Stahlbetonmauer schlängelt sich den Gimritzer Damm entlang

Wo sich derzeit ein Schotterweg mit Bäumen rechts und links vom Rennbahnkreuz zur Heideallee schlängelt, wird sich voraussichtlich im kommenden Jahr eine Betonmauer erstrecken. Der Landesbetrieb für Hochwasserschutz (LHW) hat am Dienstagabend in der Bürgerversammlung seine Planungen für den Hochwasserschutz am Gimritzer Damm vorgestellt.
Vier verschiedene Varianten wurden untersucht. In einer war ein neuer Erdwall an Stelle des bisherigen Damms vorgesehen. Doch wegen DIN-Anforderungen wurde diese Möglichkeit verworfen, weil der neue Deich höher und breiter sein müsste. „Da würden wir in das bestehende Überschwemmungsgebiet erheblich eingreifen“, sagte Frank Friedrich vom LWH. Eine weitere Variante sah eine Mischung aus Spundwand und Erdwall vor. Der vor fünf Jahren begonnene Deichbau sollte hierbei fortgeführt werden. Doch in dieser Variante erwies sich die Halle-Saale-Schleife als Problem, weil diese zwischen Spundwand und Erdwall entlang führt und im Hochwasserfall frühzeitig mit mobilen Wänden verschlossen werden müsste. In dem Fall wäre jedoch Gut Gimritz nicht mehr erreichbar, weshalb auch diese Variante verworfen wurde. Der Deichbau entlang der Halle-Saale-Schleife, wie ihn Oberbürgermeister Bernd Wiegand unmittelbar nach dem Hochwasser 2013 realisieren lassen wollte, wurde aus den bekannten gerichtlichen Widerständen nicht weiter verfolgt.
Am Ende blieb dann die Lösung einer 1.290 Meter langen Mauer, eine „tragende, dichtende und tiefgegründete Bohrpfahlwand“, wie Frank Friedrich erläuterte. Im Abstand von drei Metern sollen 88cm dicke Pfähle bis zum 7 Meter in die Tiefe gerammt werden. Darüber kommen Kopfbalken als Verbindung und darüber dann die schützende Wand. Diese soll zwischen 60cm und 110cm in die Höhe ragen und an mehreren Stellen mit Sitzmöglichkeiten ausgestattet werden. „Erlebbar“ wolle man die Wand machen, so Friedrich. An vier Stellen wird die Wand für Durchgänge unterbrochen, um die Wegebeziehungen zu erhalten. Eine Querung wird im Bereich Blücherstraße mit einer Zufahrt zur Bürgerbrücke auf die Peißnitz errichtet. Auch eine Zufahrt zum Festplatz und eine Radwegüberfahrt zur „Halle-Saale-Schleife“ und zur Straße „An der Wilden Saale“ werden geschaffen. An allen Stellen werden kleine „Schränke“ eingeordnet, in denen mobile Schutzelemente gelagert werden, mit denen im Hochwasserfall die Durchbrüche verschlossen werden. Und auch im Bereich des Pumpwerks wird die Schutzwand kurz unterbrochen und durch einen Erdwall ersetzt. Für den Bau der Spundwand muss sämtlicher Bewuchs auf der Ostseite des heutigen Damms entfernt. Wegen der Hochdruckgasleitung in der Deichkrone kann nur in räumlichem Abstand gebaut werden. Der Fuß- und Radweg auf der Deichkrone bleibt auch künftig, wird asphaltiert und dient auch als Deichverteidigungsweg. Die Erdfläche an der alten Eissporthalle wird abgetragen, ebenso wie der begonnene Deich am Sandanger. Hierdurch kann die Retentionsfläche vegrößert werden. Die Erde hiervon soll aber entlang der Spundwand wieder aufgeschüttet werden, um hier eine Bepflanzung zu ermöglichen. 10 Monate lang sollen die Bauarbeiten dauern und rund 3,3 Millionen Euro kosten.
Landschaftsarchitektin Berit Kleine hat die Umweltauswirkungen der Varianten getestet. Dabei schneidet auch die Vorzugsvariante als die beste Lösung für die Natur ab, sagte sie. Auch wenn großflächig Gehölze entfernt werden sollen, würden sich keine „Verbotstatbestände“ ergeben, sagte sie. Denn bewertet habe man auch die Qualität des Bewuchses. Während es sich entlang der Halle-Saale-Schleife um eine Auenlandschaft handele, sei der Dammbereich von Neophyten geprägt, also ursprünglich hier nicht heimhische Pflanzenarten. Vor Baubeginn werde aber auch noch einmal untersucht, ob sich in den Habitaten nicht doch plötzlich geschützte Arten angesiedelt haben.
„Ich bin sehr angetan über das Ergebnis“, sagte ein Bewohner von Gut Gimritz, der gegen die erste Variante aus dem Jahr 2013 vorgegangen war. Er sehe, das Amt habe sich Mühe gegeben. Auch seine Nachbarin zeigte sich zufrieden, lobte eine „professionelle Präsentation“. Eine Sorge konnte noch genommen werden: dass an Stelle der Eissporthalle ein kleines Wohngebiet entsteht. Die Fläche wird begrünt. Trotz der Bauarbeiten bleibe die Erreichbarkeit von Gut Gimritz uneingeschränkt möglich, weil die Halle-Saale-Schleife nicht als Baustraße dient. Eine Frage zur Parksituation bei Veranstaltungen auf der Freilichtbühne konnte das LHW nicht geben. Dafür sei die Stadt zuständig.
Neueste Kommentare