PlasmaService feiert 20. Geburtstag in Halle (Saale) – Parkprobleme und Sicherheitsgefühl thematisiert

Inmitten der belebten Innenstadt, nur wenige Schritte vom Händel-Denkmal entfernt, befindet sich einer der wichtigsten medizinischen Standorte der Stadt – und das fast unsichtbar. Hinter schlichten Glastüren am Marktplatz 13 werden tagtäglich bis zu 200 Plasmaspenden entgegengenommen, die später zu lebensrettenden Medikamenten verarbeitet werden. Seit 20 Jahren betreibt PlasmaService in Halle ein solches Zentrum – Anlass für ein großes Jubiläum, bei dem gefeiert, aber auch kritisiert wurde.
Von der Krise zur Konstante: Die Geschichte des Zentrums
Gegründet wurde das Zentrum 2005, ein Jahr zuvor hatte die Firma Baxter ihr Plasmazentrum in der Großen Ulrichstraße aufgegeben. Ein kleiner Neustart mit großem Potenzial. Denn schnell wurde klar: Der Bedarf an Plasma steigt rasant. Im Jahr 2020 folgte der Umzug direkt an den Marktplatz – ein Schritt in die Öffentlichkeit, aber auch in die Verantwortung.
„Wir haben uns hier gut eingelebt“, sagt Conny Dietrich, die seit Jahren das Zentrum leitet und das Gesicht des Hauses geworden ist. Am Empfang kennt man viele Spender beim Namen. Einige kommen wöchentlich, manche sogar mehrmals im Monat.
Feier mit Botschaft: Jubiläum als Plattform für Kritik
Zum runden Geburtstag kamen Vertreter der Stadtverwaltung und Lokalpolitik. Auch Christine Gröger, die Amtsärztin der Stadt, war vor Ort. Zwischen den Gratulationen wurde jedoch auch Klartext gesprochen: „Wir wünschen uns bessere Rahmenbedingungen“, sagte Dietrich offen.
Ein besonders kurioses, aber dennoch sehr belastendes Problem betrifft die Müllentsorgung. Da es untersagt ist, Mülltonnen im Innenhof des Gebäudes aufzustellen, müssen die vollen Müllsäcke manuell aus der zweiten Etage nach unten gebracht werden – ein umständlicher und zeitraubender Kraftakt, der für das medizinische Personal zusätzlichen logistischen Aufwand bedeutet. Für ein Zentrum, das täglich mit biologischem Material arbeitet, ist das keine vertretbare Dauerlösung.
Noch gravierender wirkt sich die angespannte Sicherheitslage in den Abendstunden aus. Der derzeitige Betriebsschluss ist auf 19.45 Uhr festgelegt – nicht etwa, weil der Bedarf nicht höher wäre oder weil das Personal nicht länger arbeiten möchte, sondern aus Sorge um die Sicherheit der Mitarbeitenden und Spender. Denn laut Dietrich ist die sichtbare Präsenz der Polizei auf dem Marktplatz nur bis 20 Uhr gewährleistet. Seit der Schließung von Galeria Kaufhof habe sich das Sicherheitsempfinden vor Ort spürbar verschlechtert. Es komme vermehrt zu auffälligen Situationen im Umfeld des Marktplatzes, was längere Öffnungszeiten faktisch unmöglich macht. Gerade für berufstätige Spenderinnen und Spender, die erst abends Zeit hätten, bedeutet das eine erhebliche Einschränkung.
Auch die Verkehrssituation rund um das Zentrum sorgt für Frust – vor allem, weil Halle nicht nur ein Spende-, sondern zugleich ein Logistikstandort ist. Geschäftsführer Henrik Oehme macht deutlich: Trotz mehrfacher Versuche sei es bislang nicht gelungen, eine umfassende Parkgenehmigung für das Zentrum zu erhalten. Dabei ist eine funktionierende Liefer- und Ladeinfrastruktur entscheidend, denn in Halle befindet sich die zentrale Tiefkühlzelle des Unternehmens – auch für die Plasmaspenden aus Merseburg. Täglich werden Plasmakonserven über kurze Distanzen in die Stadt gebracht und hier bei minus 37,3 Grad Celsius tiefgefroren gelagert.
Kalt, kontrolliert – und lebenswichtig: Ein Blick in die Kühlzelle
Die Kühlzelle ist das Herzstück des logistischen Teils der Einrichtung. Mit flüssigem CO₂ betrieben, herrscht hier eine Temperatur, die einem arktischen Winter gleicht. „Maximal zehn Minuten darf ein Mitarbeitender in der Zelle bleiben“, erklärt Geschäftsführer Henrik Oehme. Dicke Fellstiefel, gefütterte Jacken, Handschuhe sind Pflicht.
Ein besonders sensibles Thema: Es gibt keine Notstromversorgung. „Wenn der Strom ausfällt, müssen wir innerhalb kürzester Zeit ein tiefgekühltes Transportfahrzeug organisieren. Sonst droht ein Schaden in fünfstelliger Höhe – und ein medizinisches Desaster.“
Warum Plasma lebensrettend ist – und trotzdem Mangelware bleibt
Plasma ist der flüssige Bestandteil des Blutes und enthält lebenswichtige Proteine wie Immunglobuline, Gerinnungsfaktoren oder Albumin. Daraus entstehen Medikamente für Patienten mit Autoimmunerkrankungen, Gerinnungsstörungen (wie Hämophilie) oder Immunschwäche.
