Umweltschützer fordern Stopp im Trothaer Wäldchen
Seit einigen Tagen wird im sogenannten Trothaer Wäldchen zwischen verlängerter Mötzlicher Straße, Karl-Ernst-Weg und S-Bahn-Trasse in Halle geringelt und gefällt. Es handele sich um einen ökologischen Waldumbau, heißt es von den Verantwortlichen, die auch auf einen Planfeststellungsbeschluss des Eisenbahnbundesamtes aus dem Jahr 2010 beziehen.
Nun meldet sich auch der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) Regionalverband Halle-Saalekreis zu Wort. Dieser fordert den sofortigen Stopp der Arbeiten und keine weiteren Bäume zu fällen oder zu ringeln. Statt eines Kahlschlags seien absterbende Gehölze sukzessive durch heimische Baumarten zu ersetzen. Der Planfeststellungsbeschluss müsse der Öffentlichkeit zugänglich gemacht und die Planungen müssten unter Einbezug der Bürger überdacht und an rezente Umweltbedingungen angepasst werden. Auch müssen alle weiteren Maßnahmen mit geltendem Artenschutzrecht in Einklang gebracht werden, so der Bund.
Seit Anfang des Jahres wurden rund 2000 Robinien geringelt, die in den nächsten ein bis fünf Jahren absterben werden. Zahlreiche weitere Bäumen, etwa 250 Pappeln und Eschenahorne, sollen bis Anfang März gefällt werden. Die Maßnahmen sollen den Bau der Zugbildungsanlage an der Berliner Brücke kompensieren und werden von der Deutschen Bahn in Absprache mit dem Umweltamt Halle auf kommunaler Fläche durchgeführt. Die im Osten angrenzenden Liegenschaften der Kirche sind nicht betroffen. Die Umsetzung der Planungen wird in den nächsten Jahren zu einer dramatischen Rodungsfläche führen.
Bei einem Vor-Ort-Termin stellten BUND-Aktive Höhlungen in mehreren geringelten Bäumen fest. „Sollte es sich herausstellen, dass die betroffenen Bäume als Fortpflanzungs- oder Ruhestätten geschützter Arten wie Fledermäuse oder holzbewohnender Käfer dienen, handelt es sich hierbei um die Auslösung eines Verbotstatbestandes nach Bundesnaturschutzgesetz § 44“, so Nicole Hermes vom BUND Halle-Saalekreis, „Wir fordern deshalb eine sofortige Überprüfung aller potentiellen Habitatbäume auf betroffene Tierarten. Hierzu sind von Artexpert*innen qualifizierter Fachbüros alle Höhlungen mit Teleskopkameras zu begutachten sowie Mulmproben zu entnehmen und auf Kotpellets von Fledermäusen und xylobionten Käfern sowie auf Käferlarven zu untersuchen. Weiterhin muss bei allen weiteren Arbeiten eine ökologische Baubegleitung durchgeführt werden. Für bereits geschädigte Ruhestätten muss unmittelbar ein Ersatz in Form von anzubringenden Fledermauskästen erfolgen.“
Selbst innerhalb der Schutzzone in einem Puffer von 100 Metern um den auf einer Pappel angelegten Rotmilanhorst wurden mindestens fünf Maßnahmen durchgeführt. Diese werden in den nächsten Jahren zu einer veränderten Habitatausstattung im Brutgebiet führen. Eine Störung während der Brutzeit kann weiterhin zum Verlust der Brut bis hin zur Vergrämung der Alttiere führen. Der Schutz des Horstes des Rotmilans als streng geschützte und Verantwortungsart des Landes und sein Bruthabitat muss in einem weiträumigen Puffer bei allen durchzuführenden Maßnahmen oberste Priorität haben. Ebenso sind Pappeln in die Liste der zu pflanzenden Baumarten aufzunehmen, um dem Rotmilan perspektivisch Horststandorte zu bieten.
