“Und nachher noch ins Prisma”: Stadtmuseum zeigt Sonderausstellung im Stadtmuseum mit “Gastronom”-G und Rotem Telefon zu Erich Honecker
In diesem Jahr feiert Halle-Neustadt sein 60-jähriges Bestehen. Und daran beteiligt sich auch das Stadtmuseum in der Großen Märkerstraße. Fotos und Dinge aus Halle-Neustadt sind zu sehen, die in den letzten 10 Jahren in die Sammlung des Stadtmuseums gelangt sind. Die Sonderausstellung “Und nachher noch ins Prisma! Fotos und Dinge aus Halle-Neustadt” ist bis 29. Juni kommenden Jahres zu sehen.
Gezeigt werden zahlreiche Fotos, die der “Fotozirkel Buna” geschossen hat. 23 Fotografien des Fotozirkels Buna – ab 1971 unter der Leitung von Gerald Große – zeigen z. B. hochwertige Aufnahmen Neustadts aus der besonderen Perspektive der Zirkelmitglieder. Sie halten Momente des Wandels fest und spiegeln typische Szenen wider. Ergänzt wird dieser Teil durch 19 originale Dokumente, die das Vorgehen und die erfolgreiche Arbeit des Zirkels zeigen: So wird es einen großen, handgefertigten Ausstellungsplan zur Kollektivausstellung „Unser Bäumchen-Bericht“ geben, der für die 18. Arbeiterfestspiele in Rostock entworfen wurde. Urkunden und Goldmedaillen zeigen, auf welche Art das Engagement der Arbeiter gewürdigt wurde.
Aber auch Objekte sind zu sehen. Natürlich die Praktica-Kamera, mit der die Fotos geschossen worden. Aber auch Dinge, die äußersten Seltenheitswert haben. Zum Beispiel ein Tonmodell des Künstlers Hans Rothe, der nach diesem Entwurf schließlich 1983 den Brunnen “Früchte des Meeres”. Den Brunnen gibt es heute nicht mehr, nur noch die Straßenbezeichnung “Am Meeresbrunnen”.
Zum Leuchten gebracht wurde das „G“ des Gastronom-Schriftzuges. Das Gastronom besaß die längste Bar der DDR und war mit 478 Plätzen die größte Gaststätte Halle-Neustadts und Treffpunkt zahlreicher Neustädter. Derzeit wird der Komplex saniert. Stadtmuseums-Direktorin Jane Unger hofft darauf, dass der Eigentümer anschließend den Schriftzug wieder anbringt. In einer Vitrine steht auch ein knallrotes Telefon. Nicht irgendeines. Es stand im Büro der einstigen stellvertretenden Bürgermeisterin Helga Gries, war direkt an ein spezielles Leitungsnetz angeschlossen und besaß eine Verbindung zum Vorzimmer des DDR-Staatschefs Erich Honecker. Denn auch das war das Besondere an Halle-Neustadt: die neue Stadt wurde von Frauen regiert. Die Oberbürgermeisterin war Liane Lang, 20 Jahre lang – von der Gründung als eigenständige Stadt bis zur Eingemeindung nach Halle.
Eine Broschüre zum Erstbezug einer Wohnung in Halle Neustadt erklärt zudem, wie sich die Chemiearbeiterstadt Halle-West entwickelt und gibt nützliche Ratschläge zu Eigenreparaturen und Pflege der Wohnung. Auch die Stadtordnung von Halle-Neustadt ist zu sehen. Die enthält einige Pflichten für die Bürger: “Alle Bürger der Stadt Halle-Neustadt sowie ihre Gäste, die Leiter der Kollektive der Betriebe und Einrichtungen werden aufgefordert, gemeinsam mit den staatlichen Organen und den gesellschaftlichen Organisationen durch Fleiß, Ideenreichtum und persönliche Initiative das Anliegen dieser ° Stadtordnung durchsetzen zu helfen sowie durch eigene Vorbildwirkung und aktive Teilnahme dazu beizutragen, daß a) jederzeit die Ordnung, Sauberkeit und Hygiene der Stadt Halle-Neustadt gewährleistet ist, b) die Arbeitsplätze, Wohn- und Erholungsgebiete so gestaltet werden, daß sie die Entwicklung der sozialistischen Gesellschaft fördern und daß sich in ihnen das neue Lebensgefühl sozialistischer Menschen äußert, c) die freiwillige Einhaltung der geforderten Normen zur selbstverständlichen Verhaltensweise wird.”
Jane Unger, Direktorin des Stadtmuseums, sagt zur Ausstellung: „Wir möchten, dass Haneu als Stadtteil nicht untergeht oder übersehen wird und dass die besondere Geschichte dieser einst auf dem Reißbrett konzipierten und heute so veränderten, bunten Stadt deutlich wird. Halle-Neustadt, so fasst sie zusammen, bedeutet für viele Menschen eine alte oder neue Heimat zu sein. Wir wünschen uns deshalb, dass die Besucherinnen und Besucher unserer Ausstellung so vielfältig sein werden wie es Halle-Neustadt selbst ist.“
Kuratorin Anne-Christin Bielig findet das Zirkelwesen besonders interessant: „Es war dafür gedacht, der Bevölkerung die Kunst näher zu bringen. Ideologie spielte dabei natürlich eine große Rolle, aber die Ausstellung zeigt im ersten Teil mit über 40 Objekten vor allem einen besonderen dokumentarisch-künstlerischen Blick, den sich die Arbeiter dadurch aneigneten.“
Muß man sich doch mal ansehen…
Muss man nicht, nein. Aber wer mag, kann natürlich.
Auch ich werde hingehen und meiner Kindheit und Jugend Erinnerungen im Gedanken aufzufrischen.
Mit 7 in die Schule in Buna die Lehre dann zur NVA und zurück nach Haneu .
Heute nur noch Erinnerungen an die schöne Jugend die wir in Halle Neustadt hatten
„in Buna“
Da ist die Grundsicherung heute natürlich kein Wunder.
Das waren sie, die Zeiten, in denen – je nach Sichtweise – entweder alles besser oder alles schlechter war.
„Zum Beispiel ein Tonmodell des Künstlers Hans Rothe, der nach diesem Entwurf schließlich 1983 den Brunnen “Früchte des Meeres”.“
Interessante Ausstellung. Aber bei dem Thema hätte ich zur Eröffnung eine entsprechende Musik gewünscht, z.B. eine Big Band mit Musik der letzten 60 Jahre und keine orientalische Jammermusik, die gestern schwer zu etragen war.