalls interessant …

8 Antworten

  1. udo sagt:

    Schmeißt endlich das überflüssige Personal raus, den willigen Rest qualifiziert noch intensiver.

    • J sagt:

      Ich geh mal davon aus, dass dieses Sarkasmus ist. Oder möchtest du in Zukunft von Ärzten behandelt werden, die nicht nur 48 Stunden sonder 72 Stunden hintereinander Dienst hatten?

  2. typisch - um Patienten geht es denen nie sagt:

    Die wollen die Bettenanzahl von 1200 auf 800 verringern, trotzdem sollen es 2700 Mitarbeiter bleiben!?
    Vielleicht können Sie ja gleich ganz auf die störenden Patienten verzichten, dann hätten es die 2700 Mitarbeiter noch viel schöner und gemütlicher. Und jedes Jahr ne fette Gehaltserhöhung natürlich.

    • 10010110 sagt:

      Wenn genauso viel Personal für weniger Betten/Patienten zuständig ist, dann kann das für die einzelnen Patienten doch nur besser werden, weil sich der Personalschlüssel erhöht. Ich verstehe also nicht, was dein Problem ist.

    • t-haas sagt:

      Sie können nicht für deine Dummheit, deinen Hintern nicht für deine Belange bewegen zu wollen. Im Übrigen gibt es im Krankenhaus noch immer zu wenig Personal. Das derzeitige wird sich durch natürliche Fluktuation auch nicht erhalten lassen. Aber hoffen wir für beide Seiten, daß du nie in den Genuss gesundheitsfürsorglicher Leistungen kommen mußt. Es gibt auch schnelles Ableben.

    • J sagt:

      Was hält dich dann noch davon ab, dort zu arbeiten. Oder bist du mit deiner sozialen Hängematte schon ausgelastet?

    • denk mal mit sagt:

      Leute gehen in Rente, weniger Nachwuchs kommt nach … Es geht nur darum, dass sie niemanden entlassen.

  3. denkvorhernach sagt:

    So ein Unsinn. Heute werden doch viel mehr Sachen ambulant gemacht und die Sachen mit Übernachtung sind meist kürzer im Aufenthalt. Das ist die Entwicklung in der Medizin. Weniger Betten – ist also logisch und hat nix mit weniger Qualität für uns Patienten zu tun.

  4. was soll das? sagt:

    Da freuen wir uns aber.
    400 Krankenhausbetten weniger, grossartig.
    Na Hauptsache es gibt für unsere heldenhaften Akteure im Gesundheitswesen noch mehr Geld aus dem System zu ziehen.
    Umgekehrt hätte ich es ja verstanden, wie es bei Fusionen üblich ist, weniger Personal bei gleichbleibender oder steigender Bettenanzahl – eben weil es Synergieeffekte gibt.
    Das was hier passiert, ist doch ein Witz. Es werden 40% weniger Patienten behandelt, mit genauso viel Personal.
    Die Wartezeiten für geplante und oftmals auch dringende OPs sind jetzt schon nicht mehr zu verantworten. Die Auskunft ist oft: kein Bett frei.

    • micha sagt:

      Das ist schlicht weg alles Quatsch und nicht durch Zahlen zu belegen.
      Vor Corona hatten wir in Halle laut BWL-Kaspern hunderte Krankenhausbetten zu viel, währen Corona war der Großteil froh über die überdurchschnittliche Versorgung.
      Nun haben wir zu wenig Personal für die Betten. Da betreuen zwei Pflegekräfte eine ganze kardiologische Station zur Mittagzeit. Das ist der Grund warum kein Bett frei ist. Nicht weil die Betten an sich fehlen.
      40% weniger Betten bedeutet auch nicht 40% weniger behandelter Patienten. Es werden viel mehr Patienten ambulant operiert, und das nimmt noch weiter zu. Bei meinem 83 jährigen Vater wird z.B. heute in Dölau ein Leistenbruch behoben, ambulant. Das war früher eine Woche Aufenthalt.

      • haltlose Aussagen sagt:

        Wir haben mitnichten „zu wenig Personal“.
        Deutschland hat gegenüber dem EU Durchschnitt 10% mehr Ärzte und 40% mehr Pflegepersonal.
        Diese ewige Leier vom angeblich überlasteten Personal ist schlicht haltlos und nicht zu belegen und dient lediglich dazu noch höhere Gehaltsforderungen durchzusetzen .

        • micha sagt:

          Von Wegen haltlose Aussage, komm her, schau es dir an!
          Im Vergleich zu dem EU-Durchschnitt muss in Deutschland viel mehr dokumentiert werden. Und hier hängt die Digitalisierung Jahrzehnte hinterher weil wir das Rad immer neu erfinden müssen statt es uns bei denen abschauen die es können.

        • gehaltlos sagt:

          Und du meinst, in allen anderen EU-Ländern ist das Personal nicht überlastet und die medizinische Versorgung 1a?

          • Die haben überreizt sagt:

            Gottchen. Mir kommen die Tränen. Niemand ist dort „überlastet“. Nochmal: in anderen europäischen Ländern kommen die mit 40% weniger Pflegepersonal aus und niemand heult derartig rum. Die haben in Deutschland überreizt.

            • Gottchen sagt:

              In anderen EU-Ländern gibt es nicht so viele alleinstehende Alte ohne pflegende Angehörige und woher weißt du, dass dort niemand rumheult?

  5. Robert sagt:

    Ich sag nur „die Großen fressen die Kleinen.“

  6. genialer Plan - erklärt es mir bitte sagt:

    Geil. Die fusionieren extra, um danach mit gleichen Personalaufwand nur noch 800, statt vorher 1200 Patienten behandeln zu können.
    Und das, obwohl die Wartezeiten für geplante OPs in Halle schon jetzt extrem lang sind.
    Kann mir mal einer erklären, was dieser geniale Plan den Bürgern und Patienten bringen soll? Oder geht es nur noch um das Wohlergehen der Angestellten dort – am liebsten ganz ohne Patienten?