Weiterhin hält der BUND die geplante Beräumung des Totholzes im Trothaer Wäldchen für ökologisch nicht vertretbar. Abgestorbene Gehölze müssen als stehendes und liegendes Totholz erhalten bleiben, um das Habitat- und Requisiten- und Nahrungsangebot für Wildtiere zu erhöhen sowie als Humusproduzent zukünftig Regenwasser zu speichern. Die lebenden Bestandsgehölze sollen auf der Fläche verbleiben und durch ihre Ökosystemdienstleistungen wie Verdunstungskälte und ‑feuchtigkeit den neu gepflanzten Bäumen helfen, sich auch in Hitzeperioden zu etablieren.
„Solche einschneidenden und irreversiblen Maßnahmen wie der geplante Waldumbau müssen mit Ziel und Augenmaß erfolgen. Eine intensive Bekämpfung von Neophyten ist sicher dann sinnvoll, wenn sie konkret und unmittelbar Schutzgebiete, gefährdete Standorte wie Magerrasen oder seltene und geschützte Tier- und Pflanzenarten bedrohen. Die ist hier nicht der Fall,“ so Ralf Meyer, Landesvorsitzender des BUND Sachsen-Anhalt, „In Zeiten von Klimawandel und Dürre, wie wir sie vergangenen Sommer erlebt haben, sollten nicht leichtfertig Bäume gefällt werden. Die jungen Bäume der geplanten Ersatzpflanzung sind anfällig für Trockenstress, ein Anwachsen und Überleben heißer trockener Sommer ist selbst bei aufwändigen und kostspieligen Gießmaßnahmen über Jahre hinweg ungewiss.“ „Wir sehen abgestorbene Ersatzpflanzungen bereits allerorten im Stadtgebiet von Halle,“ ergänzt Nicole Hermes, „Unklar bleibt weiterhin, wie viele Einzelgehölze tatsächlich ersetzt werden, da der Landschaftspflegerische Begleitplan lediglich von neuzupflanzenden Bauminseln spricht.“
Da laut Landschaftspflegerischem Begleitplan die Pappeln zu 30% abgestorben und die anderen Bäume sich in einem schlechten gesundheitlichen Zustand befinden, findet der Waldumbau ohnehin auf natürliche Weise statt, ohne dass überhaupt die Säge angesetzt werden müsste. Um die Entstehung einer Kahlfläche durch die nun erfolgte Ringelung zu verhindern, müssen als vorgezogene Ersatzmaßnahme nicht nur die bereits toten, sondern auch jeder geschädigte Bestandsbaum noch vor seinem Absterben durch eine Ersatzpflanzung kompensiert werden. Weitere Aufpflanzungen sollten vor allem auch an anderer Stelle geschehen, um Flächen aufzuwerten, die bisher keinen oder wenig Baumbestand aufweisen. Die Anlage von waldsäumigen Strukturen sowie die Beräumung von Müll befürwortet der BUND nachdrücklich. Die angelegte Mountainbike-Strecke soll als Freiraum für Jugendliche erhalten bleiben.
Die Maßnahmen wurden schon vor mehreren Jahren kommunisziert und sind planerisch abgesegnet. Auch der BUND hatte Zeit, sich einzubringen. Wie im Hambacher Forst soll hier von den Grünen und ihrer naturwissenschaftsfernenen Ideologie-Klientel Recht gebrochen werden. Die in Sachsen-Anhalt massenhaft vorhandenen Fledermäuse und Käfer werden wieder einmal aus der Mottenkiste geholt, um zum großen Rundumschlag gegen alles und jeden auszuholen. Wenn für die Unterbringung von Hundertausendenden illegaler Einwanderer Bäume gefällt und Flächen versiegelt werden, hört man von den Grünen dagegen nichts als Schweigen. Man wendet sein Mäntelchen, wie es gerade passt.
Die Grünen haben bei dieser Maßnahme nicht mitgewirkt. Da etwas zu unterstellen, ist Quatsch. Solche Behauptungen wie „massenhaft vorhandene Fledermäuse“ etc. zeugt von massiver Unwissenheit.
Die Leute vom BUND haben sich sehr gewissenhaft mit der Thematik auseinander gesetzt. Soviel Kompetenz in Sachen Wald ist in Halle selten und deshalb ist wichtig, das zu erwähnen. Ich wünsche mir jedoch ausdrücklich, das die Befürworter von vor 10 Jahren dieser unökologischen, barbarischen Maßnahme sich in der Öffentlichkeit zu ihrer Verantwortung bekennen.
