Neue IGS ist vom Tisch – nun gibt es eine Sekundarschule, und zwar im Grasnelkenweg in Heide-Nord
Im Januar hatte der Stadtrat mehrheitlich die Einrichtung einer neuen Integrierten Gesamtschule (IGS) beschlossen. Dagegen hat die Stadtverwaltung Widerspruch eingelegt. Vom Land hat es ein Schreiben gegeben, dass es eine neue IGS nicht genehmigen wird.
Dabei reichen die bestehenden IGSen in Halle (Saale) nicht aus. Es gibt mehr Bewerber als Plätze. Aus diesem Grund wird es Losverfahren an der IGS Am Steintor und der IGS Am Planetarium geben.
Nach dem neuerlichen Schreiben vom Land hat sich der Stadtrat schweren Herzens entschieden, nun eine neue Sekundarschule einzurichten. Mit 32 Ja, 2 Nein und 15 Enthaltungen hat der Stadtrat für einen Linken-Antrag gestimmt, diese zumindest im Grasnelkenweg in Heide-Nord an den Start zu bringen. Die Stadtverwaltung hatte für die Ottostraße im Süden der Stadt plädiert.
„Wieder einmal handelt die Landesregierung und insbesondere das Bildungsministerium gegen die Interessen der Stadt Halle. Eltern, Schüler*innen und Stadtrat wollen eine vierte IGS. Für diese gibt es nicht nur den dringenden Bedarf, sondern mit der Dölauer Straße auch einen geeigneten Ort für den Beginn. All das wurde im Stadtrat bereits beschlossen“, erklärt Hendrik Lange, bildungspolitischer Sprecher der Fraktion Die Linke. „Die Blockade durch das Land zeigt jetzt allerdings, dass auch die beste Planung wenig bringt, wenn der Stadt nicht nur bei der Schulform, sondern auch beim Ort Steine in den Weg gelegt werden. Das ideologische Beharren auf einer Sekundarschule geht nicht nur an den Wünschen der Hallenser*innen vorbei, sondern wird auch den Lehrermangel verschärfen und eine spätere Entwicklung der Schule hin zu einer Gesamtschule erschweren. Mit der Blockade der von allen gewollten IGS rächen sich die 38 Prozent, die die CDU bei der letzten Landtagswahl eingefahren hat. Der Stadtrat musste nun Schadensbegrenzung betreiben und hat die Einrichtung einer Sekundarschule am Grasnelkenweg beschlossen. Hier ist eine spätere Erweiterung der Schule nicht ausgeschlossen, die Schülerbeförderung muss sichergestellt werden.“
Claudia Schmidt (CDU) wirbt für die Sekundarschule. Eine IGS müsse so groß sein, dass sie auch eine Oberstufe bilden kann. Dies erfüllen bisher keine IGS. Menschen in Halle nehmen die IGS sehr gerne an, sagte Hendrik Lange (Linke). Für Viele sei längeres gemeinsames lernen wichtig. „Heute ist ein schwarzer Tag für Halle“, sagte Lange. Ideologiegetrieben werde eine Sekundarschule durchgesetzt. „Wir geben der Erpressung der CDU-geführten Landesregierung nach“, so Lange. Die Linken ziehen nun ihren IGS-Antrag zurück. Gipfel sei es zudem, dass eine Landestochter BLSA kein Wegerecht für das Schulgebäude in der Dölauer Straße einräumt. Die Stadt will deshalb die neue Schule in der Ottostraße ansiedeln, die Linke will stattdessen das Schulgebäude im Grasnelkenweg nutzen.
Melanie Ranft (Grüne) beklagt, dass die Linke einknickt und ihren IGS-Antrag zurückzieht. Nun wollen die Grünen den Linken-Antrag als ihren eigenen neu einbringen. „Wir brauchen keine neuen Sekundarschulplätze“, so Ranft. Es sei bitter, dass das Land keine neue IGS genehmigt und zudem kein Wegerecht für die Dölauer Straße genehmigt, beklagte Silke Burkert (SPD). Sie plädiert nun für eine neue Sekundarschule im Grasnelkenweg mit einer schnellstmöglichen Umwandlung in eine Gemeinschaftsschule. Das Land habe Ketten beim Schulgesetz angelegt, meinte Thorsten Schiedung (SPD). Die Stadtverwaltung ist gegen den Standort Grasnelkenweg – das Gebäude sei zu abgelegen und zu klein.
