Statt Halle-Tornau: neuer Großknast wird in Weißenfels gebaut

Der umstrittene Gefängnisneubau in Halle (Saale) wird doch nicht errichtet. Geplant war ein Komplex auf einem jetzigen Acker in Tornau und soll die bestehenden Einrichtungen Frohe Zukunft und Roter Ochse ersetzen. Anwohner waren gegen die Pläne Sturm gelaufen.
Nun will das Land Sachsen-Anhalt sein neues Gefängnis in Weißenfels errichten, informiert die Stadt im Burgenlandkreis. „Ich freue mich über die Meldung, das Weißenfels als ideale priorisierte Alternative genannt wurde. Sollte es so kommen, so eröffnet sich für Weißenfels eine große Chance zur Strukturstärkung“, erklärt der Weißenfelser Oberbürgermeister Martin Papke. „Ich habe über einen längeren Zeitraum die Diskussion in Halle verfolgt und erkannt, dass unser Gewerbestandort ‚Am Sandberg‘ geeignet ist und ein JVA-Neubau eine hervorragende Möglichkeit für unsere Stadt ist. Im letzten Jahr habe ich den Standort Weißenfels bei den Entscheidungsträgern in Stellung gebracht“, sagt Martin Papke. Dies sei nicht nur eine Investition in die moderne und sichere Unterbringung von Gefangenen, sondern auch ein wesentlicher Schritt in Richtung wirtschaftlicher Entwicklung der Stadt Weißenfels.
Die Vorteile für Weißenfels sind dem Oberbürgermeister zufolge vielfältig. Zum einen sei der Saalestadt mit einer konstanten Zahl von mehr als 400 Gefangenen (derzeit 488 Personen) eine jährliche Zuweisung in Höhe eines hohen sechsstelligen Eurobereichs seitens des Landes Sachsen-Anhalt sicher. Die finanzielle Zuweisung komme direkt der Stadt zugute. Zum anderen werden in Weißenfels auf diese Weise neue Arbeitsplätze geschaffen. Erwartet werden mehr als 300 Beamtinnen und Beamte des mittleren und gehobenen Dienstes (derzeit insgesamt 333 Beschäftigte). Durch den anstehenden Generationswechsel erhofft sich Martin Papke, dass diese Personen langfristig ihren Lebensmittelpunkt in die Region verlagern. Dies würde zu einem Anstieg der Weißenfelser Einwohnerzahl und somit zu einem positiven demografischen Effekt führen. Auch lokale Betriebe wie Bäckereien, Fleischereien, Wäschereien, Handwerksunternehmen und Dienstleister dürften hiervon erheblich profitieren. Neben dem wirtschaftlichen Aufschwung bietet der JVA-Neubau laut Oberbürgermeister Papke unter anderem auch eine Möglichkeit für Bundeswehrbeschäftigte im zivilen und militärischen Bereich. So habe die Einbeziehung von Bundes- und Landesbehörden bei der Besetzung von Arbeitsplätzen Priorität. Dies erhöhe die Wahrscheinlichkeit, dass Angehörige der Bundeswehr am Standort der Garnisonsstadt Weißenfels eine Folgebeschäftigung finden und deshalb mit ihren Familien vor Ort ansässig bleiben.
Der Standort „Am Sandberg“ stieß nicht nur aufgrund seiner hervorragenden Anbindung an die A9 auf positive Resonanz beim Land. Die Stadt Weißenfels wird auch die Flächennutzungsplanung und Baugenehmigung übernehmen. „Ich werde dem Stadtrat am 20. März 2025 vorschlagen, einen sogenannten ‚Letter of Intent‘ [Absichtserklärung/ Grundsatzvereinbarung] abzustimmen und an das Land Sachsen-Anhalt zu richten, um die beidseitige Planungen abzusichern und die nächsten Schritte gemeinsam zu initiieren“, sagt Martin Papke.
Der Oberbürgermeister möchte zudem die Bürgerinnen und Bürger transparent und umfassend über den Verlauf des Vorhabens informieren und sie in den Prozess einbeziehen. Eine erste Informationsveranstaltung wird am 17. März 2025, um 19 Uhr im Ortschaftsrat Langendorf stattfinden. „Die Realisierung der neuen JVA ‚Am Sandberg‘ in Weißenfels ist ein Schritt in die richtige Richtung – sowohl für unsere Stadt als auch für die Menschen, die hier leben. Wir sind zuversichtlich, dass wir gemeinsam mit dem Land Sachsen-Anhalt und der Bevölkerung dieses Projekt erfolgreich umsetzen können“, sagt Martin Papke.
Sebastian Striegel, rechtspolitischer Sprecher der Landtagsfraktion Bündnis 90/Die Grünen, kritisiert das Vorgehen scharf: „Die Landesregierung hat schon bisher nicht darin geglänzt, ein geordnetes Verfahren für den JVA-Neubau zu gewährleisten. Noch vor Kurzem bestritt das Finanzministerium, überhaupt einen Plan B zu haben – und nun stehen wir plötzlich vor einem Plan C? Dieses planlose Hin und Her ist inakzeptabel. Was fehlt, sind Transparenz und Verlässlichkeit.“
Neben der fragwürdigen Kommunikation bleibt auch die Frage nach den finanziellen Folgen ungeklärt. Für den ursprünglich geplanten Standort in Halle-Tornau wurden bereits Millionenbeträge für Planung und erste Vorbereitungen ausgegeben. Nun drohen weitere Kostensteigerungen – ohne dass ein einziger Kubikmeter Beton verbaut wurde.
