Lieferengpässe und Bürokratie belasten Apotheken in Sachsen-Anhalt

„Ich nutze alle sich mir bietenden Möglichkeiten, um mit der Politik ins Gespräch zu kommen, da die Situation der Arzneimittelversorgung sehr angespannt ist. Allein mit dem Managen von Lieferengpässen ist bei mir eine Mitarbeiterin pro Woche mindestens 30 Stunden beschäftigt“, erklärt Anne-Kathrin Haus. Die Apothekerin tauschte sich mit ihrer SPD-Bundestagsabgeordneten Dr. Franziska Kersten, Wahlkreis Börde – Jerichower Land, am 13. März 2023 in einer Videokonferenz aus. Ihre ländlich aufgestellte Apotheke in Colbitz liegt mittendrin im Wahlkreis, so dass sich die Politikerin der Thematik Apotheke angenommen hatte.

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„Wir sind froh, dass die erleichterten Regeln zur Arzneimittelabgabe zumindest erst einmal bis in den Sommer verlängert werden. Aber wir brauchen eine dauerhafte Etablierung dieser flexiblen Austauschregeln, um unsere Patienten schnell und sicher zu versorgen. Hier vor Ort suchen wir immer nach individuellen Lösungen, wenn etwas wieder nicht verfügbar ist“, erklärt die junge Apothekerin.

Neben der aktuellen Problematik zum vereinfachten Austauschen von Arzneimitteln brachte Haus die für sie sehr belastende und überbordende Bürokratie zum Ausdruck. „Die Präqualifizierung für Apotheken zur Belieferung mit Hilfsmitteln muss unbedingt wegfallen. Wir werden laut Apothekenbetriebsordnung regelmäßig überprüft. Diese unnötige Präqualifizierung verursacht einen stundenlangen zusätzlichen bürokratischen Aufwand, der in keinem Verhältnis mehr zur Abgabe der Hilfsmittel steht“, fordert sie die sofortige Abschaffung der Regel für Apotheken. Sie verwies darauf, dass sie in ihrer Apotheke keine Bandagen anpassen darf, weil ihr Toilettenbecken zwei Zentimeter zu niedrig ist und die Badtür 0,5 Zentimeter zu schmal.

Als die Diskussion auf das Thema der „Null“-Retaxation kam, war die Politikern überrascht, welche Risiken für Apotheken bestehen. „Wir benötigen dringend eine Unterbindung der „Null“-Retaxationen von Seiten der Gesetzlichen Krankenversicherung. Aufgrund von minimalen Formfehlern bleiben wir auf den gesamten Kosten für ein Arzneimittel sitzen. Wir müssen das Arzneimittel aus eigener Tasche für die Patienten bezahlen, obwohl wir unsere Patienten doch qualitativ einwandfrei versorgt haben. Ein unkalkulierbares Risiko. Wenn es sich um ein extrem teures Medikament handelt, muss ich vielleicht durch einen kleinen Formfehler in die Insolvenz gehen“, erklärt die engagierte Apothekerin das desaströse Vorgehen der Krankenkassen. Hier versprach Dr. Franziska Kersten, sich der Thematik anzunehmen.

Für Anne-Kathrin Haus soll es nicht das letzte Politikergespräch gewesen sein, denn die Probleme der Apotheken müssen in der Politik insgesamt mehr Gehör finden. „Wir sind gern für unsere Patienten da. Darum habe ich diesen Beruf ja gewählt. Aber die Rahmenbedingungen müssen passen, damit wir unsere Patienten zuverlässig versorgen können“, erklärt Haus, die vor sechs Jahren den Schritt in die Selbständigkeit wagte.

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Sie verabschiedete Dr. Franziska Kersten mit der Einladung, sich gern direkt vor Ort über die Probleme der Arzneimittelversorgung zu informieren.

Foto:
Apothekerin Anne-Kathrin Haus im Gespräch mit Dr. Franziska Kersten (Quelle: Katrin Pohl)

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27 Antworten

  1. der totale Impffeldzug sagt:

    Man sollte die extrem reichen aber trotzdem immer aufdringlich barmenden u. jammernden Apotheker wie die Ärzte bezahlen – mit einer kleinen Quartalspauschale von 20 Euro für jeden Apothekenkunden , egal wie viel Rezepte u. Verordnungen er einlöst. Die moderne Datenverarbeitung machts möglich. Willkommen in der Lebenswirklichkeit. Das wäre Gleichbehandlung u. soziale Gerechtigkeit. Nicht jeder Apotkeker darf auf Kosten der Solidargemeinschaft Einkommensmilliönär werden.

  2. Fakt ist... sagt:

    In Deutschland zahlen Patienten die zweithöchsten Preise weltweit für Medikamente. Aber es wird gejammert, gebarmt und gebettelt.

    • Bernd sagt:

      Bedeutet das , dass die Apotheker für die Preise verantwortlich sind?

      • idiotensicher zu Reichtum sagt:

        Ich kenne keinen Arzt , der Geschäfträume an einen Apotheker vermieten kann. Das läuft immer nur umgekehrt . Daran sieht
        man ,wer arbeiten muss u. wer abkassiert.
        Die Apotheker sind als Stammwähler der FDP bemüht ihre Privilegien zu erhalten.

