Sondersitzung zur Schulentwicklungsplanung: Stadträte vertagen Entscheidung wegen zu vieler offener Fragen
In einer gemeinsamen Sondersitzung haben sich Bildungsausschuss und Jugendhilfeausschuss am Donnerstag mit der neuen Schulentwicklungsplanung befasst. Nach rund dreistündiger Debatte wurde die Entscheidung auf den Januar vertagt. Stadträte hatten noch viele offene Fragen.
Schon zu Beginn der Sitzung hatte Ulrike Wünscher (CDU) Kritik daran geübt, “dass solche wichtigen Vorlagen 3 Minuten vor der Angst in einer Sondersitzung behandelt werden. Dafür habe ich wenig Verständnis.”
Als Knackpunkt bei den Stadträten gilt insbesondere die neu zu gründende vierte IGS. Die Schule soll in der Ottostraße an den Start gehen. Verkehrstechnisch hat dieser Standort eine schlechte Anbindung, waren sich viele Stadträte einig. Sie plädierten für die Dölauer Straße.
Lehrer, Schüler und Eltern des Lyonel-Feiniger-Gymnasiums meldeten sich zu Wort und beklagten, dass an ihrer Schule ein weiterer Klassenzug eingerichtet werden soll. Die Größe des Schulhofs sei für die Menge an Schüler gar nicht ausgelegt, schon jetzt kommt es dort öfter mal zu Unfällen wegen der beengten Verhältnisse. Auch das Schulkonzept sei dann nicht mehr umsetzbar, wenn diese Räume durch zusätzliche Klassen belegt werden.
Die Verwaltung hat aber ein Problem: die Schülerzahlen steigen immer wieder an. Sie muss für das kommende Jahr voraussichtlich 650 Gymnasialplätze zur Verfügung stellen, über 100 mehr als in diesem Jahr.
Keine Diskussionen gab es indes zu den Plänen, für die Sekundarschule Halle-Süd 8 Unterrichtscontainer bereitzustellen. Mitte des Jahres gab es ja einige Diskussionen um die Reil-Sekundarschule. Denn die sollte einen Zweitstandort in der Dölauer Straße bekommen. Nach Protesten nahm die Stadtverwaltung davon wieder Abstand. “Eine weit entfernt liegende Außenstelle wäre auch schulorganisatorisch nicht machbar gewesen”, musste nun Bildungsdezernentin Katharina Brederlow gestehen. Nun bekommt die Reil-Schule also diesen Außenstandort nicht, und die bisher mitgenutzte Container-Schule in der Rainstraße wird künftig vom Giebichenstein-Gymnasium “Thomas Müntzer” genutzt. Somit hat die Reil-Schule also künftig nur noch in der Ernst-Schneller-Straße ihren einzigen Standort. In den kommenden beiden Jahren sollen deshalb nur jeweils zwei 5. Klassen neu aufgenommen werden, weil sonst dort die Räume nicht ausreichen.
“Der Schulentwicklungsplan ist eine große Herausforderung”, befand Hendrik Lange (Linke). Anhand des Anwahlverhaltens (Die IGSen sind besonders gefragt) merke man, wie sehr von den Menschen das gegliederte Schulsystem abgelehnt werde. Es sei auch nur ein Märchen, dass dieses nach oben offen sei. Probleme hat er aber mit dem Standort Ottostraße für die neue IGS. Stattdessen schlägt Lange zunächst für die Gründung die Dölauer Straße vor und für die dauerhafte Lösung einen Neubau in Heide-Nord, möglicherweise aber auch direkt in der Dölauer Straße wegen der guten Anbindung und dem großen Einzugsbereich. Den Bau soll die Stadt aber alleine stemmen und nicht als PPP-Projekt realisieren. Die aufgeworfenen Schulhof-Probleme am LFG könne er nachvollziehen. Das sei aber ein hausgemachtes Problem, weil die Stadtratsmehrheit dafür war. denn Schülershof als “Autohof” zu behalten und nicht wieder zu einem Hof für Schüler zu machen. Die Vorlage halte er nicht für abstimmungsreif, es gebe zu viele Fragezeichen.
Das Gebäude in der Dölauer Straße sei für die ambitionierten Pläne zu klein, sagte Bildungsdezernentin Katharina Brederlow. Problem für Heide-Nord sei auch die Erreichbarkeit. Zwar ist eine Straßenbahn im Gespräch, aber es gibt noch keinerlei Beschlüsse. Zudem gebe es im Norden, Süden und Westen jeweils mehrere weiterführende Schulen, aber eben im Osten nicht. Deshalb präferiert die Stadtverwaltung einen Schulneubau für die IGS (Der Standort Ottostraße ist nur für die Gründung und die ersten Jahre vorgesehen) die Freiimfelder Straße. Die Gebiete Diemitz und Freiimfelde hätten auch eine hohe SGB2-Quote, so Katharina Brederlow. Deshalb hält die Stadt den Standort für wichtig. Der Neubau soll nicht als PPP-Modell errichtet werden. Stattdessen werde sich die Stadt einmieten. Private Bauherren seien nicht an die Ausschreibungsbedingungen der Stadt gebunden, so Brederlow. Zudem sei der zuständige Fachbereich in der Verwaltung auch ausgelastet.
