Richtfest am Weinberg Campus in Halle: Hybridbau für 16 Millionen Euro soll Start-ups, Digitalisierung und Forschung vereinen

Am Montag wurde auf dem Weinberg Campus in Halle (Saale) ein Meilenstein gefeiert: Das Richtfest für den neuen „Innovation Hub“, einen hochmodernen Erweiterungsbau im Technologiepark, der in Zukunft Raum für rund 200 Start-ups und mehr als 1.000 neue Hightech-Arbeitsplätze schaffen soll. Für über 16 Millionen Euro entsteht hier ein hybrides Innovationszentrum mit Werkstätten, Fertigungslaboren und Büros – finanziell unterstützt durch das Land Sachsen-Anhalt mit knapp 15 Millionen Euro Fördermitteln.
Die Feier wurde von der traditionellen Zeremonie geprägt. Unter der schwebenden Richtkrone trug der Polier den Richtspruch vor und schlug symbolisch Nägel in den Rohbau ein. In seinem Versmaß betonte er die Unverzichtbarkeit des Handwerks:
„Es geht bestimmt auch ohne Butter, es geht auch ohne Schwiegermutter, es ging ohne tausend Sachen, die uns die Welt beschwerlich machen. Nur ohne uns, da geht es nicht. Denn selbst beim allerkleinsten Haus ist ohne uns der Zapfen aus.“

Ein Zentrum für die nächste Gründer:innengeneration
Der neue dreigeschossige Erweiterungsbau umfasst insgesamt 15 Werkstätten und Fertigungslabore sowie 54 Büros. Die Nutzfläche beträgt über 2.000 Quadratmeter. Ergänzt wird der Bau durch Co-Working-Bereiche sowie eine integrierte Tiefgarage. Die Fertigstellung ist für Ende 2026 vorgesehen.
Der Bau sei notwendig geworden, da die Kapazitäten am Campus nahezu ausgeschöpft seien. „Die Auslastung liegt bei 99 Prozent“, erklärte Dr. Ulf-Marten Schmieder, Geschäftsführer des Technologieparks Weinberg Campus. „Wir haben lange nicht gebaut“, so Schmieder weiter, „doch es gibt einen Bedarf für Startups. Sie brauchen neuen Raum, um an den Start zu gehen und zu wachsen.“
Die Planung richte sich gezielt an den Forschungsfeldern der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, der Universitätsmedizin, der Bioökonomie sowie neuen Materialien aus. Dies seien „Bereiche, in denen die Unternehmen am Weinberg Campus schon erfolgreich sind“, erläuterte Schmieder.
„Man habe den Fokus auf die Kernbereiche gelegt“, sagte er. Dabei sollen nicht nur Räume geschaffen, sondern gezielt auch IT und Digitalisierung integriert werden. „Für die jungen Unternehmen soll es nicht nur die erste Heimstatt sein“, betonte Schmieder.
Erstes Richtfest seit 14 Jahren – Planung begann 2017
Das Richtfest markiert auch für Schmieder persönlich einen besonderen Moment:
„2011 wurde das bisher letzte Gebäude am Weinberg Campus eingeweiht. Deshalb ist es auch mein erstes Richtfest“, erinnerte er. Der Weg zum heutigen Bau sei ein langfristiger gewesen. Bereits 2017 habe man im Aufsichtsrat erste Diskussionen geführt, ob neue Gebäude notwendig seien. In den folgenden Jahren seien ein Flächenentwicklungs- und ein Zukunftskonzept entstanden. Der entscheidende Grundsatzbeschluss durch den Aufsichtsrat fiel schließlich im Jahr 2021.

