Neues Schuljahr in Sachsen-Anhalt: Bildungsgewerkschaft GEW erwartet zum neuen Schuljahr erneut verschlechterte Unterrichtsversorgung für die 213.000 Schüler im Land

Mittwoch ist der letzte Ferientag in Sachsen-Anhalt. Und auch im neuen Schuljahr wird es wegen des Lehrermangels viele Ausfälle geben. Nach Angaben der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) herrscht an den allgemeinbildenden Schulen im Land mach wie vor eine miserable Unterrichtsversorgung. Das Bildungsministerium wiegele ab und tröste die Schulen mit vagen Ankündigungen.
Die vom Bildungsministerium eingeführte Maßnahme der Vorgriffstunde hat kaum positive Effekte auf die mangelhafte Unterrichtsversorgung, auch weil die Anzahl der Schüler*innen steigt. „Die verpflichtende Vorgriffstunde für alle Lehrkräfte muss dringend wieder abgeschafft werden“, sagt Eva Gerth, Vorsitzende der GEW Sachsen-Anhalt. Diese ad-hoc eingeführte Maßnahme demotiviert und wirft in der Praxis mehr Probleme auf, als dass sie eine adäquate Lösung gegen den Lehrkräftemangel darstellt.
„Die Umsetzung der Vorgriffstunde geschieht teilweise rechtswidrig. So werden zum Beispiel Vorgriffstunden, die auf Feiertage fallen, nicht bezahlt. Das ist ein Verstoß gegen das Entgeltfortzahlungsgesetz. Weiterhin erfolgt die Bezahlung nicht monatlich, wie in der Arbeitszeitverordnung festgelegt, sondern erst am Ende des Schuljahres. „Damit müssen Lehrkräfte nicht nur mehr arbeiten, sie geben zusätzlich ihrem Arbeitgeber und Dienstherrn noch einen Kredit, weil dieser ‚technisch‘ nicht in der Lage ist, die Bezahlung rechtzeitig umzusetzen. Üblicherweise ist dann eine Verzinsung der Guthaben fällig“, führt Eva Gerth aus. Die GEW Sachsen-Anhalt unterstützt auch hier Lehrkräfte, die vor Gericht ihre Rechte einklagen wollen. Zudem ist das Bildungsministerium dringend aufgefordert, mit den Gewerkschaften und Verbänden Gespräche über die Untersuchung bzw. Messung der Arbeitszeit von Lehrkräften zu führen.
Aber auch in anderen Punkten lässt das Bildungsministerium die Schulen im Regen stehen:
- Die notwendige Anpassung des Erlasses über den flexiblen Unterrichtseinsatz wird seit Monaten angekündigt und liegt jetzt zu Schuljahresbeginn immer noch nicht vor.
- Stunden für zusätzlich geleistete Arbeit, wie u. a. für die Betreuung von Seiteneinsteigenden oder Lehrkräften im Vorbereitungsdienst, werden nach wie vor nicht angerechnet.
- Eine Entlastung von Seiteneinsteigenden zu Beginn ihrer beruflichen Tätigkeit wird generell abgelehnt.
- Die zentrale Administration der dienstlichen Laptops des Schulpersonals kann immer noch nicht gewährleistet werden.
- Die Schullaufbahnempfehlung in Klasse 4 soll geändert werden, doch wie genau und was dies für die Lehrkräfte bedeutet, wissen die Schulen ebenfalls noch nicht. Gleiches gilt für die geplanten organisatorischen Änderungen im Zusammenhang mit den Abiturprüfungen.
- Weiterhin verweist das Bildungsministerium auf die multiprofessionellen Teams an den Schulen. Es gibt jedoch viel zu wenige davon. Die GEW Sachsen-Anhalt rechnet damit, dass es nur ungefähr an jeder zweiten Schule Schulsozialarbeiter*innen gibt und nicht einmal an jeder zehnten Hilfe durch Schulverwaltungsassistent*innen. Die 100 angekündigten Digitalassistent*innen sind ebenfalls noch nicht vollständig eingestellt worden.
- Die so wichtige Entwicklung von Konzepten zur intensiveren Zusammenarbeit zwischen Grundschulen und Horten im Vorfeld der Ganztagsschulen wird weiterhin allein auf den Schultern von Schulleitungen und Horten lasten, zusätzlich zur „normalen“ Arbeit.
