Stadtgeschichtstag in Halle: Was kann und darf Protest? Umweltproteste in der DDR und heute

Unter dem Titel “Abseits der Norm” hat sich der hallische Stadtgeschichtstag am Samstag dem Thema Widerstand oder Kriminalität in Halle (Saale) gewidmet. Und zum Abschluss des Tages trafen Umweltakteure aus der DDR auf heutige Umweltaktivisten der “Letzten Generation”: Matthias Waschitschka und Wolfgang Schuster – beide wurden von der Stasi überwacht und zwischendurch auch eingesperrt – auf der einen Seite, Christoph Eichert und Tabea Stier als Blockierer der Letzten Generation auf der anderen Seite.
Matthias Waschitschka beklagte die Geheimhaltung der Umweltdaten zu DDR-Zeiten. Die Saale als stinkende Kloake, die teilweise auch die Fische im benachbarten “Kanal” tötete, sprang einen als junger Mensch förmlich an, sagte Waschitschka, dessen Vater in der Karbid-Fabrik in Buna arbeite, eine der Dreckschleudern schlechthin. Unter dem Dach der Kirche sei einiges möglich gewesen, beispielsweise die Gründung der Umweltbibliothek. Waschitschka sprach von einem “Schuldgefühl gegenüber der nächsten Generation” zu seinem damaligen Engagement.
Dort stieß auch Wolfgang Schuster dazu, der nicht aus einem christlichen Elternhaus kommt. Er sei Lokalpatriot und habe immer gern an der Saale gelebt, sagte er. Als seine Kinder auf die Welt gekommen seien, hatte er Angst sich einmal vorwerfen zu lassen, nichts getan zu haben. Durch einen Freund kam er in Kontakt mit der ökologischen Arbeitsgruppe. “Das Dach der Kirche war unser Schutz.” Es habe Disziplinarmaßnahmen und Gängelung gegeben, auch Telefonierverbot. Die Umweltbewegten brachten mit dem “Blattwerk” auch eine eigene Zeitung heraus, versehen mit dem Hinweis “Nur für den innerkirchlichen Gebrauch.” Trotzdem hat die Stasi ein Exemplar beschlagnahmt. Schuster berichtete von Schaumkronen auf der Saale und sogar auf der Straße. Und auch von einem Schnippchen, dass der Stasi geschlagen wurde. Am Amselgrund wurde geangelt, unter den Augen der Stasi. Und währenddessen wurde an der Brücke in der Mansfelder Straße ein großes Plakat angebracht: “wir haben diese Erde nicht geerbt, sondern von unseren Kindern geliehen.” Schuster hat sich sogar mit dem russischen Stadtkommandanten angelegt. Zur Krötenwanderung zuckelten Sowjetpanzer durch die Dölauer Heide, wo doch dort eigentlich motorisierte Fahrzeuge verboten sind. Nach der Wende wurde dann bekannt, dass sich tatsächlich auch die verantwortlichen DDR-Behörden nach Schusters Interventionen um das Thema gekümmert haben. Aber natürlich durfte die DDR-Umweltbewegung nicht erfahren, dass sie tatsächlich etwas bewegt haben. Schuster hat sich sogar mit einem eigenen geschmückten Faltboot am Bootskorso zum Laternenfest beteiligt und dort sogar einen Preis gewonnen. Doch am späteren Abend wurde die Polizei angesicht der Umweltplakate (Umweltschutz tut Not, wir sitzen alle in einem Boot” aggressiv, versuchte Schusters Boot – in dem auch seine Kinder saßen – abzudrängen. “Wir hätten auch untergehen können”, sagte Schuster angesichts der damaligen Situation. Weil er aber die Saale kannte, flüchtete er mit dem Boot in flacheres Gewässer, dorthin kam das Motorboot der Polizei nicht hin. Und auch heute noch ist Schuster aktiv. “Ich pflanze immer noch Bäume und nehme Wasserproben in der Saale.” Auch sammele er regelmäßig Müll. Wichtig sei es, die Kinder frühzeitig an dieses Thema heranzuführen. Leider sei er bei seinen Aktionen oft allein. Er denke, es gebe heute genügend Möglichkeiten, sich zu engagieren. Und er kündigt an: “ich lasse nicht locker, solange ich klar denken kann.”