Welche Verantwortung? Es ist eine nach fachlichen Maßstäben nicht falsche Maßnahme und wurde dementsprechend erstellt. Kann man barbarisch finden, dass wäre aber der Gesetzgeber die bessere Adresse.
Man darf aber die Frage stellen, warum sich die Bahn auf der Suche nach ihren Ausgleichsflächen städtischer Flächen bedienen muss und nicht eigene Flächen dafür zur Verfügung stellen kann. Der hintere unbebaute Bereich des RAW könnte in gleicher Weise einen ökologischen Umbau vertragen.
In der Art und Weise ist es eine falsche Maßnahme. Weder wurde wissenschaftlich untersucht, inwieweit dort überhaupt Eichen wachsen können, da diese gesicherte Wasserverhältnisse benötigen, noch bedarf es eines so radikalen Kahlschlags. Das Wort „Umbau“ ist schon der falsche Ansatz und zeugt von wenig Verständnis für Natur. Die Trockenheit der letzten Jahre wird von den Entscheidungsträgern bei allem vollkommen ausgeblendet. Vielleicht sind Robinien bald die einzigen Bäume, die mit dem Klimawandel hier zurechtkommen.
Viel Polemik. Da frage ich mich, wer hat hier das Sagen, die Forstfachleute und Umweltamt mit Fachkompetenz oder die selbsternannten Umweltschützer ?
Da frage ich mich auch, bei soviel besorgten und umweltbewussten Anwohnern wie der ganze Müll in das Wäldchen kommt, waren es etwa Mülltouristen oder doch vielleich „Entsorgung über den Gartenzaun“ ?
Der Müll liegt größtenteils seit 30 oder 40 Jahren dort, hat die Stadt aber bisher nicht interessiert. Jetzt soll ihn die Bahn beräumen, klingt nach raffinierter Mogelpackung der Stadt.
Das Sagen haben übrigens die Beamten, nur Ahnung von Natur haben die nicht allzuviel, vor allem keinen Respekt. Weder vor Natur, noch Anwohnern, noch Zeiträumen, noch Klimawandel samt Trockenheit. Da werden vom grünen Schreibtisch aus per Federstrich mal eben 8500 Bäume dem Tod geweiht. Bis dort wieder etwas Vergleichbares nachgewachsen ist, vergehen etliche Jahrzehnte. Bei ehemaligem Bergbaugebiet ist fraglich, ob jemals etwas anderes wächst als Pionierpflanzen. Aber Untersuchungen des Bodens oder überhaupt weitergehende Überlegungen sind bei Beamten nicht notwendig, die schalten und walten wie es ihnen beliebt.
@stekahal Forstfachleute sind nicht per se Naturschützer, und die Menschen im Umweltamt auch nicht unbedingt. Es gibt im Natur- und Artenschutz einige Regeln. Eine davon ist, dass bei Änderungen in einem Gebiet/Habitat für die dort lebenden Individuen eine ökologische Kontinuität gewährleistet werden muss. Kahlschlag und dann > 10 Jahre warten, bis wieder eine Vegetation entstanden ist, die entsprechenden Lebensraum bietet, funktioniert nicht, denn sind die Individuen einmal weg, kommen sie kaum wieder. Das sollte der Kenntnisstand bei Naturschützern und Landschaftsplanern, die in den letzten Jahren ein Studium absolviert bzw. die sich weiter gebildet haben sein.
Man muss sich fragen, was in der unteren Naturschutzbehörde Halles los ist, dass immer wieder solchen unsachgemäßen Entscheidungen kommt. Spätestens wenn gegen Gesetze (Naturschutzgesetz) verstoßen wird, muss eingegriffen werden.
„Man muss sich fragen, was in der unteren Naturschutzbehörde Halles los ist, dass immer wieder solchen unsachgemäßen Entscheidungen kommt.“
Ganz einfach, sie sind Beamte und dürfen das. Die sitzen zuviel über ihren Akten und haben vom Klimawandel draußen noch gar nichts mitbekommen.
Ich denke, Aldag kann man durchaus als Umweltschützer bezeichnen und er hat eine vernünftige Meinung dazu.
http://www.tvhalle.de/mediathek/view/549594/04_02_2019_Waeldchen_Trotha.html