Es sei ein schwarzer Tag für die halleschen Eltern, pflichtete Carsten Heym (AfD) Hendrik Lange bei. Die CDU exekutiere im Stadtrat Landespolitik. Die Ottostraße sei ein gruseliger Standort, meinte Detlef Wend (MitBürger). Es stehe Heide Nord gut an, eine weiterführende Schule zu erhalten. Sie finde es Schade, dass der Stadtrat einknickt und nicht einen gemeinsamen Schulterschluss gegenüber dem Land zeigt, dass man eine neue IGS braucht.
„Mit der Blockade der von allen gewollten IGS rächen sich die 38 Prozent, die die CDU bei der letzten Landtagswahl eingefahren hat.“
Da hat wohl die Linkspartei noch immer nicht die krachende Niederlage bei der letzten Landtagswahl verkraftet.
Auch wenn ich als Mitglied der FDP kein natürlicher Unterstützer der CDU bin, so ist jedoch die Argumentation der CDU gegen eine weitere IGS absolut schlüssig.
Wer sich etwas in die Sache einarbeitet und mal die Antwort vom Landesschulamt liest, fragt sich aber auch eines: Warum eröffnet man keinen Nebenstandort / Außenstelle einer bestehenden I.G.S.? Darüber wurde ja überhaupt nicht debattiert. Haupthaus am Planetarium , Außenstelle Graßnelkenweg. Dann hätte man I.G.S. Plätze und das Amt hat in seiner Stellungnahme selbst das so vorgeschlagen …
Diese Überlegungen ist purer Unsinn. Denn Außenstellen dürfen nur in einer gewissen Entfernung und nur kurzfristig geführt werden.
Ich kann es nur begrüßen. Dan müssen nicht hunderte Schüler in die Stadt fahren.
Weiterführende Schulen in Halle haben keine Einzugsbereiche. Somit kann es passieren, dass ein Schüler aus Diemitz dorthin muss, weil es an der Reilschule keine freien Plätze gibt. (Wegen dem Ende der Nutzung der Containerschule für die Reilschule wird es in diesem Schuljahr nur zwei fünfte Klassen geben)…
Deshalb braucht es eigentlich weiterführende Schulen an gut erschlossenen Orten. Dölauer Straße wäre so ein Standort und keine Schule am Rand der Stadt.
… und ich dachte an Sekundarschulen will keiner. Die Reil ist also voll. Wie sieht es mit den anderen aus?
Auch ein interessanter Nebensatz:
„Eine IGS müsse so groß sein, dass sie auch eine Oberstufe bilden kann. Dies erfüllen bisher keine IGS.“ liegt das nur daran, dass sie so „jung“ sind oder die Mehrzahl der Schüler eh nur bis zur 10. Klasse geht?
Ich bin jedenfalls gespannt, wo die Stadt dann die fehlenden IGS Plätze herzaubert. Die Eltern werden ich nicht mit einer Sekundarschule zufrieden geben.
Schon gar nicht bei einem angedrohten Schulweg in in den Gradnelkenweg, dass bedeutet mehrmaliges Umsteigen zwischen Bussen und Bahnen mit durchschnittlich 60 min Fahrzeit oder Elterntaxi, wenn man nicht gerade in Heide Nord, sondern z. B. im Süden von Halle wohnt. Dies sollte in einer Stadt nicht sein. Leider spielt das alles bei den Losverfahren keine Rolle.
Dabei gibt es dazu sogar Regelungen:
(Auszug aus OVG Sachsen-Anhalt, Beschluss vom 07.02.2019 – 3 L 122/18)
„Als Orientierungen für die Organisation des ÖPNV kommen maximale Fahrzeiten [Hervorhebung durch den Senat] von 30 Minuten für Grundschulen sowie 45 Minuten für Mittelschulen und Gymnasien in Betracht. Schulwege einschließlich der Fußwege von der Wohnung zur Bushaltestelle und von der Endbushaltestelle zur Schule von bis zu 60 Minuten sind regelmäßig angemessen. Eine absolute Obergrenze von 60 Minuten enthält die die Organisation des ÖPNV/SPNV betreffende Begründung jedoch nicht. Beruht ein 60 Minuten übersteigender Schulweg etwa auf einer atypischen Wohnsituation eines Schülers, die einen längeren Fußweg zur nächsten Bushaltestelle erfordert, kann auch ein 60 Minuten übersteigender Schulweg zumutbar sein.“
Wenn der end etwas sagt, dann kann man sicher sein, dass ein Blödsinn ist.
Wieso steht Heide Nord eine Schule gut an, aber nicht Halle-Ost?
Wieso darf Halle-Ost keine weiterführende Schule bekommen? Der Norden und der Westen von Halle hat bereits weiterführende Schulen!
Deutschland ist richtig schlimm geworden