Ein Beitrag zur Standortentwicklung von Halle und Sachsen-Anhalt
Der Bau des Innovation Hub ist auch ein strategisches Projekt im Rahmen der Landesentwicklung. Wirtschaftsminister Sven Schulze unterstrich die Bedeutung des Vorhabens für die Region:
„Das Projekt bringt Sachsen-Anhalt und Halle nach vorn“, sagte er.
Daher investiert das Land Sachsen-Anhalt 14,7 Millionen Euro an Fördermitteln. Schulze betonte, dass Investitionen in Infrastruktur und Innovation entscheidend seien, um Fachkräfte und Unternehmen anzuziehen:
„Man könne nicht versuchen, Leute für das Land zu werben und die Voraussetzungen stimmen nicht“, erklärte der Minister. Ziel sei es, ein attraktives Umfeld für internationale Unternehmen zu schaffen:
„Wenn sich Unternehmen aus aller Welt hier wohlfühlen, haben wir am Ende des Tages alles richtig gemacht.“
Fruchtbarer Boden für Start-ups
Auch Halles Oberbürgermeister Dr. Alexander Vogt zeigte sich begeistert vom Fortschritt des Projekts. In seiner Rolle als Aufsichtsratsvorsitzender des Technologie- und Gründerzentrums sagte er: „Der Stellenwert des Weinberg Campus ist für die Stadt Halle (Saale) und das Land Sachsen-Anhalt bereits jetzt immens. Er wird in den nächsten Jahren noch erheblich steigen.“
Der Campus sei ein „fruchtbares Start-up-Ökosystem“, das mit dem Neubau gezielt für die nächste Generation von Gründerinnen und Gründern ausgebaut werde. „Seine Erweiterung stärkt den Standort weiter – nicht zuletzt als kontinuierlichen Impulsgeber für eine prosperierende regionale Wirtschafts- und Wissenschaftslandschaft“, betonte Vogt.
Impulse für Ostdeutschland – ein Aushängeschild
Auch Bürgermeister Egbert Geier hob die Bedeutung des Standortes hervor: „Der Neubau sei ein Impuls, der Signale sendet an alle jungen Unternehmer, sich hier auf dem Weinberg Campus anzusiedeln.“
Schon heute gebe es am Weinberg Campus 300 Startups und 100 weitere Firmen mit insgesamt über 6.000 Beschäftigten. Geier weiter: „Der Weinberg Campus ist nicht nur eines der Aushängeschilder für Halle, sondern für ganz Ostdeutschland. Das ist toll. Daran sollten wir weiter arbeiten.“
Architektonisches Konzept: Hybridbau mit Weitblick
Die Entwurfsplanung stammt vom Architekturbüro um Aline Hielscher, die das Gebäude als „Hybridbau“ beschreibt – sowohl im Hinblick auf die Konstruktion als auch auf die Nutzung. Der Bau sei eine Kombination aus Stahlskelettstruktur mit einer Holzfassade, die Innenräume gliedern sich in Werkstätten im Erdgeschoss sowie Büros in den Obergeschossen.
Hielscher blickte zurück auf den Projektstart:
„Vor drei Jahren habe man die Planung bekommen. Und dass nun schon der Rohbau stehe, sei in der Geschwindigkeit nicht selbstverständlich.“
Zugleich warf sie einen Blick auf die zukünftige Mobilitätsentwicklung und richtete einen Appell an Politik und Bauherren:
„Andere Länder machen es sehr gut vor. Wir müssen hier noch lernen und nachziehen.“

Hightech zieht ein – NORCSI als Leuchtturmprojekt
Unter den künftigen Nutzern des Gebäudes wird auch das Unternehmen NORCSI sein. Bereits beim Richtfest stellte NORCSI ein originalgroßes Modell seiner Vorserienfertigungsanlage vor, die künftig am Campus betrieben werden soll. Das Unternehmen entwickelt Anoden aus reinem Silizium für E-Fahrzeugbatterien, die Reichweiten von über 1.000 Kilometern ermöglichen sollen – bei Ladezeiten von weniger als zehn Minuten.
„Der Weinbergweg bleibt die erste Adresse“
Zum Abschluss formulierte Dr. Ulf-Marten Schmieder seine langfristige Vision für den Standort: „Der Technologiepark Weinberg Campus ist schon jetzt für junge Unternehmen ein zukunftsweisender Ort für Innovation und wirtschaftliches Wachstum. Wir arbeiten daran, dass er zukünftig weiterhin deutschlandweit ganz vorn mitspielt.“
Mit dem neuen Innovation Hub werde ein deutliches Signal gesetzt: „Mit dem Erweiterungsbau des Innovation Hub senden wir eine weitere klare Botschaft in diese Richtung: Wer in Sachsen-Anhalt ein innovatives Startup gründen will, für den ist und bleibt der Weinbergweg die erste Adresse.“
Dabei verstehe man sich nicht nur als Vermieter, sondern als aktiver Innovationsförderer: Schmieder verwies auf Initiativen wie den „Startup Elevator“ und den „Digital Hub Halle (Saale) – Life Science & Bioeconomy“, die konkrete Angebote zur Betreuung und Beratung, zur Geschäftsmodellentwicklung, zur Finanzierung und Markterschließung böten – „von der Ideenphase bis zur Investitionsreife ihrer Innovationen“.

Wenigstens ist ganz verdeckt mal ein Bauarbeiter zu sehen.