        • Klausi sagt:

          Sie sind so was von uninformiert.
          Sie bekommen eine lange Nase bei dem Wahrheitsgehalt in Ihrem Beitrag

    • Versicherte sagt:

      Kann mich nicht erinnern, jemals für Medikamente mehr als ein paar Euro gezahlt zu haben.

      • tricksenundtäuschen sagt:

        Die extremen Hoch- Preise siehst du nicht . Die Apotheken machen das Hochpreisgeschäft für den Pat. verdeckt u. unsichtbar über Rezept mit den Kässen u. zusätzlich das immer noch überteuerte Kramgeschäft mit dir. Bei DM oder Rossmann kaufst du überwiegend für höchsten ein Fünftel der Preise ein.

    • Hapunkt sagt:

      Auch hier eine glatte Lüge.
      Sie zahlen für Ihre Medikamente mit wenigen Ausnahmen 5 bis 10 Euro Zuzahlung…und auch dieses Geld geht direkt an die Krankenkasse.

      • Tränenpunkt sagt:

        „auch“, aha. Der arme Apotheker bekommt also gar nichts und verschenkt seine Ware an Patienten und Krankenkassen?

        • Hapunkt sagt:

          Tränenpunkt
          16. März 2023 um 10:24 Uhr

          „auch“, aha.

          Fakt ist…
          15. März 2023 um 21:51 Uhr

          In Deutschland zahlen Patienten die zweithöchsten Preise….

          Isolde
          15. März 2023 um 23:11 Uhr

          Die Apotheker haben sich mit der Pandemie dumm und dämlich verdient und kommen angesichts riesiger Gewinnmargen….

          tricksenundtäuschen
          16. März 2023 um 07:20 Uhr

          Die extremen Hoch- Preise siehst du nicht . Die Apotheken machen das Hochpreisgeschäft für den Pat. verdeckt …

          Und von verschenken spricht auch auch niemand.

  3. Bernd sagt:

    Es wäre doch eine vernünftige Lösung wenn alle Patienten Ihre Medikamente bezahlen und das Geld sich dann von der Krankenkasse erstatten lassen. Wieso geht das nur bei Privaten Versicherten?

    Dann kann der Apotheker ja nicht auf den Ausgaben sitzen bleiben.

    • Kartell der Abkassierer sagt:

      Doch , die Arzneimittel werden immer teurer. Heute gibt es schon viele u. immer mehr Arzneimittel , wo die einzelne Packung 1000 bis 5000 Euro kostet – das kann der Normalvervraucher nicht mehr zwischenfinanzieren.

  4. Isolde sagt:

    Die Apotheker haben sich mit der Pandemie dumm und dämlich verdient und kommen angesichts riesiger Gewinnmargen vor Lachen nicht in den Schlaf- dieses ganze Gejammere ist unerträglich. Sie sollten sich schämen, hier auf die Tränendrüsen zu drücken – ihnen geht’s nicht um die Patienten, sondern um weniger Einnahmen …

    • Hapunkt sagt:

      Die Apotheken erhalten pro abgegebene Packung eine prozentuale Vergütung von drei Prozent auf den Apothekeneinkaufspreis sowie einen Fixzuschlag von 8,51 Euro pro Packung (jeweils zzgl. Umsatzsteuer). Den Krankenkassen ist ein Apothekenabschlag von 2 Euro zu gewähren.

      Soviel zu den üppigen Gewinnmargen.
      Bitte glänzen Sie weiter mit Unkenntnis.

      • Isolde2 sagt:

        Im Jahr 2020 betrug der Durchschnittliche Bruttomonatsverdienst 4081 Euro.

        Die Durchschnittsapotheke im Jahr 2020 einen Nettoumsatz von rund 2,8 Millionen Euro und ein Betriebsergebnis von 168.000 Euro.

        Das ist mehr als das 3-fache des Durchschnittseinkommens.

        Wann ist der Hals voll genug?

  5. Demel sagt:

    Jaa das stimmt, die Politik tut viel zu wenig für die Arzeneimittelversorgung, viel zu wenig. Wie auch, die reden nur. Solche Politiker haben wir viel zu viele. Und nun lassen sie die Apotheken im Stich. Abwählen wäre die einzigste Möglichkeit, aber das passiert leidet nicht, statt dessen bekommen sie immer mehr Geld.

  6. Emmi sagt:

    Was hat das aber mit der Versorgungslage zu tun. Der schwarze Peter muss an die Pharmahersteller gehen. Sobald die Preisgestaltung nicht mehr lukrativ ist, wird die Produktion ausgelagert! Nachbarländer haben da andere Verträge. Mal dort schauen und Gutes übernehmen….. Krankenkassen.
    Manche Patienten können keine anderen Produkte nehmen….. Allergie!

  7. Elfriede sagt:

    Wenn ich C O L B I T Z höre, denke ich sofort an die Colbitz-Letzlinger Heide. Was liegt da näher, als sich mit Naturmedizin zu behelfen. Wir in Halle haben ja nur das kleine Stückchen Heide, da ist alles überlaufen. Was sollen wir denn sagen?
    Satire aus.