“Ich sehe die Not der Stadt, was die Schulplätze angeht”, sagte Andreas Slowig, Schulleiter des Christian-Wolff-Gymnasiums. Allerdings befremde ihn, dass das CWG einen weiteren Klassenzug bekommen soll. Schon jetzt komme man mit den Turnhallenzeiten nicht hin. Übrigens plant die Stadtverwaltung einen Erweiterungsbau für das CWG. Eigentlich müsste der 2026 stehen, dann brauche man ihn, meinte Katharina Brederlow.
Wie Hendrik Lange plädiert auch Thomas Senger vom Stadtelternrat für die Dölauer Straße als Standort für die IGS. Die Ottostraße sei eine merkwürdige Idee. Die Verkehrsanbindung sei katastrophal.
Die Verwaltung nahm Torsten Schiedung (SPD) in Schutz. Die jetzige Situation sei zwar bedauerlich, aber auf die Verordnungen aus dem Bildungsministerium zurückzuführen, teilweise noch aus der Zeit, also der CDU-Kreisvorsitzende Marco Tullner Bildungsminister war. Es sei offensichtlich, dass der Osten der Stadt eine weiterführende Schule brauche, doch auch der Standort Dölauer Straße sei nicht schlecht.
Am Ende der Debatte nutzte CDU-Stadträtin Ulrike Wünscher nochmal die Chance, gegen das System IGS zu schimpfen. Dieses hätte die Sekundarschulen kaputt gemacht. „Die Eltern stimmen mit den Füßen ab“, reagierte Bildungsdezernentin Katharina Brederlow. Ein gegliedertes Schulsystem (Hauptschule, Sekundarschule, Gymnasium) helfe hier nicht. Denn Problem sei auch, dass es in Sachsen-Anhalt keine verbindliche Schullaufbahnempfehlung gibt. Die Sekundarschulen seien indes durch andere Entscheidungen beschädigt worden, das Land stelle für die Schulform zu wenig Lehrer bereit, so Brederlow. Und Detlef Wend (MitBürger) verwies auf Studien, wonach längeres gemeinschaftliches Lernen bis zur 6. Klasse sinnvoll ist.
IGS Ottostraße: Es sind 6 Minuten Fußweg von der Straßenbahnbahnhaltestelle Theodor Neubauer Str. Ecke Merseburger Str.) bis zur Schule in der Ottostraße. Das ist für Kinder ab der 5. Klasse durchaus machbar. Es fahren auch genug Bahnen die Merseburger Str. entlang und halten dort.
(Das ist genauso lang wie von der Haltestelle Saline zum Holzplatz…)
Danke für die aktuellen Informationen. Leider haben Sie auch hier die Gemeinschaftsschule Francke vergessen, die sich auch zu Wort gemeldet hat. Wir können die Probleme des Feiniger-Gymnasiums verstehen, aber von den 60 min allein 50 Minuten Redezeit zu bekommen zeigt einmal mehr die sich verschärfende Klassengesellschaftsentwicklung. Wir initiieren hauptsächlich Berufsvorbereitung. Dazu brauchen wir Praxisräume. Schon jetzt haben wir Probleme genügend Schüler für das Handwerk zu motivieren. Da reicht es nicht die Mogelpackung Praxistage oder Praktika anzubieten. Unser handlungsorientiertes Schulprogramm und die vielfältigen Angebote im Ganztagsbereich werden den Kürzungen zum Opfer fallen.
So wir es bei Krippen und Kita Plätzen mangelt, geht es an den Schulen weiter. Man kann ja auch nicht vorauss sehen, dass die Kinder auch irgendwann zur Schule gehen müssen. Man hat das Gefühl, die da oben warten drauf das sich die Probleme von alleine lösen. In Fünf Jahren wird es noch weniger Lehrer geben, die Rente rückt näher. Ach egal, fallen wir weiter in der Pisa Statistik.
Die da oben … Die Ausschuss-Sitzung war doch der beste Beweis, dass die ehrenamtlich agierenden Stadträte zusammen mit der Stadtverwaltung die gestiegenen Zahlen an Schüler*innen angehen, dafür sorgen, dass es ausreichend Plätze in allen Schulformen gibt und das auch noch rechtzeitig. Und Kitaplätze dürfte es in Halle mittlerweile genug geben. Aber kleiner Tip: Die Sitzungen sind öffentlich.