Für die Schulen gibt es in einem Brief des Bildungsministeriums zu Beginn des Schuljahres lediglich warme Worte, vage Ankündigungen und das Verbot des Gendersternchens in offiziellen Schreiben als einzig konkrete Maßnahme.
„In den Schulen löst dies alles Enttäuschung aus“, so Gerth weiter. „Diese Enttäuschung wird wahrscheinlich nichts am aktuell großen Engagement meiner Kolleginnen und Kollegen ändern. Aber wenn das Bildungsministerium nicht endlich substanzielle Lösungen für die jahrelang verschleppten Themen in unserem Bildungswesen findet, führt das Ganze zu noch mehr Belastungen, Erkrankungen und Kündigungen von Lehrkräften.“
Wer seine Kinder liebt und will, dass sie als Schüler wirklich etwas lernen, schickt sie nicht auf eine öffentliche Schule. Die im Artikel aufgezählten Probleme sind in Schulen, die in freier Trägerschaft sind und Schulgeld erheben, de facto nicht vorhanden.
Das sind sie dafür leider in ganz anderen Dingen , denn das Land kürzt hier zunehmend mehr die Gelder der freien Schulen. Das erhobene Schulgeld deckt ja nur die Differenz des Schülerkostensatzes zwischen staatlicher und freier/privater Schule. Tatsächlich erhalten Schülerinnen und Schüler an öffentlichen Schulen mehr Geld pro Kopf.
Die freien Schulen kämpfen hart um ihre Existenz , denn das Land ist auch nach mehreren Urteilen noch immer nicht bereit , die Ungleichheit in der Finanzierung zu beenden und den rechtmäßigen Zuschuss (der den freien Schulen zusteht ) zu zahlen.
Der Stressfaktor ist auch an freien Schulen immens. Die Probleme sind nur andere bzw. geht auch hier der Lehrermangel nicht einfach so vorbei. Ganz im Gegenteil … Lehrerinnen und Lehrer mit grundständiger Ausbildung werden durch das Ministerium immer wieder als Lehrkräfte zweiter Klasse behandelt und vom System ausgeschlossen.
Ohje, Du kannst doch nicht so einfach sein Weltbild infrage stellen. Schon gar nicht mit der Wahrheit. 🙂
Das löst aber das Problem der öffentlichen Schulen und damit der ünerwältigenden Mehrheit der Schüler nicht!
Das Bildungsministerium Sachsen-Anhalt bietet Anlass für eine lange und ernste Versäumnisliste und alles was dir dazu einfällt, ist der „Tipp“, sich von der Misere loszukaufen? Falls du es noch nicht mitbekommen hast – auch DU und deine Kinder sind Teil der Gesellschaft und wenn die den Bach runtergeht, nützt dir auch irgendwann dein Geld nichts mehr. Gute Bildung ist für alle wichtig. Also mal mehr ans große Ganze denken, sonst traust du dich irgendwann nicht mehr vor die Tür, weil hier Zustände wie in Amerika herrschen.
@Paulus ,welche Schulen in Halle und Umgebung , wären das ? Schreib es ! Aber komm mir nicht mit der Waldorfschule .
Das interessiert doch keinen, die Gewerkschaft schon gar nicht.
Dann lasst doch die Herrschaften Lehrer mal etwas mehr arbeiten.
30 Stunden Unterricht pro Woche sind ja nun keine Körperverletzung. Bei privaten Bildungsinstituten ist das – und mehr – üblich.
Und die haben keine 16 Wochen Ferien.
Wie oft muss man euch eigentlich noch um die Ohren hauen, dass die reine Unterrichtszeit nur die Hälfte der anfallenden Arbeit bedeutet? Unterricht muss schließlich vorbereitet werden, Klassenarbeiten und Tests müssen kontrolliert werden, außerschulische Tätigkeiten vorbereitet und durchgeführt werden. Weiterbildungen, Elternabende usw. gibt es ebenfalls noch. Hinzu der zunehmende psychische Druck durch uneinsichtige, nachlässige Eltern, aggressive Schüler… DU möchtest mit keinem Lehrer tauschen!