Seit 2018 ist Tabea Stier in Halle, studiert hier Lehramt für Förderschulen und hat sich in diesem Jahr der Letzten Generation angeschlossen, nachdem sich schon zuvor an Umweltdemos in der Saalestadt teilgenommen hat. Es sei ihr nicht genug, was die Politik angesichts der drohenden Katastrophe mache. Sie sehe ihren Platz auf der Straße, um gegen die Klimapolitik zu demonstrieren. Noch bestehe die Chance, das Ruder rumzureißen. Historischer Wandel sei oft nur passiert, weil Menschen in zivilen Ungehorsam geleistet haben. Sie habe gemerkt, dass Demonstrieren nicht reicht. Blockadeaktionen mache man zwar nicht gerne, “aber wir haben bemerkt, dass das effektiver ist und mehr Aufmerksamkeit bringt.” Man wolle den Protest in die Öffentlichkeit tragen.
Pfarrer in der Paulusgemeinde ist Christoph Eichert und ebenfalls seit diesem Jahr in der “Letzten Generation” aktiv. Hier hat er bereits an Protestmärschen teilgenommen, wurde auch einmal durch die Polizei bei einer Straßenblockade weggertragen. Als gebürtiger Erzgebirger kam der 55-Jährige bereits als Jugendlicher mit dem damaligen Baumsterben in Berührung. Es sei ihm wichtig, etwas zu tun. Er wolle gegen das Ignorieren angehen, so Eichert, und ein Stopp-Signal senden, dass es so nicht weitergehen könne, man wolle wie ein Feuermelder sei und aufschrecken. Er erlebe, dass die Regierung bezüglich des Klimaschutzes die Verfassung nicht einhält. Und auf diesen Rechtsbruch mache man aufmerksam. Auch eine Demokratie brauche zivilen Ungehorsam. Nur dadurch sei ein Frauenwahlrecht durchgesetzt worden, die Diskriminierung schwarzer Menschen wurde abgebaut.
Doch was ist nun der Unterschied? “Es gab damals keinen Aushandlungsspielraum”, sagte Waschitschka. Jeder Protest habe gleich die Systemfrage aufgeworfen. Schuster erklärte, die Aktionen der Letzten Generation würden für weitere Spaltung sorgen und die Menschen verärgern. “Die Bevölkerung nimmt man so nicht mit.” Tabea Stier sagte, es sei zwar klar, dass man mit den Aktionen auf für Verärgerung sorge. “Aber unser Protest soll Druck auf die Regierung ausüben.”
„Waschitschka sprach von einem “Schuldgefühl gegenüber der nächsten Generation” zu seinem damaligen Engagement.“
Wer’s glaubt…
Die LG ist unbelehrbar. Ständig die gleichen Worthülsen, keinerlei Einsicht, dass ihre „Aktionen“ das Thema Klimaschutz konterkarieren und überwiegend zu Ablehnung führen.
Auch im Artikel wird nicht deutlich genug gemacht, worin der wichtigste Unterschied zur DDR-Protestbewegung liegt: Diese richtete sich gegen die Regierung und nahm die Bevölkerung mit.
In einer Demokratie muss man Mehrheiten organisieren, um seine Interessen durchzusetzen. Die LG tut das genaue Gegenteil.
Umweltprotest bewirkt immer etwas, damals wie heute. Heute passiert leider viel zu wenig und immer weniger in Sachen Umweltschutz, sind die Zerstörungen doch nun viel größer, jedoch anders gelagert. Ging es damals z.B.um die verschmutzte Saale und Feinstaub in der Luft, ist die Tragweite der Auswirkungen des Artensterbens und der Klimakatastrophe heute von einer ganz anderen Dimension. Nimmt man die Sache ernst, kommt man auch heute nicht um hin, über die Systemfrage zu diskutieren. Daher sollte es nicht darum gehen, wie Herr Schuster sagt, dass man eventuell die Verursacher „verärgert“. Die Letzte Generation möchte mit gewaltfreiem Protest und Aktionen wachrütteln, dass das nicht allen Menschen passt, ist doch eigentlich logisch. Trotzdem ist es natürlich hervorhebenswert, dass man zusammen verschiedene Meinungen auf Augenhöhe austauscht, denn „alte“ und „neue“ Umweltaktivisten sollten sich nicht gegeneinander auspielen (lassen), sondern trotz oft anderer Beweggründe und anderer Geschichte zusammen auf die Stärke der Vernetzung setzen. Wie war das mit dem einen Boot?