Und die AfD hat die Lösung parat? Ein Schulsystem wird nicht nur von „oben“ gestaltet.
Der Vertreter der AFD hat sich gar nicht geäußert !
Wie auch HH oder Freien Wähler .
Die CDU in Person von Frau Wünscher lebt noch im Vorgestern.
Herr Wend hat es passend kommentiert .
Danke. Ganz meiner Meinung.
Die CDU allen voran? Es gibt nicht genug Schulplätze, die Klassen und Schulen sind überbelegt. Einige Schulformen sind in Unterzahl. Ich freue mich das eine neue IGS eröffnet werden soll. Ich bin kein afd Freund und denke auch nicht das die Lösungen für irgendwas parat haben. Nur die CDU leider auch nicht und das schon seit Jahren.
Es fehlen nicht nur Lehrer, es fehlt auch ein guter Lehrplan, wie gibst in der DDR, da haben die Kinder noch was gelernt und zwar alle Kinder, auch die, die jetzt alles besser wissen komischer Weise. Solange Kinder bestimmen was wie gelernt wird, geht das schief
So sieht Es aus .
Militarisierung des Unterrichts, Indoktrination im Staatsbürgerkundeunterricht. Fahnenappell.
Die SED entscheidet, wer studieren darf und wer nicht.
Ach war das ein herrliches System… /sarkasmus
Schullaufbahnempfehlung! Dann wären die Gymnasien auch nicht mehr so überlaufen.
Allein die Tatsache, dass der Stadtelternrat keinen Platz mehr im Bildungsausschuß der Stadt Halle hat, spricht doch Bände!
Im Stadtelternrat engagieren sich motivierte Eltern ALLER SCHULFORMEN (ebenfalls ehrenamtlich und ohne Aufwandsenrschädigungen oder Sitzungsgelder) für die Bildung aller Kinder!
Der Bildungsausschuß und auch der Stadtrat täte gut daran, diesen Eltern zuzuhören und mit ihnen ZUSAMMENzuarbeiten!
Aber vermutlich hat man hier in den vergangenen Jahren zu oft den gesalzenen Finger in die offensichtliche Wunde gelegt. 😞
Der AFD sei Dank! Die AFD hat es verhindert, falls man sich wundert.
Herr Raue war es persönlich !
Ja, alles cool, es gibt keine Probleme. Wir wurschteln etwas rum und alles ist schick. Wir schaffen das sozusagen! Der Spruch hilft immer.
Die Verantwortlichen haben versagt……Schulnote 6, setzen!
Wenn endlich der richtige Standort für die neue Schule gefunden ist, dann fehlen die Lehrer. Nach dem Ergebnis von Pisa sollte Ergebnisorientierter diskutiert werden und nicht in solchen „Hausruck -Aktionen“.
Wohin ruckt das Haus denn? Und welches überhaupt?
So etwas werden Wend und Co eben nicht verstehen. Da fehlt aus irgendwelchen Gründen einfach der dafür notwendige Intellekt.
Mein Gott, kein Problem kann groß genug sein, um nicht zu allererst dem politischen Gegner die Schuld in die Schuhe schieben zu wollen. Das lenkt davon ab, dass man auch keine Lösung hat. Wie in der Grundschule. Was muss noch passieren?
Einfach abwarten. Wie immer. „Die“ werden schon was unternehmen. Du musst nichts tun. Die Welt dreht sich auch ohne dich weiter.
„Und Detlef Wend (MitBürger) verwies auf Studien, wonach längeres gemeinschaftliches Lernen bis zur 6. Klasse sinnvoll ist.“
Irgendwelche Studien der Linkspartei usw. sind Grundlage für seriöse Entscheidungen. Außerdem will Wend nur seine Unterschichtsklientel anderen Menschen aufhalsen, was ziemlich durchsichtig ist.
Der Schwurbler und Wendhasser vorm Herren.
Alle Finnen sind Linksradikale?
@ Beitrag um 17:41 Uhr: Meinen guten Namen für Ihre unflätigen Beiträge zu nutzen, ist nicht sehr höflich.
Außerdem muss ich obigen Beitrag korrigieren.
„Irgendwelche Studien der Linkspartei usw. sind Grundlage für seriöse Entscheidungen.“
Ich meine keine Grundlage für seriöse Entscheidungen. Wend ist zwar nicht Mitglied der Linkspartei, wirkt aber mit seinen unseriösen Aussagen so.
Ja ich finde es gar nicht höflich, wenn in meinem gutem Namen geschrieben wird.
Am Ende schreibt hier jeder als PaulusHallenser, ja wo kommen wir denn da hin.
Stimmt nicht, aber wenn man keine Ahnung hat.
Klar legt die Kommune die notwendige Schulform fest und das Landesschulamt muss genehmigen oder ablehnen.