„Wir fordern eine sofortige Einbindung des Landtags in die Planungen. Es muss klar sein, wann und wie dieses Projekt endlich realisiert wird. Zudem dürfen Fehlplanungen jetzt nicht dazu führen, dass an fachlichen Standards, etwa zur psychischen Gesundheit und Suizidprävention im Justizvollzug, gespart wird oder es zu weiteren Verzögerungen kommt“, so Striegel weiter.
So sieht geordnete und nachhaltige Landesentwicklung aus. Mal eben für politisches Gekungel der CDU 300 Beschäftigte 40km durch das Land verschieben.
Weißt du denn, ob die Beschäftigten alle Hallenser bzw. in Halle Wohnende sind? Möglicherweise kommen einige/viele (?) bereits aus dem Umkreis von WSF oder MER …
Wir dürfen wohl davon auskennen, dass sich der statistische Mittelpunkt ziemlich genau am heutigen Standort befinden wird. Da kann jemand aus Weißenfels dabei sein. Es kann auch jemand aus Bernburg dabei sein.
“ zur psychischen Gesundheit und Suizidprävention im Justizvollzug, gespart wird“
Was geht das den Steuerzahler an ???
„Auch lokale Betriebe wie Bäckereien, Fleischereien, Wäschereien, Handwerksunternehmen und Dienstleister dürften hiervon erheblich profitieren.“
Tja, liebe „frohe Zukunftler“ und „Tornauer“, hier lest ihr, was euch nun entgeht. Gerade Halle Tornau, ein Ortsteil, der leider völlig abgehängt ist, hätte davon profitieren können…
Nun greift Weißenfels nach dem „Kuchen“, weil sie wissen, wie man langfristig von so einer Investition profitiert!
Ähm, wovon genau sollen die Tornauer denn profitieren? Können Sie da konkrete Beispiele nennen?
versuchs mit verstehendem Lesen und blick ein Stück weiter
Frage gerne nochmal. Welche lokalen Betriebe sollen da profitieren? Oder kommen keine Argumente weil es keine gibt?
Klasse gemacht liebe Leute. Wieder ein Projekt vergrault.
Kein Ding diggi
Die sind in Weißenfels eben schlauer und nicht solche “ nein ich will nicht Hallenser“ Gratuliere Weißenfels
Das Wichtigste ist vor allem, gute Arbeitsbedingungen für die Justizangestellten zu schaffen.
Ruheräume, Fitnessräume, ein beheizter Pool und ein Cateringservice. 👍
Find ich super, bleibt der Aker erhalten und die Ruhe auch.
Lächerlich dass auf den Anwohnern rumgeritten wird.
Eben, als ob die jemals Rücksicht auf Anwohner genommen hätten.
Naja das auch aber vor allem das alle heulen von wegen die Anwohner sind schuld. Also hä?
„Der Oberbürgermeister möchte zudem die Bürgerinnen und Bürger transparent und umfassend über den Verlauf des Vorhabens informieren und sie in den Prozess einbeziehen.“ Dann viel Spaß. Hat ja schon so gut in Halle geklappt mit der Kommunikation vom Land.
Konkurrenz belebt das Geschäft. Was gestern Mist war ist auf einmal Gold. Neid und Mißgunst bewirken Wunder.
Revanche für die verlorene OB-Wahl? Was macht Tullner?
Der OB von Weißenfels hat geäußert, er habe im vergangenen Jahr die ewigen Verzögerungen mitbekommen und sei daher auf das Land zugegangen und habe dargelegt, was die Vorteile sind.
Ich gönne es Weißenfels. Mitteldeutsche Kleinstädte sind noch ärger gebeutelt als Halle, da ist jeder Impuls, der Leute in der Region hält, positiv. Ich bezweifle allerdings, dass das Argument „gute Autobahnanbindung“ besonders hilfreich ist, denn das führt dann doch wieder nur dazu, dass sich Leute nicht vor Ort ansiedeln, sondern lieber eine halbe bis dreiviertel Stunde aus Leipzig pendeln oder so. Davon hat Weißenfels dann wieder gar nix.
Das ist doch dem Land egal. Hauptsache sie können mal wieder ihre Macht gegenüber den Kommunen beweisen und die Städte gegeneinander ausspielen. Es ist auch egal wie viel Geld dabei verbrannt wird, ist ja nicht deren Geld. Kein Wunder, dass es mit Sachsen-Anhalt nicht vorwärts geht, wenn hier 35 Jahre nach der Wende größtenteils immer noch Westdeutsche Politiker regieren, denen es nur um sich und nicht um die Verbesserung des Landes geht.
Tröste dich, das machen die bei entsprechenden Stellen und deren Bezahlung ohnehin. Es wird ja kaum jemand sein angestammtes Wohnumfeld einer Großstadt mit derartiger Provinz tauschen. Denn auch im unmittelbaren Einzugsbereich ist eine Arbeitswegstrecke von 30 bis 45 Minuten die Norm. Wo man dann also, privat oder mit mangelhaftem ÖPNV, pendelt ist völlig wurscht, zeitlich gesehehn..
Das ist die Quittung, die Halle mit ihrer Stadtverwaltung verdient hat.
Halle wird weiter verarmemn und kann sich mit dem lächerlichen Zukunfszentrum befassen.
Da werden die bewohnr von Langendorf sicher toll begeistert sein, eine solche Anstalt vor der Haustür zu haben…
…in Volkstedt gibt’s auch eine JVA. Und das Nest ist noch kleiner als WSF…da beschwert sich auch niemand.