Henrik Oehme bringt es auf den Punkt: „Ein Patient mit Hämophilie braucht 100 bis 150 Spenden im Jahr. Ohne diese Medikamente würde er bei jeder kleinen Verletzung verbluten.“
Dabei ist die Plasmaspende schonend: Nur das Plasma wird entnommen, die restlichen Blutbestandteile fließen zurück in den Körper. Der Organismus ersetzt die entnommenen Bestandteile innerhalb von 48 Stunden. Theoretisch sind so bis zu 60 Spenden im Jahr möglich.
Doch Europa steckt in der Plasmakrise: Nur 20 Prozent des Bedarfs werden hier gedeckt – 80 Prozent des verwendeten Plasmas kommen aus den USA. In einigen europäischen Ländern ist bezahlte Plasmaspende sogar verboten – was das Angebot zusätzlich verknappt.
Expansion: Vom Nischenanbieter zum gefragten Mieter
Was vor 20 Jahren kaum vorstellbar war, ist heute Realität: PlasmaService ist nicht mehr der Bittsteller – sondern ein gefragter Mieter. „Früher haben uns viele Vermieter abgelehnt. Heute sind wir Ankermieter“, erklärt Oehme. Besonders in Osteuropa wächst die Bereitschaft zur Spende: In Budapest gibt es 13 Plasmazentren. In Hamburg? Kein einziges. Mittlerweile betreibt PlasmaService 40 Standorte – mehr als die Hälfte davon in Tschechien und Ungarn.
So läuft eine Plasmaspende ab
Vor der Spende steht die medizinische Prüfung. Neue Spender müssen:
- mindestens eine Blutspende erfolgreich hinter sich haben,
- einen Gesundheitsfragebogen ausfüllen (inkl. Angaben zu Vorerkrankungen, Medikamenten, Impfungen und Sexualverhalten),
- den Hb-Wert messen lassen (zur Erkennung möglicher Blutarmut),
- sowie einen ärztlichen Check absolvieren (Puls, Blutdruck, Temperatur).
Erst dann erfolgt die Spende: Blut wird aus der Armvene entnommen, das Plasma wird maschinell abgetrennt, die restlichen Bestandteile zurückgeführt. Das alles dauert etwa 30 Minuten bei Frauen, 45 Minuten bei Männern – je nach Kreislauf und Trinkverhalten.
Ein Beruf mit Verantwortung – und großer Anerkennung
In Halle arbeiten rund 45 Mitarbeiter, davon 30 im direkten Spenderkontakt. Vier Ärztinnen und Ärzte sind täglich im Einsatz. Sie begleiten den medizinischen Ablauf, beantworten Fragen und sorgen für Sicherheit.
Eine Spenderin erzählt: „Ich gehe seit Jahren regelmäßig. Bei mir wurde durch die Laboruntersuchung sogar eine Schilddrüsenerkrankung entdeckt. Ohne die Spende hätte ich das nie erfahren.“









Parkprobleme und Sicherheitsbedenken?
Die Verantwortlichen sollen nicht rumjammern sondern einfach mal eine Veranstaltung der Grünen/Linken besuchen. Dann würden sie verstehen, dass man in Städten keine Autos benötigt und dass das keine „auffälligen Situationen“ sondern kulturelle Bereicherung ist.
So, wie ich das sehr vage gehaltene Gesagte in dieser Pressemitteilung interpretiere, geht es nicht um Kundenparkplätze, sondern um Parkmöglichkeiten für den Lieferverkehr. Die Grünen/Linken behaupten nie, dass keine Lieferfahrzeuge in der Stadt fahren dürfen. Es geht aber aus der Pressemitteilung auch nicht hervor, was die genauen Anforderungen sind, bzw. was eine „umfassende Parkgenehmigung für das Zentrum“ sein soll. Jedenfalls ist es logisch, dass nicht jeder Hinz und Kunz mit dem Auto bis auf den Markplatz fahren können muss, denn das würde der Attraktivität des Stadtzentrums mehr schaden als nützen. Das Parkhaus Händelcarrée ist nur wenige Schritte entfernt, und auch das an der Spitze ist nicht weit.
Zudem halte ich das in der Pressemitteilung hervorgebrachte Sicherheitsargument für übertrieben. Es ist ohne Probleme möglich auch abends und nachts unbeschadet über den Marktplatz zu laufen. Ich weiß echt nicht, worauf Frau Dietrich hier anspielt. Dass da ab und zu ein paar Talahons am Roten Turm rumlungern, hat keine grundsätzlichen Auswirkungen auf den Geschäftsalltag.
Hier können Sie sich voll und ganz auf das Erfahrungspotential der Belegschaft des Plasmazentrums verlassen!
Gegebenenfalls werden die Mädels vor Ort gerne einige Erlebnisse ab 20 Uhr auf dem Heimweg über Markt und
Hallmarkt erzählen.
Sie können’s ja mit Kreide auf das Pflaster malen, dann erfahren alle davon. 😉
Besonders interessant und mutig finde ich immer die anonymen Kommentare
Plasma hin – Leben retten her, gegen die Autohasser im Rathaus kommen die nicht an. Naja…und dass unsere Polizeibeamten nach 20 Uhr noch Präsenz zeigen sollen, ist ja wohl unzumutbar und viel zu gefährlich für die.