„Die Letzte Generation möchte mit gewaltfreiem Protest…“
Selten so gelacht!
Was denn sonst? Was passt ihnen nicht daran? Eine Schuldumkehr herbeischreiben zu wollen ist hier einfach zu billig – ganz nach dem Motto: “ Ich will meine Gewohnheiten nicht ändern, also behaupte ich einfach das Gegenteil der Wahrheit und Schuld haben sowieso die anderen – und ich meine Ruhe.“
In der DDR waren die Umweltaktivisten mutig, da sie jahrelangem Gefängnis, Diskriminierungen und anderen Schikanen ausgesetzt waren. Was hat das heute denn mit Mut bei der Letzten Degeneration zu tun? Strafzahlungen bekommen sie von der Sekte bezahlt und ihren reichen amerikanischen Gönnern. Haft im Gefängnis? Lachhaft! Sozialstunden? Bisher noch nichts davon gelesen. Und bei den Klebeaktionen bekommen sie von der „bösen´´ Polizei Getränke und Wärmedecken. Das sind Kriminelle, die keine Angst vor den Folgen ihrer Taten haben müssen. Und Herr Eichert diskreditiert sich als Pfarrer mit seinen Taten bei dieser Umweltsekte. Kein Wunder, dass viele die Evangelische Kirche mittlerweile als Anhängsel der GRÜNEN wahrnehmen. Das fängt mit der Kombination Brenner/Striegel an und geht weiter bis zu Eichert. So treibt man die Menschen weiter aus der Kirche, die sich endlich um theologische Belange kümmern sollte und nicht um politische Scheingefechte gegen unseren demokratischen Staat und seine exekutiven Vertreter. Wie fände es denn Herr Eichert, wenn irgendeine ideologisch verbohrte Truppe in die Pauluskirche geht und den Innenraum massiv mit Farbe bespritzt, nur um auf ihre scheinbar ehrenwerten Ziele hinzuweisen?
Suchtreffer für schuldumkehr
Leider ergab Ihre Suchanfrage keine Treffer.
Meinten Sie Schubumkehr, schuldunfähig oder Trendumkehr?
„Schuld haben sowieso die anderen…“ scheint mir doch aber ihr Motto zu sein, Herr Bürger für Halle, oder?
*um hin
*hervorhebenswert
*auspielen
Alle richtige Widerstandskämpfer! Ständig Verfolgte! Haut nicht so auf den Putz. Habe selbst im Stasiknast gesessen. Trotzdem beschmeiße ich nicht alles mit Dreck was in der DDR erreicht wurde.
Ich würde die DDR gern wieder haben. Und fand es gut das es die Stasi gab. Da warn fast alle noch normal
Stasi gut, alles gut! 👮 Dann sind die Clowns wie der B4H ganz schnell W eie weg. Auf der Flucht. Oder entpuppen sich als Wendehälse.
Jedenfalls wusste die Stasi Abtlng.XXII (Terrorabwehr) schon Wochen vorher wo es knallt. Und nicht hinterher.
…denn es gibt seit Jahren kein Waldsterben durch sauren Regen mehr oder sogar Smog-Alarm,Ozonlöcher durch FCKW und all die anderen furchtbaren lebenszerstörenden Ereignisse welche die Menschheit in wenigen Jahren ausrottet. In einer ferneren (falls es nicht wirklich die letzte) Generation ist wird es dann wahrscheinlich sogar keinen Klimawandel mehr geben…
Hoffentlich!